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Absturz ausgeschlossen

Messmaschine prüft sicherheitsrelevante Komponenten von Seilbahnen
Absturz ausgeschlossen

Kabinen mit 30 Fahrgästen, die selbst Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometern pro Stunde trotzen: Der österreichische Seilbahnhersteller Doppelmayr kann sich keine Fehler in der Produktion erlauben. Mit einem Portal-Messgerät von Carl Zeiss sichert das Unternehmen die Präzision seiner Systeme, die dadurch um das vier- bis fünffache gestiegen ist.

Glänzender Pulverschnee, wundervolle Panoramen und eine fast unberührte Piste: Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit die Skifahrer ihren Urlaub in vollen Zügen genießen können. Das gilt nicht nur für Pisten, Wetter und Schneeverhältnisse, sondern auch für die Lifte. Kurze Anstehzeiten, schnelle und komfortable Fahrten, möglichst keine Ausfälle und die Gewissheit, sicher zum Ziel zu kommen – auch das macht Skifahren zum ungetrübten Erlebnis.

In Kitzbühel zum Beispiel fahren 54 Seilbahnen und Liftanlagen 95 000 Personen pro Stunde zu den Gipfeln und zwischen den Skigebieten hin und her. Zahlreiche Bahnen und Lifte stammen von der Doppelmayr Gruppe. Der Hersteller von Seilbahnsystemen hat Stammwerke in Wolfurt, Österreich und Goldau, Schweiz. Über 14 000 Seilbahnsysteme hat die Doppelmayr Gruppe bislang weltweit für Kunden produziert und vor Ort gebaut. Mit diesem Geschäft erzielten im vergangenen Jahr 2200 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von rund 618 Millionen Euro.
Hohe Ansprüche an große Bauteile
Sessellifte für acht Personen, hohe Windstärken und Betriebshöhen hunderte von Metern über dem Boden: Bei Doppelmayr gehören Superlative zum Tagesgeschäft. Das gilt auch für die gigantischen Komponenten, die in Wolfurt hergestellt werden. Jeder Skifahrer kennt zum Beispiel die großen Antriebsscheiben, die das Seil an der Berg- und Talstation umlenken. Knapp zwei Tonnen bringt allein deren Mittelteil auf die Waage. Um dieses herum schließen sich dann noch die vier Flügelsegmente an.
Bei der Fertigung solcher Teile kommt es vor allem auf eines an: auf höchste Präzision bis in den hundertstel Millimeter-Bereich. Schließlich hängt davon die Sicherheit der Fahrgäste ab. Und die steht für alle Beteiligten an erster Stelle. Natürlich muss nicht jede Abweichung von den Idealmaßen ein Sicherheitsrisiko darstellen, doch selbst bei einem harmlosen Ausfall einer Seilbahn können dem Betreiber Einnahmen bis in Millionenhöhe entgehen – und den Fahrgästen der Spaß an ihrem Urlaub.
Präzision – das bedeutet im Fall des Mittelteils der Seilscheibe mit ihrem Durchmesser von fünf bis sieben Metern zum Beispiel, dass die Bearbeitungsflächen nur maximal fünfzig Mikrometer von der Idealform abweichen dürfen. Anderenfalls lassen sich die Anschlussplatten für die Flügelsegmente nicht nahtlos mit dem Mittelteil verbinden. Außerdem muss das Kugellager in der Mitte absolut konzentrisch verlaufen, sonst führt die Reibung allmählich zum Verschleiß des Bauteils und am Ende womöglich zum Stillstand der Bahn. Bei anderen Werkstücken sind die Abweichungstoleranzen zum Teil noch geringer.
Eine zuverlässige Qualitätssicherung spielte daher bei Doppelmayr schon immer eine entscheidende Rolle. Seit August 2011 trägt dazu das Portal-Messgerät Accura II von Carl Zeiss einen wichtigen Teil bei. Auch hierbei setzt Doppelmayr auf Superlative: Mit Maßen von 2000 x 3000 x 1500 mm handelt es sich um eine der größten Portal-Messmaschinen, die Carl Zeiss bislang in Österreich verkauft hat.
„Spezielle Kundenwünsche und die Notwendigkeit, die Qualitätssicherung zu dokumentieren rücken immer mehr in den Vordergrund“, fasst Karl-Heinz Zündel, Betriebsleiter bei Doppelmayr in Wolfurt, den Anlass für die Anschaffung des Messgerätes zusammen. Für Carl Zeiss entschied sich Zündel unter anderem wegen des guten Rufs des Herstellers sowie der räumlichen Nähe der österreichischen Niederlassung, die eine schnelle Reaktion bei Problemen versprach: „Wir stehen unseren Kunden rund um die Uhr zur Verfügung. Genau das verlangen wir selbst als Kunde auch“, so Zündel.
Für die Messmaschine sei die hohe Präzision ausschlaggebend gewesen, angesichts der riesigen Bauteile natürlich auch die Größe und die gute Beladbarkeit von mehreren Seiten. Wichtig war für Zündel außerdem, dass sich die Messausstattung je nach Bedarf zum Beispiel durch ergänzende Software oder optische Sensoren erweitern lässt.
Schon heute misst Doppelmayr mit der Accura 100 Prozent der Charge aller sicherheitsrelevanten Komponenten. Das Messgerät scannt zum Beispiel das Mittelteil der Seilscheibe in einem vollständigen CNC-Ablauf. Es vergleicht die Lage jeder Bohrung mit der Soll-Geometrie, prüft alle Bearbeitungsmaße der vier zerspanten Flächen und misst die gedrehte Zylinderbohrung in der Mitte. Daraus erstellt die Software Calypso automatisch das Messprotokoll.
Aufwand ist gesunken
Vor Einführung des Portal-Messgerätes war das alles komplizierter. Doppelmayr setzte ausschließlich auf unterschiedliche händische Messmittel sowie einen Messarm. Damit musste der Facharbeiter von Hand alle relevanten Stellen eines jeden Messstücks antasten – eine langwierige Aufgabe. Die Messmaschine von Carl Zeiss bietet demgegenüber eine Reihe von Vorteilen: Erstens ist der Aufwand für die Messung drastisch gesunken und zweitens die Präzision um das Vier- bis Fünffache gestiegen. Darüber hinaus gibt die Messsoftware Calypso auf Knopfdruck eine übersichtliche Dokumentation der Ergebnisse aus.
„Wenn ich einmal das Messprogramm für ein Werkstück erstellt habe, arbeitet das Gerät selbstständig, egal ob ich ein Teil oder 200 messen muss“, zeigt sich Roland Schedler, Qualitätssicherer bei Doppelmayr, zufrieden. Ließ sich die Genauigkeit mit dem flexiblen Messarm bisher bis auf 40 bis 50 Mikrometer genau messen, so sind die Ergebnisse der Accura II heute vier bis fünf Mal präziser.
100 Prozent Qualität
Doch Genauigkeit ist nicht das einzige, worauf es dem Betriebsleiter Karl-Heinz Zündel, ankommt: „Mit dem besonders präzisen Messgerät möchten wir auch erreichen, dass sich bei unserer ganzen Mannschaft das Bewusstsein einprägt, dass wir bei allem, was wir tun, 100 Prozent Qualität liefern müssen.“
Bereits heute ist das Messgerät weitgehend ausgelastet – schon laufen die Überlegungen, bald ein zweites anzuschaffen. Dafür wird dann zunächst ein größerer Messraum fällig, denn bereits die erste Messmaschine füllt einen Großteil des aktuellen Raums aus. In Sachen Größe will Zündel in Zukunft noch eins drauflegen: „Im nächsten Schritt möchten wir Teile bis zehn Meter Länge messen – oder vier Mittelteile auf einmal“.
Carl Zeiss Industrielle Messtechnik, Oberkochen www.zeiss.de/imt
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