Startseite » Allgemein »

MES Kennzahlen

Allgemein
MES Kennzahlen

MES Kennzahlen
Die Fragen der Redaktion beantwortete Andreas Kirsch, Leiter des DIN-Arbeitskreises MES, Co-Convenor ISO TC 184/SC5/WG9 und Vorstand der GUARDUS Solutions AG
Das Manufacturing Execution System MES soll die Verbindung schaffen zwischen dem Enterprise Resource Planning ERP und der Produktion. Dazu werden Fakten aus der Werkstatt erfasst und zu Informationen für das Management verdichtet. Bisher war diese Technik geprägt von Branchenlösungen und proprietären Systemen, in der Regel zugeschnitten auf nationale Wirtschaftsräume. Dadurch waren bisher die Resultate, dargestellt in Form von Kennzahlen, nur eingeschränkt vergleichbar, es gab keine gemeinsame Sprache. Diesem Missstand will der VDMA mit einem neuen Einheitsblatt entgegen wirken, mit Blick auf eine internationale ISO-Norm.

Herr Kirsch, vielleicht ist nicht jedermann klar was man unter einem VDMA Einheitsblatt versteht. Können Sie das kurz erklären?

Die VDMA Einheitsblätter sind technische Regeln und Vereinbarungen, die vom VDMA herausgegeben werden und beim Beuth Verlag erhältlich sind. Es kann sich dabei auch um sogenannte überbetriebliche Werksnormen handeln. Die VDMA Einheitsblätter können auch die Grundlage für internationale oder europäische Normen beziehungsweise Spezifikationen bilden und finden auch entsprechend Anerkennung.
Wie entsteht denn ein VDMA-Einheitsblatt und wer initiiert das, und speziell natürlich das MES-Einheitsblatt?
VDMA Einheitsblätter können zu aktuellen Standardisierungsthemen und neuesten technischen Entwicklungen entstehen. An der Erstellung wirken die Fachverbände des VDMA sowie Gremien mit. Diese können von VDMA Mitgliedern oder anderen betroffenen Kreisen wie zum Beispiel von DIN Arbeitskreisen erarbeitet werden. Die Themen zur Erstellung von VDMA Einheitsblättern können von Mitgliedsfirmen des VMDA an die VDMA Fachverbände herangetragen und dort dann erkannt und aufgegriffen werden. Das Manufacturing Execution Systems (MES) Thema wurde über den DIN Arbeitskreis NA 060–030–05–03 initiiert.
Gibt es in diesem Gremium Schwergewichte, die den Entstehungsprozess oder das Ergebnis in ihrem Sinne und zu ihrem Vorteil beeinflussen?
Der Arbeitskreis ist sehr ausgewogen von den MES Anbietern besetzt und umfasst über 15 Mitglieder. Dabei sind sowohl große als auch kleine Unternehmen beteiligt. Die Arbeit ist bisher sehr sachgerecht gestaltet, so dass der Effekt von polarisierten Einzelinteressen nicht aufgetreten ist. Ganz im Gegenteil, die Zusammenarbeit im Arbeitskreis ist sehr kooperativ und sachorientiert.
Wie ging es bisher ohne Einheitsblatt? Oder anders gefragt: Warum braucht man ein Einheitsblatt und welchen Nutzen hat der Anwender, vor allem der Qualitäter?
Wenn man diese Frage auf die MES Kennzahlen reflektiert, so gab es bei der Recherche und Zusammentragung der verwendeten Kennzahlen in den Standardsystemen am Anfang die Aussage „Kennzahlen, die will doch jeder Kunde anders!“. Das heißt: Solange es keine Einheitlichkeit als Maßstab gab, hat sich jeder Software-Anbieter an seinen Kunden oder eigenen Ideen ausgerichtet. Das MES Einheitsblatt 66412–1 dient der klaren Definition von MES Kennzahlen. Damit wird eine einheitliche Grundlage für MES Anbieter aber auch für Anwender gelegt. Anders ausgedrückt, wenn ein Anwender eine MES Ausschreibung macht und dabei MES Kennzahlen nach dem VDMA Einheitsblatt 66412–1 vorgibt, dann ist auch nachvollziehbar, wie das MES System rechnet und ob es die Anforderung erfüllt. Natürlich kann der Anwender dann kundenspezifisch immer noch davon abweichen oder zusätzliche Kennzahlen erwarten. Die Qualitäter dürfte vor allem die Querbeziehungen der Kennzahlen untereinander durch das Wirkmodell des Einheitsblatts 66412–2 interessieren – beispielsweise die Wirkung zwischen Prozessfähigkeitswerten, Qualitätsrate und OEE Kennzahl (Overall Equipment Effectiveness). Dies unterstützt sehr gut den Gedanken, ein bereichsübergreifendes prozessorientiertes Qualitätsmanagement aufzubauen und mit MES Kennzahlen zu steuern.
Welche Betriebe sollten das Einheitsblatt haben? Für welche Branche und ab welcher Betriebsgröße ist es interessant?
MES Kennzahlen sind für alle produzierende Industriezweige interessant. Jedoch kann die Gewichtung branchenbezogen unterschiedlich sein. Ein Einzelfertiger wird sich mit Prozessfähigkeitsindizes für SPC schwer tun, aber der Rüstgrad und Belegnutzgrad einer Maschine sind für ihn besonders wichtig. Jeder Anwender sollte sich somit jene Kennzahlen zur Steuerung herausarbeiten, die ihm als sinnvoll erscheinen.
Bisher gab es die VDI-Richtlinie 5600. Ist diese jetzt überholt?
Die VDMA Einheitsblätter Teil 1 und Teil 2 sind auch gleichzeitig inhaltlich als Normungsvorschlag in die Erarbeitung einer ISO Norm auf der internationalen Ebene eingeflossen. Ziel ist es dabei, die Vereinheitlichung nicht nur in eine nationale Richtlinie münden zu lassen, die wiederum international wenig Bedeutung hat, sondern in Form einer ISO Standardisierung einer internationalen Verwendung zuzuführen. Schließlich produzieren viele Unternehmen international mit globalen Kunden und benötigen damit auch international einheitliche MES Kennzahlen. Nur so lassen sich aussagekräftige Leistungsvergleiche weltweit umsetzen.
Und wie geht es weiter?
Der DIN Arbeitskreis erarbeitet zurzeit als nächsten Schritt die Abläufe zur Ermittlung der Kennzahlenparameter und international wird die ISO Norm vorangetrieben.

Andreas Kirsch ist seit Mitte 2006 Vorstandsmitglied der GUARDUS Solutions AG. Zu seinen Verantwortungsbereichen gehören die Softwareentwicklung, Qualitätsmanagement und Finance/Controlling. Unter seiner Federführung hat sich die Standardsoftwarelösung GUARDUS MES zu einem weltweit renommierten Manufacturing Execution System entwickelt, das heute als Multisite-Lösung von Unternehmen mit 10 bis 2200 Benutzern pro Werk in der diskreten Fertigung eingesetzt wird. Grundlage des Erfolgs ist die einfache Kombination von Standardsoftware mit kundenspezifischen Arbeitsprozessen. Von 2002 bis Mitte 2006 war Andreas Kirsch Aufsichtsratsmitglied der GUARDUS Solutions AG.
Im April 2007 wurde der DIN Arbeitskreis MES unter Leitung von Andreas Kirsch gegründet, um für das Thema MES eine internationale Standardisierung voranzutreiben. Seit Februar 2010 leitet Andreas Kirsch zusammen mit Dr. Robert Patzke die internationale Working Group 9 im TC184 SC5 für die ISO Standardisierung von MES.
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Quality Engineering
Titelbild QUALITY ENGINEERING Control Express 1
Ausgabe
Control Express 1.2024
LESEN
ABO
Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Whitepaper zum Thema QS


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de