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Motoren auf dem Prüfstand

Druckmessungen
Motoren auf dem Prüfstand

An insgesamt 30 Prüfständen untersucht FPT Motorenforschung eingehend die Motoren für die Nutzfahrzeuge und Maschinen des Powertrain Segments von CNH Industrial. Für die Messung setzt das Schweizer Unternehmen unter anderem auf die Drucktransmitter der Serie M5 von Keller.

Die Schwerpunkte seiner Entwicklung legt FPT Motorenforschung auf die Reduktion der Abgasemissionen, die hohe Leistungsdichte, die tiefen Kraftstoffverbrauche, die lange Lebensdauer sowie die maximale Zuverlässigkeit. Die Effizienz eines Motors hängt stark davon ab, wie drosselfrei die Luft in den Verbrennungsraum hinein- und die Abgase wieder herausströmen können. Der Druckbereich liegt dabei unter 10 bar. Wichtig ist vor allem eine hohe Genauigkeit und Dynamik der Messung, die mit absoluten Sensoren durchgeführt wird. Um diese besonderen Anforderungen der Motorenprüfung zu erfüllen, hat Keller die Serie M5 entwickelt. Diese sind bei FPT Motorenforschung an verschiedenen Stellen des Motors bei der Prüfung im Einsatz.

„Die Motoren, die wir in unserem Werk entwickeln und prüfen, erfüllen höchste Qualitätsanforderungen hinsichtlich Material, Emissionen und Effizienz. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen wir auf unseren Prüfständen die Motoren auf alle Variablen testen, die Einfluss auf die Funktionsfähigkeit haben“, betont Rainer Linsenmeyer, Leiter des Bereichs Test Engineering / Electronic Measurement bei FPT Motorenforschung. „Dafür brauchen wir genaue Messgeräte, die auch unter den speziellen, teilweise stark wechselnden und rauen Bedingungen innerhalb des Motors exakte und zuverlässige Ergebnisse liefern.“
Für eine gute Analyse der Druckverhältnisse beziehungsweise Druckverluste ist es wichtig, an der Einlassseite so nah wie möglich an den einzelnen Zylindern zu messen. Eine zusätzliche Herausforderung ergibt sich durch die unter- schiedliche Geometrie des Ansaugkollektors, weil dadurch die Zylinder unterschiedlich mit Luft versorgt werden. Dies gilt es soweit wie möglich zu vermeiden. Auch an der Auslassseite kann es durch die Verbrennungsgase der einzelnen Zylinder zu einer unerwünschten Wechselwirkung von Druckstößen beziehungsweise Pulsationen kommen. Die Drucksensoren messen diese Vorgänge an Einlass- und Auslassseite ortsnah und phasentreu.
Im Bereich der Motorenprüfung ist es wichtig, dass die Sensoren unempfindlich gegen Körperschall sind, da die Geräusche beziehungsweise Vibrationen des Motors nicht mitgemessen werden sollen. Der Messzugang sollte nach der Messung mit einem Verschlussstopfen verschlossen werden können und möglichst geringe Strömungseinflüsse aufweisen. Zudem können bei dieser Applikation Ausgleichsströme durch die Motorbatterie von bis zu 40 A erreicht werden, die den Sensor nicht beeinflussen dürfen.
Bei der Entwicklung des M5-Sensors hat Keller diese Anforderungen konsequent umgesetzt. Darüber hinaus verfügt der Drucktransmitter über weitere Eigenschaften, die in diesem speziellen Einsatzgebiet von Vorteil sind: Im Medienbereich sind keine Bonddrähte notwendig. Zwischen Sensor und Elektronik gibt es keine Stecker. So werden zusätzliche Übergangswiderstände und Fehlerquellen ausgeschlossen. Die Kabeleinführung ist hermetisch dicht (IP67), um äußere Einflüsse auf das Kabel zu minimieren. Allgemein ist die Elektronik extern angebracht und kann daher in einem beruhigten Bereich platziert werden.
Die Drucksensoren der Serie M5 HB zeichnen sich durch besonders schnelle und präzise Messungen mit einer Genauigkeit von 0,1 % FS bis 180 °C aus. Der Druckanschluss mit dem M5-Feingewinde ist für statische sowie dynamische Messungen, beispielsweise von Druckpulsationen, ausgelegt. Aufgrund der Miniatur-Bauform eignen sich diese Sensoren ideal für ortsnahe Messungen. Wichtige Eigenschaften des Sensors sind das sehr geringe Totvolumen sowie ein gutes Entlüftungsverhalten. Die angewendete Rückseitentechnologie ohne Übertragungsmedium wird zudem verwendet, um die Dämpfung des Mess-Signals zu minimieren. Dabei wurde auf Dicht- und Klebestoffe, als auch auf Kapillarleitungen vollständig verzichtet.
Damit die Strömungsverhältnisse nicht unnötig beeinflusst werden, sollte der Prozessanschluss bei FPT Motorenforschung so klein wie möglich sein und auch von der Handhabung her problemlos in Leitungen mit geringem Durchmesser eingebaut werden können. Dementsprechend ist auch die Masse des Sensors sehr gering und verträgt große Beschleunigungswerte.
Die Serie M5 ist mit und ohne Elektronik erhältlich. Bei der Entwicklung der Elektronik hat das Team von Keller großen Wert auf die Signaltreue bis zur Grenzfrequenz von 50 kHz gelegt. Die Drucktransmitter M5 HB (das heißt mit Elektronik) wurden gemäß den technischen Spezifikationen von FPT Motorenforschung optimiert und sind nun seit über zwei Jahren im Einsatz.
Vielfältige Verwendungsmöglichkeiten in der Motorenforschung
Bei FPT Motorenforschung werden die M5-Sensoren mit Elektronik flächendeckend an den Motorenprüfständen genutzt. FPT misst beispielsweise in Öl-, Kraftstoff- und Wasserpumpen, Injektoren-Leitungen, Ladeluftkühlern, Wärmetauschern sowie in Ansaug- und Auslasskanälen. Aus der Erfassung der Druckverhältnisse lassen sich Druckschwankungen, Druckspitzen oder allgemein ungewöhnliche Druckverhältnisse erkennen. Aufgrund dieser Werte können die Ingenieure noch einmal in das Design eingreifen. Die Bauteile und Parameter der ECU (Steuergerät) können dabei weiter optimiert werden.
Die gewonnenen Daten vereinfachen die Extrapolation der dynamischen Verhältnisse innerhalb der Motoren. Ein Pascal Druckverlust bei einem Volumenstrom von einem m3/s – in diesem Bereich bewegen sich die Ansaugluftmengen von großen Lastwagenmotoren – ergibt beispielsweise 1 W Verlustleistung. Dies bedeutet in der Praxis, dass ein Druckverlust von 50 mbar allein 5 kW an Strömungsverlust verursacht. Um die Effizienz des Motors zu steigern, muss dieser Wert folglich so gering wie möglich gehalten werden.
Rücklaufleitungen der Injektoren sind ein weiterer Einsatzbereich
Ein weiterer Einsatzbereich sind die Rücklaufleitungen der Injektoren. Aufgrund ihrer Bauart verursachen Injektoren durch Leckage und Kühlung einen Rückfluss. Die Druckverhältnisse in dieser Leitung werden ebenfalls gemessen und optimiert. Der Druckbereich liegt bei 1 bis 5 bar. Auch der Öldruck ist für die Effizienz der Motoren entscheidend. Bei niedrigen Drehzahlen ist dieser in Motoren in der Regel zu niedrig, bei hohen Drehzahlen hingegen eher zu hoch.
„Für die Messung des Öldrucks war es besonders wichtig, einen Sensor mit kleiner Bauform zu finden. Denn je kleiner dieser ist, desto geringer ist auch der Einfluss auf die wahren Strömungsverhältnisse“, sagt Linsenmeyer. „Außerdem ist der Einbauort bei dieser Applikation oft sehr eng, ein Standard-Sensor kam da gar nicht in Frage. Der M5-Sensor erfüllt die Bedingungen bestens.“
Ein besonderer Vorteil ist laut Linsenmeyer, dass sich die Öffnungen für die Sensoren nach dem Test durch einen einfachen M5-Stopfen wieder sehr nahe am Originalzustand verschließen lassen: „Somit werden die Resultate anderer Prüfungen nicht durch eine Veränderung des Systems verfälscht. Wir freuen uns, mit dem M5-Sensor ein zuverlässiges Messinstrument für verschiedene Einsatzszenarien auf unseren Prüfständen gefunden zu haben.“ ■

Der Autor
Daniel Hofer
Produktmanager
Keller

Eigenentwicklung Prüftechnik
FPT Motorenforschung ist eines von sieben Forschungs- und Entwicklungszentren der FPT Industrial, eine Tochtergesellschaft der CNH Industrial Gruppe, welche sich der Entwicklung, der Produktion und dem Verkauf von Antriebssystemen für Industriefahrzeuge widmet. FPT Motorenforschung nimmt dabei eine führende Rolle unter den Forschungs- und Entwicklungszentren des Powertrain Segments ein, was Innovationen und die Entwicklung neuer Technologien anbelangt. Auch die Prüftechnik wird im Haus entwickelt.

Webhinweis

Wie die Motorenentwicklung bei FPT einschließlich Qualitätssicherung abläuft, sehen Sie in diesem Video: http://hier.pro/IEKoA. Einfacher geht‘s über das Scannen des QR-Codes.
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