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Schulung dringend notwendig

Normen-Revision in der Automobilindustrie
Schulung dringend notwendig

Schulung dringend notwendig
Beim Thema Qualitätsmanagement müssen sich die Mitarbeiter der Automotive-Unternehmen möglichst schnell mit den neuen Forderungen vertraut machenBild: VW
Neue Normen wie die IATF 16949 haben weitreichende Auswirkungen auf die Unternehmen in der Automobil-Produktion. Diese müssen ihre Mitarbeiter jetzt entsprechend weiterbilden – zum Beispiel in Core Tools. Gefordert sind vor allem die Führungskräfte, die Verantwortung für das Thema Qualität übernehmen müssen.

Zusammen mit der DIN EN ISO 9001 bildet die IATF 16949 einen Standard für Qualitätsmanagementsysteme in der Automobilindustrie. In ihren Forderungen wurden die Normen nun grundlegend überarbeitet.

So bringt die Revision der IATF 16949 wesentliche Änderungen mit sich und nimmt Bezug auf die Revision der ISO 9001:2015. Sie hat die „High Level Structure“ übernommen und einige Anforderungen sind Bestandteil. Die branchenspezifischen Forderungen werden neu definiert.

Ebenso wurden die Grundlagen für die Qualifizierung und Zertifizierung von Produkt-, Prozess-, Lieferanten und internen Auditoren nach VDA-Regelwerken oder IATF 16949:2016 weiterentwickelt oder verändert, die meist eine Re-Qualifizierung oder Neuqualifizierung notwendig machen.

Verbesserte Risiko-Beurteilungund -Vermeidung

Bei der FMEA geht es im Wesentlichen um eine verbesserte Risiko-Beurteilung und -Vermeidung. So tritt beispielsweise bei der FMEA eine Risk Evaluation Matrix an die Stelle der Risiko-Prioritätszahl (RPZ). Die Voranalyse hat einen zusätzlichen Bearbeitungsschritt bekommen. Die Core Tools in der Automobilindustrie wurden um einige Methoden erweitert.

Darüber hinaus wurde bei der IATF 16949 das „Wissen der Organisation“ als Ressource aufgenommen, das Wissensmanagement als Forderung eingeführt und die Möglichkeiten zur fortlaufenden Verbesserung stärker betont.

„Die Anforderungen interessierter Parteien müssen jetzt in die Ausgestaltung der Unternehmensprozesse einbezogen werden“, erklärt Alexander Frank, Senior Consultant und Partner beim Beratungs- und Weiterbildungsunternehmen TQU. Verlangt seien außerdem unternehmensweite strategische und operative Risiko- und Chancenbetrachtungen. „Insgesamt wird die strategische Bedeutung des Qualitätsmanagement für das Unternehmen gestärkt“, meint Frank.

Die Unternehmen sind nun gefragt, die neuen Revisionen umzusetzen und ihre Mitarbeiter entsprechend zu schulen. „Die Änderungen erfordern zwingend Handlungsbedarf hinsichtlich der Weiterbildung von Führungskräften und Mitarbeitern der Automobil-Hersteller und deren Zulieferer“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der TQU.

Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter müssten nun entsprechendes Wissen aufbauen, meint Frank. Die TQU haben zu den Themenbereichen bereits ein umfassendes Weiterbildungsangebot eingeführt und biete entsprechende Schulungen an. Neu seien beispielsweise Seminare zu Core Tools sowie zu VDA 6.3 und der Qualifizierung zum Prozess-Auditor.

Besonders die Führungskräfte sieht Frank in der Pflicht. Diese befänden sich in einer Vorreiterrolle hinsichtlich der Erfüllung aller Forderungen, die Kunden an das Unternehmen und dessen Prozesse, Produkte und Dienstleistungen stellen. „Verantwortung für Qualität heißt, dass diese aktiv und persönlich von der obersten Leitungsebene übernommen werden muss“, so Frank weiter.

Vor allem die Führungskräfte haben noch Nachholbedarf

Dies sei einer der Punkte, an denen viele Unternehmen seiner Meinung nach noch arbeiten müssen. „Im Zusammenhang mit der strategischen Verankerung des Qualitätsmanagement und der stärkeren Verantwortung der Führungskräfte besteht noch Nachholbedarf“, berichtet der Berater. „Hier ist die Bedeutung für das operative Management noch nicht flächendeckend klar.“

In anderen Bereichen seien die meisten Firmen dagegen bereits besser aufgestellt. „Methodisch sind die Themen Stakeholder sowie Risikomanagement gut abgedeckt“, so Frank.

Wie groß die Herausforderungen für die Unternehmen seien, die neuen Standards umzusetzen hängt laut dem Experten vom Reifegrad des Qualitätsmanagementsystems ab. „Traditionell funktionsorientierte Systeme mit Qualitätsmanagement als Stabfunktion haben hier größere Herausforderungen zu meistern“. Stark prozess- und leistungsorientierte Systeme müssen nach Meinung von Frank dagegen nur geringfügig angepasst werden. ■


Der Autor

Markus Strehlitz

Redaktion Quality Engineering


Der neue Standard

Die neue IATF 16949:2016 löst die ISO/TS 16949 ab. Sie bildet zusammen mit der DIN EN ISO 9001 einen Standard für Qualitätsmanagementsysteme in der Automobilindustrie, der weltweit anerkannt ist. Die IATF 16949 legt die erweiterten und ergänzenden Forderungen der Automobilindustrie fest, während die DIN EN ISO 9001 die branchenunabhängigen Forderungen beschreibt. Um in den Lieferantenstamm der Automobilhersteller beziehungsweise -lieferanten aufgenommen zu werden, benötigt das jeweilige Unternehmen die Zertifizierung seines Managementsystems nach IATF 16949.

Die bisherig gültige ISO/TS 16949 gilt als Nachfolger der bisher von der Automobilbranche geforderten Automobilnormen QS-9000, VDA 6. 1, AVSQ und EAQF. Nach wie vor sind die mitgeltenden Unterlagen der einzelnen Regelwerke gültig, die auch in der Bibliographie im Anhang zur ISO/TS 16949 herangezogen werden .


Der Autor
Markus Strehlitz
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