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Automatisiert und lückenlos

Klimaüberwachung bei der Lagerung pharmazeutischer Güter
Automatisiert und lückenlos

Pharmazeutische Güter müssen bei definierten und konstanten Temperatur- und Feuchtewerten gelagert werden. Kommt es hier zu einer Verletzung von Grenzwerten, kann die Stabilität und damit die Wirksamkeit des Medikaments erheblich beeinträchtigt werden. Mit einem Messdaten-Monitoringsystem lassen sich diese Risiken vermeiden.

Pharmazeutika sind in vielerlei Hinsicht sehr temperatur- und häufig auch feuchteempfindlich. Das liegt vor allem an den Proteinen, die in vielen Medikamenten enthalten sind. Diese Eiweiße reagieren auf wechselnde Umgebungseinflüsse – vor allem aber auf Temperaturschwankungen – äußerst sensibel. Häufig resultiert bereits aus einer einmaligen Über- oder Unterschreitung der Lagerungsbedingungen eine Beeinträchtigung der Produktqualität, die bei einer schweren Grenzwertverletzung sogar zum Verlust der Wirksamkeit führen kann.

Auch die Aufbewahrungsgefäße oder Verpackungen sind betroffen: Minusgrade oder starke Temperaturschwankungen können Haarrisse an Ampullen und Glasbehältern verursachen oder Glasbestandteile aus dem Glas herauslösen.
Auch zu feuchte Lagerbedingungen können die Qualität von Medikamenten beeinträchtigen und sie für die weitere Verwendung nutzlos machen: Aufgeweichte Verpackungen oder verschwommene und nicht mehr lesbare Etikettierungen kommen ebenso vor, wie Schimmel an und in Kartonagen.
Um die Sicherheit von Patienten zu gewährleisten, unterliegt die Lagerung pharmazeutischer Güter hohen Anforderungen, die in nationalen und internationalen Regularien fest verankert sind und als Grundvoraussetzung für die Produktion und Distribution angesehen werden. Hierzu zählen insbesondere die GSP-Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO, die Anforderungen der AMWHV und des EU-GMP-Leitfadens und nicht zuletzt die amerikanischen cGMP-Anforderungen aus dem 21 CFR 211.
Darüber hinaus werden zum Beispiel Parameter wie die Controlled Room Temperature (CRT, kontrollierte Raumtemperatur) immer wichtiger. Im amerikanischen Arzneibuch USP Chapter <1079> wird diese als Lagerung zwischen 20 und 25 °C mit temporären Abweichungen zwischen 15 und 30 °C sowie einem MKT-Wert (Mean Kinetic Temperature, durchschnittliche kinetische Temperatur) von maximal 25 °C definiert. In der Vergangenheit wurde die CRT fälschlicherweise fast nie kontrolliert. Da man mittlerweile erkannt hat, dass Temperaturschwankungen auch bei weniger sensiblen Pharmaprodukten negative Auswirkungen haben können, kommt der Überwachung der CRT eine immer wichtigere Rolle bei der Klimaüberwachung in pharmazeutischen Lagern zu.
Die daraus entstehenden Anforderungen an die eingesetzte Messtechnik sind vielfältig. Vor allem muss diese durch redundante Datenarchivierung, Unabhängigkeit vom Stromnetz und automatische Alarmierung bei Grenzwertverletzungen ein hohes Maß an Sicherheit bieten. Zudem sollten Sie die Gewissheit haben, dass die Technologie alle relevanten regulatorischen Anforderungen einhält, Daten manipulationssicher speichert und eine normkonforme Dokumentation ermöglicht.
Um eine Lagereinrichtung für Pharmazeutika mit der entsprechenden Messtechnik sicher, präzise und gemäß aller relevanten Regeln, Normen und Standards überwachen zu können, gilt es neben der Installation noch folgende Schritte zu beachten:
  • 1. Definition der Anforderungen Was soll wie und mit welchem Ziel überwacht werden? Welche Rollen, Prozesse und Verantwortlichkeiten gibt es? Welche Dokumentationen müssen vorhanden sein?
  • 2. Durchführung von Risikoanalysen, Definition von Maßnahmen zur Risikominimierung: Worauf ist bei der Lagerung pharmazeutischer Güter besonders zu achten? Ist absehbar, dass bestimmte Lagerbereiche die Produktqualität gefährden könnten? Welche Maßnahmen bieten sich an, diese Risiken zu reduzieren?
  • 3. Qualifizierung sämtlicher Lagerbereiche sowie zugehöriger Utilities: Wird das Lager mit all seinen Komponenten den Anforderungen der darin zu lagernden Güter gerecht?
  • 4. Durchführung eines Klima-Mappings und Definition kritischer Kontrollpunkte: Wo müssen die Routine-Montoring-Positionen definiert werden, um repräsentative Werte zu erhalten? Wo könnte es Bereiche mit kritischen Temperatur- oder Feuchtewerten geben?
  • 5. Kalibrierung des Messdaten-Monitoringsystems: Wird vor Inbetriebnahme eine Erstkalibrierung der Messtechnik vorgenommen? Liegen rückführbare Kalibrierzertifikate aller Mess-Stellen vor?
  • 6. Installation eines Messdaten-Monitoringsystems: Erfüllen das System und seine Software alle relevanten Normen, Richtlinien und Gesetze? Inwieweit trägt das System mit seinen Funktionen zur Risikominimierung bei?
  • 7. Qualifizierung/Validierung des Messdaten-Monitoringsystems: Ist nachweisbar, dass das installierte System die definierten Aufgaben wiederholbar und reproduzierbar erfüllt?
Das korrekte Klima-Monitoring einer Lagereinrichtung für pharmazeutische Güter ist eine hochkomplexe Angelegenheit, die sich aus vielen verschiedenen Einzelaspekten zusammensetzt. Als Beispiel sei hier das Klima-Mapping genannt, das für eine zuverlässige und präzise Klimaüberwachung unabdingbar ist – denn obwohl die Klimaanlage eines Lagers dessen Temperaturen regelt, kommen dort mehrere verschiedene Temperaturzonen vor, welche die Qualität der gelagerten Pharmazeutika negativ beinträchtigen können. Diese verschiedenen Temperaturzonen stellen zugleich potenzielle kritische Kontrollpunkte dar, die im Rahmen des Klima-Mappings verifiziert werden. Typische Beispiele sind Lagerbereiche in der Nähe von Wärme- oder Kältequellen oder Temperaturgefälle an Hochregalen zwischen der kalten Luft am Boden und der warmen Luft in Deckennähe.
Es ist jedoch zu beachten, dass Modifikationen im Lager wie Umbau, Umräumen oder Veränderungen an Klima- oder Lüftungsanlagen neue kritische Kontrollpunkte zur Folge haben, da sie eine veränderte Temperatur- und Luftfeuchteverteilung nach sich ziehen können. Daher ist nach Änderungen am oder im Gebäude ein erneutes Mapping vorgeschrieben.
Um eine verlässliche, GxP-konforme Qualifizierung, Validierung und Überwachung des Lagers effizient zu etablieren, empfiehlt es sich, mit Spezialisten zusammenzuarbeiten. Die Vorteile etwa beim Klima-Mapping: Die kritischen Kontrollpunkte bilden das Fundament der späteren Überwachung von Temperatur und Feuchte. Diese wiederum ist essenziell für eine sichere Lagerung pharmazeutischer Güter. Die Vorgaben und Gesetze für die Lagerung von Pharmazeutika verändern sich außerdem so schnell, dass es ohne Know-how auf diesem Gebiet schwierig ist, rechtzeitig über alle Aktualisierungen Bescheid zu wissen. ■
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