Die Deutsche Bahn muss ihre Neigetechnik-ICE aus dem Verkehr ziehen, DaimlerChrysler ruft Millionen Autos zurück, Nissan und Peugeot müssen Rückrufe starten, und wer erinnert sich an Toll Collect? Das war das Jahr 2003. Der Spiegel titelte damals „Autoentwicklung nach dem Bananenprinzip“. Drei Jahre später traf es die Flugzeugindustrie, Airbus machte Schlagzeilen mit seinen Problemen beim Produktionsanlauf des A380. War das dann alles? Wenn man von Alltagsproblemen mit Alltagsprodukten minderer Qualität absieht, schon. Ganz aktuell zeigt Toyota Schwächen, Rückrufe weltweit verschlingen riesige Summen und ramponieren das Ansehen einer Qualitätsinstanz. Wie dünn ist das Eis in dieser Branche geworden? Werden weiteren Hersteller folgen? 2007 war im Manager-Magazin zu lesen, Volkswagen wolle Toyota überholen. Hoffentlich nicht zu Lasten der Qualität. Möglicherweise ist schiere Größe nicht alles.
Auch die Lebensmittelskandale melden sich zurück, Aldi ruft Käse zurück. Bisher habe ich noch nicht gehört, dass die Finanzkrise als Qualitätsproblem aufgefasst wurde. Tatsächlich ist das jedoch eine Anhäufung an Qualitätsproblemen von unfassbarem Ausmaß und niemand wagt, in diesem Sektor nach Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung zu fragen. Das ist brandgefährlich, denn verglichen mit dem Welt-Bruttoinlandsprodukt, dem Wert der erzeugten Güter und Dienstleistungen, von durchschnittlich täglich rund 150 Milliarden US-Dollar beträgt der Tagesumsatz der Welt-Finanzwirtschaft das Siebenunddreißigfache, mehr als 5.500 Milliarden US-Dollar! Das ist viel Spielgeld für maßlos honorierte Finanzjongleure. Das Schlimme daran ist, dass diese Spiele weiter gehen. Waren Bananenrepubliken bisher kleine, unbedeutende Inseln in der globalen Wirtschaft, in denen sich Wenige auf Kosten Vieler bereicherten, ist von diesen Machenschaften jetzt die ganze Weltwirtschaft betroffen: Alles Banane?
Joachim Gold Redakteur
Teilen: