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Daten sind das neue Gold

Kundenkonferenz in Hongkong zeigte Hexagons Neupositionierung auf
Daten sind das neue Gold

Hexagon stellt das Messtechnik-Geschäft neu auf: Der Bereich heißt nun Manufacturing Intelligence. Damit signalisiert der schwedische Konzern der Fertigungsindustrie, dass er ihr verstärkt integrierte Lösungen aus Hardware und Software zur Steigerung der Prozesseffizienz anbietet.

„Wir sind eine IT-Company“, verkündete Ole Rollén, President und Chief Executive Officer (CEO) von Hexagon, gleich zu Beginn seiner Keynote den rund 3500 Kunden, die im November vergangenen Jahres den Weg zur Hxgn Live Konferenz in Hongkong gefunden hatten. Das Kunden-Event der Schweden fand erstmals in Asien stattfand, bis dahin hatte man sich auf Lokationen in den USA beschränkt.

Die Aussage von Rollén kam für viele der überwiegend aus dem asiatischen Raum angereisten Besucher etwas überraschend: Immerhin hat man den schwedischen Konzern, der neben der Messtechnik auch im Bereich Geodaten stark unterwegs ist, bislang nicht als IT-Anbieter wahrgenommen. Doch die Zeiten ändern sich: „Die IT ist der Beschleuniger des Fortschritts – auch in der industriellen Fertigung“, erklärte der CEO.
Smartphones, Automatisierung und Connectivity, also die Verbindung von Menschen und Maschinen mit dem Internet, haben seiner Darstellung nach in den vergangenen Jahren schon erheblich das Arbeiten in den Fabriken verändert – und diese Entwicklung werde sich in der nahen Zukunft weiter beschleunigen. „Daten sind heute ohne Limit, sodass sie in nützliche Informationen umgewandelt werden können. Connectivity führt dazu, dass die Grenzen zwischen heutigen IT-Silos aufreißen. Und es stehen uns heute Technologien zur Verfügung, mit denen wir relevante von unrelevanten Informationen trennen können, um die richtigen Entscheidungen im Unternehmen zu treffen“, führte Rollén weiter aus.
Hexagon sei diesbezüglich bereits sehr gut aufgestellt: Die Produkte seien vernetzt und lassen sich auf verändernde Anforderungen flexibel anpassen. Und die Kunden erhalten bei Bedarf Echtzeitinformationen; alle Informationen lassen sich zudem in der Fabrik mit anderen Bereichen teilen. Darüber hinaus, so Rollén, schlage Hexagon mit einem sehr großen Portfolio an verschiedenen Sensoren und Software die Brücke zwischen der realen und der digitalen Welt. Diese Verknüpfung ermögliche die für die Produktion so wichtigen Feedback-Schleifen. Das heißt zum Beispiel, dass die Inline-Messtechnik im Fertigungsprozess bereits das Nachjustieren ermöglicht.
Vor allem im Software-Bereich hat sich Hexagon in den vergangenen Jahren deutlich breiter aufgestellt – vor allem durch Akquisitionen. Bereits seit 2008 gehören die beiden deutschen Unternehmen M&H Inprocess Messtechnik und Messtechnik Wetzlar, die beide Software im Portfolio haben, zum Konzern. 2012 kam New River Kinematics (Software Spatial Analyzer für mobile Koordinatenmesstechnik), 2014 dann die britische Vero Software (CAD/CAM Software) hinzu. „Diese Kombination aus CAD/CAM-Software mit Messtechnik ist einzigartig und hilft unseren Kunden, ihre Produktivität in der Fertigung zu erhöhen“, erklärte Norbert Hanke, Präsident des Bereichs Manufacturing Intelligence.
Und im vergangenen Jahr hat Hexagon das Weinheimer Softwarehaus Q-DAS übernommen, das Tools für statistische Analysen in der Qualitätssicherung zur Verfügung stellt. Q-DAS spielt in der neuen Hexagon-Strategie eine zentrale Rolle, dies wurde auf der Konferenz in Hongkong immer wieder herausgestellt.
Q-DAS liefert gewissermaßen Big-Data-Software für die Qualitätssicherung
„Mit dem neuen Namen Manufacturing Intelligence machen wir deutlich, dass wir weit mehr als Messtechnik zur Verfügung stellen. Daten sind extrem wichtig für unsere Kunden, Daten sind das neue Gold“, so Hanke. „Q-DAS ist der Schlüssel, um aus der großen Mengen an Daten aus der Produktion, also aus Big Data, intelligente Informationen zu generieren. Die Werkzeuge helfen den Kunden, die Datenmengen zu verbinden und zu strukturieren.“ Man könne damit frühzeitig Veränderungen und Trends erkennen sowie die Gründe dafür analysieren. Q-DAS stelle gewissermaßen Big-Data-Software für die Qualitätssicherung zur Verfügung.
Ebenso wie andere Software wird Hexagon auch die von Q-DAS in seine zentrale Plattform für die Messtechnik integrieren: das Metrology Management System, kurz MMS. Es ist so etwas wie ein Product-Lifecycle-Management-System für die Messtechnik: Hier sind alle relevanten messtechnischen Daten zu Produkten über deren gesamten Lebenszyklus zentral gespeichert, sodass sowohl QS als auch Entwicklung und Produktion darauf zugreifen können. MMS ist ein mächtiges Werkzeug einschließlich Geschäftsprozessen, das aus den drei Ebenen Pulse, Cadence und Enterprise besteht, wie ein Fachvortrag während der Konferenz zeigte. Mit Pulse lässt sich eine einzelne Messmaschine überwachen – etwa hinsichtlich Feuchtigkeit. Enterprise erlaubt das Qualitätsmanagement über mehrere Fabriken hinweg.
Cadence stellt im Prinzip Tools für das Dokumentenmanagement sowie Workflows zur Verfügung. Hier lassen sich Messdaten einschließlich CAD-Dateien verwalten, aber auch Messroutinen können hier hinterlegt werden. Außerdem gibt es ein Dashboard mit Echtzeit-Informationen über den Status von Messmaschinen und Bauteilen. An die Cadence-Komponente Reporting soll schließlich auch die Q-DAS-Software andocken, um Berichte zu erstellen – beispielsweise um aus SPS-Steuerungen Prozessdaten zu generieren. Die Integration von MMS mit MES-Systemen ist laut Hexagon geplant.
„Q-DAS wird das Herz oder besser – um im Industriejargon zu sprechen – der Motor von MMS werden“, betonte Hanke. „Unsere Software spielt eine Schlüsselrolle für Manufacturing Intelligence“, ist auch Q-DAS-Gründer Edgar Dietrich überzeugt, der Hexagon nach dem Verkauf seines Unternehmens als Berater zur Seite steht. Er mahnte die Anwender in Hongkong indes, auf die Qualität der Messdaten zu achten. „Dies ist wichtig, wenn man auf deren Grundlage in der Fabrik Entscheidungen treffen will. Auch die beste Statistik-Software ist nicht in der Lage, aus Müll Gold zu produzieren.“
Auch Kunden-Feedbacks aus sozialen Netzwerken lassen sich für das Qualitätsmanagement auswerten
Ein großer Vorteil der Q-DAS-Software ist nach Darstellung von Dietrich, dass sie sowohl interne Daten – also Prozess- und Produktdaten – als auch externe verarbeiten kann. Zu den externen Daten zählt er Marktdaten, Informationen von Zulieferern oder auch von Kunden-Feedbacks aus sozialen Netzwerken.
„Wir werden aber auch in Zukunft keine reine Software-Company sein“, betonte Hanke. Eine Lösung, bei der die MMS-Daten in einer Cloud liegen, werde bei Hexagon zwar diskutiert – zumal es mit Intergraph eine Company im Konzern gibt, die eine Cloud-Lösung für das Projektmanagement anbietet. „Doch ich bin mir nicht sicher, ob die Fertigungsindustrie ihre sensiblen Daten in die Cloud stellen will“, so Hanke. „Es wird zwar viel über Industrie 4.0 gesprochen, doch wird es vielleicht noch Jahrzehnte dauern, bis wir entsprechende Sicherheitsstandards haben, die unsere Kunden wünschen.“
Er stellte in Aussicht, dass Hexagon in Zukunft auch Consulting anbieten will. Für Q-DAS ist dies bereits ein Geschäftsfeld. „Unsere Kunden wollen nicht nur Papier digitalisieren, sondern auch Best-Practices haben“, so Hanke. Darüber hinaus werde man das Produktportfolio auch auf technischer Ebene weiter ausbauen: „Uns fehlen noch Bausteine im Bereich optischer Technologien sowie im Connectivity-Bereich.“ Für beides seien weiter Akquisitionen denkbar. ■

Die Autorin
Sabine Koll
Redaktion
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