Not macht bekanntlich erfinderisch. Und die Aussicht, mitten in einer Heftproduktion ein langes Interview vom Band transkribieren zu müssen, beschwor bei mir vor zwei Jahren eine absolute Krise herauf. Alle Helfer, die mir bis dahin für solche Arbeiten beiseite gestanden hatten, waren entweder im Urlaub, krank oder mit Arbeit überlastet. Was also tun? Ich entschied mich dafür, eine Internet-Plattform auszuprobieren, die Auftraggeber und -nehmer digitaler Dienstleistungen zusammenbringt. Das ist natürlich nur deshalb möglich, weil mp3-Files analoge Bänder längst abgelöst haben. Ich hatte lange gezaudert, die Plattform zu nutzen. Ich fragte mich: Wie aufwändig ist es, solche Aufträge einzustellen? Bekomme ich das Transkript pünktlich? Und vor allem: Stimmt die Qualität? Aber wie von Zauberhand bekam ich quasi über Nacht eine wirklich passable Transkription, mit der ich weiterarbeiten konnte. Seitdem bin ich ein absoluter Fan dieser digitalen Plattform. Okay, okay, die Qualität der Arbeit schwankt bisweilen – abhängig vom jeweiligen fleißigen Helfer. Doch haben wir nicht alle mal gute und mal schlechte Tage? ■
Ich bin kein Digital Native, eher ein Digital Immigrant. Ich nutze viele Möglichkeiten der digitalen Welt mit Begeisterung. Aber ich komme noch aus den analogen Zeiten. Dazu zählt, dass ich den Wert von etablierten Institutionen zu schätzen weiß. Wenn ich mich in einer fremden Stadt fortbewegen möchte, mache ich dies mit einem Taxi und nicht mit Uber. Ich möchte, dass mein Fahrer weiß, was er da tut. Und ich möchte mich notfalls bei der Taxizentrale beschweren können. Wenn ich in der fremden Stadt übernachte, buche ich ein Zimmer in einem Hotel. Auch hier bedienen mich Menschen, die das gelernt haben. Online-Plattformen sind mir häufig suspekt, weil ich kein Vertrauen in die Qualitätskriterien habe. Und Bewertungen helfen nicht immer. Eine Freundin machte vor kurzem schlechte Erfahrungen mit einer Wohnung, die Privatleute online angeboten hatten. Die Zimmer waren schmutzig und die Heizung funktionierte nicht. Dem Anbieter wollte sie aber keine schlechte Bewertung geben. Denn dann würde sie von diesem ja ebenfalls schlecht bewertet, meinte sie. Da bleibe ich doch lieber analog statt digital naiv. ■