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Doppelt hält besser

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Doppelt hält besser

Doppelt hält besser
Dr. Michael Fuchs, Präsident des BGA, Bonn überreicht den Ludwig-Erhard-Preis 1998 an Renate und Klaus Kobjoll vom Tagungshotel Schindlerhof in Nürnberg. Die Inhaber konnten bereits den European Quality Award in Paris in Empfang nehmen.
Im Rahmen der diesjährigen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) wurde nach dem „Punktepoker“ im letzten Jahr zum zweiten Mal der bereits dritte Ludwig-Erhard-Preis verliehen. Der frisch gekürte EQA-Preisträger, das Landhotel Schindlerhof setzte sich auch gegen die Finalisten des höchsten deutschen Qualitätspreises durch und ist damit das wahrscheinlich beste deutsche Unternehmen auf dem Gebiet „business excellence“.

Wie bereits im Vorjahr fand die Ludwig-Erhard-Preisverleihung 1998 in Berlin statt, noch dazu im neuerbauten Ludwig-Erhard-Haus. Hier und auch auf der Rahmenveranstaltung DGQ-Tagung wehte zwar schon ein leiser Wind von Bewußtseinsänderung im Qualitätsmanagement. Die überall in der Stadt verbreitete Berliner Aufbruchstimmung ließ sich auf die Veranstaltung allerdings nicht übertragen.

Der Ludwig-Erhard-Preis zeichnet Unternehmen und Organisationen mit einem umfassend entwickelten Qualitätsbewußtsein aus. Die Initiative zum Ludwig-Erhard-Preis besteht aus den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft BDA, BDI, BGA, DIHT, HDE und ZDH sowie den technisch-wissenschaftlichen Vereinen DGQ und VDI.
Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich das Interesse am Ludwig-Erhard-Preis geringfügig. 1997 beabsichtigten vierzehn Unternehmen eine Bewerbung, von denen sieben am Endlauf teilnahmen. 1998 bekundeten zweiunddreißig Firmen ihr Interesse und zwölf davon traten den Wettbewerb an. Zum Einzug ins Finale müssen die Bewerber in drei Kategorien über 500 Punkte erreichen.
Die Finalisten
Die Unternehmen Joh. Vaillant GmbH u. Co., Remscheid sowie die Dr. Reinhold Hagen Stiftung, Bonn kamen ins Finale um den Ludwig-Erhard-Preis 1998.
Die Firma Vaillant ist das bestplatzierte Industrieunternehmen im Wettbewerb um den Ludwig-Erhard-Preis. Ihr an dem EFQM-Modell orientiertes Konzept „Vaillant excellence“ ermöglichte diesen Erfolg. Unter diesem Leitbild richtet der Systemanbieter für Heiztechnik sämtliche für den Geschäftserfolg maßgebliche Unternehmensprozesse aus und zählt somit zu den führendsten Unternehmen seiner Branche in Europa. Geschäftsführer Manfred Ahle richtete in seiner Dankesrede vorallem ein Lob an die Assessoren der DGQ. So preisgünstig bekäme man keinen TQM-Berater und schon deshalb habe sich die Teilnahme am Wettbewerb mehr als gelohnt.
Das Motto der Dr. Reinhold Hagen Stiftung für das Jahr 1998 lautete: „Wer aufgehört hat besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein“. Dieses Motto gilt als stete Herausforderung und als eine solche sahen die Führungskräfte und Mitarbeiter der Stiftung die Teilnahme am Ludwig-Erhard-Preis an. Doch nicht der Preis war das handlungsleitende Motiv dafür, sondern die Möglichkeit, sich auf eine besondere Weise dem Wettbewerb der Besten zu stellen. Menschen fördern, Technik gestalten – so lautet der Auftrag der Dr. Reinhold Hagen Stiftung, die die satzungsmäßig verankerten Stiftungszwecke, Förderung der Wissenschaft, der Erziehung, der Volks- und Berufsbildung maßgeblich durch die Tätigkeiten in dem stiftungseigenen Bildungs- und Technologiezentrum erfüllt.
And the winner is…
In diesem Jahr konnte sich das Tagungshotel Schindlerhof aus Nürnberg zunächst über die zwölf Bewerber, schließlich über die zwei weiteren Finalisten hinwegsetzen und gewann nach dem European Quality Award (siehe auch Ausgabe 12/1998, S. 14) auch den Ludwig-Erhard-Preis 1998.
Renate und Klaus Kobjoll, Inhaber des Schindlerhofes, können sich einer fast doppelt so hohen Mitarbeiterproduktivität rühmen wie ein Durchschnittshotel. Anonym befragt loben die Mitarbeiter das Betriebsklima, obgleich der Chef eine 40-Stunden -Woche für einen „Teilzeitjob für Blutarme“ hält. Bleibt zu hoffen, daß dies nicht beispielhaft in anderen Unternehmen als Allheilmittel umgesetzt wird. Dies hätte wohl einen weiteren Einbruch auf dem Arbeitsmarkt zur Folge. Dennoch ist das Unternehmensklima im Schindlerhof beispielhaft und mit einer ganzen Reihe freundlicher Aktivitäten seitens der Geschäftsführung versüsst. Nun gönnt sich der Schindlerhof erst einmal ein Jahr Konsolidierung und wird sich darauf konzentrieren, neue Kunden zu gewinnen.
Der Präsident vom Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Bonn, Dr. Michael Fuchs hielt die Festrede zur Preisverleihung. Er forderte eine marktwirtschaftliche Erneuerung im Sinne Ludwig-Erhards. Der Name Ludwig-Erhard bürge für Qualität. Denn die von ihm umgesetzte gesellschaftspolitische Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft sei nach dem Zweiten Weltkrieg zum Benchmark geworden. Dies könne man angesichts von vier Millionen Arbeitslosen nicht mehr behaupten. Er stellte weiterhin fest, daß sich die Qualität und damit die Attraktivität des Investitionsstandortes Deutschland daran messen lassen müsse, ob die Staatsquote – also der Einfluß des Staates auf die Wirtschaftsleistung – nachhaltig zurückgeführt und so die Investitionsneigung sowie die Beschäftigung erhöht werden könne. Ob die sich abzeichnende Politik der neuen Bundesregierung hierzu einen Beitrag zu leisten imstande sei, bezweifelte er.
Qualität im Unternehmen – Wie lernt die Organisation?
Am Vorabend der DGQ-Tagung wurde im Rahmen des Walter-Masing-Forums der gleichnamige Preis an Dr.-Ing. Jürgen H. Bremer für seine Arbeit „Beschleunigte Evolutionsstrategie zur Optimierung von Fertigungsprozessen“ vergeben.
Unter dem Motto „Qualität im Unternehmen – Wie lernt die Organisation?“ stand die diesjährige DGQ-Tagung und Rahmenveranstaltung zur Ludwig-Erhard-Preisverleihung. Das ansprechende Programm mit vielseitigen Themen und hochkarätigen Referenten zog über 550 Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik an. Während viele erstklassige Vorträge auch die Erwartungen erfüllten, gingen einige jedoch nur oberflächlich auf ihre Thematik ein und hinterließen Unzufriedenheit bei den Teilnehmern. Die Vorträge zum Thema „Benchmarking – Lernen aus Vergleichen“ verfehlten am zweiten Tagungstag sogar nach Meinung einiger Teilnehmer das Thema und wurden offen in Kritik gestellt.
Ein sichtlich erschöpfter Prof. Dr. Schnauber, Vizepräsident und Vorstandsmitglied übernahm zum Ende der Tagung das Plenum, indem er die Tagungsergebnisse mehr oder weniger zusammenfasste und schließlich auch noch den ursprünglich für den Präsidenten vorgesehenen „Ausblick: Die gesellschafliche Verantwortung der DGQ“ übernahm.
Es bleibt zu hoffen…
…, daß sich im nächsten Jahr mehr Unternehmen der umfangreichen Qualitätsprüfung durch die DGQ-Assessoren stellen. Und es bleibt zu hoffen, daß die immer noch geringe Anzahl Interessenten diesen Jahres nicht Ausdruck eines zu geringen Qualitätsstandards deutscher Unternehmen ist. Wünschenswert wären ein paar mehr Industrieunternehmen, deren Teilnahme auch auf europäischer Ebene zu wünschen übrig lässt.
[AS]
Weitere Informationen A QE 303
Neuer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) ist Dr. Friedrich Clever. Er wurde am 16. November, dem Vorabend der DGQ-Tagung bei der Vorstandswahl durch die DGQ-Delegiertenversammlung gewählt. Clever ist seit 1992 Mitglied des Vorstands der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp, Essen/Dortmund, wo er die Ressorts Energie und Umwelt, Konzernstruktur und Organisationsentwicklung, Informationstechnik und Projektmanagement sowie Materialwirtschaft verantwortet. Er löste den bisherigen DGQ-Präsidenten Dr. Willi Fuchs ab, der in seiner Funktion als zukünftiger Direktor beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI), Düsseldorf nicht mehr kandidierte.
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