„Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist topfit für den internationalen Innovationswettbewerb“, betonte Eberhard Reuther, Vizepräsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) anläßlich des Fachpressetages zur Hannover Messe 1998.
Bei einer Produktpalette des deutschen Maschinenbaus von 20 000 Lösungen werden jedes Jahr 4 000-5 000 Produkte neu- oder weiterentwickelt, ohne Zweifel eine große Innovationsleistung und -geschwindigkeit. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau sei deshalb auch seit Jahren Patentweltmeister (Anmeldung in mindestens zwei Ländern) noch vor den USA und Japan mit einem Anteil von 26 % aller international registrierten Patente.
Ohne den deutschen Maschinenbau blieben viele Erfindungen anderer Industriezweige häufig im Labor. Als Querschnittechnologie greife jedes zweite Patent des Maschinenbaus auf angrenzende Technikbereiche, wie die Verfahrenstechnik oder Elektrotechnik, über. Somit gebe es z.B. keine PCs, keine Mobiltelefone, kein „Global Positioning System“ und keinen Funsport auf Inline-Skatern ohne ihn. Der Maschinenbau sei Drehscheibe und Motor der technologischen Entwicklung in Deutschland, unterstrich der Vizepräsident.
Der lnnovationswettbewerb finde zunehmend bei den produktbegleitenden Dienstleistungen statt. Mit hohem Engagement und viel Kreativität hätten die Maschinenbauer die Entwicklung vom einfachen Verkauf zum kompletten Systemanbieter und Problemlöser bewältigt, betonte Reuther. Dabei würden zusätzliche Dienste wie Marktbeobachtung, Teleservice, das Recycling von Maschinen und das Betreiben von ganzen Anlagen angeboten und dieses bei Kunden in aller Welt.
Diese Dienstleistungen gliedern die Kundenerfahrung in den Innovationskreislauf ein. Technologische Erneuerungen basieren deshalb nicht zuletzt auch auf den Wünschen der Kunden.
Das anspruchsvolle Innovationsprogramm biete für den deutschen Maschinenbau nicht nur Chancen. „Wir sehen auch Risiken, insbesondere in einem fehlenden Wissen, einem „Gap of Competence“, so Reuther. Der „Gap of Competence“ bestehe darin, daß in Zukunft Kompetenzen bei der Ingenieurdienstleistung fehlen und es werde die Fähigkeit und der Wille junger Ingenieure vermißt, im Ausland tätig zu sein.
Diese Fähigkeit beinhalte, daß der Ingenieur als Führungskraft in der Lage sein müsse, mit den lokalen Fachkräften zusammenzuarbeiten.
Gerade im Ausland gelte, daß nicht immer „HighTech“ in höchster Komplexität das Maß aller Dinge sei, sondern maßgeschneiderte Lösungen. „Small and simple“ auf hohem Niveau – das sei vielfach die Herausforderung für deutsche Maschinenbau-Unternehmen.
Der „Gap of Competence“ beziehe sich auch auf fehlende Fremdsprachenangebote an den Hochschulen, wie bilinguale Studiengänge, und eine mangelhafte Ausstattung der Ingenieure mit ökonomischen Wissen. Zudem führen die sinkenden Studienanfängerzahlen im Maschinenbau und das geringe Interesse der Jugendlichen an einer technisch-gewerblichen Berufsausbildung dazu, daß sich der „Gap of Competence“ auch zahlenmäßig vergrößere.
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