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Ein breiter Spagat

Qualitäter sind von durch großes Aufgabenspektrum überfordert
Ein breiter Spagat

Ein breiter Spagat
Im strategischen Qualitätsmanagement ist der interne Berater und Moderator gefragt Bild: Fotolia Der Autor Markus Strehlitz Redaktion Quality Engineering
Das Berufsbild der Qualitätsverantwortlichen wandelt sich. Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung differenzieren sich zunehmend aus. Daher werden für diese Bereiche verschiedene Mitarbeiter mit unterschiedlichen Fähigkeiten gebraucht. Auch durch Industrie 4.0 verändern sich die Anforderungen.

„Unternehmen suchen häufig die eierlegende Wollmilchsau“, berichtet Benedikt Sommerhoff, der bei der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) als Leiter DGQ-Regional tätig ist. Der Qualitätsverantwortliche in den Firmen habe zunehmend kein klares Profil mehr, sein Aufgabenspektrum sei diffus. Und er soll am besten alles können: So soll er das strategische Qualitätsmanagement ebenso abdecken wie die operative Qualitätssicherung.

„Das funktioniert aber nicht“, sagt Sommerhoff. Denn in den beiden Bereichen werden seiner Meinung nach unterschiedliche Kompetenzen verlangt. Das Qualitätsmanagement umfasse vor allem die Organisationsentwicklung, so Sommerhoff. Hier ist der zuständige Mitarbeiter eher als interner Berater oder auch als Moderator gefragt. Das verlangt laut dem Experten unter anderem Führungsqualitäten, Know-how im Change-Management und psychologische sowie pädagogische Fähigkeiten.
Dem gegenüber steht die operative Qualitätssicherung, in der vor allem technologisches Wissen gefordert wird. Hier gilt es immer auf dem aktuellen Stand der Technik zu bleiben. Wird der Qualitätsverantwortliche quasi als Alleskönner eingesetzt, muss er also sowohl als Berater als auch Ingenieur funktionieren. „Dieser Spagat ist zu breit“, sagt Sommerhoff.
Die Schere zwischen den unterschiedlichen Anforderungen wird künftig noch weiter aufgehen. So beobachtet die DGQ, dass sich Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung immer weiter ausdifferenzieren. Der Verantwortliche für die operative Qualitätssicherung rücke etwa immer stärker an die Produktionsentwicklung heran, meint Sommerhoff. So werde er immer häufiger der Fertigung oder der Produktentwicklung zugeordnet und nicht mehr dem Qualitätsmanagement oder der Unternehmensleitung.
Noch ist diese Problematik seiner Meinung nach in den meisten Unternehmen nicht angekommen. Die Verantwortlichen suchten nach wie vor nach Mitarbeitern, die alle Bereiche abdecken können. Sommerhoff schätzt, dass mittlerweile 20 bis 25 Prozent der Qualitätssicherer auch mit der Organisationsentwicklung betraut sind.
QM-Systeme werden selbständig
Das Berufsbild der Qualitätsverantwortlichen ändert sich aber auch aus einem anderen Grund. Verantwortlich ist die zunehmende Digitalisierung. Die technologische Entwicklung, die unter dem Schlagwort Industrie 4.0 auf die Unternehmen zu kommt, verändert die Aufgaben der zuständigen Mitarbeiter.
„Die Fertigungssysteme werden autarker“, sagt Sommerhoff, „das hat Auswirkungen auf die Planungshoheit des Menschen.“ Die Einflussmöglichkeiten des Qualitätsverantwortlichen verändern sich. Für ihn wird es in der Fabrik der Zukunft eher darum gehen, die Parameter zu gestalten, innerhalb derer die QM-Systeme dann selbständig agieren.
Von den Qualitätern werden außerdem andere Kompetenzen verlangt. „Durch Industrie 4.0 werden die Systeme offener und damit auch anfälliger“, so Sommerhoff. Der Qualitätsbeauftragte brauche daher auch Know-how in Sachen Sicherheit. „Er muss wissen, wann die Qualität eines Produktes durch die Offenheit der Systeme gefährdet ist, um darauf zu reagieren“, erklärt Sommerhoff.
In der intelligenten und vernetzten Fabrik der Zukunft werden den Unternehmen viel mehr Daten zur Verfügung stehen als bisher. Das bietet zum einen Vorteile, weil sich diese auch für die Qualitätssicherung nutzen lassen.
Für die Qualitätsverantwortlichen bedeutet dies aber auch, dass sie sich in den neuen Möglichkeiten, die Big Data bietet, zurecht finden müssen. „Die Qualitäter müssen wissen, welche Daten für sie interessant sind und welchen Erkenntnisgewinn sie daraus ziehen können“, erläutert Sommerhoff.
Künftig stehen viel mehr Daten von Produkten im Feldtest zur Verfügung
Und das geht über die Werkstore hinaus. Künftig werden den Unternehmen viel mehr Informationen von den Produkten im Feld – also im Praxiseinsatz – zur Verfügung stehen. Auch diese können für die Qualitätssicherung genutzt werden. DGQ-Experte Sommerhoff erwartet zudem, dass durch Industrie 4.0 in vielen Fällen 100-%-Prüfungen wirtschaftlich möglich werden könnten. Auch darauf müsse sich der Qualitätsverantwortliche einstellen. ■
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