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Ein „Produkt“ höchster Qualität

AbsolventInnen der FH JOANNEUM Gesellschaft in Graz
Ein „Produkt“ höchster Qualität

Die zunehmende Dichte im Angebot des Bildungssektors, die Ansprüche des Arbeitsmarktes an AbsolventInnen der verschiedenen Bildungseinrichtungen aber auch geringer werdende Ressourcen (Budget) der öffentlichen Hand erfordern zusehends den Einsatz der Instrumente der Qualitätssicherung bzw. die Entwicklung von Kennzahlen, die die Qualität und Effizienz nach Außen transparent werden lassen. In diesem Kontext ist auch der Aufbau einer umfassenden Qualitätskultur an der FH JOANNEUM in Graz als sehr junge und stark expandierende Bildungseinrichtung dahingehend zu verstehen, dass sie sich noch am Beginn der Reise befindet.

FH-Prof. DI Dr. Emilia Bratschitsch, Leiterin des Studiengangs und Transferzentrums Fahrzeugtechnik/Automotive Engineering & Railway Engineering; DI Dr. Herbert Fellner, Lehrender für Maschinenelemente und Projektmanagement am Studiengang Fahrzeugtechnik/Automotive Engineering & Railway Engineering; FH-Prof. DI Michael Trzesniowski, Lehrender für Konstruktion und CAx am Studiengang Fahrzeugtechnik/Automotive Engineering & Railway Engineering; zusammengefasst von: Frau Ing. Margot Wieser, Prüfstandsingenieurin und Qualitätsbeauftragte am Studiengang Fahrzeugtechnik/Automotive Engineering & Railway Engineering

Zur Entwicklung der Qualitätskultur sind das gemeinsame Bekenntnis zur Qualität, die Ableitung der Qualität von den strategischen Zielen einer Hochschule und Einigkeit innerhalb der Hochschule bezüglich der Qualitätsziele, die erreicht werden sollen, unerlässlich. Nachstehend wird am Beispiel des Studiengangs Fahrzeugtechnik gezeigt, welche Maßnahmen gesetzt werden, um das Bildungsniveau auf höchstem Standard zu halten.
Studiengang Fahrzeugtechnik mit den Vertiefungsrichtungen „Automotive Engineering“ und „Railway Engineering“
Die moderne Technik (Entwicklung, Produktion, etc.) erfährt heutzutage eine besonders intensive Entwicklung, da auf der einen Seite Produktqualität zur Selbstverständlichkeit geworden ist und auf der anderen Seite die Ansprüche betreffend Innovation, Sicherheit, Design und gleichzeitige Kostensenkung weiterhin steigen. Diese gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung wirkt sich direkt auf alle technischen Studienzweige aus und ganz besonders auf diejenigen, die berufsfeldorientiert ausbilden, so wie der Studiengang „Fahrzeugtechnik“.
Es wird gefordert, dass komplex miteinander vernetzte Inhalte aus verschiedenen Bereichen wie technischen und technologischen Grundlagen, Wirtschaft, Projektmanagement u.a. in kurzer Zeit vermittelt werden. Die potenziellen Arbeitgeber erwarten, dass die AbsolventInnen in der Lage sind, sich rasch in ein sehr dynamisches, abwechslungsreiches und mobiles Berufsfeld zu integrieren. Dies sind auch die Ziele, die wir uns als Hochschulstudiengang setzen.
In diesem offensichtlichen Spannungsfeld wird das Thema Qualität in der Ausbildung immer wichtiger. Die Ausbildungsqualität wird am Studiengang „Fahrzeugtechnik“ auf verschiedenen Ebenen sicher gestellt und kontrolliert. Die Ergebnisse werden regelmäßig analysiert, und bei Bedarf werden konkrete Maßnahmen gesetzt.
Die Qualitätssicherung in der Lehre beginnt bereits in der Konzeption des Curriculums. In weiterer Folge werden in regelmäßigen Ab-ständen Kollegiumsbesprechungen durchgeführt, bei welchen die zeitliche und inhaltliche Abstimmung unter den Lehrenden erfolgt. Es wird dabei ein optimales Gleichgewicht zwischen den notwendigen Wiederholungen und minimalen Überlappungen angestrebt. Ein wichtiges Kontrollinstrument sind die Lehrveranstaltungsevaluierungen, welche von den Studierenden jedes Semesters über jede Lehrveranstaltung durch-geführt werden. Die Ergebnisse werden von der Studiengangsleiterin ausgewertet und es folgen persönliche Gespräche mit den Studierendenvertretern und Lehrenden. Bei Bedarf werden entsprechende Maßnahmen festgelegt und deren Wirkung in darauf folgenden Semestern mitverfolgt.
Weiters werden Standardabläufe genau definiert und es werden Verfahrensanweisungen betreffend die Inhalte und in weiterer Folge die Kontrolle der Ergebnisse angewendet.
Entscheidend für die Qualität der Lehre ist die fachliche und pädagogische Qualifikation der Lehrenden am Studiengang. Diese wird durch die permanente Weiterbildung in den Spezialgebieten der Fahrzeugtechnik (durch Projekt- und Forschungsarbeiten, Besuche von Fachveranstaltungen, etc.), genau so wie durch den regelmäßigen Dozentenaustausch mit anderen Universitäten und Hochschulen weltweit kontinuierlich weiter entwickelt.
Gleichzeitig ist zu beobachten, dass von Seiten der Studienanfänger sowohl Vorkenntnisse als auch Leistungswilligkeit und Leistungsfähigkeit abzunehmen scheinen. Die Anstrengungen werden sich in Zukunft weiterhin auf die unmittelbare Unterstützung der Studierenden beim Schließen der Wissenslücken und aufs Steigern der Motivation konzentrieren.
Ein wichtiges Thema ist die effiziente und Nachhaltige Wissensvermittlung der komplexen fachbezogenen Inhalte. Eine am Studiengang Fahrzeugtechnik konsequent und durchgängig angewendete didaktische Methode ist Project Based Learning (PBL). Diese wird vom zweiten bis hin ins achte Semester fächerübergreifend angewendet.
Es werden interessante Lehrinhalte mit Beispielen aus der Industrie und Projektarbeiten geboten, in denen das erworbene theoretische Wissen direkt in die Praxis umgesetzt werden kann, eine einzigartige Infrastruktur (inkludiert auch eine akkreditierte Prüfstelle für Abgas- und Verdunstungsemissionsmessungen nach EN 17025) und ein gutes Arbeitsklima.
Einmal im Jahr wird der Studiengang Fahrzeugtechnik vonseiten der Geschäftsführung gemeinsam mit einem Aufsichtsratsmitglied genau unter die Lupe genommen. Dabei werden statistische Kennzahlen geprüft und deren Entwicklung hinterfragt, es werden Gespräche mit Vertretern der Lehrenden und Studierenden, als auch mit MitarbeiterInnen im technischen Dienst und in der Administration geführt. Der aus dieser Begehung resultierende Maßnahmenkatalog soll dann im nächsten Jahr nach Möglichkeit umgesetzt werden.
Der ultimative Lackmusstreifen für die Qualität unserer Ausbildung sind Rückmeldungen der Arbeitgeber unserer AbsolventInnen. Der Name „Fahrzeugtechnik/Automotive Engineering & Railway Engineering“ hat sich zu einem Markennamen entwickelt, welcher hohe Qualität, Flexibilität, Innovation und Fortschritt garantiert.
Project Based Learning am Beispiel „Formula Student“
Seit 2002 ist das Formula-Student-Projekt Bestandteil der Ausbildung. Es beinhaltet die Entwicklung, Fertigung und Vermarktung eines leichten Rennfahrzeugs sowie die Teilnahme an jährlich stattfindenden „Formula Student“-Bewerben: In Großbritannien, in Deutschland (http://www.formulastudent.de) und in Italien. Beim Bewerb wird der Entstehungsprozess des Rennfahrzeugs in englischer Sprache verteidigt und das Ergebnis in diversen Renndisziplinen praktisch erprobt. Etwa 80 Teams aus aller Welt nehmen daran teil.
Das Projekt gliedert sich in die vier Phasen des Projektmanagements mit Projektkonzeption, -planung, -realisierung und –abschluss und ist mit der Semestereinteilung in Einklang zu bringen (Bild 3).
In der Projektkonzeption erfolgen neben der schriftlichen Zieldefinition die Festlegung der Projektleiter, die Gestaltung der Teamstruktur, die Festlegung des Kernteams und die Grobplanung des Projektablaufes mit den zugehörigen Meilensteinen.
Bei der Definition der Ziele wird auf die Einhaltung der Zielbedingungen (messbar, erreichbar,…) großer Wert gelegt. Bei der Definition wird zwischen dem Sollziel („Wir wollen beim Bewerb unter den Siegern sein (Platz 1 bis 3)“) als Wunschzustand und dem Mussziel („Wir müssen einen Platz unter den ersten Zehn erreichen“) als geforderter Mindestzustand unterschieden.
Die Erreichung des Gesamtziels wird über die Festlegung von Teilzielen unterstützt. Während die Erreichung des Gesamtzieles erst nach dem Bewerb feststeht, sind die Teilziele schon im Projektablauf bestimmbar und geben Sicherheit, das Gesamtziel besser zu erreichen. Außerdem ist die geforderte Platzierung als Ziel nicht vollständig im Einflussbereich des Teams.
Die Projektleitung ist auf zwei Studierende in wirtschaftliche und technische Leitung aufgeteilt. Das Kernteam (Bild 2) besteht neben den beiden Projektleitern aus den Baugruppenleitern der sieben Baugruppen-Teams. Der Kern ist bewusst so klein gehalten, dass der Abstimmungsaufwand minimal gehalten wird und die Vorteile eines Kleingruppenverhaltens gegeben sind.
Unterstützung erfolgt durch Studierende anderer Studiengänge wie „Industrial Design“, „Informationsdesign“ „Journalismus und Unternehmenskommunikation“ und „Management internationaler Geschäftsprozesse“. Darüber hinaus erfolgt fachliche Beratung aus dem Werkstättenbereich und durch Lehrende.
Die Kick-Off- Veranstaltung ist Projektstart und leitet die Planungsphase ein. Überlappend erfolgt die Konzeption der einzelnen Baugruppen des Fahrzeuges in den Baugruppen-Teams. Beim vorgegebenen Meilenstein werden nach Präsentation einzelner Konzepte die Konzeptentscheidungen getroffen. In der Konstruktionsphase erfolgt die Detaillierung und mit dem Meilenstein „Design Freeze“ die Freigabe für Bestellungen und Fertigung. Nach ersten Funktionstests des fertigen Wagens wird er beim Meilenstein „Rollout“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die letzte Phase in der Realisierung beinhaltet die Optimierung des Fahrzeuges sowie die Vorbereitungen auf den Bewerb.
Die Projektplanung erfolgt gestützt auf industrieübliche Software. Die einzelnen Planungsebenen werden Top to Down geplant. Anhand der Diskussion der Inhalte zeigt sich, in wie vielen Ebenen geplant werden muss. So einfach auch mit der Software eine Überlappung von Arbeitspaketen im Sinne es Simultaneous Engineering realisiert ist, kann man den Studierenden am realen Projekt den damit verbundenen deutlich höheren Abstimmungsaufwand sehr gut erklären. Weiters steigt das Bewusstsein über den richtigen Einsatz von Meilensteinen als Instrument zur gegenseitigen Abstimmung, Entscheidung und Kontrolle. Durch die Einplanung der Verpflichtungen des Studienbetriebs zeigen sich die noch (wenigen) verfügbaren Zeiträume für das Projekt.
Die Betrachtung der Ausfallmöglichkeiten wichtiger Ressourcen wie Werkstätteneinrichtungen, Motorprüfstände oder Veranstaltungsräumlichkeiten sensibilisiert das Risikobewusstsein. Projekte werden gemanagt, indem man ihre Risiken managt. Zunächst werden die Erkenntnisse aus den Vorprojekten, die in den Reviews zusammengefasst sind, herangezogen. Zum anderem werden die vorliegenden Zeitpläne Arbeitspaket für Arbeitspaket nach wichtigen Möglichkeiten eines Schadens durchsucht.
Mit dem Projekt wird eine vollständige Fahrzeugentwicklung durchgeführt. Dabei werden die gelehrten Fachkenntnisse von der Fahrzeugkonzeption über die Konstruktion, Fertigung bis zur Erprobung angewandt (Bild 1).
Die unabdingbaren Voraussetzungen für die Motivation bei Wochenarbeitszeiten bis zu 80 Stunden müssen vom Studiengang geschaffen werden. Vor allem die Möglichkeit für die Studierenden, ohne intensive Kontrolle zu arbeiten, muss gegeben sein. Die Kontrolle erfolgt vorrangig über die Projektleiter und das Kernteam. Die Betreuer aus dem Lehrkörper beschränken sich auf strategisches Controlling.
Wesentlich ist auch die Bereitstellung eigener Räumlichkeiten, über welche die MitarbeiterInnen autonom verfügen. Neben der wichtigsten Kommunikationsform, der informellen, wird auf eine effiziente Besprechungsführung mit Agenda und Protokoll Wert gelegt. Die schriftliche Kommunikation erfolgt über eine zentrale Projektdatenbank, in der alle Informationen ersichtlich sind.
Geschult wird der Umgang mit Lieferanten, Sponsoren und Medien. Und gleich dem realen Berufsleben gibt es auch Konkurrenz, die Teams anderer Universitäten aus aller Welt.
Fehlleistungen oder Verbesserungen beim Einbeziehen des Projektumfelds kommen dabei häufig erst im Folgeprojekt zum Tragen. Dies erfordert von den Studierenden Verantwortung für die folgenden Studierendenjahrgänge.
Mit dem Bewerb geht das Projekt in die Abschlussphase über. Es gilt die gewonnenen Erkenntnisse an die Nachfolger zu übertragen. Auf Basis eines Reviews werden schließlich die neuen Ziele abgeleitet – und das so lernreiche Spiel beginnt von Neuen. Obwohl jedes Jahr ein vollständig (!) neues Team das Projekt bearbeitet, stieg das Niveau durch die beschriebene Projektstruktur. Gerade die Planungsarbeit wurde von den ersten Teams zu Gunsten der „attraktiveren“ technischen Aufgabenstellung vernachlässigt.
Mittlerweile gehört das Joanneum Racing Team (www.joanneum-racing.at) mit zahlreichen Einzelsiegen und einem Gesamtsieg 2006 zu den besten europäischen Teams.
Resümee
Viele Bausteine eines Qualitätsmanagementsystems sind an der FH JOANNEUM bereits gegeben.
Seien es gesetzliche Vorgaben der Qualitätssicherung wie die Akkreditierung und damit ein vorgegebener Standard des Studienangebotes geprüft durch eine unabhängige Behörde (Fachhochschulrat) als auch Evaluierungen der Lehrveranstaltungen durch Studierende, hoch entwickelte Auswahlverfahren für Studierende, Aufbau einer Wissensbilanz, Entwicklung von Instrumenten des Projektcontrollings in der Forschung um nur einige aufzuzählen.
Das Verstehen der Interaktivität einzelner Qualitätssicherungsmaßnahmen und Messen der Wirksamkeit der Instrumente als auch die Entwicklung möglicher neuer Maßnahmen, entsprechend den strategischen Qualitätszielen der FH JOANNEUM in einem Qualitätsmanagementsystem, das der Wirkungsweise des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses entspricht, wird die besondere Herausforderung für die Zukunft sein.
QE 532
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