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Eine Paradedisziplin auf dem Prüfstand

CAQ auf der Hannover Messe Industrie
Eine Paradedisziplin auf dem Prüfstand

Computer Aided Quality – ein auch abseits der Automobilindustrie häufig verwandter Begriff, eine Unternehmensdisziplin wie Konstruktion, Logistik und andere? CAQ ist sicher eher der Logistik gleichzustellen – eine Disziplin mit Querschnittsfunktion. Deshalb wird die Hannover Messe, ohne das Reizwort CAQ explizit im Messeangebot zu führen, mit eine der wichtigsten Veranstaltungen für Qualitätsmanager in 1999 werden.

Dipl.-Ing. Oliver Bachmann; Fachjournalist; Mainz

Der neu geschaffene Messeschwerpunkt Fabrikautomation in den Hallen 11 bis 17 wird auf rund 100000 m² das wichtigste Automatisierungs-Highlight der Welt in diesem Jahr werden. Auf 276200 m² Gesamthallenfläche werden 7423 Aussteller, davon 3700 aus dem Ausland, alles von der einfachsten nur wenige Pfennige kostenden Kabelverbindung bis hin zu millionenschweren Produktionssystemen präsentieren. Die von in- und ausländischen Ausstellern fast „paritätisch“ belegte Ausstellungsfläche, dies gilt auch für den Messeschwerpunkt Fabrikautomation, verdeutlicht die enorme weltweite Strahlkraft, die der Messeplatz Hannover in der Welt genießt. Vor dem Hintergrund eines nur leichten Anstiegs des Bruttosozialproduktes, Experten erwarten für 1999 rund zwei bis 2,5 Prozent im Inland, ist die Orientierung nach Außen und die Steigerung der Effizienz heimischer Arbeitsplätze ein wichtiges Investitionsziel von Unternehmen aller Branchen. Und nicht nur von Betrieben aus der deutschen Paradedisziplin Automobilbau. Die soeben in den USA, dem größten Automarkt der Welt, 34 Prozent mehr Absatz im Vergleich zu 1997 vermeldete. Neben Technologie und Design ist auch die sprichwörtliche Qualität ein wichtiges Kaufargument. Klar, daß europäische Spitzenhersteller wie BMW oder Volvo Begehrlichkeiten von US-Konzernen wie Ford verspüren.
Die vorgenannten Europäer sind ein gutes Beispiel für das Ansinnen von CAQ – einer der wohl wichtigsten Paradedisziplinen der Zukunft.
Genauso wichtig, da sind sich Experten aller Sparten einig, ist CAQ heute wie eine ausgefeilte Konstruktion, eine sinnvoll verlängerte Werkbank, eine gut organisierte Produktion und ein funktionierender kundennaher Vertrieb. Das Qualitätsmanagement ist allerdings weniger gut greifbar als beispielsweise die vielfach beschworene Querschnittsdisziplin Logistik, die sich recht klar und fest umreißen läßt. Das Qualitätsmanagement beginnt bei Kontrollen, geht über das Prüfen und Vergleichen mit Mustern und endet bei der Reklamationsbearbeitung und deren Rückkoppelung auf das Unternehmen und die am Schaffensprozeß Beteiligten. Unter CAQ werden im deutschsprachigen Raum
l Qualitätsmanagement,
l Betriebsdatenerfassung,
l Prüfplanung,
l Erstmusterprüfung,
l Warenein-/-ausgang,
l Lieferantenbewertung,
l Fertigungsprüfung,
l SPC,
l Prüfmittelverwaltung und
Reklamationsmanagement
verstanden. Diese kurze Aufzählung verdeutlicht den enormen Funktionsumfang, der sehr gut mit dem neu geschaffenen und mit so wichtigen Verbänden wie VDMA und ZVEI sorgfältig abgestimmten Messeschwerpunkt in Hannover korreliert.
Unzulänglichkeiten erfassen
CAQ ist zwar auch eine technische Disziplin mit Prüfverfahren, Qualitätshandbüchern und durch die ISO/CE-Zertifizierung festgelegten Vorgehensweisen und Abläufen; CAQ spielt sich aber vor allen Dingen in den Köpfen der Menschen ab.
Norbert Schmidt, einer der Geschäftsführer von Sinic Computertechnik in Neu-Anspach bei Frankfurt und Anbieter umfassender Software-Tools für CAQ, bringt seine Philosophie auf den Punkt, wenn er sagt: „Unzulänglichkeiten systematisch erfassen und auswerten.“
Da ist das vorgenannte Beschwerde- und Reklamationsmanagement ein überaus wichtiges und bisher noch in seiner Wirkungskraft oft unterschätztes Tool. Das Beschwerdemanagement nimmt beklagenswerte Vorgänge auf, analysiert sie, ordnet sie den am Schaffensprozeß beteiligten Parteien, Lieferanten oder Abteilungen zu und koppelt nach dem Durchlauf an den reklamierenden Kunden zurück.
Daß das Erfassen, Auswerten und Bündeln von vielfältigen Daten heute nur mittels Computersystemen vonstatten geht, dürfte auch dem ärgsten Tastaturmuffel klar sein. Hauptproblem der CAQ-Spezialisten, und darüber wird in der Zukunft intensiv gearbeitet werden müssen, ist die problemlose Anbindung an die Produktions- und an die kommerzielle EDV.
CAQ-Programme müssen mit der Betriebsdatenerfassung, der Konstruktion, der Materialwirtschaft und den wichtigsten Softwarelösungen zur Steuerung und Planung der Produktion, wie etwa SAP/R2/3, Infor oder BAN, harmonieren. Eine gute und die vorher genannten Punkte umfassende CAQ-Software setzt sich heute aus den Bausteinen
l Wareneingang-/-ausgangsprüfung
l Qualitätsmanagement und Analyse sowie
l Reklamationsmanagement zusammen.
Will man diese Funktionsblöcke auch nur ansatzweise mit Leben und Aussagekraft füllen, fallen erhebliche Datenmengen an, deren Auswertung mit bewährter Standardsoftware wie etwa MS-Excel oder Access erfolgen sollte. CAQ-Programme, die Daten in apokrypher Form, die kein anderes System akzeptiert, zur Verfügung stellen, leisten keine dem CAQ-Gedanken entsprechenden Dienste, weil sie nicht benutzt werden. Außerdem müssen in moderne CAQ-Software Bausteine zur Fehlerkostenanalyse eingerichtet werden. Wobei hier zu berücksichtigen ist, daß das Abstellen der Fehler im Unternehmen oder bei Lieferanten immer mit vielfältigsten Kostenarten belastet ist, die sorgfältig auf unterschiedlichste interne und externe Kostenstellen aufzuteilen sind. Doch tut man gut daran, diese Kostengrößen und –arten exakt aufzuschlüsseln, denn nur so können permanent auffallende Schwachstellen genau analysiert und auf ihre systemimmanenten Parameter abgeklopft werden.
Imageschäden vermeiden
Viel höher sind jedoch meist die Imageschäden beim wie auch immer verprellten Kunden, der seine schlechte Meinung unter Umständen über branchenspezifische Wege multipliziert.
Eine enge Verzahnung zwischen Reklamationsmanagement und Vertrieb erscheint deshalb dringend angeraten und wird heute in vielen Betrieben nur sehr unzureichend praktiziert. CAQ heißt in diesem Falle die gemeinsame Abarbeitung der Vorkommnisse zwischen Qualitätsmanagement und Vertrieb. Nur wer in der Lage ist, ein CAQ-System sinnvoll zu implementieren und es nicht krampfhaft „oben aufzusetzen“, wird Erfolg haben.
Durchgängige Einbindung
Beispielsweise hat Sinic beim Zahnradwerk Neuenstein, einer Tochtergesellschaft der Getrag-Antriebsgruppe mit 1200 Mitarbeitern, ein umfassendes Konzept realisiert, das über Standard-Schnittstellen in die vorhandene EDV-Konzeption eingebunden wurde. Wichtige Ergebnisse sind eine durchgängige Qualitätssteigerung bei Zulieferern, eine rationellere Wareneingangskontrolle sowie die Umsetzung der Anforderungen nach VDA und QS 9000.
Stellt man CAQ im Umfeld des Messeschwerpunktes Fabrikautomation auf der Hannover Messe zusammen, so umfaßt der Katalog 1999:
– Ein umfangreiches Dokumentenmanagement mit Multimediafunktion (Einbindung Skizzen, Scans, Foto, Video)
l Ein Lieferanten-Informationssystem
l Die Möglichkeit eines schnellen Lagereportes
l Workflow-Management
l Automatische Qualitätskostenerfassung
l Durchgehende Prüfplanung
l Konfigurierbare Datenlisten zur späteren Auswertung mit Schnittstelle für Standard-Software aus den Bereichen Textverarbeitung, Datenbank und Tabellenkalkulation
l Papierlose Reklamationsbearbeitung zwischen internen Abteilungen und Vertrieb sowie (evtl.) Kunden und
l Formulargenerator für betriebsspezifische Auswertebögen.
CAQ ist die verbindende Klammer zwischen Konstruktionsmethoden, der Arbeitsvorbereitung, Fertigung, Endkontrolle, Lieferanten und dem Vertrieb. Eine spannende Disziplin, die sich auf Maschinenausrüstung, Abläufe und EDV auswirkt. Auch die Qualität harrt freilich der Beurteilung. Wer CAQ ganzheitlich betreibt, wird diese Disziplin datenbankgestützt (im besten Fall) in die laufenden Umwelt-, Öko- und ISO-9001-Audits einbinden. Auch für diese Zusatzfunktionen werden auf der kommenden Hannover Messe wichtige Zeichen gesetzt und anhand von Musterlösungen vorgestellt.
Kontakt zum Anbieter Sinic bekommen Sie direkt über unsere Kennziffer.
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