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Hoch hinaus

Qualitätssicherung auf dem Weg zur Serienproduktion
Hoch hinaus

Im Cubing- und Meisterbockzentrum von VW-Nutzfahrzeuge (VWN) in Hannover wird mit dem VW-Transporter der größte Pkw der Welt gemessen. Ein Grund, weshalb in Hannover alles eine Nummer größer ist…

Christoph Dietrich,Wenzel Präzision,Wiesthal

Das neu eingerichtete Cubing- und Meisterbockzentrum ist beeindruckend. Betritt man die voll klimatisierte 2000 m² große Halle, steht man inmitten von 16 Koordinatenmessmaschinen, zwischen silbern glänzenden Aufnahmevorrichtungen aus Aluminium und auf einem strahlend weißen Fußboden. Hier misst Volkswagen den „VW-Bus“. VW Nutzfahrzeuge Hannover ist eine eigene Marke innerhalb des Volkswagen-Konzerns und produziert täglich etwa 800 Fahrzeuge in den verschiedensten Varianten vom Typ T4 (das ist der VW-Bus) und LT. Eingerichtet ist das Cubing- und Meisterbockzentrum nur mit modernstem Gerät: Software und CAD nach neuestem technischen Stand, multivariable Aluminium-Vorrichtungen zum Aufnehmen der zu messenden Teile und hoch präzise 3D-Koordinatenmessmaschinen von Wenzel Präzision, die auf den ersten Blick wie hohe Bäume in den Himmel zu ragen scheinen. „Wir haben hier im Gegensatz zu unseren Kollegen in Wolfsburg Messmaschinen, die in Z-Richtung bis zu 3000 mm messen. Schließlich bauen wir hier den größten Pkw der Welt“, begründet Horst Giesemann, Leiter des Cubing- und Meisterbockzentrums, die Höhe der Messständer.
Simulation des Fahrzeug-Designs auf dem Meisterbock
Im Cubing- und Meisterbockzentrum wird der Grundstein gelegt für eine Serienproduktion, an der alle Teile eines Autos „passen“. Bevor die Produktion beginnt, werden alle Fahrzeugteile mit Hilfe der Koordinatenmessmaschinen auf ihre Passform hin geprüft und gemessen. Dazu bedient man sich eines Meisterbocks, der aus variabel zusammensetzbaren Aluminium-Segmenten besteht. Auf ihm baut man die Einzelteile einer Karosse zusammen, um eine Anmutung vom Äußeren oder Inneren eines Fahrzeugs zu simulieren. Über RPS-Punkte werden die Einzelteile fixiert, mit Hilfe der hoch genauen Messmaschinen punktuell zum Fahrzeug-Nullpunkt hin ausgerichtet und dann wird der bestmögliche Sitz kontrolliert. Man scheint anschließend in ein fertiges Fahrzeug einsteigen zu können. Jetzt werden Spalte und Bündigkeiten gemessen, beispielsweise an Motorhaube und Lichtern, den Kotflügeln oder den Schiebetüren, und diese Maße mit den Konstruktionsvorgaben abgeglichen.
Präzision trotz enormer Größe
Trotz der enormen Größe, die ein T4 aufweist – bei VWN hat man die gleichen Qualitätsanforderungen und Vorgaben bezüglich Spaltmaß und Bündigkeit wie die Kollegen, die den Golf bauen. „Wir arbeiten hier in solchen Dimensionen, dass wir leicht einen Lupo in einen Innenmeisterbock eines T4 hineinstellen könnten. Trotzdem erreichen wir hier die gleiche Genauigkeit“, ist Werner Steinert vom Engineering stolz. Die Wenzel-Messmaschinen sind ihm dabei behilflich: Auf vier Basisplattenfeldern von je 16 Metern Länge sind jeweils vier Messständer bodeneben angeordnet, wodurch sich je Feld ein Messvolumen von X = 14000 mm, Y = 2 x 1600 mm und Z = 3000 mm ergibt. Die Genauigkeit, die VWN in Hannover für diese Anlage forderte, konnte trotz dieser Abmaße genau eingehalten werden: Auf eine Messlänge von sechs Metern hat jede Maschine im Duplexbetrieb eine Abweichung von U3 200 µm. Auch an den Kollisionsschutz wurde gedacht: Durch Endschalter ist es unmöglich, dass zwei Messständer zusammenstoßen.
Qualität zählt
„Die Ausstattung des Cubing- und Meisterbockzentrums ist eine Investition, um unsere Qualität bei Modell-Neuanläufen sicher zu stellen,“ bestätigt Dr. Ralf Meyer, Leiter des Messwesens bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover. Im Gegensatz zum Meisterbock werden beim Cubing Teile nicht über Referenzpunkte, sondern über Referenzflächen beurteilt. Dazu können sie in eine im Maßstab 1:1 aus Aluminium gefräste Replik des T4 eingesetzt werden. An diesem Modell wird dann die Passform des zu produzierenden Teils, das entweder von VWN selbst oder von Zulieferern hergestellt wurde, geprüft und gegebenenfalls optimiert.
Da ein solches Modell eines T4 in der Hochdachversion bis zu 2430 mm hoch sein kann, ist im Cubing- und Meisterbockzentrum bei VWN alles ein wenig größer…
Positive Erfahrungen mit Wenzel
Die Ausstattung des neuen Cubing- und Meisterbockzentrums mit Wenzel Messmaschinen war für VWN eine klare Sache. Zum einen hatten die Ingenieure gute Erfahrungen im Cubingzentrum in Wolfsburg mit Wenzel-Maschinen gemacht. Zum anderen legte man Wert auf die positiven Synergieeffekte, die entstehen, wenn man konzernweit das Cubing mit den gleichen Messmaschinen und der gleichen Software vornimmt. „Wenzel hat sich bei Volkswagen im Cubing- und Meisterbockbereich bewährt. Zudem waren sie die ersten, die den motorisch stufenlos verstellbaren Dreh- und Schwenkkopf PHS im Griff hatten,“ so Horst Giesemann. Von den 16 Messständern sind bislang vier mit einem PHS ausgestattet. Künftig sollen alle Maschinen mit PHS betrieben werden. „Durch seinen geringen Kalibrieraufwand, verbunden mit der stufenlosen Verstellung, ist der PHS für uns der ideale Aufnahmekopf.“
Alle vier Basisplattenfelder verfügen über einen passiv gedämpften Fundamentblock mit jeweils 95 Dämpfern, wodurch die Anlage völlig erschütterungsfrei arbeitet. Die CNC-Antriebe sind auskoppelbar, so dass die Messarme auch von Hand geführt werden können, beispielsweise bei Anreißarbeiten. Da die schwergewichtigen Meisterböcke und Cuben mit Luftlagern über den Boden bewegt werden, wurden alle Maschinen in bodenebener Ausführung geliefert. Die Maschinen sind in ihrer gesamten Länge überfahrbar, sogar die Terminals fahren mit den Maschinenständern mit.
Zusammen mit Wenzel Präzision baut man bereits auch an der Zukunft. Neben der Installation von WPS, dem Wenzel Programmier-System, mit dem auch ohne Messmaschine im Offline-Modus Messprogramme geschrieben werden können, ist geplant, einen virtuellen Meisterbock zu erschaffen, in den mittels Laser gemessene Teile eingespielt und beurteilt werden können. „Das Software-Haus von Wenzel hat in der Vergangenheit viele Anregungen von uns aufgegriffen, und durch die übersichtlichen und klaren Funktionen ist die CM-Software wirklich intuitiv und einfach zu bedienen. Wir sehen Wenzel als einen leistungsfähigen Entwicklungspartner für die Zukunft,“ so Horst Giesemann.
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