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Hochwertige Prüfergebnisse

Kompetenznachweis im automotiven Sektor durch Akkreditierung nach EN 17025
Hochwertige Prüfergebnisse

Seit geraumer Zeit gibt es einen unaufhaltsamen Trend in Richtung Absicherung der Qualität und Verlässlichkeit von Prüfergebnissen beziehungsweise Steigerung der Kompetenz von Prüflaboratorien. Diese Tendenz ist nicht zuletzt auf die ständig strenger werdenden Richtlinien auf dem Sektor der Fahrzeug- und Motorentechnik – vor allem hinsichtlich der Verdunstungs- und Abgasemissionsprüfungen an neu einzuführenden Modellen und der parallel dazu ständig kürzer werdenden Entwicklungszeiten – zurückzuführen. Um auf dem europäischen Markt langfristig als kompetenter und starker Partner der Automobilindustrie bestehen zu können, ist es für Unternehmen unerlässlich, sich diesem Trend anzuschließen und in punkto Qualitätsmanagement ein Toplevel anzustreben – wie das auch am Transferzentrum des Studiengangs Fahrzeugtechnik der FH JOANNEUM Gesellschaft mbH in Graz der Fall ist.

Margot Wieser Prüfstandsingenieurin und Qualitätsbeauftragte des Studienganges und Transferzentrums Fahrzeugtechnik der FH JOANNEUM Graz FH-Prof. Dr. Gerald Gaberscik Leiter des Studienganges und Transferzentrums Fahrzeugtechnik der FH JOANNEUM Graz

Bereits seit dem Jahr 1996 werden unter dem Motto „Aus der Wirtschaft für die Wirtschaft“ am Studiengang Fahrzeugtechnik der FH JOANNEUM Gesellschaft mbH in Graz Studenten auf das Berufsfeld des Automotive Engineerings bzw. Railway Engineerings vorbereitet.
Zudem wurde im Jahr 1999 ein Prüffeld mit einem Labor- und Werkstättentrakt sowie einem modernen Prüfstandsbereich aufgebaut. Nunmehr werden seit einigen Jahren in Kooperation mit Unternehmen aus der Automobilindustrie Prüfungen an Motoren, Getrieben und Gesamtfahrzeugen sowie Entwicklungsaufträge durchgeführt.
Um auf dem automotiven Sektor als kompetenter Partner Akzeptanz zu erlangen bzw. auf lange Sicht systematisch die Qualität der angebotenen Dienstleistungen nachvollziehbar steigern zu können, wurden im Jahr 2000, sofort nach der Erlangung der Notifizierung bei der Europäischen Union als österreichische Prüfstelle für Abgasbestimmung, erste Schritte unternommen, eine solide Basis auf dem Gebiet des Qualitätsmanagements zu schaffen. Ziel war es, schlussendlich die Akkreditierung nach EN 17025 (Allgemeine Anforderungen an die Kompetenz von Prüf- und Kalibrierlaboratorien) als formelle Anerkennung durch die Akkreditierungsstelle des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) für nachstehende Prüfverfahren (mit einigen Einschränkungen, unter Berücksichtigung der jeweiligen Nachfolge- bzw. Ergänzungsdokumente) zu erlangen:
  • 70/220/CEE*70/220/EWG*70/220/EEC Richtlinie des Rates vom 20. März 1970 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Maßnahmen gegen die Verunreinigung der Luft durch Abgase von Kraftfahrzeugmotoren mit Fremdzündung
  • 80/1268/CEE*80/1268/EWG*80/1268/EEC Richtlinie des Rates vom 16. Dezember 1980 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über den Kraftstoffverbrauch von Kraftfahrzeugen
  • EPA 40 CFR Part 86 Control of emissions from new and in-use highway vehicles and engines
  • TRIAS 23–1999; Attachment 32 10 Mode and 11 Mode Exhaust Emission Measurement for Gasoline Fueled Motor Vehicles
  • TRIAS 23–4–1999; Attachment 31 Technical Standard for 10.15 Mode Exhaust Emission Measurement for Gasoline Fueled Motor Vehicles
  • TRIAS 5–3–1999 Fuel Economy Test Procedure for Gasoline Fueled Motor Vehicles
Bedeutung einer Akkredi- tierung nach EN 17025
Die Akkreditierung bildet die Grundlage für die Nachvollziehbarkeit, Vergleichbarkeit und Gleichwertigkeit von Prüfverfahren und -ergebnissen und sichert langfristig die Wettbewerbsfähigkeit einer Prüfstelle. Die Prüfstelle erbringt einerseits einen international anerkannten Nachweis, über ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem nach EN 17025 zu verfügen und stellt andererseits ihre Kompetenz auf dem Gebiet der Prüfungsdurchführung innerhalb rechtlicher Rahmenbedingungen (Akkreditierungsgesetz) unter Beweis. D. h. anders als bei der Zertifizierung wird bei der Akkreditierung auch die Qualität der Arbeiten überprüft und bestätigt.
Vorgangsweise beim Aufbau bzw. der Einführung des Qualitätsmanagementsystems, Zielsetzung
Das Qualitätsmanagementsystem des Transferzentrums des Studiengangs Fahrzeugtechnik der FH JOANNEUM Gesellschaft mbH ist gemäß den Richtlinien des Akkreditierungsgesetzes und der Norm EN 17025 aufgebaut und implementiert.
Der Vorgang der Einführung und die kontinuierliche Systempflege sind in Abbildung 1 dargestellt.
Während der Entwicklung des Systems wurde darauf geachtet, dass die Mitarbeiter jene Prozesse, die in ihrem Aufgabenbereich liegen, selbständig erarbeiten und dokumentieren. Zum einen sollte dies die Motivation der Mitarbeiter dahingehend stärken, die im QM-System festgelegten Prozesse nicht als „Vorschrift von oben“ zu sehen, sondern das Bewusstsein zu entwickeln, qualitativ hochwertige, nachvollziehbare Ergebnisse erzielen zu wollen und sich mit den zugrunde liegenden Richtlinien vertraut zu machen. Zum anderen ist auf diese Weise auch gewährleistet, dass die Erfahrung des jeweiligen Prüfstandsingenieurs überall dort mit einfließt, wo individuelle Arbeitsweisen realisierbar bzw. zulässig sind.
Durch die regelmäßigen Überprüfungen im Zuge der internen Audits, der Zwischenüberprüfungen durch die Sachverständigen der Akkreditierungsstelle und durch laufende interne Beobachtung werden diese Prozesse nun ständig auf deren Aktualität und Zweckmäßigkeit hin kontrolliert.
Struktur der Qualitätsdokumentation bzw. des Systems
Die gesamte Qualitätsdokumentation liegt in rein elektronischer Form vor und ist auf einem zentralen Server abgelegt, der durch die zentrale EDV vor unerlaubten Zugriffen und durch ein spezielles Überwachungsprogramm vor Manipulation geschützt wird.
Als Grunddokument liegt ein strukturiertes Qualitätsmanagementhandbuch vor, das gemäß den Vorgaben der Norm EN 17025 aufgebaut ist und zusätzlich zu den allgemeinen Bestimmungen und Informationen Verweise auf die jeweiligen dazugehörigen Einzeldokumente enthält.
Die übrige Dokumentation ist entsprechend der jeweiligen Thematik in Einzeldokumenten verfasst, die wie folgt aufgeteilt sind (siehe hierzu Abbildung 2):
  • Allgemeine Dokumente: Akkreditierungsumfang, Dokumentenliste, Beschreibung des Dokumentennummernsystems
  • Beilagen: Allgemeine Informationen z. B. über Räumlichkeiten oder Personal, Listen mit geltenden Normen, etc.
  • Mitgeltende Unterlagen: Allgemeine Verfahrensanweisungen, z. B. Angebots- oder Bestellabläufe, die nicht speziell mit Prüfungen zusammenhängen
  • Referenzierte Dokumente: Technische Verfahrens-, Arbeits-, Wartungs- und Kalibrieranweisungen
Aufzeichnungen wie Checklisten zur Prüfungsvorbereitung, Prüfberichte, Kalibrierprotokolle, etc. werden gemäß den jeweiligen Vorlagen erstellt bzw. in zentralen Listen geführt (z. B. Liste mit Geräten, die innerhalb des akkreditierten Bereiches verwendet werden dürfen).
Nutzen für Prüfstelle und Kunden aus der Akkreditierung nach EN 17025
Der Nutzen für die Prüfstelle des Studiengangs Fahrzeugtechnik liegt in erster Linie darin, dass dem Kunden qualitativ hochwertige Dienstleistungen angeboten und nachweislich professionell erzielte Prüfergebnisse geliefert werden können. Es ist jederzeit möglich, einen Nachweis zu erbringen, inwiefern die gelieferten Messergebnisse auf nationale bzw. auf internationale Normale rückführbar sind, wodurch Zweifel an der Richtigkeit der Ergebnisse ausgeräumt werden können, was wiederum beim Auftreten von Ungereimtheiten oder unerwarteten Ergebnissen von sehr großer Bedeutung sein kann. Somit ist es einfach, festzustellen, ob der Prüfling „unerwartet“ reagiert hat bzw. kann nachvollziehbar veranschaulicht werden, dass keine Fehlmessung vorliegt.
Von Kundenseite her liegen die Vorteile, mit einer akkreditierten Stelle zusammenzuarbeiten, vorrangig darin, dass die Aufträge von nachweislich kompetenten Personen nach erprobten bzw. überprüften Verfahren unter Verwendung vorschriftsmäßig gewarteter/kalibrierter Geräte abgearbeitet werden. Ein sehr wichtiger Punkt ist hier, dass für jedes Prüfverfahren eine Messunsicherheitsberechnung vorliegt, die Auskunft über die mögliche Streuung der Ergebnisse erteilt und es ermöglicht, die Messergebnisse inklusive der jeweiligen Unsicherheit zu interpretieren. In Abbildung 3 ist als Beispiel das Messunsicherheitsbudget für Messungen von Verdunstungsemissionen eines Fahrzeuges beim Abstellen im heißen bzw. warm gefahrenen Zustand in der SHED-Anlage dargestellt.
Da Kunden ihre Aufträge in der Regel auf mehrere Prüfstellen aufteilen, ist es letztendlich auch erforderlich, dass Ergebnisse miteinander vergleichbar sein müssen. Dies wird dadurch garantiert, dass akkreditierte Stellen dazu verpflichtet sind, regelmäßig Vergleichsmessungen mit anderen – wenn möglich akkreditierten – Laboratorien durchzuführen bzw. an speziell dafür organisierten Ringversuchen teilzunehmen, wobei die Ergebnisse dieser Messungen im Zuge der laufenden Systemevaluierung mitbeurteilt werden.
Resümee
Mit Ende Februar 2004 hat der Studiengang Fahrzeugtechnik der FH JOANNEUM Gesellschaft mbH als erste Stelle in Österreich die Akkreditierung nach EN 17025 für die Bereiche Abgas- und Verdunstungsemissionsmessung erlangt. Mittlerweile verlief auch die erste periodische Zwischenüberprüfung durch die Akkreditierungsstelle im Jahre 2005 überaus erfolgreich. Kontinuierlich wurden Verbesserungen hinsichtlich der internen Prozessoptimierung und Weiterentwicklung umgesetzt. Als Ergebnis dieser Bemühungen konnten bereits einige neue Kunden gewonnen werden, die die Vorteile einer akkreditierten Prüfstelle schätzen und gleichsam als Voraussetzung für eine Auftragserteilung betrachten.
Zusammenfassend kann man also sagen – die Akkreditierung ist ein Gewinn auf der ganzen Linie.
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