Während die Konkurrenten benachbarte Technologiefelder erschließen, will sich CAQ-Anbieter Babtec ganz auf das Qualitätsmanagement konzentrieren. Geschäftsführer Waios Kastanis preist dies als Alleinstellungsmerkmal. Im Fokus stehen derzeit vor allem mobile Lösungen und Module für die Medizintechnik. Gegen die Cloud gibt es noch Vorbehalte.
„Hinter jedem erfolgreichen Produkt steht eine CAQ-Lösung“, sagt Waios Kastanis, einer der beiden Gesellschafter und Geschäftsführer von Babtec. Software-gestütztes Qualitätsmanagement erlaube es Firmen, hohe Qualität zu liefern und dabei auch effizient zu arbeiten.
Nach Meinung von Kastanis ist dies einer der Gründe, warum deutsche Unternehmen derzeit so erfolgreich sind. „Die Firmen hierzulande bieten qualitativ hochwertige Produkte, die auch bezahlbar sind.“ Kastanis glaubt, dass Qualitätsmanagement im Allgemeinen und Babtec im Besonderen einen wichtigen Anteil daran haben: „Wir ermöglichen es den Firmen, dass diese wirtschaftlich fertigen können.“
Der Software-Anbieter aus Wuppertal ist dabei nach Meinung seines Geschäftsführers bestens auf die Bedürfnisse hierzulande eingestellt. Denn deutsche Unternehmen gehen das Thema Qualitätsmanagement laut Kastanis meist ganzheitlich an. Und Babtec stelle dafür ein breites Portfolio an Software-Werkzeugen bereit. „Beim Thema CAQ sprechen wir über 38 Problemfelder, für die wir Lösungen anbieten“, so Kastanis, „und zwar integrativ.“
Kastanis spricht mit dem Selbstbewusstsein eines Geschäftsführers, der sein Unternehmen gut im Markt aufgestellt sieht. „Mir sind heute nicht viele bekannt, die integrativ alle Q-Themen behandeln und dabei so viele Neuprojekte haben.“ Das Potenzial in Deutschland sei noch immer riesig, rund 30 000 mögliche Anwender gebe es in Deutschland. Die Konkurrenz ist dagegen geschrumpft. „Als wir anfingen, gab es noch 150 Anbieter“, berichtet Kastanis.
Viele Projekte für Spezialisten
Im Gegensatz zu manchem Mitbewerber setzt Babtec konsequent auf Software für das Qualitätsmanagement. Während andere CAQ-Anbieter mittlerweile auch benachbarte Technologiefelder in Angriff nehmen wie etwa MES, erfreut sich Babtec an seinem Spezialistentum. „Das war für uns immer ein Vorteil“, sagt Kastanis. „Dadurch haben wir ein Alleinstellungsmerkmal.“ Es gebe viele Projekte, in denen ein reiner Spezialist für das Qualitätsmanagement gesucht wird. Die Botschaft lautet: Während andere Gefahr laufen, sich zu verzetteln, konzentriert sich Babtec auf seine Kernkompetenzen.
Der Software-Anbieter hat aber nicht nur deutsche Anwender im Visier. Vor kurzem hat sich PEZ aus Oberösterreich für Babtec-Technologie entschieden. Das Unternehmen ist seit vielen Jahren für seine Bonbon-Spender bekannt, die von Köpfen berühmter Comicfiguren geschmückt werden. Weltweit stellen 700 Mitarbeiter rund 65 Millionen Spender und 4,2 Milliarden Bonbons pro Jahr her.
„Wir wollen die bislang manuelle QS-Dokumentation automatisieren und damit vor allem die Rückverfolgbarkeit optimieren“, begründet Mario Woldrich den Einsatz der Babtec-Software. Woldrich ist Leiter des Qualitätsmanagements bei PEZ. Zur Zeit werden am Produktionsstandort in Ungarn die Module Wareneingang/-ausgang, Lieferantenmanagement, Fertigungsprüfung, Auditmanagement und Dokumentenlenkung eingeführt und getestet.
In der Zentrale in Wuppertal präsentieren die Babtec-Verantwortlichen stolz noch weitere namhafte Anwenderunternehmen wie zum Beispiel Sigg oder Panasonic. Kastanis ist guter Dinge, dass noch viele weitere hinzukommen werden. Denn er sieht sein Unternehmen für die Zukunft technologisch gut gerüstet.
Vor zwei Jahren hat Babtec einen Technologiewechsel vollzogen. Die hauseigene Software läuft seitdem auf der von Microsoft entwickelten Infrastruktur Dotnet. Babtec stellte damit von einer Client-Server- auf eine 3-Tier-Architektur um. „Das macht uns flexibler“, meint Claus Rauchschindel, Leiter des Produktmanagements. Zur Zeit unterstütze man zwar Oracle- und SQL-Datenbanken. Doch grundsätzlich sei es möglich, auch jede andere Datenbank für die Babtec-Software zu nutzen.
Geschäftsführer Kastanis hält die Migration auf Dotnet für eine sehr wichtige Entscheidung. „Damit haben wir die Weichen für die kommenden zehn Jahre gestellt.“
Dank des Technologiewechsels könnte der Babtec-Zug quasi auch in die Wolken führen. „Diese Architektur ist eine wichtige Voraussetzung, um ein solches System in die Cloud zu bringen“, erklärt Rauchschindel. Laut dem leitenden Produktmanager beschäftigt sich der Software-Hersteller gerade mit diesem Thema.
Ob und in welcher Form Babtec-Programme aber tatsächlich irgendwann einmal als Cloud-Services angeboten werden, ist derzeit noch unklar. Hinter CAQ-Software in der Cloud stehen noch viele Fragezeichen. Denn Systeme für das Qualitätsmanagement müssen in der Regel an die Gegebenheiten im jeweiligen Anwenderunternehmen angepasst werden. Services aus der Wolke sind aber standardisiert. Zwischen Individualisierung und Cloud Computing gibt es einen grundsätzlichen Widerspruch.
„Die Frage ist, wen man mit standardisierter Software erreicht“, sagt Rauchschindel. Die großen Unternehmen seien das auf keinen Fall. Eher die kleinen Firmen. „Doch auch bei denen ist nicht sicher, ob der Standard ausreicht“, so Rauchschindel.
Hinzukommen mögliche Schnittstellenprobleme. CAQ-Systeme müssen sich mit anderen Anwendungen verknüpfen – zum Beispiel, um Daten aus der ERP-Software zu erhalten. Die Integration von Cloud- und inhouse-installierten Systemen stellt aber grundsätzlich immer eine Hürde für den Einsatz von Services aus der Wolke dar.
Auditmanagement für unterwegs
Weitaus näher ist Babtec bereits an einem anderen wichtigen Thema. Die Funktionen einzelner CAQ-Module werden nun auch auf mobile Geräte wie Smartphones gebracht. So gibt es zum Beispiel eine Babtec-App für das Aufgabenmanagement, die sich Nutzer von Windows 8 runterladen können. Damit können Mitarbeiter Aufgaben auch ohne eigenen Zugriff auf Babtec Q direkt in dem CAQ-System bearbeiten. Jedem Nutzer werden dabei nur die Aufgaben angezeigt, die für ihn relevant sind.
Daneben lassen sich weitere Features der Babtec-Software auch von unterwegs nutzen. Dazu zählen etwa Funktionen für das Auditmanagement. Mit dem Offline-Audit-Tool können Anwender über ein mobiles Endgerät wie Laptop oder Tablet alle Auditfragen bewerten sowie Abweichungen anlegen. Wenn sie sich wieder an ihrem Arbeitsplatz befinden, werden die Daten synchronisiert.
Bei der Nutzung von Apps haben die Besitzer von Geräten mit Android-Betriebssystem allerdings noch das Nachsehen. Derzeit unterstützt Babtec nur die mobilen Plattformen von Microsoft und Apple – also Windows 8 und iOS.
Die Vorgabe bei Babtec lautet zwar, sich streng auf das Qualitätsmanagement zu konzentrieren. Doch die Produktentwickler des Softwerkers beschäftigen sich auch mit einzelnen Randbereichen. So stehen zum Beispiel Funktionen für die Maschinen-Instandhaltung auf dem Plan, die in das Ressourcen-Management eingebunden werden sollen. Ein weiteres Thema, das künftig abgedeckt werden soll, ist die Qualifizierungs-Matrix.
Traditionell ist CAQ vor allem in der Automobilindustrie stark verbreitet. Auch zum Kundenkreis von Babtec gehören einige Unternehmen aus dieser Branche. Aktuell nimmt der Qualitätsmanagement-Spezialist aber besonders die Medizintechnik ins Visier. Die neue Version von Babtec Q, die im Oktober auf den Markt kommt, soll Funktionen enthalten, die speziell auf diese Branche ausgerichtet sind – wie etwa das Capa-Management. Im Lauf der kommenden Monate sollen laut Rauchschindel noch weitere Module folgen, bis schließlich alle Anforderungen für die Medizintechnik umgesetzt sind. ■
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