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Lohnmessung und externe Prüfmittelüberwachung

Technisch notwendig, wirtschaftlich klug oder purer Luxus?
Lohnmessung und externe Prüfmittelüberwachung

Kürzer werdenden Produktintervalle, immer kompliziertere Fertigungsmethoden und permanent wachsende Qualitätsansprüche. Das alles verlangt erhöhte Flexibilität, komplexes messspezifisches Wissen und laufend aktualisierte messtechnische Ausstattung. Eine Alternative verspricht das Messen sowie die Prüfmittelüberwachung außer Haus. Ist man damit gut beraten?

Harald Richter, Neuss

Bei der Mitutoyo Messgeräte GmbH, dem Anbieter mit dem breitesten Produktangebot in der Längenmesstechnik, ist man absolut überzeugt: Bestimmte Leistungen außer Haus zu vergeben, ist in vielen Fällen sowohl eine technisch als auch organisatorisch und wirtschaftlich äußerst sinnvolle Entscheidung.
Nun kann man dem Unternehmen Befangenheit vorhalten, denn schließlich besitzt es eines der derzeit modernsten und leistungsfähigsten Dienstleistungszentren für Lohnmessungen und Prüfmittelüberwachungen in Deutschland. Und wer – wie hier in der Mitutoyo-Firmenzentrale in Neuss am Rhein – einen Präzisionsmessraum der Güteklasse 1 vorhält und mit ihm sogar eine doppelt so hohe Temperaturkonstanz wie von der VDI/VDE-Richtlinie 2627 gefordert erreicht, hat gut reden.
Auch, weil ein weiterer entscheidender Vorteil hinzukommt: die Verfügbarkeit sämtlicher Referenzgeräte des Produktspektrums für die 3-D-Koordinatenmessung, die Bildverarbeitungsmessung sowie die Form-, Oberflächen- und Konturmessung – bis hin zum derzeit projektierten virtuellen Koordinatenmessgerät. Ebenfalls im direkten Zugriff hat man bei Mitutoyo die gesamte Handhabungs- und Vorrichtungstechnik.
„Von dieser Vielfalt“, so Dr. Eberhard Bressel, Leiter der Qualitätssicherung bei Mitutoyo, „profitieren wir aber auch in anderer Hinsicht. Denn durch den Einsatz praktisch sämtlicher unserer Produkte auch in der Lohnmessung stehen wir stets in einem praxisbezogenen Dialog mit unseren Kunden. So können wir deren Wünsche, Anregungen und außergewöhnliche Forderungen direkt aufgreifen und mit neuen Produktlösungen umsetzen. Eine wunderbare Möglichkeit für uns, zu lernen und uns kontinuierlich am Anwendernutzen orientiert zu entwickeln.“
Doch bei aller technischen und strukturellen Servicekompetenz des Zentrums für Lohnmessung und externe Prüfmittelüberwachung weiß man bei Mitutoyo: Letztlich entscheiden für den Kunden nur harte wirtschaftliche und organisatorische Fakten über Sinn oder Unsinn solcher Dienstleistungen.
Die Kosten-Nutzen-Relation lässt sich dabei nicht an generellen Eckdaten festmachen. Stets sind die ganz spezielle Situation und das individuelle Profil eines Unternehmens ausschlaggebend. Besonders deutlich wird das bei der Lohnmessung.
Die Lohnmessung: Lohnt sich das?
Unternehmen, die ihr Auftragsaufkommen und die damit verbundenen Maßnahmen zur Qualitätsprüfung längerfristig überschauen können, sollten die Messaufgaben vorzugsweise direkt vor Ort lösen, empfiehlt man bei Mitutoyo. Für sie ist das eigene Messgeräteequipment in aller Regel die wirtschaftlichste Lösung. Das gilt auch, wenn über längere Zeit sehr hohe Stückzahlen geprüft werden oder die Werkstücke extrem groß oder schwer sind – also dann, wenn ein Messen außer Haus mit erheblichen Transportkosten verbunden wäre.
Ganz anders sieht die Rechnung allerdings für Firmen und Institute aus, die ihre Auftragssituation und Aufgabenprofile eher kurz- und mittelfristig einschätzen. Oder in deren Natur es liegt, ständig mit neuen, wechselnden Arbeiten betraut zu werden. Nicht jeder dieser Betriebe will oder kann sich für bestimmte Prüfaufgaben gleich eigene Koordinaten-, Form- oder Bildverarbeitungsmessgeräte leisten. Für derartige Unternehmen ist die Vergabe der Messungen an einen externen Dienstleister meist die deutlich effektivere und effizientere Lösung.
Vor diesem Hintergrund lohnt sich die Lohnmessung also beispielsweise:
  • Für kleinere Betriebe, die lediglich von Zeit zu Zeit ihre Fertigung überwachen müssen, für die ein eigenes, hochwertiges Messgerät jedoch mit zu hohen Kosten verbunden wäre.
  • Für Unternehmen, die aus Kapazitätsgründen vorübergehend auslagern müssen.
  • Für Firmen, deren Prüfaufgaben zwar individuelle Messprogramme erfordern, die jedoch keine eigenen Programmierer beschäftigen.
  • Wenn die Messungen großes Fachwissen erfordern, aber kein entsprechend qualifiziertes eigenes Personal vorhanden ist.
  • Wenn laufende Fertigungen nicht durch Messungen oder Programmieraufgaben eingeschränkt werden können.
  • Wenn eigenes Messequipment wegen Wartungs- oder Reparaturarbeiten ausfällt.
  • Wenn zum Beginn einer neuen Fertigung noch keine geeigneten eigenen Messmaschinen zur Verfügung stehen, etwa weil sich deren Lieferung verzögert hat.
  • Immer dann, wenn nur einmalige, sehr spezifische Messaufgaben anliegen. Etwa in Instituten zur Erstellung von Gutachten oder im Rahmen von Materialbelastungsprüfungen.
  • Für Erstbemusterungen, die in der Regel längere Zeit beanspruchen.
  • Bei Messungen für die Bewertung der Maschinen- oder Prozessfähigkeit.
  • Sobald Sonderlösungen für messtechnische Aufgaben gefragt sind.
Auswahlkriterien: den richtigen Dienstleister finden
Wie finden Unternehmen mit Lohnmessbedarf zum richtigen Partner? Es gibt einige Merkmale als recht solide Hilfe bei der Auswahl eines leistungsstarken, empfehlenswerten Dienstleisters:
  • Der Anbieter sollte unbedingt zertifiziert sein und auf Verlangen sämtliche entsprechende Nachweise vorlegen können.
  • Er sollte nicht nur in der Lage sein, Längen zu messen, sondern auch über Möglichkeiten zur Formmessung verfügen. Weil übergreifende Kompetenz ein wesentliches Qualitätsmerkmal darstellt.
  • Optimal: Der Dienstleister hält das komplette Gerätespektrum der Fertigungsmesstechnik und das entsprechende Know-how vor: Koordinatenmessgeräte, Formmessgeräte, Oberflächen- und Konturmessgeräte sowie Bildverarbeitungsmessgeräte.
  • Über die Messmaschinen hinaus sollte der Lohnmesser das komplette Equipment verfügbar haben. Also sämtliches Zubehör, Taster, Aufspannvorrichtungen etc.
  • Ein weiterer Hinweis auf das Leistungsniveau ist auch die Größe des Anbieters, räumlich wie personell. Nur ganz wenige sind in der Lage, Lohnmessungen durch Spezialisten sowohl an Mikroformteilen als auch an ganzen Automobilkarosserien in eigens dafür ausgestatteten Räumen durchzuführen.
Ganz klar zu favorisieren sind Einrichtungen, die einem Messgeräteanbieter direkt angegliedert sind. Sie können auf dessen gesamtes Produktspektrum, Zubehörsortiment und vor allem auf das Wissen der Technik-, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zurückgreifen.
Um diesen Spitzensystemen die optimalen Einsatzbedingungen zu bieten, haben auch die Messräume selbst allerhöchsten Güteansprüchen zu genügen. Das wiederum ist mit enormem planerischem, konstruktivem und technischem Aufwand verbunden. Der finanzielle Bedarf dafür ist erheblich, das erforderliche Know-how für die Errichtung und für den Betrieb nur wenigen vorbehalten. Kaum überraschend also, dass Präzisionsmessräume entsprechend der Güteklasse 1 der VDI/VDE-Richtlinie 2627, so wie er bei Mitutoyo zu finden ist, hier zu Lande extrem dünn gesät sind.
Prüfmittelüberwachung: extern meist günstiger
Wenn das Qualitätsmanagementsystem eines Betriebes nach einem der Regelwerke wie DIN EN ISO 9001 oder QS 9000 zertifiziert sein will oder muss, ist eine regelmäßige Prüfmittelüberwachung unverzichtbar. Gleiches gilt für die deutschen Automobilhersteller und deren Zulieferer mit ihrer speziell für sie entwickelten und verbindlichen ISO/TS 16949 und die VDA 6.1.
Denn alle diese Normen erfordern eine umfassende Prüfmittelüberwachung in den zertifizierten Betrieben. Verbunden damit ist die Forderung, dass im Rahmen der Prüfmittelüberwachung eine Rückführung an nationale oder internationale Normale stattfindet. Die mit der Prüfmittelüberwachung verbundenen Kosten können allerdings spürbar unterschiedlich ausfallen – je nachdem, wen man mit der Ausführung betraut, eine interne Abteilung oder einen externen Dienstleister.
Zu bedenken ist ferner: Um die Prüfmittelüberwachung betriebsintern abzuwickeln, bedarf es umfassender personeller, organisatorischer, technischer und räumlicher Strukturen.
Da ist zunächst die Bereitstellung und Bestückung eines geeigneten Arbeitsumfelds, sprich die Einrichtung mindestens eines Messraums mit dem nötigen prüftechnischen Equipment. Zum Beispiel mit Parallelendmaßsätzen und Einstellringen, Längenmesser, Messuhren- und Feinzeigerprüfgeräten. Teils auch mit Messmikroskopen, Rauheits- und Formprüfplätzen, Prüfplatten oder sogar mit Koordinatenmessgeräten und Hilfsmitteln, wie Spannvorrichtungen, Messständer etc.
Die prüftechnische Ausrüstung solcher Arbeitsbereiche lässt sich noch recht eindeutig definieren; unterschätzt werden dagegen häufig deren allgemeine Betriebskosten. Man denke nur an die Möblierung, den Einbau und Betrieb einer Klimaanlage oder Kosten für Reinigungsmittel und Arbeitsmaterial für die Nachbearbeitung, etwa für das Abziehen von Messflächen.
Bedacht werden sollte zudem, dass auch die Arbeits- und Bezugsnormale selbst, also zum Beispiel die Parallelendmaßsätze, regelmäßig kalibriert werden müssen. Hier entstehen in aller Regel Kosten für die Auftragsvergabe an ein akkreditiertes Kalibrierlabor.
Gern vergessen wird auch ein weiterer Aspekt: die meist benötigte Software für die Auswertung und Dokumentation der Prüfmittelüberwachung. Mit einer einfachen Excel-Tabelle ist es hier nämlich nicht getan. Stattdessen bedarf es eines Programms, das ein gesichertes Verfahren garantiert und somit denen entspricht, die auch in akkreditierten Kalibrierlaboratorien eingesetzt werden. Derartige Software schlägt leicht mit einigen tausend Euro für die Einzelplatzlizenz zu Buche.
Letztlich sind es aber in den meisten Betrieben die Personalkosten, die den größten Aufwand für eine interne Prüfmittelüberwachung erfordern. Selbst bei einer mittleren Anzahl zu prüfender Messmittel werden meist zwei Mitarbeiter mit hohem technischem Fachwissen und großer Zuverlässigkeit benötigt: ein Techniker für Sonderfälle, Prüfanweisungen, Toleranzbestimmungen, Messunsicherheitsanalysen und Ablauforganisation sowie ein Facharbeiter für die Erledigung der Standardaufgaben.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass eine interne Prüfmittelüberwachung recht schnell mit fünfstelligen, gar sechsstelligen Eurobeträgen pro Jahr die Bilanz belastet.
Das sind Kosten, die längst nicht jeder Betrieb ohne Weiteres verkraften will oder kann. Vor allem dann nicht, wenn das Prüfaufkommen relativ gering ist – die meisten der genannten Belastungen fallen schließlich völlig unabhängig vom Auslastungsgrad des vorhandenen Messraums und seiner Einrichtungen an.
Das bedeutet, je kleiner der Betrieb und je geringer sein Messmittelbestand, umso unwirtschaftlicher ist in der Regel eine interne Prüfmittelüberwachung. Sie ist meist erst bei einem erheblichen Prüfaufkommen wirtschaftlich sinnvoll.
Selbst mittlere und höhere Prüfaufkommen sind extern oft günstiger zu realisieren als betriebsintern. Bequemer ist es allemal, da Komplettdienstleister wie Mitutoyo nicht nur die technische Seite der Prüfmittelüberwachung übernehmen, sondern – sofern der Auftraggeber es wünscht – auch die gesamte Verwaltung, zum Beispiel die Festlegung der Prüfintervalle, die Terminierung etc.
Fazit
Damit wird deutlich: Lohnmessung und vor allem die externe Prüfmittelüberwachung sind alles andere als purer Luxus. Für eine Vielzahl von Unternehmen sind sie äußerst wirtschaftliche Alternativen zur kostspieligen Eigenleistung – und in zunehmendem Maß schlicht technische Notwendigkeit.
Eine klare Empfehlung also für die Vergabe dieser Arbeiten außer Haus – vorausgesetzt, man entscheidet sich für den richtigen Dienstleister.
Vor allem international und global aktive Auftraggeber sollten darauf achten, dass die Ergebnisse der Lohnmessung und der Prüfmittelüberwachung grenzüberschreitende Gültigkeit haben – also eine nationale Rückführung in den jeweiligen Produktions- oder Vertriebsländern gegeben ist.
Beispielhaft für die optimale weltweite Infrastruktur eines Dienstleisters steht auch hier Mitutoyo, wo man mit der Globalisierung des metrologischen Know-hows eine Alleinstellung bekleidet: Durch ein einzigartiges Netz akkreditierter Mitutoyo-Kalibrierlaboratorien ist der metrologische Vergleich unter Institutionen in 16 Ländern der Erde möglich. Alle 31 eigenen Kalibrierlaboratorien an den 16 weltweiten Länderstandorten entsprechen dabei den hohen Anforderungen nach ISO/IEC 17025.
Mitutoyo Messgeräte, Neuss
QE 511
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