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Qualitätspreise

5 Jahre „Club der Besten“
Qualitätspreise

Zu ihrem inzwischen 15. Erfahrungsaustausch trafen sich die Mitglieder im „Club der Besten“ in der AfQ Akademie für Qualitätsmanagement am 27.10.2006 in Altdorf.

Den Einstiegsvortrag zum ersten Thema „Qualitätspreise – Warum? – Welche? – Wie?“ präsentierte Dr.-Ing. Hans Jochen Lipp, QuQon Excellence, Altdorf. Dr. Lipp ist einer der Väter des Ludwig-Erhard-Preises. Er ging in seinem Vortrag drei Fragen nach:

1. Warum sind Qualitätspreise wichtig?
Grundsätzlich kann der Wettbewerb um einen Qualitätspreis einer Organisation helfen, seine eigene Leistungsfähigkeit im Vergleich zu Mitbewerbern zu erkennen. Bereits die Vorbereitung darauf ist ein guter Weg, Stärken und Verbesserungspotenziale zu lokalisieren und diese als Basis einer Weiterentwicklung zu nutzen. Dies gilt sowohl für einen gesamten Wirtschaftsstandort als auch für das einzelne Unternehmen. Bewerber um Qualitätspreise – besonders solche, die sich unabhängigen Preisbewerbungen stellen, sind auf Dauer erfolgreicher als Organisationen, die das nicht tun. An Beispielen wurden einige Auswirkungen gezeigt.
2. Welche Qualitätspreise gibt es?
Neben einer nahezu undefinierbaren Anzahl von Preisen zur Qualität von Produkten und Dienstleistungen, die z.B. als Lieferantenpreise oder auch zertifizierungsähnlich als Qualitätsmerkmale vergeben werden, haben sich eine Reihe von international und national anerkannter Auszeichnungen entwickelt, auf die Dr. Lipp näher einging.
Neben dem Deming Prize in Japan, dem Malcolm Baldrige National Quality Award (MBNQA) – meist kurz MBA genannt – in den USA oder dem Australian Quality Award (AQA) haben sich in Europa die nationalen Qualitätspreise fast ausschließlich auf der Basis des Excellence Modells der EFQM (European Foundation for Quality Management) etabliert. In Deutschland ist es die „Auszeichnung für Spitzenleistungen im Wettbewerb“ – der „Ludwig-Erhard-Preis“ (LEP), die jährlich von der Initiative Ludwig-Erhard-Preis e.V. vergeben wird.
Nach einem Vergleich der Modelle untereinander, Angaben zu den regionalen Qualitätspreisen in Deutschland und einem kurzen Überblick über das EFQM-Modell ging Dr. Lipp auf das Bewerbungsverfahren und die bisherigen Erfolge des Ludwig-Erhard-Preises ein.
3. Wie kann man Qualitätspreise nutzen?
An Hand der Frage „Wie kann man das Unternehmen mit EFQM vertraut machen“ stellte Dr. Lipp ein Vorgehen vor, das geeignet ist, die Ideen und Inhalte des EFQM-Modells, seine Anforderungen an und seine ordnenden Möglichkeiten für eine Organisation erfolgreich zu nutzen.
Dabei wurden die Themen Standortbestimmung, Selbstbewertung, die Stufen der Excellence mit ihren Auszeichnungen Committed to Excellence und Recognised for Excellence behandelt und gezeigt, wie sich eine Organisation entlang der Anforderungen des EFQM-Modells entwickeln kann, um schließlich Preisträger auf nationaler oder internationaler Ebene zu werden.
Im Anschluss referierte Herr Michael Wänke, Geschäftsführer der Unternehmensberatung TQM 2000 zu dem Thema „Lieferantenmanagement und Lieferantenentwicklung“ in Deutschland und löste eine rege Diskussion der teilnehmenden Unternehmen aus.
Ausgangspunkt war die schlagwortartige Beschreibung – aktueller Bedingungen für deutsche Lieferanten:
  • globaler Wettbewerb
  • • Preisdruck durch Kunden und Billiglohnländer
  • steigende Risiken (Haftung)
  • steigende Rohstoffpreise und Energiekosten
  • Ausbildungsstand in den Unternehmen (Innovation, Vorausdenken, Methodenkenntnisse)
  • kurzfristige Denkweisen der Kaufleute (Gewinnmaximierung, Lebenszykluskosten werden oft nicht ermittelt)
  • Managementsysteme und Risikoanalysen für den Zertifizierer und nicht als Erfolgsinstrument
  • Managen geschieht nicht in Prozessen sondern in Hierarchien
  • fehlende Unternehmenskultur (Ängste durch Firmenverlagerungen, Insolvenzen und Arbeitslosigkeit)
Die Auswirkungen sind die bekannten Qualitätsprobleme in der Konsumgüter- und Automobilindustrie (Rückrufe, Absatz- und Effizienzentwicklungen), der Luft- und Raumfahrt (Beispiel Airbus) und anderen Branchen. Diese Entwicklungen sind trotz steigender Zahlen nach ISO 9001 zertifizierter Unternehmen zu sehen.
Verbesserung mit Balanced Scorecard
Das Hauptaugenmerk für die Verbesserung der Situation legte Herr Wänke auf die 3 Erfolgsaspekte der Balanced Scorecard:
  • 1. Kundenorientierung, d.h. dynamische Marktanalysen durch Jedermann der Kundenkontakt hat, systematische Ermittlung der „Besonderen Kundenmerkmale“, strukturierte Planung und Durchführung von Risikoanalysen. Deshalb empfahl Herr Wänke künftig die „Kundenbeauftragten“ (Vertrieb) zu Projektleitern zu entwickeln. Diese sollten technisch kaufmännische Mitarbeiter sein, die die Methoden des Projektmanagement und der Qualitätsvorausplanung beherrschen.
  • 2. Produkt- und Prozessentwicklung als ein Muss einschließlich Qualitätsvorausplanung und übergreifendem Projektmanagement in der Lieferkette Verbraucher / Kunde – Lieferant – Unterlieferant (Zitat: „Entwicklung muss der Produktion und dem Verbraucher Spaß machen“).Das bedeutet, dass Entwickler sich wieder mehr für die Produktion und deren Qualitätssituation und die Kundenzufriedenheit der Endverbraucher interessieren müssen. Das bedeutet auch: mehr Erkenntnisse durch Vorbeugung und Risikoanalysen zu gewinnen, anstatt laufend zu ändern oder die Qualität nur durch Validieren und Prüfen zu erkennen. Es ist schon beängstigend wenn wir als Organisationsweltmeister nach Japan (Toyota Prinzip) schielen müssen um zu erkennen, dass man robust entwickeln muss. Haben das nicht schon die alten Entwickler so gemacht? Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Zusammenarbeit in der Lieferkette. Oft sind die sogenannten Qualitätssicherungsvereinbarungen (QSV) gar keine Vereinbarungen zweier interessierter Partner, sondern mehr Diktate einer Partei. Man befasst sich mehr mit Klauseln in den Verträgen für spätere Absicherungen, als für die Organisation eines gemeinsamen, übergreifenden Projektes. Bei Reklamationen und Rückrufen haben dann beide Partner ein Problem (Kosten, Image).
  • 3. Personalentwicklung als Bildungsoffensive und nicht nur als Schlagwort. Wer muss was bis wann können um die geplanten Zielsetzungen zu erreichen? Neben den weichen Themen der Führung benötigen Führungskräfte Kenntnisse zu den Methoden der Kreativität und Innovation des Vorausplanens und der dauerhaften Problemlösung. Six Sigma-Methoden im Projekt anzuwenden ist sinnvoller als im Nachhinein zur Reduzierung der Kosten. Hier muss ein deutlicher Ruck in unseren Personalverwaltungen erfolgen, um diese Anforderungen an Führungskräfte zu formulieren und sicherzustellen.
Herr Wänke hob auch im Zusammenhang mit dem vorangegangenen Beitrag zu Qualitätspreisen hervor, wieder eine eigenständige deutsche Qualitätskultur zu entwickeln. Da Deutschland kein Rohstoffland ist und Löhne höher als im Ausland sind, bleibt uns nur die Chance durch einen überdurchschnittlichen Bildungsstand diese Wettbewerbsnachteile auszugleichen.
Den Abschluss des 15. Clubtreffens bildete das Thema:
„Methoden im Innovationsmanagement – Mit System schnell, effizient und reproduzierbar Innovationen schaffen und Alleinstellungsmerkmale kreieren“
Verknüpfung schafft Neues
Dr. Oliver Wagner von tercero consult stellte in seinem Vortrag anschaulich und nachvollziehbar dar, wie sich durch die geschickte Verknüpfung unterschiedlicher Methoden Durchbruchsideen für innovative Neuprodukte kreieren, bestehende Produkte signifikant verbessern und Produktions- oder Geschäftsprozesse optimieren lassen. So können die time-to-market verkürzt und knappe Ressourcen effizient genutzt werden.
Die Kombination von QFD (Quality Function Deployment), Wertanalyse, TRIZ (der Methode des systematischen Erfindens), Kreativitäts- und Bewertungsverfahren, semantische Recherche- sowie Risikomanagement-Tools liefert umfassende Antworten auf die 6 Kernfragen eines jeden Entwicklungsprojekts:
  • 1.Was ist das Ziel bzw. was will der Kunde?
  • 2.Was ist Stand der Dinge?
  • 3.Wo sind Verbesserungen sinnvoll?
  • 4.Welche Lösungen gibt es?
  • 5.Welche Lösungen sind sinnvoll?
  • 6.Wie wird realisiert?
Diese praxisnahe Methodenkombination ist universell einsetzbar – sei es in der Produktentwicklung, zur Prozessoptimierung oder bei Qualitätsproblemen und – sie ist leicht erlernbar. Sie hilft, die relevanten Verbesserungspotenziale sicher zu identifizieren und innovative Ideen zu generieren, branchenfremde Technologien zu adaptieren und die favorisierten Lösungen abzusichern.
Wie bei den beiden vorangegangenen Themen, schloss sich auch an den Vortrag von Dr. Wagner eine ausgiebige Diskussion an, zu der die Teilnehmer jede Menge Erfahrungen aus ihren eigenen Unternehmen beitragen konnten.
Neue Themen
Bevor der Leiter der AfQ Akademie für Qualitätsmanagement, Dr. Manfred Jahn die Clubmitglieder verabschiedete, wurden noch die Themen für das nächste Treffen am 9. Februar 2007 in Altdorf gewählt:
  • Qualitätsmanagement im Ausland Einführung: Dipl.-Ing. Meiss, TQM 2000, Leipzig
  • Internationale Rechtsforderungen in integrierten Managementsystemen Einführung: RA Philipp Reusch, teras Rechtsanwälte, Saarbrücken
  • Controlling und QM Einführung: Prof. Dr. Armin Müller, FH Ingolstadt
Die Präsentationen der Vorträge können im Internet abgerufen werden unter www.afq-taw.de „Club der Besten“.
Sollte dieser Bericht Ihr Interesse am „Club der Besten“ geweckt haben und Sie möchten beim nächsten Treffen dabei sein, melden Sie sich bei:
AfQ Akademie für Qualitätsmanagement,
Dr.-Ing. Manfred Jahn,
Fritz-Bauer-Straße 13
90518 Altdorf
Tel.: 09187/931–300, Fax: 09187/931–301
E-Mail: afq@taw.de
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