Der erste Technik-Check für unsere Webinar-Reihe zur Control war für mich der Tipping Point: Die Kollegen in der Technik waren skeptisch, ob das System und alle Referenten das Handling der Videokameras bewältigen können. Doch schon in den ersten Minuten wurde klar: Yes, funktioniert. Und durch ein nettes Gesicht wird die trockene Materie auch gleich viel freundlicher vermittelt als durch eine anonyme Stimme aus dem Off. Danach gab es kein Halten mehr. Die technische Voreinstellung für Interviews lautet nun auch für mich Videokonferenz. Auch Gespräche mit Kollegen werden nun gerne per Videochat geführt. Manche Kollegen werden dabei von Neugier getrieben. Einer stellte zum Beispiel – sichtlich enttäuscht (das konnte das Video nicht verbergen) – fest, dass ich ja aufgrund der Aktenordner im Hintergrund in einem richtigen Büro sitze. Das war also nichts mit dem Blick in unser Wohnzimmer. Ein anderer meldete sich um 8 Uhr morgens per Video und war überrascht, dass ich schon adrett gekämmt im Büro saß. Er war das übrigens nicht – und das war für mich der Tipping Point, um wieder über Telefonate nachzudenken. ■
Es ist erstaunlich, was alles möglich wird, wenn der nötige Druck vorhanden ist. Jahrelang wird die Digitalisierung zwar diskutiert, aber nur zögerlich in Angriff genommen. Dann kommt der Lockdown und innerhalb von Tagen trifft sich ganz Deutschland in Videokonferenzen. Das gilt auch für mich. Ich bin zwar schon allein wegen meines Jobs technikaffin. Aber mich in Web-Meetings nicht nur akustisch, sondern auch optisch zu präsentieren, war mir eher unangenehm. Ich weiß gar nicht, warum. Vielleicht wollte ich keinen Einblick in mein unaufgeräumtes Büro gewähren. Oder ich dachte, ich müsste mich immer mit Hemd und Sakko präsentieren. Doch nun mache ich jedes Interview in Video-Form und finde es großartig. Die Kamera erzeugt eine Nähe, die einem Gespräch gut tut. Auch für meine Frau sind Webkonferenzen zur Selbstverständlichkeit geworden. Sie ist Schulleiterin und konferiert mit ihren Kollegen regelmäßig auf diese Weise. Neulich musste sie mir sogar Support geben, als ich bei meinem Konferenz-Tool Probleme hatte. Zur Erinnerung: Ich bin der Technikjournalist. Es ist erstaunlich, was mittlerweile alles möglich ist. ■