Im Jahre 2002 startete der TÜV Hessen die Marketing- und Qualitäts-Initiative „PROFiCERT – garantiert effizienter zertifiziert“. Ziel dieser Initiative ist neben der optimierten Relation aus Qualität und Effizienz auch die Schaffung eines neuen Arguments für das Unternehmensmarketing.
Dipl.-Ing. Ottmar Walter TÜV Hessen, Darmstadt
Erinnern Sie sich noch? Im Jahre 1987 entstand mit der ISO 9000 ein weltweit gültiges Zeichen für Qualitätssicherungssysteme – so hieß es damals ja noch. Allerdings hatte ja gerade die deutsche Industrie schon viel länger auf das Qualitätsargument gesetzt.
Geht man noch einen Schritt weiter zurück, erkennt man auch eine der Quellen der deutschen Qualitätsorientierung: Der Begriff „Made in Germany“ – ursprünglich ja schon 1887 als abschreckendes Kennzeichen minderwertiger Qualität durch ein englisches Gesetz eingeführt, um deutsche Produkte abzuwehren – hat sich nicht umsonst zu dem Markenzeichen für Qualität entwickelt, mit dem die meisten von uns aufgewachsen sein dürften.
Eine Initiative zu mehr Qualität war damals dem deutschen Maschinenbauer Franz Reuleaux zuzuschreiben. Sein Ausspruch „Deutsche Waren sind billig und schlecht“ während der Weltausstellung 1876 in Philadelphia rüttelte viele Unternehmer hier wach und führte zu einer der ersten Qualitätskampagnen in deutschen Fabriken.
Die ISO 9000 als Marketingargument
Zurück nach 1987: Mit der ISO 9000 wurde also erneut eine Initiative zur Sicherung von Qualitätskonstanz gestartet, die verschiedene Vorteile versprach:
- systematische Integration der Qualitätssicherung in dokumentierte und jederzeit nachvollziehbare Arbeitsprozesse
- Möglichkeit massiver Kostensenkungen durch Reduzierung von Ausschuss
- Eintrittskarte in internationale Märkte
- Und nicht zuletzt: Ein hervorragendes Qualitäts-Argument für die Vermarktung!
In der Tat spielte für die Nutzung in der Außenwerbung das allfällige Zertifikat und auch das Warenzeichen von zertifizierenden Institutionen wie TÜV CERT bei vielen Unternehmen eine nicht unwesentliche Rolle. Was auch immer die Gründe für die Unternehmen gewesen sein mögen – die ISO 9000 fand in den letzten 15 Jahren einen außerordentlich hohen Zuspruch. Allein bei TÜV CERT ließen sich weltweit über 30 000 Unternehmen ihr Qualitätsmanagement–System nach der ISO 9000 zertifizieren.
Seit ihrer Einführung im Jahre 1987 hat die Qualitätsnorm ISO 9000 damit eine hohe Verbreitung in den Unternehmen gefunden. Mit der revidierten ISO 9000:2000 werden die Anforderungen auf den neuesten Stand gebracht. Allerdings gilt: Die ISO 9000:2000 bringt zwar Prozess– Vorteile; da sie aber von Anfang an eine große Verbreitung gefunden hat, bietet Sie kaum noch Möglichkeiten zur Differenzierung auf der Marketing–Seite. Wer sich mit diesem Manko auseinander setzt, wird zu dem Schluss kommen: Marketing lebt von Differenzierung – und mit der bloßen Einhaltung des Standards kann man sich nicht differenzieren. Die ideale Zertifizierung nach ISO 9000:2000 sollte deshalb nicht nur mehr Qualität sondern auch mehr Argumente für das Marketing, mehr Sicherheit für die Kunden, mehr Effektivität für das QM-System und mehr Effizienz bei der Zertifizierung bieten. Und an genau diesen Punkten setzt die Initiative PROFiCERT an.
Höhere Unternehmensqualität
Das Konzept ist im Grunde einfach und leicht verständlich. Wer mit höherer Qualität werben will, muss
- höhere Qualität nachweisen können und
- das Qualitätslevel seines Unternehmens besonders deutlich dokumentieren können.
Das heißt konkret: PROFiCERT ist ein Zertifizierungsverfahren, das höhere Anforderungen mit einem besonderen Zertifikat belohnt.
Höhere Zertifizierungsqualität
Sind diese verschärften Anforderungen erfüllt, kann PROFiCERT starten – und zwar mit folgenden Rahmenbedingungen:
PROFiCERT-Auditoren
- sind Profis in TÜV-Festanstellung (Vollzeit in TÜV CERT-Zertifizierungsstelle)
- sind erfahren und hervorragend ausgebildet
PROFiCERT-Auditoren erfüllen mindestens 3 von 4 dieser Anforderungen:
- Abgeschlossenes TH/FH-Studium
- Zertifizierter Auditor nach EOQ-Richtlinien
- Anerkannte EFQM-Assessoren-Ausbildung
- Zulassung für ein weiteres branchenspezifisches Regelwerk (ISO/TS 16949 etc.)
Außerdem haben sie mindestens 2 Jahre Erfahrung als Auditor, davon mindestens 1 Jahr als Auditleiter in einer akkreditierten TÜV CERT-Zertifizierungsstelle und bereits mindestens 25 Audits als TÜV CERT-Auditleiter durchgeführt. Mindestens 50% der Auditleistungen werden von PROFiCERT-Auditoren erbracht.
Und die Vorteile…
Qualität ist immer ein Argument mit Öffentlichkeitswirkung. Hier bietet PROFiCERT systematische Vorteile durch
- das spezielle PROFiCERT-Zertifikat in Verbindung mit dem weltweit anerkannten TÜV CERT-Zertifikat
- die Werbung mit dem PROFiCERT-Zeichen
- die nachprüfbare Gültigkeit der PROFiCERT-Zertifikate
- kostenlose Werbemittel für das Unternehmen zur Information der Kunden.
Aber das ist nicht alles. PROFiCERT bringt noch mehr Service und Vorteile:
- klarer Know-how-Zuwachs durch die kostenlose Nutzung des TÜV KNOW-HOW CLUB
- mehr Sicherheit durch den Einsatz eines festen Auditoren-Teams mit fest angestellten Auditoren
- Schutz vor Know-how-Verlust und unerwünschtem Know-how-Transfer
- durchgängige Transparenz durch verbindliche Zusicherungen für alle Verfahren, die von unabhängiger Seite regelmäßig überprüft werden.
Fazit
PROFiCERT ist eine zeitgemäße Initiative, die sich auf eine große Tradition stützt. Es verbindet höhere Zertifizierungsleistung und hohe Professionalität mit ebenso hohen Anforderungen an die Unternehmensqualität und stellt auch ein pragmatisches Instrument zur Vermarktungsunterstützung dar. Durch PROFiCERT sorgen innovative und qualitätsbewusste Unternehmen zuverlässig für signifikante Zusatzpotentiale in der Prozessverbesserung und werden durch ein neues Markenzeichen für Qualität belohnt.
QE 502
Zugangsvoraussetzungen für eine PROFiCERT-Zertifizierung:
Das Unternehmen muss bereits seit mindestens 12 Monaten von einem akkreditierten Zertifizierer zertifiziert sein. (z.B. nach ISO 9001/2)
Es muss den Besuch von QM-Fachschulungen oder vergleichbaren Fachveranstaltungen bei einer externen Organisation in diesem Umfang nachweisen können:
- ein Mitglied der obersten Leitung mindestens einen Tag
- der Qualitätsmanagementbeauftragte oder ein interner Auditor zwei Tage
- nach Zertifikaterteilung jährlich mindestens einen Tag (von oberster Leitung oder QMB, interner Auditor). Bei Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern sind mindestens zwei Tage erforderlich
Nach jedem TÜV-Audit muss das Unternehmen Qualitätsziele, das Management-Review (QMS-Bewertung) und Berichte zu den durchgeführten internen Audits zur abschließenden Bewertung einreichen.
Weiterhin dürfen keine Hauptabweichungen zu einer Normenanforderung in zwei aufeinander folgenden Audits festgestellt werden. Es können bei einer Verbundzertifizierung (Multi-Site-Verfahren) nur die Standorte einbezogen werden, die auch jährlich überwacht werden (z.B. die Zentrale)
Teilen:
