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Was kann jeder Unternehmer aus Fukushima lernen?

Die konkreten Vorteile von Energiemanagement-Systemen im Unternehmen
Was kann jeder Unternehmer aus Fukushima lernen?

Was kann jeder Unternehmer aus Fukushima lernen?
Alle Energie-Experten, die Politik und breite Teile der Gesellschaft sprechen in Deutschland in den letzten Wochen über die Folgen des Reaktorunglücks in Fukushima – sowohl politisch, gesellschaftlich als auch energietechnisch. Die durchaus heftigen Reaktionen der Politik lassen annehmen, dass es hier zu einer wirklich nachhaltigen Veränderung kommen kann. Unabhängig davon sind die Energiepreise nicht nur über die weltweite Systematik aus Angebot und Nachfrage, sondern auch über den Handel mit Zertifikaten zu einer kaum steuerbaren Größe geworden. Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, sich auf Gegenwart und Zukunft vorzubereiten?

Das Gesamtgefüge ist heute geprägt durch eine Vielzahl offener Fragen: Welchen Part können die regenerativen Energiesysteme bis zu welchem Zeitpunkt übernehmen? Was wird das für die Energieverteilung und die Stromnetze bedeuten? Wie stark werden die Energiekosten somit steigen? Die wichtigste Frage allerdings: Welche Möglichkeiten haben Entscheider in deutschen Unternehmen, sich für die komplette Bandbreite der möglichen Entwicklungen zu rüsten? Gibt es denn solche Möglichkeiten überhaupt oder steht man ohnehin machtlos vis à vis? Gibt es da etwas Konkretes, was man tatsächlich tun und beeinflussen kann? Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig: Ja!

Energiemanagement als unternehmerischer Fokus
Politik und Märkte mögen sich entwickeln, wie sie wollen. Wer sein Unternehmen systematisch auf möglichst niedrigen Energieverbrauch trimmt wird immer Vorteile haben, und er kann sich parallel dazu auch steuerlich Vorteile verschaffen. Seit August 2009 gibt es die europaweit gültige Norm DIN EN 16001 als Basis zum Aufbau von Energiemanagement-Systemen (EnMS).
Generelles Ziel dieser Norm ist es, Organisationen beim Aufbau von Systemen und Prozessen zur Verbesserung ihrer Energieeffizienz zu unterstützen. Die Norm beschreibt die Anforderungen an ein Energiemanagement-System, welches die Organisation in die Lage versetzt, ihre energetische Leistung durch einen systematischen Ansatz kontinuierlich zu verbessern und außerdem gesetzliche Anforderungen sowie anderweitige Verpflichtungen für die Organisation zu berücksichtigen.
Grundsätzlich ist Energiemanagement ein geeignetes Instrument, um die Reduktion des Energieverbrauchs und damit der Energiekosten systematisch und langfristig im Unternehmen zu verankern. Es setzt die strukturellen Rahmenbedingungen, um kontinuierlich ganzheitliche Energieeffizienzmaßnahmen im Unternehmen umzusetzen. Ziel eines Energiemanagements ist es, den Energieeinsatz in einem Unternehmen ökonomisch und ökologisch zu optimieren, vom Energieeinkauf bis zum Energieverbrauch. Energiemanagement zielt auf die Verbesserung der Energieeffizienz von Prozessen, Anlagen und Geräten ab, um Kosten, Energieverbrauch und CO2-Emissionen zu reduzieren. Es umfasst die Summe aller Maßnahmen, die geplant und durchgeführt werden, um bei gefordertem Nutzen einen minimalen Energieeinsatz sicherzustellen. Die Vorteile eines Energiemanagement-Systems sind in der Abbildung zusammengestellt.
Ökologie trifft Ökonomie
Die Terminologie des Energiemanagements lässt so keine Zweifel daran, dass die Ökonomie eine entscheidende Rolle spielt und der Begriff des Managements nicht allein für Ablaufplanungen und Koordination von wiederkehrenden Maßnahmen steht. Man könnte also verkürzt sagen, dass Energiemanagement die Verbindung zwischen Betriebswirtschaft und technischen Maßnahmen im Energiebereich darstellt.
Gerade diese Beziehung macht das Energiemanagement für Unternehmen attraktiv, denn mit geeigneten Maßnahmen kann in diesem Bereich sowohl Umweltschutz, als auch eine Reduktion von Betriebskosten erreicht werden. Und genau hierzu ist die nun veröffentlichte EnMS-Norm ein hervorragender Leitfaden.
Wenig Aufwand – großer Effekt
Wie aufwendig ist die Einrichtung solch eines Systems? Hier gibt es eine gute Nachricht insbesondere für diejenigen Unternehmen, die in den letzten Jahren bereits ein Umweltmanagementsystem (ISO 14001 oder EMAS) aufgebaut haben und nutzen: Die DIN EN 16001 entspricht in Ihrem Aufbau weitgehend der Umweltmanagement-Norm DIN EN ISO 14001 und lässt sich somit leicht in ein vorhandenes Umwelt- oder Qualitätsmanagementsystem integrieren. Damit sind seitens der Managementsystem-Regelungen vermutlich 60–70% prinzipiell bereits vorhanden, die nun für ein EnMS genutzt werden können. Diesen Vorteil haben mittlerweile ca. 30–35% der produzierenden Unternehmen des Mittelstandes in Deutschland, so die Kundenanalyse des TÜV Hessen.
Auch ein vorhandenes Qualitätsmanagementsystem, beispielsweise nach DIN EN ISO 9001, bietet schon gute Grundlagen für die Implementierung eines EnMS – schätzungsweise 25–30% der Vorarbeiten sind dann auch hier bereits gemacht.
Der kleine, große Unterschied
Nun wird es angesichts dieser relativ großen Überschneidungen mit existierenden Systemen sicherlich auch Stimmen geben, die eine eigene Energiemanagement-Norm genau aus diesen Gründen für nicht erforderlich halten – mit dem Argument, dass der Umgang mit der Ressource Energie bereits in einem funktionierenden Umweltmanagementsystem mit betrachtet wird.
Der nähere Blick sowohl in die Normen als auch insbesondere in die tägliche (Audit-) Praxis zeigt jedoch, dass die ISO 14001 nicht ausreichend und nachhaltig genug dazu genutzt wird, das Thema Energieeffizienz in den Unternehmen mit der Wertigkeit zu behandeln, deren es mittlerweile bedarf.
Denn sowohl auf preislicher als auch auf politischer Ebene hat sich beim Thema Energie im jüngeren zurückliegenden Zeitraum so viel getan, das es dieser spezifischen Norm aus Sicht der Autoren dringend bedarf. Hier geht es nicht nur um ein Bekenntnis zu Umwelt und Qualität sondern um harte Zahlen und strategische Unternehmensführung.
Rückenwind durch die Politik
Nicht nur angesichts der jüngsten Entwicklungen um Fukushima sollte auch klar sein: Die deutsche und europäische Politik wird sich auch hier getreu ihrer systemorientierten Philosophie verhalten. Management-Systeme sind bekanntlich der Kernpunkt dieser Philosophie. Aus diesem Grund will die Bundesregierung in ihrem aktuellen Energiekonzept sämtliche Steuervergünstigungen bei der Energie- und Stromsteuer (Ökosteuer) in der Industrie an die Existenz eines Energiemanagement-Systems koppeln.
Für die Einführungsphase bis 2013 wurde ein vierstufiges Einführungsmodell entworfen:
  • Stufe 1 (seit 2008): Förderung der Einführung von Energiemanagement-Systemen
  • Stufe 2 (ab 2011): Energiedatenaufnahme und Schaffung von Energiemanagementstrukturen
  • Stufe 3 (ab 2012): Einführung von Managementprozessen zur kontinuierlichen Verbesserung
  • Stufe 4 (ab 2013): Fortschreiben des Energiemanagement-Systems
Ab 2012 ist die Einführung eines Energiemanagement-Systems, zertifiziert auf Basis der DIN EN 16001 oder EMAS, verbindliche Voraussetzung für Energiesteuerermäßigungen.
Je früher desto größer der Vorteil
Und wie bei allen bisherigen Norm-Einführungen werden sich auch hier wieder diejenigen Organisationen und Unternehmen die größten Wettbewerbs-Vorteile sichern, die von Anfang an mit dabei sind.
Denn derjenige Unternehmer, der in der heutigen Zeit mit der Einführung eines Energiemanagement-Systems und der anschließenden Zertifizierung nach innen und außen zeigt, dass er die Themen Energieeffizienz und CO2-Reduktion unternehmerisch aktiv angeht, wird als Vorbild wahrgenommen; sowohl bei seinen Kunden als auch in der Politik.
Diese Vorteile werden sich übrigens auf Sicht nicht nur im deutschen und europäischen Markt einstellen, sondern auch auf globaler Ebene: Es laufen bereits auf internationaler Ebene die Arbeiten, aus der DIN EN 16001 eine weltweit gültige Norm zu erarbeiten, die ISO 50001. Es darf gelten: Wer sich heute für ein EnMS engagiert, wird morgen also doppelt profitieren.
Fazit:
Wer sich über die zunehmende Belastung durch Energiekosten, Energiesteuer und Energiesubventionskosten Gedanken macht, kann sein Unternehmen durchaus für die Zukunft rüsten. Gerade produzierende Unternehmen können Einfluss auf die absoluten Energiekosten und somit auch auf Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit nehmen. Die Kunst besteht darin, das Energiesparen nicht als Eintagsfliege oder blinden Aktionismus zu betreiben, sondern zum festen Bestandteil der Management-Philosophie des Unternehmens zu machen. Genau dafür bietet das Energiemanagement-System nach DIN EN 16001 die optimale Voraussetzung.
Jeder kennt das: wenn erst einmal der Fokus im Unternehmen auf ein konkretes Thema gelenkt ist, können enorme Potenziale gehoben werden. Das Thema Energie – Energieeffizienz – Energiemanagement ist in der heutigen Zeit genau das Thema, das es systematisch und strukturiert anzugehen gilt. Denn eines ist klar: Die Energiepreise werden in den nächsten Jahren nur eine Richtung kennen.
Der TÜV Hessen bietet mit seiner bekannten Marke TÜV PROFiCERT die Zertifizierung von Energiemanagement-Systemen nach der DIN EN 16001 an. Eine Integration in andere Zertifizierungs-Audits (ISO 9001, ISO 14001) ist sinnvoll und wünschenswert.
TÜV Hessen, Zertifizierungsstelle Bereich Managementsysteme, Darmstadt www.tuev-hessen.de
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