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Wenn Qualität und Innovation zusammen spielen

Studie des Instituts für Change Management und Innovation (CMI)
Wenn Qualität und Innovation zusammen spielen

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie belegen, dass eine ergebniswirksame Zusammenarbeit der Innovations- und der Qualitätsfunktion (IQ) einen positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens hat. Allerdings, so zeigt die Untersuchung auch, haben deutsche Unternehmen in Sachen IQ noch einiges zu tun, um die globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

IQ nimmt in deutschen Unternehmen einen sehr hohen Stellenwert ein, wie die vom Institut für Change Management und Innovation (CMI) 2019 in Kooperation mit dem VDMA, der DGQ und der Development Group durchgeführte Studie zeigt. Demnach haben rund drei Viertel der befragten Unternehmen bestätigt, dass der Stellenwert der beiden Funktionen stark ausgeprägt ist. Aber nur etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen hat den Innovationsbegriff einheitlich definiert. Beim Qualitätsbegriff sieht es besser aus: Hier geben 80 % an, eine unternehmenseinheitliche Begriffsdefinition zu haben. Entsprechend ausgeprägt ist auch das Verständnis von Innovation und Qualität: In weniger als der Hälfte der Unternehmen gibt es ein übereinstimmendes Innovations- und Qualitätsverständnis.

Als Hauptgründe für das mangelhafte IQ-Verständnis nennen die Befragten eine unklare oder fehlende Begriffsdefinition, eine unzureichende Kommunikation und ein falsches Führungsverhalten. Diese drei Gründe erstaunen, denn sie lassen sich durch entsprechende Maßnahmen mit einem hohen Nutzen für das betreffende Unternehmen beseitigen.

Interessante Ergebnisse ergaben sich auch bezüglich der Kompatibilität von Innovations- und Qualitätskultur. Die Befragten bewerteten dabei die folgende Aussage: „Die Innovations- und die Qualitätskultur sind aufgrund unterschiedlicher Werte, Normen und Verhaltensweisen in unserem Unternehmen überhaupt nicht miteinander kompatibel.“ Immerhin 18 % der Führungskräfte aus den Bereichen IQ unterstreichen diese Aussagen. Ein Viertel sieht dies zumindest teilweise so. Dies ist ein Hinweis darauf, dass es lohnenswert ist, sich die jeweilige kulturelle Situation in den Unternehmen einmal genauer anzusehen, um gegebenenfalls Maßnahmen zu deren Verbesserung zu ergreifen.

Als wichtigste Maßnahme zur Verbesserung des gegenseitigen IQ-Verständnisses und der Zusammenarbeit nennen die Befragten die Förderung eines regelmäßigen Austauschs. Als weitere Maßnahmen werden die frühzeitige Einbindung der Qualitätsfunktion in den Innovationsprozess und die effizientere Gestaltung von Strukturen und Prozessen sowie das Verständnis für die jeweiligen Vorgaben gesehen. Es mangelt also offenbar in einigen Unternehmen an der Möglichkeit, sich intensiver mit den Zielen, Interessen und Arbeitsweisen des jeweils anderen Funktionsbereichs zu befassen. Gerade ein solches näheres „Kennenlernen“ ist aber die Voraussetzung für die Nutzung von Synergiepotenzialen.

Auf die Frage, inwiefern die Mitarbeiter in den Innovations- und Qualitätsbereichen zur Umsetzung von eigenen Ideen ermutigt werden, gab es überraschende Antworten: So ist zwar bereits in vielen Unternehmen eine Kultur vorhanden, die neue Ideen unterstützt. Allerdings gibt es ausgerechnet im Innovationsbereich noch viel „Luft nach oben“. Gerade in diesem zukunftsgerichteten Bereich wäre ein höheres Maß an Offenheit für neue Ideen zu erwarten gewesen, denn sie sind eine Voraussetzung für die erfolgreiche Realisierung von Innovationen. Dies ist insofern bemerkenswert, da das Ideenmanagement eines der Hauptwerkzeuge des inkrementellen Innovationsmanagements ist. Nach Erfahrungen aus der Praxis sollten die Prozesse des Ideenmanagements aber von der radikaleren Innovation abgetrennt werden. Diese Verbesserungspotenziale sollten gerade in einem dynamischen Umfeld schnellstmöglich realisiert werden.

Es hapert an der Umsetzung der verabschiedeten Qualitäts- und/oder Innovationsstrategie

Zwar haben 55 % der untersuchten Unternehmen eine Qualitäts- und/oder Innovationsstrategie verabschiedet und kommuniziert, aber deutlich weniger als die Hälfte setzt ihre Strategien auch konsequent um. Vor allem im Innovationsbereich besteht eine deutliche strategische Lücke: Viele Unternehmen setzten ihre strategischen Maßnahmen nicht konsequent genug um und verfolgen sie hinsichtlich deren Zielerreichung.

Hinzu kommt, dass in rund einem Drittel der Unternehmen die Innovations- und die Qualitätsstrategie unabhängige Teilstrategien sind, die nicht aufeinander abgestimmt werden. Nur 2 % der Unternehmen integrieren dagegen beide Strategien in einer übergreifenden IQ-Strategie. Angesichts der Bedeutung und der wechselseitigen Beziehungen und Abhängigkeiten wären hier deutlich höhere Werte wünschenswert, um die beiden Top-Erfolgsfaktoren auch langfristig aufeinander abzustimmen.

Obwohl Innovation und Qualität grundsätzlich Querschnittsfunktionen mit klar geregelten Prozessen sein sollten, erfüllt nur die Qualitätsfunktion in 80 % der Unternehmen diese Anforderung weitgehend. Hingegen ist dies bei der Innovationsfunktion nur in 51 % der Fall. In 70 % der Unternehmen sind die Schnittstellen zwischen der Innovations- und der Qualitätsfunktion nicht oder nur teilweise geregelt. Dementsprechend ist die Zusammenarbeit zwischen den beiden Funktionen nur in 38 % der Unternehmen immer konstruktiv. Hier könnten klarere Regelungen der Abläufe und Verantwortlichkeiten zu einer höheren Prozesseffizienz beitragen.

Im Innovationsprozess wird die Qualitätsfunktion in den frühen Phasen (Ideenfindung/-auswahl und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung) in nur etwas mehr als einem Drittel der Unternehmen verantwortlich mit einbezogen. Meistens kommt das Qualitätsmanagement in den Phasen Entwicklung (64 %) und Test und Bewertung (82 %) hinzu. Vor allem die Qualitätsverantwortlichen wünschen sich jedoch eine engere und auch frühere Verzahnung dieser beiden Funktionen sowie eine gezielte Förderung der Zusammenarbeit. Hierzu kann aus der Sicht der Befragten auch eine klare und einheitliche Definition der IQ-Prozesse beitragen.

Die größten Herausforderungen an die IQ-Funktionen liegen nach Aussagen der Befragten in einer weiter zunehmenden Entwicklungsgeschwindigkeit der Neuprodukte. Auch die Veränderung der Märkte durch neue Technologien und Kundenbedürfnisse setzen die Innovations- und Qualitätsbereiche deutscher Unternehmen unter Druck. Interne Herausforderungen werden vor allem auf organisatorischer und kultureller Ebene gesehen.

Damit gibt es in Sachen IQ in deutschen Unternehmen noch einiges zu tun, wenn sie weltweit Spitze bleiben wollen. Unternehmen, die dies bereits erkannt und umgesetzt haben, weisen nach der CMI-Studie eine höhere Performance hinsichtlich Gewinn-, Umsatz- und Marktanteilsentwicklung auf. ■


Die Autoren

Michael Dunst

Doktorand

Claudio Gattari

Akademischer
Mitarbeiter

Prof. Dr. Dietmar Vahs

Direktor

Institut für Change Management und Innovation (CMI), Hochschule Esslingen

www.cmi.hs-esslingen.de

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