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Wider der Auditphobie

Praxisorientiertes Auditsystem für die Produktion
Wider der Auditphobie

Immer noch gelten in vielen Unternehmen Audits als „lästiges Übel“ zur Erfüllung der Normforderungen. Dass es auch Wege gibt, ein Auditmanagement als Instrument zur Weiterentwicklung des Produktionssystems und der Mitarbeiter im Sinne verbesserter Wettbewerbsfähigkeit einzuführen, zeigt dieser Beitrag.

Martin Haas, Vorstand der Staufen Akademie Beratung und Beteiligung AG, Bad Boll

Welcher Qualitätsmanagementbeauftragte kennt nicht die „Auditphobie“ in der Produktion. Nach wie vor fällt es schwer, systematische und kontinuierliche Prozessaudits einzuführen und als Instrument zur Weiterentwicklung zu nutzen. Macht man sich die Mühe, die Forderungen der QS 9000 und VDA 6.1 genauer zu studieren, wird schnell ersichtlich, dass die Erfüllung dieser Forderungen der Produktion das Leben erleichtert und nicht erschwert.
Konkret werden in Frage 14.6 Beispiele für Kriterien aufgelistet:
-Festlegung der Verantwortlichkeiten für Ordnung und Sauberkeit,
-saubere, intakte Transport- und Betriebs- mittel,
-saubere, gut beleuchtete Arbeits- und Prüfplätze,
-übersichtliche richtliche Kennzeichnungssysteme,
-übersichtlicher, geordneter Materialfluss,
-zweckentsprechende Entsorgungsbehält- nisse.
Ergänzend dazu heißt es in Frage 14.7: „Der Fertigungsprozess muss kontinuierlich auf Abweichungen von Forderungen und ein mögliches Verbesserungspotenzial überprüft werden.“
Auf der anderen Seite stehen wir am Produktionsstandort Deutschland, insbesondere als Zulieferer für die Automobilindustrie, unter ständigem Druck, Qualität, Kosten und Flexibilität zu verbessern.
Die Herausforderung, gleichzeitig beste Qualität bei niedrigsten Kosten und bestem Lieferservice zu erfüllen, erfordert ein durchgängiges, wettbewerbsfähiges Produktionssystem, das heißt ein optimales Zusammenwirken der Produktionsfaktoren Mensch, Maschine, Methode (Prozess) und Material.
Aus der „eindimensionalen Betrachtung“ Prozesssicherheit wird ein komplexes Gesamtgebilde, welches entsprechende Forderungen an ein Arbeitssystem stellt.
Das Wesentliche ist die Erkenntnis, dass nur die Gesamtheit der Erfolgsfaktoren die anhaltende Wettbewerbsfähigkeit sichert beziehungsweise ausbaut. Dieses „magische Dreieck„ ist gleichzeitig Grundlage eines Auditsystems, welches die QS 9000 + VDA 6.1-Forderungen stützt und zum Nutzen des Unternehmens umsetzt.
Acht Erfolgskriterien
Bei dem von der Staufen Akademie Beratung entwickelten Auditsystem werden die folgenden acht Erfolgskriterien in allen Organisationseinheiten regelmäßig (zweimal pro Jahr) auditiert.
-Ordnung und Sauberkeit,
-visuelles Management/Standardisierung,
-Führung und Zusammenarbeit,
-Maschinen/Arbeitssysteme,
-Arbeitsprozess/Betriebsmittel,
-Just-in-time-Prinzipien,
-Qualitäts-Regelkreise,
-Arbeitssicherheit und Umweltschutz.
Hierzu wurde zu jedem der Erfolgsfaktoren ein Auditfragenkatalog erstellt, Standards und Lösungsansätze gesammelt und ein Schulungskonzept erarbeitet. Der Fragenkatalog setzt sich hierbei teilweise aus Forderungen der QS 9000/VDA 6.1 sowie aus Erfahrungen aus erfolgreichen „Kaizen-Unternehmen“ zusammen. Die Bewertungsskala als Grundlage für die Auditergebnisse orientiert sich wiederum an der VDA-Skalierung von 0 bis 10 und beleuchtet zum einen die vorhandene Systematik, zum anderen den Grad der Umsetzung, der bei der Bewertung stärker gewichtet ist. Die Visualisierung der Auditergebnisse erfolgt idealerweise in Form einer „Auditspinne“, die Zielwerte, vormals realisierte Ergebnisse und aktuelle Ergebnisse aufnehmen kann und plakativ wiedergibt.
Konsequente Umsetzung
Die konsequente und regelmäßige Umsetzung dieses Auditsystems bietet die Chance und Möglichkeit, die Nulllinie eines Verbesserungsprozesses relativ objektiv zu messen sowie Verbesserungspotenziale aufzuspüren und entsprechende Maßnahmen zur Weiterentwicklung einzuleiten. Nicht zu vernachlässigen ist die Wirkung als interner Benchmark für Mitarbeiter, Abteilungen und Bereiche und damit auf die Motivation und Umsetzungsdynamik von Veränderungen. Die Nutzung im Führen mit Zielen und die Weiterentwicklung in Richtung Lohn- und Prämienfindung bietet sich in diesem Zusammenhang natürlich an. Das Besondere am Konzept der Staufen Akademie ist nicht zuletzt, dass jeder – vom Zeitlohnarbeiter bis zum Geschäftsführer – an der kontinuierlichen Verbesserung des Unternehmens mitarbeitet. Ein exzellentes Unternehmen zeichnet sich dementsprechend dadurch aus, dass die Führungsebenen aktiv im Auditsystem mitwirken. Dadurch wird zum einen die Bedeutung des Audits belegt, zum anderen lernen die Führungskräfte die reale Situation im Unternehmen wesentlich besser kennen.
Vorgehensweise
Die Vorgehensweise zur erfolgreichen Einführung dieses Auditsystems in der Praxis lässt sich wie folgt zusammenfassen:
-Verabschiedung eines Projekts mit Pro- jektleiter,
-erstes Pilotaudit auf Basis der Staufen Akademie Standardcheckliste,
-Abstimmung mit dem Qualitätsmanagement und Erarbeitung einer firmenspezifischen Auditcheckliste,
-Abstimmung mit der Produktionsleitung zu den Bewertungskriterien der Bausteine des Produktionssystems sowie den Bereichen Sicher- heit und Umwelt,
-Definition der Ziele des Produktionssystems z. B. durch Erstellung eines „Standardordners“ mit Beispielen und Referenzen, durch Informationsrunden für die Gruppenleiter in der
Produktion,
-Auditplanung für das gesamte Unterneh- men,
-sorgfältige Auswahl und intensive Schu- lung der Auditoren.
In der Praxis hat sich dieses Auditsystem bereits bei verschiedenen Kundenunternehmen der Staufen Akademie bewährt, so zum Beispiel bei der Festo AG, der Schuler Group oder der AeroTech GmbH.
Vorteile
Die Erweiterung von Prozessaudits aus der Sicht QS 9000 und VDA 6.1 auf eine ganzheitliche Darstellung wettbewerbsfähiger Produktionssysteme führt zu folgenden Vorteilen:
-Weiterentwicklung von Produktionssyte- men im Sinne von Qualität, Kosten und Lieferservice,
-gesteigerte Auditakzeptanz durch Berück- sichtigung aller Anforderungen der Pro- duktionsverantwortlichen,
-Chancen zur Sensibilisierung und Schu- lung aller Führungskräfte und Mitarbeiter bezüglich der Erfolgsfaktoren wettbe- werbsfähiger Produktionssysteme,
-QS 9000 und VDA 6.1-Forderungen wer- den erfüllt. Das System erhält positive Re- sonanz der VDA- und Öko-Zertifizierer.
Der entscheidende Erfolgsfaktor zu einer vitalen Audit- und Verbesserungskultur heißt, die Praktiker aus Produktion und Qualitätsmanagement gemeinsam für diesen Prozess zu begeistern. Die zu realisierenden Ergebnisse zeigen jedoch, dass sich der Aufwand für dieses plakative System lohnt.
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