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Damit kein Bauteil ungeprüft bleibt

Metall- und Kunststoffverarbeiter Mürdter setzt auf Messarme für die 100-Prozent-Prüfung
Damit kein Bauteil ungeprüft bleibt

In der Qualitätssicherung überlässt der Automobil-Zulieferer Mürdter nichts dem Zufall. Jedes Produkt wird mit einem Messarm von Faro geprüft. So kann das Unternehmen gewährleisten, dass nur fehlerfreie Bauteile den Kunden erreichen.

Leichtbau ist ein zentrales Thema in der Automobilindustrie und natürlich auch bei deren Zulieferern, zu denen das Familienunternehmen mit Sitz in Mutlangen gehört. „Die weltweiten Forderungen der Umweltschutzorganisationen und der Politik nach weniger Kohlendioxid-Ausstoß sind nicht zu überhören“, betont Geschäftsführer Normann Mürdter. „Damit sind vor allem die Autobauer angesprochen und natürlich auch wir, die Zulieferer.“

Die Mürdter Metall- und Kunststoffverarbeitung GmbH hält eine ganze Palette an Verfahren bereit, um das Gewicht bei Spritzgießbauteilen zu drücken. Zum Beispiel das chemische Schäumen von thermoplastischen Kunststoffen, das so genannte Spritzgieß-Integralverfahren (SGI). Durch ausgefeilte Werkzeug- und Produktauslegungskonzepte kann das Unternehmen aber auch die Wandstärken im Vergleich zum konventionellen Spritzguss deutlich reduzieren. Vor allem aber setzt Mürdter auf das Mucell-Verfahren, bei dem Großbauteile physikalisch geschäumt werden. Als Schäummittel dient Stickstoff, der sich in der Schmelze gleichmäßig verteilt und gut lösen lässt. In der Folge fließt die Kunststoffschmelze besser in die Werkzeugform, so dass auch filigrane Formteile mit Wanddicken unter 1 mm hergestellt werden können. Je nach Bauteil lassen sich so zwischen 6 und 30 % Gewicht sparen, im günstigsten Fall sogar 40 %.
Das Produktprogramm von Mürdter ist breit gefächert. So decken die Schwaben einen Großteil des Interieurs bei einem Fahrzeug ab – etwa die Instrumententafel mit An- und Einbauteilen, Handschuhkasten, Verkleidungen von Türen, Säulen und Gepäckraum oder die Mittelkonsole. Im Bereich des Exterieur bieten die Spezialisten Radhaus-Auskleidungen, Lüfter- und Motorabdeckungen, Stoßfänger sowie Klima- und Luftführungssysteme.
Ersatz für konventionelle Koordinatenmessgeräte
Bei der Qualitätssicherung überlässt Mürdter als Automobil-Zulieferer nichts dem Zufall. Fehlerhafte Bauteile sind in diesem Geschäft nicht akzeptabel. In der Vergangenheit haben die Mutlanger diesen wichtigen Teil der Produktion unter anderem mit konventionellen Koordinatenmessgeräten bewältigt. Matthias Bracher, Leiter der Qualitäts- und Logistikplanung bei Mürdter, kann sich an diese Zeit gut erinnern: „Der Transport vor allem von großen Bauteilen zur Messmaschine war mit einem gewissen Aufwand verbunden.“ Darüber hinaus nutzten die Mitarbeiter Handmessgeräte, aber auch Lehren und Schablonen, die regelmäßig transportiert und fachgerecht gelagert werden mussten. Das kostete Zeit und damit auch Geld. Irgendwann konnten diese Vorgehensweisen mit den hohen Stückzahlen und dem wachsenden Produktangebot nicht mehr Schritt halten. Eine neue Messtechnik musste her.
Matthias Bracher hatte bereits positive Erfahrungen mit den mobilen Geräten von Faro gesammelt. In einem neuen Werk von Mürdter in Tschechien brauchte man vor geraumer Zeit ebenfalls eine komplett neue Messtechnik-Lösung und entschied sich damals für Geräte des Messtechnik-Spezialisten. Angeschafft wurden ein Platinum- Messarm und eine Laser Line Probe, einem Laserscanner, der sich mit wenigen Handgriffen auf den Messarm montieren lässt. Der Anwender verfügt dann über eine schlagkräftige Messtechnik-Kombination, mit der sich ganz nach Bedarf taktile Messpunkte erfassen und zugleich berührungslose Scans erstellen lassen.
„Die Geräte wurden in dem tschechischen Werk für die Formprüfung und das Reverse Engineering genutzt“, erzählt Bracher. „Es war eine Pilotanwendung, bei der die Modelle so richtig ausgetestet wurden.“ Die Verfahren wurden zusammen mit Faro ständig weiter entwickelt, bis man schließlich bei der aktuellen Lösung angelangt war. Die Erfahrungen in Tschechien waren positiv, denn die Kosten in der Qualitätssicherung ließen sich deutlich reduzieren. Bei einer Umstellung der Form oder des Prüflings mussten nur die Aufnahmen am Messplatz getauscht werden. Es wurden keine neuen Prüfvorrichtungen mehr gebraucht und auch keine teuren Prüflehren. So war es keine Frage, auch das Werk in Mutlangen mit dieser Technik auszustatten. „Wir haben uns zunächst drei Messarme und die Messtechnik-Software Polyworks zugelegt“, beschreibt Bracher den Wandel in seiner Abteilung.
Hundert-Prozent-Kontrolle statt Stichproben
Sehr intensiv werden die Messarme derzeit bei einem so genannten Hybridrahmen für Automobil-Panoramadächer genutzt. Dieses besonders große Bauteil ist eine weitere Spezialität von Mürdter und besteht aus einem Metallrahmen, der mit Kunststoff umspritzt wird. In Mutlangen werden am Tag rund 1100 Hybridrahmen hergestellt, die alle – ohne Ausnahme – mit den Messarmen geprüft werden. Bracher verlässt sich nicht auf Stichproben, sondern setzt auf die Hundert-Prozent-Kontrolle. „Bei uns verlässt kein fehlerhaftes Bauteil das Werk“, schwört der Abteilungsleiter.
Damit die Qualitätssicherung mit den hohen Taktraten Schritt halten kann, wurde die Messtechnik bei Mürdter perfekt geplant, fast inszeniert. Bracher und seine Mitarbeiter haben dafür spezielle Messarbeitsplätze mit einem ausgefeilten Arbeitsablauf geschaffen. Jeder Handgriff ist genau durchdacht. „Nur so erreichen wir den notwendigen Durchsatz“, begründet Bracher die Vorgehensweise. Die perfekte Planung hat noch einen positiven Nebeneffekt: Die Kollegen brauchen an diesem Arbeitsplatz keine besondere Messtechnik-Ausbildung. Das liegt allerdings auch an der einfachen Bedienbarkeit der Messgeräte selbst.
Bracher hat seine Entscheidung nicht bereut. Seiner Ansicht nach ist die Produktivität des Faro-Systems nicht zu überbieten. Durch die Umstellung auf die Messarme konnten die Kosten in der Qualitätssicherung um rund 40 % gesenkt werden. Die Anschaffung der Geräte hat sich damit schnell amortisiert – und das schafft neue Spielräume für zukunftsorientierte Investitionen. ■
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