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Babtec nimmt das große Ganze ins Visier

Qualitätsmanagement
Babtec nimmt das große Ganze ins Visier

Nachhaltigkeit, Lieferantenmanagement, die veränderte Rolle des Qualitäters – das Qualitätsmanagement entwickelt sich rasant und verlässt seinen engen Rahmen. Das verdeutlicht etwa das Kunden-Event von Babtec, auf dem mehr über Moral und Kommunikation als über Software gesprochen wird.

» Markus Strehlitz

Wer sich mit Michael Flunkert und Lutz Krämer unterhält, hört dabei wenig von den üblichen Qualitätsmanagement-Akronymen wie etwa FMEA oder SPC. Die beiden Mitglieder der Geschäftsleitung von Babtec wollen nicht über Module sprechen. Ihnen geht es um das große Ganze.

Sie sprechen viel lieber von Qualität als von Qualitätsmanagement. Bei letzterem denkt man an eine einzelne Abteilung. Qualität betrifft jedoch das ganze Unternehmen. „Wenn wir Qualität als das begreifen wollen, was sie wirklich ist, sollten wir besser von einem qualitätsorientierten Management sprechen“, sagt Krämer. Dieses kleine Wortspiel verändere völlig die Perspektive. „Nun geht es um verantwortungsvolle Unternehmensführung, bei der man die Interessen der Kunden, aber eben auch der anderen interessierten Parteien (Stakeholder), nicht nur kennen und verstehen will, sondern diese auch in die Qualitätspolitik des Unternehmens, seine Prozesse, Produkte, Dienstleistungen und in das gesamte gesellschaftliche Handeln integriert.“

So wie Qualität bei dieser Denkweise quasi aus dem Qualitätsmanagement heraus in die gesamte Organisation schwappt, muss auch der Qualitätsmanager über den Tellerrand blicken. Sein Berufsbild verändert sich. QM-Experten wie zum Beispiel Benedikt Sommerhoff von der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) werden nicht müde, darauf hinzuweisen. Das Jobprofil wandelt sich hin zum Organisationsentwickler. In diesem spielen Begriffe wie ganzheitliches Denken, Agilität und Vernetzung die Schlüsselrollen.

Formalien stehen im Weg

Traditionelle Themen wie etwa das Denken in Formalien und Normen stehen der neuen Entwicklung im Weg. „Wir müssen die Überformalisierung stoppen und Entformalisierung vorantreiben“, schreibt etwa Sommerhoff in einem Blog-Post. Das gelte besonders bei den Branchenstandards für Qualitätssicherung und bei den Qualitätsmanagementsystemen. „Die Revision der ISO 9001 in 2015 hat die Tür zu mehr Agilität bereits einen Spalt geöffnet.“ Krämer schlägt in die gleiche Kerbe: „Das klassische QM verkompliziert Dinge, erhöht den Verwaltungsaufwand und tritt letztendlich sogar bremsend auf.“

Auf seiner Kundenveranstaltung Q.Event in Essen zeigt Software-Anbieter Babtec dann auch, dass die eigene Strategie diesem breiten Ansatz folgt. Eines der Hauptthemen dort ist Nachhaltigkeit. Das Thema hat nicht nur in der Gesellschaft an Bedeutung gewonnen, sondern auch konkret in jedem größeren Unternehmen. Mittlerweile gibt es die Pflicht, entsprechende Kennzahlen in den Geschäftsbericht mitaufzunehmen.

Damit wird Nachhaltigkeit auch für das Qualitätsmanagement im Unternehmen zu einem wichtigen Thema – vor allem wenn es ganzheitlich gedacht wird. Eine moderne Qualitätsdefinition dürfe sich nicht auf inhärente Merkmale eines Produkts beschränken, so Sommerhoff. Stattdessen müssten auch globale ethische Themen einbezogen werden. „Eine moderne Qualitätsdefinition muss die gesellschaftliche Gesamtbilanz und damit auch Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen.“

Auf dem Q.Event fordert auch Unternehmensberater und Qualitätsauditor Markus Reimer, das Qualitätsmanagement weiter zu denken. Und dazu gehöre, dass „wir auch die Entstehungsgeschichte eines Produkts oder einer Dienstleistung berücksichtigen“, so Reimer. Das bedeutet: Ein Produkt, das zwar funktionell und optisch perfekt ist, aber unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt wird, hat ein Qualitätsproblem. In Essen bringt Krämer es auf den Punkt: „Ein moralfreies Qualitätsmanagement kann es nicht geben.“

Cloud-Plattform für die Lieferkette

Wenn von Nachhaltigkeit die Rede, kommt auch die Lieferkette ins Spiel. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ethische und ökologische Anforderungen nicht nur in der eigenen Organisation, sondern auch von den Lieferanten erfüllt werden. Auch hier zeigt sich, dass Qualitätsmanagement mittlerweile größer gedacht wird. Themen wie Lieferantenmanagement und Lieferantenbewertung werden von Anbietern entsprechender Software zunehmend in den Funktionsumfang eingebunden.

Babtec treibt diese Entwicklung seit einigen Jahren voran. Mit Qube bietet der Softwerker eine cloudbasierte Plattform, über die sich Firmen mit ihren Geschäftspartnern vernetzen können, um Qualitätsprozesse unternehmensübergreifend zu digitalisieren. Alle Beteiligten lassen sich direkt an die CAQ-Software anbinden. Qube bietet dabei das ganze Spektrum an notwendigen Funktionen: von der Verwaltung der Betriebs- und Prüfmittel über die Prüfdatenerfassung, die Erstellung und Bearbeitung von Reklamationen bis hin zur gemeinsamen Bearbeitung von Aufgaben und Maßnahmen.

Ein Nutzer von Qube ist Weinor, ein Hersteller von Markisen und Terrassendächern. Das Unternehmen setzt in der Zusammenarbeit mit seinen Lieferanten auf die Babtec-Lösung. Benedikt Hülsken, Leiter Qualitätsentwicklung bei Weinor, spricht auf dem Q.Event von einer Lernkurve, einige Lieferanten hätten sich zunächst an die Arbeit mit der Plattform gewöhnen müssen. Doch das Fazit zum Einsatz der Cloud-Software fällt positiv aus. „Der Qube macht die Kommunikation mit den Lieferanten einfach und sehr schnell“, so Hüsken.

Auf der Kundenveranstaltung in Essen wird am Ende auch deutlich, dass die Entwicklung in Sachen Qualitätsmanagement noch weiter gehen soll. Krämer spricht die High Level Structure an, die in der ISO 9001 genannt ist. In dieser seien Kern-anforderungen beschrieben, die nicht nur Qualitätsmanagement-Systeme betreffen, sondern auch das Umweltmanagement oder die Arbeitssicherheit. Wenn man sich die Kapitel der Norm anschaue, dann rede man letztendlich nicht mehr von einem Qualitätsmanagement-System, es gehe stattdessen um ein integriertes Managementsystem. „Wir kommen nicht umhin, uns mit diesem Thema zu beschäftigen“, sagt Krämer. Vielleicht hat er damit schon mal einen Ausblick darauf gegeben, wohin sich das Babtec-Portfolio künftig entwickeln wird: zu einem integrierten Managementsystem.


Webhinweis

Ein ausführliches Gespräch zwischen Markus Reimer und Lutz Krämer zur Zukunft des Qualitätsmanagements zeigt dieses Video:

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