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Geglückter Neustart der Control

Trends in der Qualitätssicherung
Geglückter Neustart der Control

Deutlich weniger Besucher und weniger internationale Atmosphäre – und dennoch war die Control in diesem Jahr für die meisten Aussteller eine gute Messe. Sie zeigte die Trends in der Qualitätssicherung auf.

» Sabine Koll

Mit 18.531 Fachbesuchern zählte die Control vom 3. bis 6. Mai 2022 rund ein Drittel weniger Besucher als bei der letzten Veranstaltung 2019. Auch die Zahl der Aussteller war rückläufig: Statt 870 waren es in diesem Jahr 617 auf knapp 23.000 m2 Fläche in sechs Hallen auf dem Stuttgarter Messegelände. 31 % der Aussteller waren aus dem Ausland angereist; dabei kamen 6 % Prozent aus der Schweiz, 4 % aus Italien, 3 % aus den USA und gut 2 % aus Großbritannien.

Dennoch war es für die meisten Aussteller, die Weiterentwicklungen aus den Bereichen Mess- und Prüftechnik, Qualitätsmanagement, Bildverarbeitung, Sensortechnik zeigten, eine gute Messe nach der pandemiebedingten zweijährigen Pause.

Die Erwartungen im Vorfeld waren verhalten

Allenthalben war auf den Ständen zu hören, dass die Erwartungen hinsichtlich Besucherzahl und -qualität übertroffen wurden. Vielfach hatte man im Vorfeld Zweifel, ob die Besucher nach der Pandemie wieder den Weg zur Control finden würden.

„Es ist klasse, dass wir wieder auf der Control ausstellen können nach zwei Jahren Verzicht“, sagte zum Beispiel Gerhard Mohr, Geschäftsführer von Kapp Niles Metrology in Großostheim. „Es ist erfreulich zu erleben, dass die Fachbesucher wieder anreisen, dass die Präsenzmessen wieder Fahrt aufnehmen und dass wir uns ein Stück der alten Realität nähern.“ Ebenfalls erfreut äußerte sich Matthias Ruf, Leiter Vertrieb am Kunststoffzentrum SKZ in Würzburg: „Wir freuen uns, dass wir wieder hier sein können. Für uns verlief die Control schon ab dem ersten Messetag erfolgreich und mit großem Interesse seitens der Besucher.“

„In erster Linie habe ich die Aussteller und Fachbesucher erfreut und erleichtert darüber erlebt, dass man sich nun endlich wieder persönlich auf einer Fachmesse treffen kann“, sagte Bettina Schall, Geschäftsführerin von Control-Veranstalter P. E. Schall, am letzten Messetag gegenüber Quality Engineering. „Der Nachholbedarf nach dem persönlichen Austausch ist groß, und so war durchweg eine positive und vorwärts gerichtete Stimmung mit intensiven Gesprächen zu erleben.“

Der Automatisierungsgrad wird deutlich höher

Schall stellt fest: „Aufgrund der steigenden Automatisierung und der geforderten Null-Fehler-Produktion ist die Qualitätssicherung so bedeutend wie noch nie. Ich finde es bemerkenswert, was sich seit der letzten Control im Jahr 2019 technologisch getan hat.“

Andere Aussteller bestätigen diese Entwicklungen: „Der Automatisierungsgrad in der Qualitätssicherung nimmt erheblich zu. Ein Grund dafür ist, dass die Zeit im Messablauf ein immer wesentlicher Faktor wird. Es geht darum, ,mit Hilfe von Messergebnissen Probleme in der Fertigung immer schneller zu erkennen“, sagte Dr. Heike Wenzel, CEO der Wenzel Group, auf der Eröffnungs-Pressekonferenz am ersten Messetag. Wenn Messergebnisse immer schneller verfügbar sein sollen, dann bedeutet dies, dass immer weniger Bauteile taktil, sondern beispielsweise mit optischen Sensoren vermessen werden müssen. „Dies geht natürlich auf Kosten der Genauigkeit, sodass man abwägen muss zwischen Genauigkeit und Geschwindigkeit“, erklärt sie.

„Damit verbunden ist die Rückkopplung der Messergebnisse von der Messmaschine zur Bearbeitungsmaschine: Der Closed Loop wird zunehmend wichtig“, so Wenzel weiter. Eine Folge dieser Entwicklung: Die Mess- und Inspektionsgeräte wandern zunehmend an oder in die Fertigungslinie.

Schwingungen setzen Shopfloor-Lösungen zu

Entsprechende Shopfloor-Lösungen hat der Hersteller aus Wiesthal denn auch auf der Control gezeigt. „Diese stellen uns als Hersteller aber vor neue Herausforderungen: Die erzielten Messergebnisse müssen zwar nicht so genau sein wie im Messraum, aber doch ein sehr hohes Niveau erreichen – und das in einer Umgebung, in der es Temperaturschwankungen, Staub und Schwingungen gibt.“

Eine weitere Herausforderung für den Closed Loop sieht die Wenzel-Chefin bei der Kommunikation zwischen Messgeräten und Produktionsmaschinen: „Wir brauchen dringend standardisierte Schnittstellen für den Datenaustausch.“ Gemeinsam mit anderen Branchengrößen entwickelt Wenzel derzeit im VDMA solche standardisierten Schnittstellen auf Basis von OPC UA (lesen Sie mehr dazu ab Seite 18).

Hinzu kommt, dass die Messtechnik in der Fertigung deutlich leichter bedienbar sein muss: „In der Produktion haben wir andere Anwender als im Messraum, daher müssen wir die Bedienbarkeit der Messgeräte deutlich vereinfachen“, betonte Wenzel. Hier prallen nach ihrer Darstellung allerdings zwei Welten aufeinander: die 30 Jahre und teilweise auch noch länger nutzbare Hardware der Messgeräte trifft auf die deutlich kurzlebigere Software, die modern und anwenderfreundlich gestaltet sein muss. Beides muss perfekt miteinander abgestimmt sein.

„Es ist unser großes erklärtes Ziel, die Anwendungs-Software für unsere Messtechnik deutlich zu vereinfachen“, bestätigte auch Dr. Marc Wawerla, CEO von Zeiss Industrial Quality Solutions, auf der Pressekonferenz seines Unternehmens auf der Control. „Das User Interface, also die Nutzerschnittstelle, wollen wir einfacher gestalten, damit der Anwender in der Produktion unsere Messgeräte auch ohne messtechnisches Know-how bedienen kann.“ Zeiss arbeitet in diesem Zuge auch daran, seine Applikations-Software Quality Suite für unterschiedliche Systeme – optische und taktile Messgeräte, Computertomographen sowie Mikroskope – zu vereinheitlichen, sodass der Anwender nicht jedes Mal umdenken muss. Gleichzeitig gibt es bei der Quality Suite für Messtechnik-Profis jeweils eigene Module, um in die Tiefe gehen zu können.

Die E-Mobilität bietet
neue Chancen

Zeiss sieht vor allem im Bereich der E-Mobilität ein großes Wachstumspotenzial. „Im Automotive-Markt sinkt zwar durch den Shift vom Verbrenner zum Elektroantrieb die Zahl der Bauteile pro Auto, die vermessen werden müssen. Doch gibt es sehr viele Teile im Elektroauto, vor allem in der Batterie, die aufgrund von Risiken zu 100 Prozent vermessen werden müssen“, so Wawerla. „Daher ist das Potenzial für die Qualitätssicherung in Zukunft größer als heute.“

Patrick Stempfle, Projektleiter New Energy Vehicles bei Zeiss, nennt die Batteriewanne als ein typisches Bauteil: „Es handelt sich um ein sicherheitskritisches Bauteil, das aufgrund seiner Bauteilgröße und den engen Toleranzen sehr hohe Anforderungen an die Qualitätssicherung stellt.“ Die Kontrolle des Fügeprozesses ist hier sehr wichtig. Daher bietet Zeiss für diese Aufgabe Komplettinspektionssysteme von GOM an – einschließlich digitalem Zwilling und digitaler Montage.

KI ist angekommen in der Qualitätssicherung

Messe-Chefin Bettina Schall sieht noch einen weiteren Trend in der Branche: „Die Künstliche Intelligenz hat Einzug in die Qualitätssicherung gehalten und ist kein theoretisches Gebilde mehr. KI war bei sehr vielen Ausstellern ein Thema, das uns weiter begleiten wird.“ Vor allem für Inline-Prüf- und Messvorgänge habe KI das Potenzial zum Gamechanger: „Hier gewinnt die Bildverarbeitung noch mehr Relevanz, auch im Zusammenhang mit KI-Algorithmen. Hier werden wir in den nächsten Jahren noch spannende, praxisrelevante Fortschritte erleben.“

Dass auch kleinen industriellen Unternehmen der einfache Einstieg in die KI-unterstützte Qualitätssicherung gelingen kann, das zeigten zum Beispiel die beiden Aussteller Denkweit und Xactools gemeinsam auf der Control: Sie arbeiten seit zwei Jahren zusammen, um schlüsselfertige Lösungen – Mess- und Prüfanlagen wie zum Beispiel für optische Oberflächenmessungen mit Standardmaschinen – zu entwickeln. „Vision-Systeme und KI sind dabei ein stark wachsender Bereich, da man hier einen schnellen Return on Investment (ROI) erzielt“, betonte Marvin Krebs, Leiter des technischen Vertriebs bei Xactools.

Der KI reichen 15 Bilder
für das Training

„Mit KI lassen sich selbst aus sehr schlechten Datenergebnissen etwa aus der Computertomographie noch gute Ergebnisse erzielen“, ergänzte Dr. Dominik Lauch, Geschäftsführer des KI-Startups Denkweit, einer Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS. „15 Bilder reichen unserem Vision AI Hub für das Training der KI durch einen Operator aus. Dabei läuft eine solche integrierte Lösung zu 100 Prozent offline ohne Cloud-Anbindung.“

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Bild: Quality Engineering
Bild: Quality Engineering

Die Trends im Video

Auf dem Messestand von Quality Engineering fanden während der Messe durchgängig Video-Interviews statt. Hier berichteten Experten aus der Branche über die aktuellen Trends in Sachen Qualitätsmanagement, Messtechnik und Prüftechnik. Zu den Interviewten gehörten zum Beispiel:

  • Jürgen Horst, Accretech
  • Tobias Bender, XFT & Claus Bruckner, SAP QM
  • Dr. Heike Wenzel, Wenzel Group
  • Steven Renders, Nikon Metrology
  • Patrick Werder, IMS
  • Dr. Robert Zarnetta, Zeiss

Alle Videos sehen Sie unter:

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