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Dipl.-Ing. Harald Grobholz Chefredakteur
Geschätzte 380.000 Betriebe in Deutschland brauchen innerhalb der nächsten 5 Jahre einen neuen Chef oder Chefin. „Firmenübergabe“ – ein extrem komplexer Vorgang. Die meisten Unternehmer schieben dieses Thema weit von sich weg. Gerade in Familienbetrieben ist dabei die emotionale Komponente bei einem Generationswechsel nicht zu unterschätzen. Nachlässigkeit, Gedankenlosigkeit oder schlichte Unfähigkeit gefährden dabei tausende Arbeitsplätze.

Ein mir bekannter Firmengründer eines mittelständischen Industriebetriebes stand vor ein paar Jahren vor der Entscheidung der Firmenübergabe. Das Unternehmen war gesund, das Klima stimmte, die Auftragslage ebenfalls. In der ersten Hälfte der 60er angelangt, wollte er noch die Früchte seiner Leistung genießen und die Führung abgeben. Sein Sohn arbeitete bereits seit längerem im Unternehmen, kannte sich aus und wäre so gesehen der ideale Nachfolger gewesen. Dieser eröffnete jedoch seinem Vater, dass er sich nicht in der Lage sehe, das Unternehmen zu übernehmen. Er hatte Angst vor der Verantwortung und sah sich selbstkritisch nicht als Unternehmer- und Führungstyp. Nachdem sich väterlicherseits der erste Schock gelegt hatte, wurde die Sache vernünftig besprochen. Ergebnis: der Vater sah und würdigte den Mut des jungen Mannes. Das Unternehmen wurde an zwei bisherige leitende Angestellte übergeben, von denen einer der kaufmännische und der andere der technische Geschäftsführer ist. Die Angestellten bekamen Miteigentum am Unternehmen. Der Sohn arbeitet nach wie vor qualifiziert und engagiert als Angestellter, die Kunden sind bei der Stange geblieben, keiner hat seinen Arbeitsplatz verloren und die Firma floriert und wächst weiter. Eine Lösung, die höchste Anerkennung verdient und Hut ab vor den Persönlichkeiten von Vater und Sohn.

Die große Realität sieht aber leider anders aus. Untersuchungen belegen, dass nur unter 50% aller Familienunternehmen eine Weitergabe in die zweite Generation schaffen, nur 32% schaffen es in die dritte und ganze 16% gehen noch in die vierte Generation über. Dabei werden immer die gleichen Fehler gemacht. Das Grundübel ist die mangelnde Vorbereitung. Experten sprechen bei einer erfolgversprechenden Übergabe von einer 8 bis 10 jährigen Vorbereitungs- und Übergangszeit. Die Eignung des Nachfolgers ist ebenfalls ein entscheidendes Kriterium. Der einzige Erbe zu sein, reicht bei weitem nicht aus. Schlecht vorbereitete Unternehmensübergaben sind der Unternehmenskiller Nummer eins. Angesichts dessen scheint das geflügelte Wort: „Die erste Generation baut auf, die zweite baut aus und die dritte setzt es in den Sand“ gar nicht so weit hergeholt.
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