Die Blüten der Konjunktur

Die Wirtschaft läuft wieder, so hört man es allerorten. Messen nehmen fast schon den Charakter von Jahrmärkten an, es wird berichtet, dass Werkzeugmaschinen direkt auf der Messe gekauft worden seien. Kein langes Zögern, die Pläne liegen in den Schubladen und werden jetzt so schnell wie möglich umgesetzt. Wer zu lange zögert, hat möglicherweise das Nachsehen, denn die Märkte sind tendenziell teilweise bereits ausverkauft. Begleitet wird der neue Wettlauf um Produktionsmittel und Vorprodukte von guten Arbeitsmarktzahlen. Euphorische Medien reden bereits vom Jobwunder.

Auch ein Zeichen für den Aufschwung ist, dass Politiker das als eigenen Erfolg an ihre Fahnen heften wollen. Wie Spiegel online am 2.11. meldete, reklamierte Gerhard Schröder vor einigen Tagen die sinkenden Arbeitslosenzahlen als Erfolg seiner Agenda 2010, wie die Regierung vor zehn Jahren ihr Reformpaket nannte. Die Reaktion ist so typisch, wie inhaltlich falsch. Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung erkennen aus ihrer aktuellen Studie, dass dieses Reformwerk höchstens einen geringen Einfluss gehabt habe. Auch die ausgeprägte Lohnmoderation seit der Jahrtausendwende habe Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsentwicklung in Deutschland eher geschwächt als gestärkt. Dagegen zeigt die Studie, dass die Arbeitszeit in Deutschland in der Rezession vergleichsweise schnell und stark reduziert wurde und die Stundenproduktivität besonders deutlich sank. Das war eine Folge des Bestrebens der Unternehmen, die Beschäftigten zu halten, auch wenn sie diese zeitweise nicht produktiv auslasten konnten. Die Vereinfachung der Kurzarbeit und die fiskalische Stabilisierungspolitik dürften die Bereitschaft, Stammbelegschaften zu halten, wesentlich unterstützt haben.

Aus Sicht der Qualität spricht sehr viel für dieses Vorgehen. Nicht nur das Know-How bleibt im Unternehmen, auch die Loyalität wird gestärkt. Nach dem EFQM-Modell ist Mitarbeiterzufriedenheit ein wichtiges Kriterium, das jedes Unternehmen herstellen muss, denn die Haltung der Mitarbeiter beeinflusst unmittelbar die Zufriedenheit der Kunden.

Joachim Gold

Redakteur