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Erfolgsphilosophie TQM

Erfolgreiche Unternehmensführung nach EFQM-Modell
Erfolgsphilosophie TQM

Was macht ein Mann, der als Supply-Chain-Manager und Qualitätsverantwortlicher ein Unternehmen erfolgreich auf TQM-Kurs gebracht hat, in diesem Unternehmen plötzlich ein neuer Wind weht und der diese Veränderungen nicht mittragen möchte? Er könnte die Firma wechseln, sich als Berater selbstständig machen oder Unternehmer werden.

Harald Ziehm, lange Jahre erfolgreicher Manager der Firma Foseco wurde Unternehmer. Bei seinen früheren Aufgaben als Supply-Chain-Manager eines großen Konzerns war er zuständig für eine Lieferkette als Firma in der Firma. Dazu gehörte die Materialdisposition, verschiedene Produktionseinheiten, das gesamte Qualitätsmanagement und die Qualitätssicherung und das Materialmanagement. Das Ganze hatte ein Anlageumlaufvermögen von ca. 40. Mio DM mit 90 Mitarbeitern. Nachdem er im Unternehmen TQM erfolgreich auf Kurs gebracht hatte (siehe auch KONTROLLE Nr. 6/97 S.12) wurde innerhalb des Konzerns die Strategie geändert. Harald Ziehm: “da ich mich mit dieser Konzeption auch nicht arrangieren wollte habe ich mich entschlossen, das Unternehmen zu verlassen. Es kamen dann die Überlegungen, was will ich tun?. Ich hätte meine freiberufliche TQM-Beratungstätigkeit ausbauen können. Bei meinen bisherigen Kunden sind große namhafte Unternehmen dabeigewesen, die wir mit dem von uns entwickelten 5-Schritte-Prozess unterstützt haben. Diese Zusammenarbeit über mehrere Jahre erfolgte mit der Firma BO-Consult von Frau Birgit Otto. Vorteil dieser Zusammenarbeit war eigentlich der Hintergrund meiner früheren Tätigkeit, wo man sich so etwas auch ansehen konnte. So gesehen war meine frühere Firma ein sehr guter Darstellungspartner, denn dieses Unternehmen war schon sehr gut auf dem Gebiet TQM.” Harald Ziehm hatte dort 1994 angefangen, TQM einzuführen. Es wurden mehrere Standortbestimmungen gemacht und man war mittlerweile bei einer hohen Punktezahl angelangt. Von daher bot sich folgendes an: Harald Ziehm hätte als Unternehmensberater weitermachen können. “Ich habe aber gesagt, ich möchte etwas produzieren und ich möchte diese Erfolgsgeschichte, die Kombination aus Wissenschaft und Praxis weiterführen. Für mich ist keine Frage, dass TQM eine Erfolgsphilosophie ist und wir haben erlebt, dass man sehr viel Erfolg damit haben kann. Deshalb die Entscheidung: ich möchte ein eigenes Unternehmen gestalten, gemessen am EFQM-Modell und im Geist von TQM. Weiter habe ich gesagt, ich möchte versuchen, eine Firma zu übernehmen.” Seinen Entschluss begründet Harald Ziehm so: “in Deutschland besteht das Problem der Unternehmensnachfolge. Viele Unternehmen müssen geschlossen werden, da keine geeigneten Nachfolger vorhanden sind, und zwar aus verschiedenen Gründen.” Dazu wandte er sich an die Landesregierung Düsseldorf. Es gibt dort die Initiative “GO “, die Interessenten, die ein Unternehmen übernehmen wollen, mit Unternehmern, die abgeben wollen, zusammen bringen. Harald Ziem hat sich mehrere Objekte angesehen und sich dann für dieses Objekt in Rosenheim (nicht Bayern, auch im Westerwald gibt es ein Rosenheim) entschieden.

“So eine Übernahme ist nicht ganz einfach. Man braucht sehr gute Mitspieler in so einem Team, die einen unterstützen und beraten.” Dazu zählt Harald Ziehm Wirtschaftsprüfer, Anwälte und natürlich auch die Banken. Wobei das mit den Banken sehr schwierig ist. Banker sind ausschließlich Vergangenheitsorientiert, sie tun sich sehr schwer in zukünftige Vorstellungen, Ideen und Visionen Geld zu investieren. Ziehm: “Wenn man sieht, was hier im Vergleich zu anderen Ländern als Venture Capital eingesetzt wird, ist das schon katastrophal. Es ist sehr schwierig, in Deutschland an Gelder zu kommen. Dieser Prozess war schon sehr zermürbend und hat auch sehr lange gedauert.” Dies hat ihn sicher auch das ein- oder andere Mal zu der Frage bewegt: “ warum tue ich mir das überhaupt an? Es ist sehr schwer, die zuständigen Leute für seine Ideen zu begeistern. Auf Grund des Erscheinungsbildes, der Tätigkeit und der Managementstrukturen hätte noch vor einem Jahr in dieses Unternehmen keiner mehr Geld investiert. Auf Grund der Zahlen aber sehr wohl, denn in diesem Unternehmen wurde Geld verdient. Die Zukunft jedoch war völlig unklar.”
Heute lässt das who is who des Deutschen Maschinenbaues bei EIRO produzieren, und zwar große Projekte. Diese großen Projekte sind wiederum Teilmengen noch größerer Projekte. “Wenn ein Kunde nun ein 10 oder 20 Millionen Projekt in Auftrag hatte und er möchte eine halbe oder eine Million bei uns platzieren und er sieht die Situation hier vor Ort – kein Nachfolger, der Unternehmer 77 Jahre alt – dann bedeutet das ein hohes Risiko für ihn. Was passiert, wenn während der Produktion der Unternehmer verstirbt? Die Liefersicherheit war weg und die Altkunden hatten sehr viel Vertrauen verloren, hier Aufträge zu platzieren. Es waren auch keine Managementstrukturen vorhanden. Es gab den Altunternehmer, einen früheren Betriebsleiter, der mit Herzinfarkt ausgeschieden ist und Strukturen darunter waren nicht vorhanden. Jede Position war nur einfach besetzt. Das heißt bei Krankheitsfällen und Urlaub gab es hier immer eine Katastrophe.”
Um dieses verlorene Vertrauen wieder zurückzugewinnen braucht man Zeit. Wenn sich der Kunde bereits auf andere Lieferanten umorientiert hat, ist es noch schwieriger, ihn zurück zu bekommen. Harald Ziehm: “Ich kann deshalb nur jeden eindringlich davor warnen, seinen Kunden zu vernachlässigen. Das Wertvollste für ein Unternehmen ist der Kunde. Wir gewinnen jetzt langsam Kunde für Kunde wieder zurück, in kleinen Schritten, dazu kommt die Akquisition neuer Kunden.”
Priorität: Mitarbeiterzufriedenheit
Das Rezept bzw. die Devise von Harald Ziehm ist:
Mitarbeiterzufriedenheit, Kundenzufriedenheit, Geschäftsergebnisse. Und zwar in dieser Reihenfolge.
“Wenn ich hier gute und hoch motivierte Mitarbeiter habe, die sich wohl fühlen, gut behandelt werden und gut bezahlt werden, dann werden die Mitarbeiter sich weit mehr für die Firma und für mich einbringen, als wenn ich sie einfach nur bezahle. Wenn ich dieses erreiche, resultiert daraus bereits eine Kundenzufriedenheit, da sich der motivierte Mitarbeiter auch den Kunden gegenüber ganz anders einsetzt. Allein die Tatsache, wie unsere Mitarbeiter seit es die EIRO gibt unsere Anrufer am Telefon begrüßen zeigt schon sofort “Freundlichkeit”. Jeder meldet sich mit “ guten Tag, Eiro GmbH, sie sprechen mit (Name und Zunahme).” Unsere Kunden haben dies sofort positiv registriert.
Wenn wir also diese Kundenzufriedenheit durch zufriedene Mitarbeiter erreichen, dann erreichen wird dadurch eine gute Kundenbindung. Wenn beides gut funktioniert und wir in der Auftragsabwicklung auch einen guten Job machen, erreichen wir auch gute Geschäftsergebnisse.”
Das Altunternehmen hatte auch keine DV-Struktur. Das hatte zwar den Vorteil, dass man kein Jahr 2000-Problem hatte. Man hat alles neu gemacht und verfügt heute über 12 Arbeitsstationen, Netzwerk nach neuester Technologie mit Lichtquellenleiter und allem was dazugehört. Es gibt ein Intranet, jeder Mitarbeiter hat einen eigenen e-mail-Anschluss und Internet-Zugang. Ziehm: “Wir halten dies auch sehr offen, jeder Mitarbeiter ist verantwortungsvoll genug, damit richtig umzugehen.”
Diamant freigelegt
“Es war”, so macht Harald Ziehm deutlich, “zu erkennen, dass hier in einem großen Stück Kohle ein Rohdiamant versteckt ist. Es galt, diesen frei zu legen. Dies ist uns gelungen, jetzt müssen wir in schleifen, damit er auch funkelt. Wir haben vom ersten Tag seit Bestehen der EIRO gesagt, TQM – das EFQM -Modell – ist für uns ein wesentlicher Bestandteil der Firmenphilosophie. Es soll für uns eine Geisteshaltung werden, und wir haben TQM als Lernprozess definiert. Als ich das Unternehmen übernahm, habe ich auch gesagt, dass uns ein sehr großer Veränderungsprozess bevorsteht. Das musste allen Mitarbeitern gleich am ersten Tag klar sein, es würde nichts so bleiben wie es war. Es muss jeder Stein umgedreht werden. Ich habe auch jeden darüber informiert, dass ich keinen Arbeitsplatz garantieren kann. Ich bin aber willens, jedem eine gesicherte Existenz hier zu bieten, einen Spitzenarbeitsplatz mit Spitzenbezahlung zu Spitzen-Arbeitsbedingungen, aber ausschließlich zu meinen Bedingungen. Meine Bedingungen wiederum werden vom Markt vorgegeben. Es muss die Bereitschaft da sein, sich den veränderten Anforderungen zu stellen, flexibel einsetzbar zu sein, sich mit der EDV zu beschäftigen, Verantwortung zu übernehmen, aktiv zu handeln, sich auf Teamarbeit einzulassen, Schulungen und Trainings mit zu machen, bereit sein zuzuhören und neue Dinge zu lernen. Wer dazu bereit ist, wird hier seinen Stammplatz finden. Wir haben uns nach der Übernahme auch von 10 Leuten getrennt, aber neue auch wieder eingestellt.”
In der ersten Woche nach Firmenübernahme wurde bereits die erste Mitarbeiterzufriedenheits-Analyse gemacht und eine Marktbedarfsanalyse für ein neues Produkt durchgeführt. Von Juli bis August folgte die Renovierung und Neugestaltung des Werkes. Dabei wurden alle Arbeitsplätze in der Produktion in Ordnung gebracht. Alle Maschinen wieder in einwandfreien Zustand versetzt. Das Werk wurde komplett generalüberholt und das Erscheinungsbild nach außen komplett neu gestaltet. Am 20. August 99 hat sich das Unternehmen mit einem Sommerfest “EIRO Open 99”” der Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu wurde eine weitere Kundenbefragung und Kundenzufriedenheitsanalyse durchgeführt. Im September war die EDV soweit einsatzbereit, dass die ersten EDV Schulungen beginnen konnten.
Im Oktober begann dann die erste die TQM-Schulung nach einem 5-Schritte-Prozess:
– Schulung, Basiswissen vermitteln
– Standortbestimmungen nach dem EFQM-Modell
– TQM-Einführungsstrategie ausarbeiten
– umsetzen
– regelmäßige Überprüfung
Nach dem fünften Schritt ist man noch nicht fertig, sondern fängt wieder bei Schritt 2 an. Dieser Kreislauf dauert bei EIRO 2 Jahre. Das heißt, nach 2 Jahren kommt die zweite Standortbestimmung.
“Gleichzeitig”, so Harald Ziehm, “war im November auch wieder die Ludwig-Erhard-Preis Verleihung, wo ich als Senior-Assessor tätig war. Im Dezember haben wir bereits mit unserer Trainerin, Frau Birgit Otto, unseren TQM-Einführungsplan ausgearbeitet und im Januar bereits mit der Umsetzung begonnen. Da TQM für die Mitarbeiter hier etwas völlig neues war, konnte sich erst mal keiner vorstellen, was ich vor hatte. Das Unternehmen war zwar schon nach ISO 9000 zertifiziert. Aber das wars dann auch. Wir sind inzwischen wieder nachzertifiziert.”
In diesem Jahr wird die Belegschaft von der Trainerin in 3 bis 4 Tagesblöcken begleitet zur Umsetzung der Maßnahmen. Dazu wurde ein zentraler Informationspunkt geschaffen, die Info-Säule in der Produktion, wo alle Infos zu den Maßnahmen aushängen. Der TQM-Einführungsplan umfasst insgesamt 18 Verbesserungsprojekte für die nächsten 2 Jahre. Diese beinhalten insgesamt 158 Verbesserungsschritte, wie z. B. Materialflussanalysen, Produktionsdurchlaufanalysen etc. Harald Ziehm: “Wir machen zum Beispiel hinter jeder Maschine ein Fragezeichen: steht die am richtigen Standort? Wenn nicht, wo wäre dann der richtige Standort? Ist ein versetzen technisch überhaupt möglich?
TQM hat bei uns kein festes Tempo, es ist variabel. Wenn die Zeit es erlaubt und richtig ist, werden wir sehr schnell vorwärts gehen. Wenn es notwendig ist werden wir auch die Bremse benutzen und langsamer vorwärts gehen -aber immer vorwärts und ohne Stillstand. GRO
Mit der Kennziffer oben bekommen Sie Kontakt mit Harald Ziehm. Verwenden Sie die Kennziffer unten für den direkten Draht zur TQM-Trainerin Birgit Otto.
Weitere Informationen A QE 300
Weitere Informationen A QE 301
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