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Excellence Barometer

Geheimnis erfolgreicher Unternehmen: BWL gepaart mit QM und Klasse Produkte
Excellence Barometer

Erfolgreiche Unternehmen setzen auf Kundenorientierung, Manager mit BWL-Wissen und Sozialkompetenz und gut ausgebildete Mitarbeiter. Qualitätsmanagement auf Druck von außen ist nur Kostenfaktor.

Birgit Otto, BSC, MABO Consult, Business Excellence Moderation, Ostfildern

Deutschland und seine Unternehmen sind unter Druck: Die weitere Verdrängung aus den globalen Spitzenplätzen können sie nur verhindern, wenn sie sich rasch vom traditionellen „Made in Germany“-Gedanken verabschieden. „Das Excellence Barometer 2002 hat bestätigt, dass man sich mit herausragender Produktqualität nicht vom Wettbewerb differenzieren kann,“ sagt der wissenschaftliche Leiter und Mitini-tiator der Studie, Roman Becker. Gemeinsam mit dem VDI und Unterstützung der ING BHF-Bank, Frankfurt, hatte der Geschäftsführer des Mainzer Marketingforschungsunternehmens forum! GmbH im vergangenen Jahr die Benchmarkstudie ins Leben gerufen. Sie untersucht einmal jährlich die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
Selbsteinschätzung
In einer repräsentativen Studie wurden 800 Vorstände und Geschäftsführer in Deutschland gebeten, ihre Unternehmen im Vergleich zu ihren Konkurrenten einzuschätzen. Basis des Fragenkatalogs bildeten die wichtigsten Kriterien des EFQM-Excellence Modells. Das Interessante: Die Ergebnisse spiegeln wider, was in den Köpfen der Entscheider steckt und – losgelöst von irgendwelchen Modellvorstellungen – für ihr alltägliches Handeln zählt. Zugleich wurde hinterfragt, welche Planungs- und Steuerungsinstrumente im Unternehmensalltag eine Rolle spielen. Schließlich wurden mit Hilfe statistischer Verfahren Indizes gebildet, durch die erfolgreiche Unternehmen von weniger erfolgreichen isoliert werden konnten. Erstmals wurden einzelne Branchen untersucht, darunter das Baugewerbe, der Maschinenbau, die Elektrotechnik und die Dienstleistungsbranche.
Erfolgsfaktor: Investition in Mitarbeiter
Die Ergebnisse sind eindeutig: Die deutsche Wirtschaft insgesamt hat sich auch im Jahr 2003 noch nicht von der in der Vergangenheit erfolgreichen Strategie überragender Produktqualität, erzeugt durch herausragende Leistungen technisch hoch ausgebildeter Spezialisten, verabschiedet.
Erfolgreiche Unternehmen hingegen haben ein betriebswirtschaftlich besser qualifiziertes Management, das sich konsequent um die wirtschaftlich effektive Erfüllung von Kundenbedürfnissen kümmert.
Der Schlüssel zum Erfolg dieser Unternehmen ist die Investition in ihre Mitarbeiter durch Schulung und intensive Karrierebegleitung.
Richtig qualifiziertes Management gefragt
„Wir haben in Deutschland ohne Zweifel hoch qualifiziertes Führungspersonal. Dieses ist jedoch nicht immer richtig qualifiziert“, stellt der Schirmherr der Studie, Hans-Olaf Henkel, fest. Deutschland habe bisher auf exzellente Spezialisten als Manager zurückgegriffen. Im Managementteam der Zukunft müsse aber ebenso fundiertes betriebswirtschaftliches Know-how und ausgeprägte Sozialkompetenz vertreten sein. „Derzeit ist der betriebswirtschaftlich gebildete Allrounder mit dem Händchen für das Menschliche in den Unternehmensspitzen noch immer rar“, so Henkel weiter. „Dabei kommt es gerade in der Krise auf ein finanziell kompetentes Management und das notwendige Gespür für die Sorgen aller Beteiligten an.“
Kundenorientierung und hervorragende Produkte
Auch in Bezug auf die Kundenorientierung gibt es noch Defizite. „Deutsche Unternehmen müssen endlich den notwendigen Paradigmenwechsel weg von dieser einseitigen Produktneurose hin zu betriebswirtschaftlicher Kundenorientierung vollziehen“, so Hans-Olaf Henkel. Als Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, einem Zusammenschluss von fast 80 Forschungsinstituten, sieht Henkel noch einen weiteren Zusammenhang: „Die Ergebnisse des Excellence Barometer werden noch drastischer im Zusammenhang mit der Vernachlässigung unserer Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen. Wir haben uns im doppelten Sinne von der Zukunft verabschiedet: Nicht genug, dass wir noch immer alten Zeiten nachtrauern und uns weigern, mit betriebswirtschaftlichem Wissen und Mitarbeiterorientierung in den veränderten Märkten zu bestehen. Wenn ich sehe, wie heruntergekommen unsere Ausbildungs- und Forschungssysteme sind, dann mache ich mir inzwischen auch ernsthaft Sorgen um die einfachste Produktqualität.“ Tatsache ist auch, dass sich noch zu viele Unternehmen im Vergleich zum Wettbewerb über alle befragten Indikatoren hinweg zu positiv einschätzen – in Bezug auf den Unternehmenserfolg ebenso wie die Kunden- oder die Mitarbeiterzufriedenheit. „Diese Fehleinschätzung der Unternehmer ist in erster Linie auf die mangelnde Auseinandersetzung mit den Parametern Markt, Kunde und Wettbewerb zurückzuführen“, kommentiert Roman Becker. Fatal: Im Vergleich zu 2001 hat sich dieser Trend sogar noch verstärkt. Man igelt sich in der Krise also noch mehr ein und verpasst so garantiert die Signale aus dem Markt, die zu neuen Kunden, neuen Produkten, Umsätzen und Gewinn führen und das Überleben sichern könnten. Die falschen Prioritäten des Top-Managements wirken sich auch auf die Personalentwicklung aus: Weiterbildung und die Förderung der Mitarbeiter werden oft unterschätzt. Im Vergleich zu 2001 ist die Anzahl der Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung sogar gesunken. Aber gerade bei erfolgreichen Unternehmen haben Mitarbeitertraining und Weiterbildung trotz der Krise einen sehr hohen Stellenwert. Gemeinsam mit der Weiterentwicklung der Führungskräfte liegt in dieser Form der Mitarbeiterorientierung ein bislang nicht vollständig gehobenes Erfolgspotential.
Erfolgsfaktor QM
Richtig genutzt, ist Business Excellence (oder TQM) eigentlich das ideale Managementmodell, weil es auf dem Denken in Prozessen, Menschen und Systemen basiert und damit genau an erfolgsrelevante Faktoren anknüpft. Die Studie hinterfragte den Einsatz von Instrumenten des umfassenden Qualitätsmanagements in zweierlei Weise: Einerseits wurden sehr konkrete Fragen zur Zertifizierung (ISO und andere) und zum Einsatz eines TQM-Systems (EFQM, Baldrige und andere) gestellt. Andererseits verbargen sich hinter den Selbsteinschätzungen zu Strategie, Personal oder Unternehmenserfolg konkrete Business Excellence Konzepte und Werkzeuge.
Die Ergebnisse: 71% der befragten Unternehmen waren ISO-zertifiziert. 30% gaben an, ein TQM-Konzept einzusetzen. Beide Ergebnisse lagen höher als 2001. Der Einsatz einer Zertifizierung hat wie im Vorjahr gar keine Auswirkung auf den subjektiv wahrgenommenen Unternehmenserfolg, der Einsatz eines TQM-Konzepts nur einen schwachen. Die Ergebnisse legen nahe, dass dafür weniger die mangelnde Eignung der Konzepte als die unzulängliche Umsetzung verantwortlich ist. Insbesondere bei den Zertifizierungen stehen fremd verursachte Gründe (Kundenforderung, Image) im Vordergrund. Es liegt auf der Hand, dass dem Einsatz und der Umsetzung eines QM-Systems der notwendige Biss fehlt, wenn es nur eingeführt wird, um Kunden- oder Marktanforderungen Genüge zu leisten oder das Image aufzuwerten. Erhöhter Personaleinsatz für QM, so die Studie, ist kein Erfolgsgarant, im Gegenteil: 34% der erfolgreiche Unternehmen kommen mit 0–1 Stelle aus, während erfolglose 3–10 Stellen für das QM angeben. Ein Lichtblick: Arbeitsprozesse, Effizienz, Produkte/Leistungen, Kunden- und Mitarbeiterorientierung werden im Zusammenhang mit QM wahrgenommen. Man könnte konstatieren: Die Unternehmen wissen, dass an TQM was dran ist. Sie haben es mit dem schnellen Griff nach ISO versucht und wurden enttäuscht. Sie haben Stellen geschaffen und Geld in das QM gepumpt und wurden wieder enttäuscht.
Wie kann man es besser machen?
Die Antwort geben erfolgreiche Unternehmen. In der diesjährigen Studie, die erstmals eine Sonderauswertung nach „Financial Excellence auf der Basis von bankentypischen Ratings“ enthielt, konnte nachgewiesen werden, dass finanziell herausragende Unternehmen häufiger auf Total Quality Management Modelle bauen als weniger erfolgreiche. Bei den Grundgedanken wie dem Vergleich (Benchmarking, Kennzahlen, Soll/Ist), dem Denken in Systemen, der Prozessorientierung, der Reflexion des Erreichten und der Verwendung von zeitnahen Anpassungs- und Überprüfungsmechanismen sind sich Total Quality Management und das Finanzsystem offenbar sehr ähnlich. Was könnten wir in Deutschland nicht alles wieder erreichen, wenn Betriebswirte, Finanzfachleute und Ingenieure ihr Wissen in den Unternehmen bündelten – es wäre im besten Sinne Total (= alle) Quality (= beste Produkte und Leistungen) Management (= wirtschaftlich effektiv erzeugt) und ein mutiger Schritt, um das weitere Abrutschen Deutschlands aus der Weltspitze zu verhindern.
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