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Filigran messender Koloss

Anforderungen an großvolumige Messmaschinen
Filigran messender Koloss

Die Firma AWS Achslagerwerk Staßfurt GmbH bei Magdeburg hat in diesen Tagen eine luftgelagerte Koordinaten-Messmaschine in Betrieb genommen. Mit einem Messvolumen von 3000 x 5000 x 2000 mm (XYZ) ist die Maschine (Typ LHF 3020) eine der größten ihrer Art in Norddeutschland. Der Anwender, der als Lohnfertiger Kunden aus dem Maschinenbau, der Automobil- und Schienenfahrzeug-Industrie beliefert, kann damit großvolumige Teile wie Getriebegehäuse mit einer Genauigkeit von etwa 10 µ vermessen.

Selbstständiger Autor und Unternehmensberater Dr. Martin-Niels Däfler,

Es war nicht einfach, einen Hersteller zu finden, der die Messaufgaben der AWS Achslagerwerk Staßfurt GmbH bewältigen konnte. Immerhin galt es, Werkstücke von über drei Metern Länge mit einer Genauigkeit von circa 10 µ zu vermessen. Weltweit gibt es nur wenige Firmen, die überhaupt dazu in der Lage sind. Dazu zählt dieser in der Nähe von Frankfurt ansässige Messmaschinenhersteller. Das Unternehmen verfügt über das Know-how, luftgelagerte Messmaschinen in außergewöhnlich großen Ausmaßen zu fertigen: Dank der jahrzehntelangen Erfahrung, den produktionstechnischen Voraussetzungen und der Qualifikation der Mitarbeiter erzielt man hier eine verblüffende Genauigkeit. Bei einem Grundfehler von 5 µ erreicht man einen Gesamtfehler von 15 µ. Zumindest steht das im Katalog. Aber durch die überlegene Fertigungstechnologie unterschreitet man diesen Wert deutlich.
Für Dipl.-Ing. Heinz-Jürgen Luig, den geschäftsführenden Gesellschafter von AWS, schlagkräftige Argumente: „Wir wollten und konnten keine Abstriche bei den technischen Anforderungen machen. Deshalb war unsere Suche nach geeigneten Herstellern schon sehr eingeschränkt.“ Wenn es nur eine geringe Anzahl möglicher Lieferanten gibt, liegt die Gefahr nahe, dass man überhöhte Preise zahlen muss. Doch bei dieser Maschine war das nicht der Fall. Ganz im Gegenteil gab das äußerst günstige Preis-Leistungs-Verhältnis letztendlich den Ausschlag für die Entscheidung zugunsten des Wiesthaler Unternehmens. Aber warum können die Messmaschinenbauer aus dem Spessart so günstig fertigen? Werner Wenzel, Geschäftsführer und Eigentümer beantwortet die Frage folgendermaßen: „Unsere Wettbewerber müssen das Naturhartgestein extern bearbeiten lassen. Wir können das selbst. Wir haben die erforderlichen Anlagen dazu.“ Denn der Granit nimmt bei großvolumigen Maschinen einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten ein. Zudem besitze man schlanke Strukturen, einen geringen Overhead und eine straffe Organisation. All das wirke sich positiv auf die Kosten und damit Preise aus.
Luftlagerführungselemente
Zum Preis-Leistungs-Verhältnis gehören aber immer zwei Komponenten. Bei der LHF 3020, die an AWS geliefert wurde, stimmen auch die Leistungsmerkmale. Der Leiter Marketing und Vertrieb, Dipl.-Ing. Frank Wenzel, zählt die Vorteile auf: „Dadurch, dass bei dieser Portalmaschine alle Achsen Luftlagerführungselemente haben, ist die LHF sehr leichtgängig und verschleißfrei. Traverse, Pinole und Führungsbalken sind aus Naturhartgestein. So weisen alle Achsen das gleiche thermische Verhalten auf.“ Außerdem sei die LHF wirklich „flott“. Sowohl Beschleunigung als auch Fahrgeschwindigkeit seien beeindruckend, erläutert Frank Wenzel.
Neue Fertigungshalle
AWS wächst mit erstaunlichen Raten. Zur Jahresmitte 2000 beschäftigt das Unternehmen knapp 240 Mitarbeiter; Ende 99 waren es erst 200. Und auch beim Umsatz erzielte das Unternehmen einen stolzen Zuwachs: Während man 1997 circa 26 Millionen DM erzielte, waren es vergangenes Jahr schon 42 Millionen DM. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Die Auslastung sichergestellt. Deshalb hat man sich auch zur räumlichen Erweiterung entschlossen. Zum Jahresbeginn wurde im Werk Staßfurt eine neue, elf Millionen DM teure und 6500 m² große Fertigungshalle in Betrieb genommen. Hier findet die neue Messmaschine ihr „Zuhause“. Die 21 Tonnen schwere Maschine benötigte ein extra Fundament und eine Klimakabine. Diese Voraussetzungen konnten schon bei der Planung des Erweiterungsbaus berücksichtigt werden und halfen, die Gesamtkosten niedrig zu halten. Dennoch war die Anschaffung der LHF eine Großinvestition. Immerhin knapp zwei Millionen DM hat die Maschine mit Fundamenten und Klimakabine gekostet. Das sind knapp 20 Prozent des Investitionsbudgets für 2000.
Schnelle Amortisation
Aber Luig ist überzeugt davon, dass sich die Anschaffung schnell amortisieren wird: „Diese Maschine ist eine wichtige Voraussetzung, um unsere hohe Qualität beibehalten zu können. Unsere Kunden wissen, dass sie nur einwandfreie Produkte von AWS bekommen. Mit der LHF können wir dies auch beweisen.“ Dabei hätte Luig auch andere Möglichkeiten, seine Qualität zu bestätigen. Schließlich hat er bereits drei Wenzel-Maschinen in seinem Betrieb stehen. Aber keine, die ein solch großes Messvolumen hat. Und diese großen Volumina werden nun immer öfter gefordert. Über die technischen Anforderungen hinaus musste es schnell gehen. So ist Wenzel dann auch stolz, dass er termingerecht liefern konnte: „Wir haben die Maschine für AWS in Rekordzeit hergestellt. Wenn man bedenkt, dass die Steine extra gebrochen nach Deutschland geliefert werden und hier noch über einen Monat austrocknen müssen, ist unsere siebenmonatige Fertigungszeit schon sehr beeindruckend.“
Die beiden Unternehmen verbindet aber nicht nur ein rasantes Wachstum, sie haben auch ähnliche Kunden auf ihren Referenzlisten stehen. Allerdings mit unterschiedlichen Gewichtungen. Während Wenzel hauptsächlich die Automobilindustrie und den Maschinenbau beliefert, hat AWS seinen Schwerpunkt in der Schienenfahrzeugbranche. Dort ist man traditionell der führende Hersteller von Lagergehäusen für Radsätze. Die einseitige Abhängigkeit von der Bahn will die ehemalige Tochtergesellschaft der Deutschen Waggonbau AG jedoch reduzieren. Zu diesem Zweck wurde für das Segment neue Technologien ein eigener Unternehmensbereich geschaffen. Der sieht seine Zukunft unter anderem im Fahrzeugbau, dem Maschinenbau, der Automobilindustrie und als Zulieferer für Windkraftanlagen. Als Lohnfertiger und Spezialist für mechanische Bearbeitung will Luig neue Märkte erschließen.
Dabei hat er gute Chancen. Denn die Fertigung ist auf dem neuesten Stand der Technik. Eine automatische Fertigungsstraße und computergesteuerte Maschinen sorgen für höchste Genauigkeit. Während des gesamten Durchlaufs von der Anlieferung der Rohmaterialien über die Bearbeitung bis hin zur Endmontage unterliegen alle Produkte einer ständigen Qualitätskontrolle. Da vor allem bewegliche Teile insbesondere beim Hochgeschwindigkeitseinsatz wie beispielsweise beim ICE 3 extremen Belastungen ausgesetzt sind, muss die Maßhaltigkeit der Werkstücke auf den Tausendstel Millimeter genau stimmen. Und das überprüfen die Qualitätssicherer von AWS mit den nunmehr vier Wenzel-Maschinen.
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