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Green Quality – Kosten und Umwelt schonen

Die Synergie aus dem klassischen Qualitätsmanagement und aktuellem Umweltbewusstsein
Green Quality – Kosten und Umwelt schonen

Das umfassende Qualitätsmanagement, bzw. das Total Quality Management (TQM) wird in der Norm DIN ISO 8402 beschrieben und fordert die gleichzeitige Steigerung der Produkt-, Prozess- und Unternehmensqualität durch Fokussierung auf die drei wesentlichen Aspekte Kunde, Mitarbeiter und Prozessorientierung.

Eine konsequente Umsetzung der Methode führt zu einer ressourcenschonenden Produktion, da unter anderem weniger Fehler gemacht, weniger Blindleistungen erbracht und weniger Nacharbeit notwendig ist. [1] Jedoch werden andere, heutzutage zunehmend wichtige Aspekte wie beispielsweise Treibhausgasemissionen, Energieverbrauchbilanzierungen oder Umweltbewertung von Produkten nicht direkt in dem TQM Konzept berücksichtigt.

Kunden und Konsumenten erwarten aufgrund von Entwicklungen wie der globalen Erderwärmung oder Wasserverknappung von Unternehmen einen sensiblen Umgang mit Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Energieeffizienz. Doch lohnt es sich schon aus rein wirtschaftlichen Überlegungen, die natürlichen Ressourcen mit Bedacht zu nutzen: Die rasante wirtschaftliche Entwicklung einiger Schwellenländer wie bspw. China, Brasilien oder Indien und der damit verbundene wachsende Konsum der Bevölkerungen spiegeln sich in einer weltweit steigenden Nachfrage nach fossilen Energieträgern und Rohstoffen wider. Viele Ressourcen sind auf natürliche Weise begrenzt, daher lässt sich eine erhöhte Nachfrage nicht durch eine Ausweitung des Angebots abfangen. Als Folge nehmen die Preise für begehrte Ressourcen zu. Hinzu kommen noch nationale wie auch internationale politische Ziele und Maßnahmen, Treibhausgasemissionen stark zu reduzieren. Diese Ziele werden bspw. durch Gesetze oder monetäre Anreize erreicht und tragen einen weiteren Teil dazu bei, dass sich Energie- und Rohstoffpreise auf lange Sicht zusätzlich verteuern. Effizientes Wirtschaften entspringt also nicht nur einem grünen Zeitgeist oder modischen Trends , sondern zieht auch logische Konsequenzen aus harten ökonomischen und politischen Fakten.[2]
Seien es nun moralische oder wirtschaftliche Interessen, der Kunde fordert zunehmend Nachhaltigkeit und Produkte, die unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenschonung gefertigt werden. Die produzierende Industrie steht damit in den kommenden Jahren vor der zentralen Herausforderung, wie ihre Produkte energie- und ressourcenschonender gefertigt werden können.
Handlungsfähig bleiben, Ressourcen schonen
Um als Unternehmen auch in Zukunft auf dem internationalen Markt Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten zu können, gilt es, energie- und ressourceneffizient zu produzieren. In einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT mit dem Titel „Qualität in produzierenden Unternehmen Deutschlands 2010“ erklärten bereits 60 Prozent der befragten Unternehmen, dass ein intelligentes Energiemanagement für ihr Unternehmen von Bedeutung ist.[3] Um dieser neuen Entwicklung gerecht zu werden, beschreibt das Fraunhofer IPT unter dem Begriff Green Quality eine energie- und ressourceneffiziente Produktion, die neben dem geläufigen Qualitätsverständnis ökologische Aspekte besonders berücksichtigt
Der Aufbau einer energie- und ressourceneffizienten Produktionsstruktur ist für die meisten Unternehmen zunächst mit Aufwand verbunden. Als Grundlage dient hierfür unser klassisches Qualitätsmanagement- (QM-) Verständnis; fehlerfreie und effektive Produktionsprozesse sowie eine Reduktion der Verschwendung durch Vermeidung von Ausschuss und Nacharbeit.
Um Nachhaltigkeit, Ressourcen- oder Energieeffizienz innerhalb eines Unternehmen zu verbessern, muss zunächst eine quantitative Diskussionsgrundlage geschaffen werden: Kennzahlen und Kennzahlsysteme zu Qualität, Ökologie und Ökonomie von Produkten können den tatsächlichen Zustand abbilden. Mit der jeweiligen Methodik werden diese über den gesamten Produktlebenszyklus analysiert und miteinander in Bezug gesetzt. Auf diese Weise gelingt es, die Nachhaltigkeit von Optimierungsmaßnahmen ganzheitlich zu bewerten. Daraus entstehen dann Bilanzierungssysteme, die ein Produkt hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit über den gesamten Produktlebenszyklus charakterisieren. Wird der Untersuchungsfokus auf das gesamte Unternehmen ausgeweitet, entsteht ein ganzheitlicheres Bild und mögliche Schwachstellen können aufgedeckt werden.
Das Fraunhofer IPT hat für das Energie- und Ressourcenmanagement umfassende Instrumente und Methoden entwickelt: Bewährt hat sich der Einsatz von Methoden, die individuell an die Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden können. Drei erfolgversprechende Methoden sind die Green Quality Balanced Score Card, die Green-Quality-Bewertungssystematik und die Systematische Energiemanagementeinführung.
Green Quality: Ökologie, Qualität und Ökonomie im Einklang
In Anlehnung an die klassische Balanced Score Card (BSC) nach Kaplan und Norton hat das Fraunhofer IPT die Green Quality Balanced Score Card entwickelt: Die Unternehmensvision, und -strategie wird dabei aus den drei Perspektiven Ökologie, Qualität und Ökonomie betrachtet und abgebildet. Dazu dienen individuell an das Unternehmen angepasste Kennzahlen, mit denen sich Geschäftsentwicklungen sowie Leistungen einzelner Unternehmenseinheiten systematisch bewerten lassen.
Eine solche Umstrukturierung zu einem energie- und ressourceneffizienten Unternehmen verlangt meist starke interne Anstrengungen. Daher ist es umso wichtiger, dass die Green Quality Balanced Score Card durch das Management gestützt und vorangetrieben wird. Von entscheidendem Vorteil ist es, wenn bei der Entwicklung einer Green Quality BSC – und einer eventuellen Neuausrichtung der Unternehmensstrategie – möglichst viele verschiedene Interessenvertreter aus allen Unternehmensbereichen einbezogen werden. Die Mitglieder des Teams definieren die konkreten Kennzahlen aus jeder der drei Perspektiven und bringen ihre jeweiligen Bedürfnisse und Erwartungen in die Diskussion ein. Wichtig ist dabei, dass bei der Beurteilung der Ergebnisse eine ausschließliche Betrachtung und Bewertung nicht ausreichend ist. Die gesammelten Ergebnisse bilden dann die Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen bei der strategischen Unternehmensausrichtung und sollten innerhalb des Managementprozesses berücksichtigt werden.
Die Green Quality Balanced Score Card ist damit ein strategisches Planungs- und Managementsystem, das ökologische Herausforderungen gleichberechtigt neben den wirtschaftlichen und qualitativen betrachtet.
Analyse des Produktlebenszyklus
Ein weiteres Werkzeug, mit dem Unternehmen ihr Energie- und Ressourcenmanagement anhand von Kennzahlen quantitativ auf den Prüfstand stellen können, ist die Green-Quality-Bewertungssystematik. Hier wird der gesamte Lebenszyklus, die Herstellung, die Nutzung und die Entsorgung eines Produkts betrachtet und analysiert. Alle Arten von Umweltbelastungen, die während des Lebenszyklus eines Produktes entstehen fließen in die Bewertung ein und werden durch einen alleinigen Indikator beschrieben. So gelingt ein direkter Vergleich zwischen verschiedenen Umweltbelastungen.
Die Systematik beruht auf der Methodik der Umweltbelastungspunkte (UBP), in der Literatur auch als Ecofactor bezeichnet. Ursprünglich wurde dieses Vorgehen vom schweizerischen Bundesamt für Umwelt (BAFU) entwickelt und 2006 an die Struktur der ISO-Norm 14040 angepasst.[4]
Für die systematische Analyse werden einzelne Untersuchungseinheiten definiert und Bilanzgrenzen abgesteckt, auf die dann jeweils die Green-Quality-Bewertungssystematik angewandt wird. Die zu untersuchenden Umweltbelastungskategorien legt jedes Unternehmen individuell für sich fest. Anschließend wird der Ressourcenverbrauch für die einzelnen Kategorien in vordefinierten Einheiten wie Kilogramm oder Liter aufgelistet und mit den festgelegten Umweltbelastungspunkten multipliziert. Dadurch entsteht eine Übersicht über die Umweltbelastungspunkte je Kategorie und eine Gesamtzahl innerhalb der Bilanzgrenze. Die einzelnen Bilanzgrenzen werden für jeden Bereich individuell festgelegt. So lässt sich eine Gesamtpunktzahl für die Herstellung eines bestimmten Produkts errechnen. Dasselbe Verfahren wird dann auch auf die Entsorgung des Produkts angewandt. Für die eigentliche Nutzungsphase wird ein durchschnittlicher Wert ermittelt, der sich auf die jeweilige Nutzungseinheit – gefahrener Kilometer, Betriebsstunde oder ähnliches– bezieht. Dieser Wert wird anschließend mit der tatsächlichen Nutzung multipliziert und ergibt schließlich die Gesamt-Umweltbelastungspunkte für die Nutzung des Produkts. Aus allen drei Summanden – dem Ressourcenverbrauch für Produkt, Herstellung und Entsorgung – ergibt sich die die Gesamt-Umweltbewertung eines Produkts bezogen auf seinen vollständigen Lebenszyklus.
Die Green-Quality-Bewertungssystematik liefert damit normierte Kennwerte für produktübergreifende Vergleiche. Je vollständiger eine Produktionskette betrachtet wird, also je weiter die Bilanzgrenzen festgelegt werden, desto genauer Ergebnis. Zugleich erhöht sich aber auch der Untersuchungsaufwand. Daher gilt es, die Bilanzgrenzen möglichst geschickt zu bestimmen.
Energieeffizienz durch bedarfsgerechtes Energiemanagement
Das Fraunhofer IPT hat eine systematische Vorgehensweise zur Einführung wirksamer Energiemanagementsysteme für produzierende Unternehmen entwickelt. Bereits durch erste technische, organisatorische und kaufmännische Maßnahmen sind häufig schon mehr als 15–20 Prozent der jährlichen Energiekosten einzusparen. Größere Investitionen rentieren sich zumeist nach 1–2 Jahren.
Ein Energiemanagement schafft die Strukturen und Voraussetzungen, um verantwortungsbewusst mit der kostbaren Ressource Energie umzugehen. Das Fraunhofer IPT versetzt Sie in die Lage, ein Energiemanagement in Ihrem Unternehmen umzusetzen, zu betreiben und im Anschluss eine Zertifizierung nach der Norm DIN EN 16001:2009 zu erwerben.
Literatur
[1] Pfeifer, T.: Qualitätsmanagement. Strategien Methoden Techniken. 3. Aufl. München, Wien: Hanser, 2001
[2] McKinsey Deutschland: Wettbewerbsfaktor Energie. Neue Chancen für die deutsche Wirtschaft. April 2009
[3] Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie: Qualität in produzierenden Unternehmen Deutschlands 2010. 2010
[4] Frischknecht, R., Steigner, R., Jungbluth, N.:Ökobilanzen: Methoden der ökologischen Knappheit – Ökofaktoren 2006. öbu. Zürich: 2008
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT, Aachen www.ipt.fraunhofer.de

Mögliche Kennzahlen

Green Quality Balanced Scorecard

  • aus der Qualitätsperspektive: Aus schuss-, Reklamationsquote, Durchlaufzeiten, Prozessfähigkeit, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheitsindex
  • aus der Ökonomieperspektive: Cash Flow, Umsatzrendite, Gewinnzahlen (EBIT), Liquidität, Dividende oder Return on Investment (ROI)
  • aus der Ökologieperspektive: Umweltindex, CO2-Ausstoß, Material-, Energieverbrauch (thermisch, elektrisch, Druckluft, etc.), Abfall, Abwasser, Recyclingquote
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