Karmann ist mit ca. 7600 Mitarbeitern weltweit, davon 6000 in Deutschland, mehr als nur einer von vielen großen Systemlieferanten für die Automobilindustrie. Das Unternehmen, das vor kurzem sein 100-jähriges Jubiläum feierte, ist besonders bekannt als Cabrioletspezialist. Die Erfahrung von Karmann geht jedoch weit darüber hinaus. Hier wurden viele bekannte Fahrzeuge entwickelt und über 3 Mio. selber produziert. Die aktuelle Referenzliste umfasst das Mercedes-Benz CLK Cabriolet und Coupé, das Volkswagen Cabriolet sowie Module für das Jaguar XK8 Cabriolet, das Renault Mégane Cabriolet sowie den Mercedes-Benz SLK.
Jeder Auftrag unterliegt bei Karmann den strengen Anforderungen eines Qualitätsmanagement-Systems. Dieses System arbeitet nach dem Prinzip, Qualität nicht als Ergebnis isolierter Einzelüberprüfungen zu bewerten, sondern als ganzheitliches Resultat aller Prozesse und Tätigkeiten – von der Planung bis zum Kundendienst. Ziel ist die präventive Qualitätssicherung statt aufwändiger Nachbesserungen. In der Serienmontage wirken verschiedene Faktoren auf die Schraubverbindungen ein: Zulieferteile, Schrauben, die verwendeten Werkzeuge, die gefügten Teile und das Montagepersonal beeinflussen die Qualität der Verschraubung. Deshalb laufen dort viele Prozessen ab, die nicht nur sicherstellen sollen, dass die Schraubverbindung optimal hergestellt wird, sondern auch gewährleisten sollen, dass keine fehlerhaften Einflussgrößen in den Montageprozess gelangen. So sind Messmethoden und Prüfsysteme entstanden, die eine effektive und zeitsparende Qualitätsprüfung ermöglichen. 60 Prozent der Prüfzeit allerdings fallen hier für die Prüfplanung, die Verwaltung der Daten und die Dokumentation an, nur an die 40 Prozent werden auf die eigentliche Prüfung verwandt. Hier lag die Herausforderung für die Schatz AG: den Prüfvorgang bei Karmann sicherer und trotzdem einfacher und schneller zu machen sowie Planung, Verwaltung und Dokumentation zu vereinfachen. Das Remscheider Unternehmen empfahl Karmann seine neue Prüfsoftware CEUS 8.0 = Centrale Erfassung Unterschiedlicher Systeme. Eine Software-Plattform, die in der Lage ist, alle Einflussgrößen in der Schraubmontage administrativ zu verwalten und aus einem einzigen Datenbestand heraus Prüfpläne für alle Messmittel an der Montagelinie zu erstellen.
Passt sich vorhandenen Organisationen an
Prämisse der Entwicklungsarbeit war, dass CEUS 8.0 den Anwender in keinen Rahmen zwingen sollte oder gar eine Umorganisation erforderlich machte. Deshalb erlaubt es der flexible Programmaufbau, die Bedieneroberfläche so zu organisieren, wie das jeweilige Unternehmen bisher arbeitet. Montagebereiche, Instandhaltungen und die gesamte Verwaltung der Messmittel werden so dargestellt und verknüpft, wie sie im jeweiligem Unternehmen benötigt werden. Eventuelle Änderungen in der Organisation oder im Ablauf werden schnell auf einer grafischen Bedienoberfläche nachvollzogen. So kann weiter mit vertrauten Organisationsstrukturen gearbeitet werden.
Zwei Werke – ein Datenbestand
Bei der Einführung der Software ist Karmann viel weiter gegangen als nur einen Bereich mit CEUS 8.0 zu vernetzen. Die beiden deutschen Standorte, an denen Autos gefertigt werden, Karmann Rheine und Karmann Osnabrück, verfügen mit dem Netzwerk über eine schnelle Kommunikation, in der Qualitätsdaten schnell übermittelt und analysiert werden können, und über eine einheitliche Dokumentation der Werkzeuge und Prozesse. Ein Werkzeug, welches an einem der beiden Standorte angelegt wurde, kann nun mit Prüfmitteln sowohl in Rheine als auch in Osnabrück überprüft bzw. kalibriert werden. Sobald das Werkzeug an einem Standort eintrifft, wird dort einfach dessen Nummer aufgerufen und sofort stehen sämtliche Prüfverfahren zur Verfügung. Ein Transport von Zertifikaten ist nicht mehr notwendig, denn diese hinterliegen im Netzwerk und können direkt nach der Kalibrierung eingesehen werden. Das richtige Schraubwerkzeug hat den bedeutendsten Anteil an der Qualität der Schraubverbindung. Anhand einer Maschinenfähigkeitsuntersuchung aller vorhandenen Schraubwerkzeuge schlägt CEUS 8.0, basierend auf dem Datenbestand aus den Schraubstellen, geeignete Werkzeuge vor. Dabei steht es dem Anwender frei, aus seiner Erfahrung heraus noch zusätzliche Bewertungskriterien als Filter zu definieren, um den Verschraubungsprozess weiter zu optimieren.
Zentrale Planung – individueller Einsatz
Gerade in Unternehmen mit mehreren Produktionsstandorten werden vielfach unterschiedliche Prüfstrategien zur Erzielung der jeweils optimalen Qualität eingesetzt. CEUS 8.0 ist für die internationale Vernetzung ausgelegt. Technologieparameter werden zentral eingegeben. Alle wo auch immer angeschlossenen Messmodule generieren automatisch die Parameter, die an den jeweiligen Schraubstellen gebraucht werden, unabhängig davon, welche Systeme eingesetzt werden. Jeder Anwender entscheidet selbst, was er dokumentiert und wie es aussehen soll. CEUS 8.0 lässt jedem Anwender alle Gestaltungsfreiheit. Über einen Reportgenerator können die Dokumentationen individuell nach firmenüblichen Darstellungsformen gestaltet werden. Logos und Bilder können ebenso eingefügt werden.
Der Prüfer wird über die Chipkarte erkannt
Verantwortung wird bei Karmann groß geschrieben. Aus diesem Grunde identifiziert sich jeder Anwender der Prüfsysteme durch sein ganz persönliches Passwort. Doch wer kennt nicht die liebe Not mit den Passwörtern? Nimmt man eines, welches man nicht so leicht vergisst, so besteht die Gefahr, dass es leicht von Anderen herauszufinden ist. Schwierige Passwörter, die aus zufälligen Zeichenfolgen bestehen, sind da schon sicherer – werden aber auch öfter schon einmal vergessen.
Aus diesem Grund identifiziert sich der Prüfer bei Karmann über eine Chipkarte. Der Anwender steckt diese in ein Lesegerät und sofort erkennt das System, welche Berechtigungen vorhanden sind und es wird dokumentiert, wer die Prüfungen durchgeführt hat. Der sorgfältige Prüfer, der maßgeblich zur lückenlosen Qualitätssicherung beiträgt, gibt somit seine „Unterschrift“ auf elektronische Art und Weise auf jedes Dokument, welches anschließend im Netzwerk an jeder anderen Stelle ausgewertet werden kann.
Automatische Werkzeugerkennung
Identifikation und Rückführbarkeit galt es bei dieser Aufgabenstellung zu meistern. Jedes Werkzeug muss eindeutig identifiziert werden und diese Identifikation muss zu jedem Dokument zugeordnet werden. Die einfachste Methode wäre sicher gewesen, einen Schlüssel in die Werkzeuge einzugravieren, den der Prüfer von Hand in das System über die Tastatur eingibt. Da jedoch neben Sorgfalt und Präzision die Geschwindigkeit der Prüfung ein hohe Rolle spielt, hatte Karmann den Anspruch, dass die Prüfsysteme selbst erkennen, welche Werkzeuge geprüft werden.
Eine Beschriftung mit Etiketten, wie zum Beispiel Barcode, kam für Karmann nicht in Frage, da in der rauen Industrieumgebung eines Fertigungsbetriebes die Etiketten oftmals verkratzen und somit unleserlich werden. Aus diesem Grunde setzt Karmann auf ein berührungsloses Identifikationssystem. Zu diesem Zweck werden sämtliche Werkzeuge eindeutig und rückführbar mit einem elektronischen Chip identifiziert. Am Werkzeug selbst, kaum sichtbar, befindet sich unauffällig ein kleiner grüner Chip, in dem sämtliche Daten des Werkzeuges hinterlegt sind. Wird dieser Chip in die Nähe des Lesegerätes am Prüfstand gebracht, so erkennt das System automatisch, um welches Werkzeug es sich handelt und es „erinnert“ sich daran, an welchem Standort das Werkzeug das letzte Mal eingesetzt wurde. Aus diesen Informationen weiß das Prüfsystem direkt, welche Prüfungen durchgeführt werden müssen. Der Anwender selbst muss nichts weiter tun, als vor Beginn der Prüfung das Werkzeug in die Nähe des Lesegerätes zu bringen. Diese Kombination von Hightech und robustem Identifikationssystem erhöht das Rationalisierungspotenzial bei der Durchführung der Prüfungen.
Mit seinen flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten ermöglicht CEUS 8.0 ein komplettes Risikomanagement in der Schraubenmontage und etabliert sich durch seine maßgeschneiderten Lösungen für Weltkonzerne oder mittelständische Unternehmen als das Standard Tool für die Montagetechnik in der Automobilindustrie.
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