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Qualitätsfaktor Oberfläche

Interview
Qualitätsfaktor Oberfläche

Qualitätsfaktor Oberfläche
Die Beschaffenheit der Oberfläche entscheidet über den ersten Eindruck, den man von einem Produkt bekommt. Sie ist jedoch nicht allein optisches Element und Stilmittel des Designs, sondern erfüllt wichtige Schutzfunktionen und Sicherheitsaufgaben. Deren Prüfung ist Spezialistensache.

Herr Weinhold, welche Rolle spielt die Oberfläche heute bei der Produktqualität?

! Früher wurde im Prinzip wenig Wert auf die Oberfläche gelegt. Es stand vielmehr die Funktionalität im Vordergrund. Der rein ästhetische Begriff von Design und hoher Funktionalität, wie wir ihn heute kennen, war nicht von großer Wichtigkeit. Zum anderen waren auch die gesamten Produktkosten nicht so entscheidend wie durch den internationalen Wettbewerb heute. Heute sind wir gezwungen, kostenvergleichend zu produzieren. Wer im Wettbewerb bestehen will, muß auch bessere Produkte anbieten. Bessere Produkte bedeutet heute Design, leichte Bedienbarkeit, leichtes Gewicht und lange Lebensdauer. Beim Design spielt die Beschaffenheit und Qualität der Oberfläche heute eine entscheidende Rolle.
Das heißt, die Qualitätsanforderungen sind gestiegen, wohingegen die Preisakzeptanz stark gesunken ist?
! Richtig. Die Preisakzeptanz ist durch die Veränderung des internationalen Wettbewerbs gesunken. Andererseits haben wir hier in Europa ein hohes Potential an Forschung und Entwicklung sowie ein großes Know How bezüglich Design und Fertigungstechnologien. Zudem kommt, daß wir auch relativ stark sind im Bereich Werkstoffe, Entwicklung, Rohstoffe und Fertigungsverfahren. Dies alles führt dazu, daß die Produkte leichter werden. Leichter bedeutet aber auch Materialeinsparung und die Verwendung kostengünstiger Materialien. Nach außen muß jedoch Gediegenheit vermittelt werden, das Produkt muß sich gut anfühlen, muß massiv wirken und muß gut in der Hand liegen. Dies ist der Begriff der Haptik, d.h. wie fühlt sich etwas subjektiv an. Das Produkt muß auch beständig sein gegenüber Kratzern und Abrieb. Dies steht unter dem Aspekt der Wertbeständigkeit, und hier ist immer noch ein großer Unterschied zwischen Produkten Made in Germany oder aus Japan oder China. Die funktionale Oberfläche, das heißt das Coating oder der Lack ist der kostenintensive Anteil eines Produktes. So muß zum Beispiel bei der Verwendung von Recyclingmaterialien ein Ausgleich über die Oberfläche geschaffen werden, so daß der Kunde den Unterschied gar nicht mehr wahrnimmt. Ebenso darf das Produkt über seine gesamte Lebensdauer nicht häßlich werden.
Oberflächen haben jedoch nicht nur eine optische Funktion, sondern erfüllen auch darüberhinaus ganz wichtige Aufgaben.
! Genau. So erfüllen zum Beispiel Bedruckungen und Beschriftungen ganz wichtige Aspekte der Sicherheit. Wenn zum Beispiel Beschriftungen wie Sicherheitshinweise verschwinden oder unleserlich werden, so wird das extrem gefährlich. Oder denken sie an die Beschriftungen von Funktionstasten wie zum Beispiel beim Telefon, oder Bedienungselemente im Auto, so wird schnell deutlich, was passiert, wenn diese durch Abrieb zerstört werden.
Genau hier haben Sie nun ihre Lücke erkannt. Mit Ihren Prüfsystemen prüfen Sie bevorzugt Oberflächen bezüglich Ihrer Abriebfestigkeit bzw. Haftreibung.
! Wir beschäftigen uns mit der Topografie, also der Struktur, der Oberfläche. Wir mußten Techniken einführen, mit denen es möglich wird, optische Effekte an Oberflächen flächig zu beschreiben. Ein weiterer Aspekt ist, daß Rauhigkeitsmeßgeräte mechanischer Prägung auch rein mechanisch tastend sind, bei einem Druck von nur 15 Millinewton. Wenn ich diese nun ausrechne mit einer benetzten Fläche von einem Mikrometer im Quadrat entstehen Flächendrücke im Bereich Giga Pascal. Aus diesem Grund haben wir auch dieses Thema der Mikrobeschreibung der flächigen Oberfläche definiert. Dies ist ein Produktstandard, der für uns extrem wichtig geworden ist. Sowohl für die Entwicklung als auch als Qualitätssicherungsmerkmal. Das nächste ist die mechanisch physikalische Oberfläche. Zum einen von den funktionalen Aspekten wie Haft- oder Gleitreibung und deren exakte Messung. So können Sie z.B. mit Zugprüfmaschinen nur die Gleitreibung reproduzierbar erfassen, aber die Haftreibung nicht. Die Haftreibung ist wiederum ein funktionales Produktmerkmal, nämlich “wie liegt das Gerät in der Hand.” Also ist der wichtigste Parameter die Haftreibung.
Ihre aktuellen Eigenentwicklungen beschäftigen sich aber mehr mit der berührungslosen optischen Oberflächenprüfung?
! Ja, dies sind Geräte zur zerstörungsfreien Prüfung wie zum Beispiel zur Bewertung des Druckbildes, der Struktur oder der Narbung auf der Oberfläche. Also, wie wirkt die Oberfläche auf das menschliche Auge, sprich auf den Kunden.
Eine weitere Produktreihe, die wir entwickelt haben, beschäftigt sich mit der mechanischen Prüfung der Oberfläche, wie Kratzfestigkeit, Abriebfestigkeit, Elastizität und natürlich auch kontinuierlichem Aufbau, d.h. messen der gesamten Werkstoffeigenschaften von der obersten Schicht bis ins Material hinein. Dann gibt es noch den Fall des mechanisch-chemischen Abriebs, der durch Handabrieb entsteht, den wir auch mit neu entwickelten Prüfverfahren simulieren. Damit haben wir uns auf dieses Thema Oberfläche sowohl von der Funktionalität, von der Prüfung der Oberfläche, deren Beschreibung und Wertbeständigkeit ganz klar spezialisiert. Da sehen wir auch unsere Stärken und unsere Nischen.
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