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Wunsch und Wirklichkeit

Ludwig-Erhard-Preis 2001
Wunsch und Wirklichkeit

Nur wenige Unternehmen stellen sich dem internationalen Vergleich. Eine im Rahmen der Preisverleihung präsentierte Studie zeigt, dass deutsche Manager die Positionierung ihrer Unternehmen im Wettbewerb überschätzen. Hochmut vor dem Fall?

Am 19. November fand in Berlin die Verleihung des Ludwig-Erhard-Preises (LEP) 2001 statt. Dieser Preis ist eine Initiative der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft (BDI, BDA, BGA, DIHT, HDE, ZDH), der Ludwig–Erhard–Stiftung, des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ).

Ziel der Initiative ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu fördern.
Auf der Grundlage des Modells der European Foundation for Quality Management (EFQM) erstellen die teilnehmenden Organisationen eine Selbstbewertung. Aus den Selbstbewertungen der Teilnehmer stellen speziell ausgebildete Assessorenteams eine im Konsens gefasste Gesamtbewertung aus. Auf dieser Basis wählt eine unabhängige Jury die besten Bewerber aus, die dann vor Ort von den Assessorenteams abschließend bewertet werden. Diese abschließenden Bewertungen dienen der Jury zur Festlegung der Finalisten und des Preisträgers. Der Preis fügt sich mit dieser Vorgehensweise in das System des European Quality Award ein.
Alle am Ludwig-Erhard-Preis teilnehmenden Unternehmen und Organisationen erhalten auf Grund sowohl der durchgeführten Selbstbewertung als auch der Bewertungsberichte der Assessoren wichtige Aufschlüsse über ihre Stärken und Verbesserungspotentiale. Für den LEP 2001 konnte die Jury aus 13 Bewerbern 3 Finalisten ermitteln. Keiner der Bewerber erreichte das für den Preis notwendige hohe Niveau. Die Finalisten zeigten respektable Ergebnisse, konnten aber die hohen Hürden, die vor dem Preis liegen, noch nicht überspringen. Sie konnten aus der Bewertungsprozedur aber viele Anregungen für ihre weitere Entwicklung mitnehmen.
Der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG, Wendelin Wiedeking hielt die Laudatio zur Übergabe der Urkunden an die Finalisten.
Der wie alle OBI Märkte im Franchising–System geführte OBI Markt Massen-Finsterwalde konnte im Verbund mit dem OBI Franchise Center Wermelskirchen sein hervorragendes Qualitätsmanagement und damit seine hohe Kundenorientierung unterstreichen. 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Marktleiter Blüthgen bieten den Kunden mit besonderem Einsatz gute Fachberatung und ein freundliches Verkaufspersonal zu ihrem Einkauf. Umfangreiche Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, ein innovatives Führungskonzept und zahlreiche Möglichkeiten der Mitgestaltung und Mitentscheidung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen zu der hervorragenden Mitarbeitermotivation bei, die sich in den jährlich durchgeführten Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit zeigt. Besonders hervorgehoben wurde von der Jury das soziale Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerhalb des normalen Geschäftsbetriebes. Schließlich zeichnet sich der Markt durch seine Umweltorientierung aus. Marktleiter Blüthgen: „Unser Team kann mit Recht stolz darauf sein, die Bewerbung um den LEP so erfolgreich bestanden zu haben.“
Dem Bereich Diskrete Halbleiter der Philips Semiconductors GmbH bescheinigen die Assessoren und die Jury hervorragende Ergebnisse auf dem Weg zur Business Excellence. „Die Nominierung ist eine Auszeichnung für unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter, die mit viel Engagement und Zielorientierung ständig an Verbesserungsprozessen arbeiten,“ so Gernot Fiedler, Senior Vice President von Philips Semiconductors. „Uns war es wichtig, die interne Selbstbewertung im Rahmen des Philips-weiten Qualitätsprozesses um eine externe Betrachtung zu ergänzen. Die Bewerbung um den LEP und die daraus resultierende Bewertung durch externe Experten hat uns einen wichtigen Schritt nach vorne gebracht. Der Bereich Diskrete Halbleiter produziert mit etwa 450 Mitarbeitern in Hamburg Kleinsignaldioden, Kleinsignaltransistoren und Halbleitersensoren. Rund 3000 verschiedene Produkte finden breite Anwendung in der Motorsteuerung eines Automobils ebenso wie in einem Fernseher oder einem Mobiltelefon. Das Unternehmen wird als einziges nichtjapanisches unter den ersten fünf Unternehmen der Branche geführt. Trotz des massiven Zusammenbruchs des weltweiten Halbleitermarkts schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen. Und das ohne Unterbrechung seit 22 Jahren.
Für Professor Jürgen Bläsing, Gründer und Managementbeauftragter des Steinbeis-Transferzentrums Qualität im Unternehmen, TQU, ist die Anerkennung als Finalist der vorläufige Höhepunkt einer über 15 Jahre anhaltenden Entwicklung.
In dieser Zeit wurde das Bild eines Mitarbeiters entwickelt, der als Unternehmer im Unternehmen mit großen Freiheiten und hoher Verantwortung für seine Arbeit und im Team erfolgreich ist und sich so seine perönliche Zukunft als Berater und Unternehmer gestalten kann. Dies wurde weiterentwickelt zum Unternehmer im Verbund.
Heute ist das TQU ein Verbund von neun Unternehmen und kooperiert mit fünf weiteren Unternehmen ehemaliger TQU–Mitarbeiter, in dem die meisten Mitarbeiter mit dem starken Partner Steinbeis–Stiftung selbständige Unternehmer und Geschäftsführer ihrer eigen Unternehmen sind. Seit 1995 wurde das Europäische Modell für Business Excellence als Vorlage für ein gemeinsames und ganzheitliches Erfolgsprinzip konsequent angewendet.
Leistungsbilanz ist negativ
Woran lag es nun, dass sich kein Bewerber für den Preis qualifizieren konnte? Die Anforderungen sind sicherlich hoch gesteckt. Deutsche Unternehmen und Organisationen haben aber auch noch nicht in ausreichendem Maße den Gedanken der Business Excellence angenommen. Hans Olaf Henkel, der Vorsitzende der Initiative Ludwig–Erhard–Preis, fand denn auch deutliche Worte, die nicht bei der Preisverleihung stehen blieben.
Die Mehrzahl der deutschen Produkte sei ausgereift und in den Branchen, in denen große Zuwachsraten erwartet werden nähmen wir selten einen Spitzenplatz ein. „Wir verdienen unser Geld mit fantastischen aber auslaufenden Produkten“.
Er prangerte die Selbstzufriedenheit und das Mittelmaß von Gesellschaft und Wirtschaft an. „Wir müssen als Gesellschaft und als Individuen unsere Selbstzufriedenheit bekämpfen. Wenn wir uns weiter auf unseren Lorbeeren ausruhen, dann werden andere, aktiv ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkende Menschen und Gesellschaften uns schlicht und einfach überholen.“
Die Erfolge der Deutschland AG stellte er in einen internationalen Zusammenhang. „Wir führen gerne unseren Titel als Export-Weltmeister nach den USA ins Feld, vergessen dabei aber, dass wir auch Import-Weltmeister sind.“ Die Leistungsbilanz ist seit vielen Jahren negativ. Wir leben also über unsere Verhältnisse. „Dem Topmanagement mangelt es an der Bereitschaft, sich mit diesen Themen abzugeben. Der LEP ist das Resultat dieser Misere. Ziel des Preises ist es, diese Misere zu ändern. Der Preis soll den Gedanken des Total Quality Management in die Öffentlichkeit tragen.“
Von Top zu Flop?
Auf dem aktuellen World Competitive Scoreboard des schweizerischen Institute for Management Development dümpele Deutschland nun schon seit vier Jahren zwischen Platz 16 und 11 daher. Wenn man bedenke, dass Deutschland dieses Ranking einmal angeführt habe, sei der leicht positive Trend nur ein schwacher Trost.
Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern reiche es nicht, dass die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger werde. Es gehe vielmehr um die wettbewerbsfähige Gesellschaft. Lean administration dürfe kein leeres Schlagwort bleiben. „Wenn wir wissen wollen, wie man Steuern senken kann, dann lasst uns die Prozesse in den öffentlichen Institutionen durchleuchten“, sagte Henkel. „Auch das Bundeskanzleramt könnte sich bewerben“. Der Ludwig–Erhard–Preis könne durchaus auch an öffentliche Einrichtungen verliehen werden. An Krankenhäuser, Hochschulen, Schulen, Forschungseinrichtungen und öffentliche Verwaltungen. Das Innenministerium NRW hat seine Mitgliedschaft in der EFQM beantragt. Die Grenzschutzschule Lübeck des Bundesgrenzschutz und die Polizeiführungsakademie Münster sind bereits Mitglied.
Kundenwünsche kompromisslos erfüllen
Der Wert des Preises für alle Organisationen liegt in dem zugrunde liegenden Modell. Über den Weg zum Preis gilt es zu lernen, wie man zu Spitzenleistungen kommt. Aber: „Ohne Benchmarks mit der Konkurrenz nützt Spitze sein gar nichts“, wie Henkel betont. „Excellent sind wir erst dann, wenn wir im Vergleich mit den anderen in der ersten Liga mitspielen und zwar als Spitzenlieferanten von Produkten und Leistungen, die gleichzeitig die Wünsche der Kunden kompromisslos erfüllen und beim Ressourceneinsatz ein Höchstmaß an Produktivität erzielen.“
Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde das Excellence-Barometer vorgestellt, eine Studie, die von VDI in Zusammenarbeit mit dem Marktfoschungsinstitut Forum erstellt wurde (siehe Beitrag Seite 30). Für diese Studie wurden 700 Geschäftsführer und Vorstände von Firmen in Deutschland mit 50 bis 500 Mitarbeitern befragt. Unternehmenserfolg wurde in der Umfrage nicht anhand harter Bilanzzahlen gemessen, sondern an der Selbsteinschätzung des Managements. Unterteilt in fünf für den Erfolg relevante Bereiche, belegen die Auswertungen, welche Maßnahmen greifen. Unternehmer können anhand der Studie im Stellschraubenprinzip die Maßnahmen ergreifen, die sich wirklich als erfolgreich erwiesen haben. Bisher fehlte eine empirisch abgesicherte Entscheidungsgrundlage, um die Wirksamkeit von Maßnahmen zu bewerten. Erstaunliches Ergebnis der Studie: jeder der befragten Manager ist der Ansicht, sein Unternehmen sei besser als der Branchendurchschnitt! Weiter zeigt sich keine Korrelation zwischen ISO Zertifizierung und Unternehmenserfolg. Signifikant ist jedoch der Zusammenhang zwischen Erfolg und TQM. Roman Becker, wissenschaftlicher Leiter der Studie: „Obwohl es die Spatzen längst von den Dächern pfeifen, glauben die Befragten immer noch, dass Produktqualität der wichtigste Erfolgsfaktor sei.“ Erfolgreiche Unternehmen glänzen bei den Punkten Mitarbeiterführung und Führungskompetenz.
Es gibt also wirklich gute Gründe für eine Beteiligung am LEP 2002. Excellent sind wir nur im Vergleich zum Wettbewerb.
Hans Olaf Henkel: „Ich wünsche mir, dass sich 2002 möglichst viele Organisationen am Ludwig-Erhard-Preis beteiligen, aus ganz eigennützigem Interesse; um ihren Profit zu mehren.“ [JG]
Der Ludwig–Erhard–Preis 2002 wurde ausgeschrieben. Interessierte Unternehmen und Organisationen müssen ihre Bewerbungsabsicht bis Ende Februar bei der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) einreichen. Informationen unter:
Aus der Sicht eines Finalisten
Das TQU Innovationszentrum im Verbund der Steinbeis-Transferzentren hat sich 2001 zum zweiten Mal um den Ludwig–Erhard–Preis auf der Basis des europäischen Excellenz-Modells der EFQM beworben. Wie 1999 erreichte es das Finale zusammen mit der OBI Heimwerkermarkt Leipzig, Filiale Finsterwalde und Philips Semiconductors, Diskrete Halbleiter Hamburg. Darauf sind Petra Ohlhauser, Leiter des TQU Innovationszentrums Gosheim, Prof. Dr. Jürgen P. Bläsing, Direktor der TQU und alle TQU-Mitarbeiter besonders stolz: „Zeigt diese Auszeichnung doch, dass unsere Arbeit und unser Anbebot für unsere Kunden im Wettbewerbsvergleich führend ist.
Fünf Assessoren hatten uns am Gosheimer und Ulmer Standort mehrere Tage auf Basis des EFQM–Modells und der Bewertungskarte RADAR bewertet. RADAR ist eine Bewertungsmethodik, die für Results-Approach – Development-Assessment and Review steht. Mit viel Sachverstand sind unsere Assessoren unsere Bewerbungsbroschüre durchgegangen, haben vor Ort 169 Stärken in unserer Organisation heraus gearbeitet und 125 Hinweise zu Verbesserungspotentialen.
Die RADAR CARD als kritische Bewertungsmethode für Unternehmen erleichtert die Suche nach Stärken und natürlich auch Verbesserungspotentialen einer Organisation und unterstützt die Gewichtung daraus resultierender Verbesserungsprojekte.
Wie die LEP Assessoren führen unsere Kunden in öffentlichen Trainings zum TQM-Assessor Bewertungen des TQU auf Basis der RADAR Card in unserer Akademie durch. Interessant für uns ist es, welchen Spiegel uns die Kunden der Akademie sowie die LEP Assessoren vorhalten. Für uns kommt jetzt, nach der Zeit des Feierns und Nachdenkens, die Zeit des Entscheidens und des Handelns. Unsere unternehmerische Entwicklung mit dem Excellence-Modell der EFQM und der RADAR Card hilft uns, im Vertrauen auf unsere Stärken, unsere weiteren Potenziale umzusetzen.
[Prof. Dr. Bläsing]
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