„Die Control ist für viele Unternehmen die wichtigste Messe im Jahr“, machte Bettina Schall, Geschäftsführerin des Veranstalters P. E. Schall, auf der Eröffnungs-Pressekonferenz am ersten Messetag deutlich. Es sei unerlässlich, dass Anbieter und Anwender sich live treffen. Nur so entstünden Lösungen für die Herausforderungen der Praxis, die von einem tiefgreifenden Wandel geprägt seien. „Kostendruck, Fachkräftemangel und geopolitische Verwerfungen betreffen uns alle“, so Schall. Diese Faktoren seien einerseits die Ursache für Unsicherheit und Zurückhaltung, aber andererseits auch ein Treiber für positive technologische Entwicklungen. „Und Qualitätssicherung ist die Stellschraube, wenn es um Effizienz, Ressourcenschonung und Kosteneinsparung geht.“
„Die Weiterentwicklung von Datenanalyse und -management galoppiert“, ergänzt Fabian Krüger, Projektleiter der Control. Qualitätssicherung sei für Unternehmen essenziell und zukunftsbestimmend. Deshalb liege die Branche auf Wachstumskurs, was auch die positive Stimmung auf der Control triggere. Auf 25.100 m2 Fläche präsentieren rund 475 Hersteller ihre Innovationen und Produkte für alle messtechnischen Anforderungen, davon 38 % aus dem Ausland. „Die Hallen 8 und 10 sind voll besetzt“, freut sich Krüger. Und trotz des Fehlens einiger bekannter Player waren sie bereits am ersten Messetag gut besucht.
Fachkräftemangel treibt die Branche um
Fachkräftemangel und steigende Qualitätsanforderungen sind für David Skuratowicz, Geschäftsführer von a3ds, aktuell die größten Herausforderungen an Fertigungsunternehmen. Der Braunschweiger Messdienstleister ist auf automatisiertes 3D-Scanning spezialisiert. Er betreibt aktuell über zehn Zeiss-Messysteme und fünf automatisierte optische Messzellen, die er als Service anbietet oder auch vermietet.
„Wir haben von Anfang an automatisiert gemessen“, so Skuratowicz. Im vergangenen Jahr hat man die bislang größte Messzelle für die Qualitätsprüfung von Schiffsmotoren gebaut. Ein Roboter auf einer Linearachse erfasst die Daten automatisch und auch ein digitaler Zwilling wird gleich erstellt. „Die Messtechnik war dort bislang der Flaschenhals. Was bisher sechs Schichten benötigte, misst man nun einer Schicht.“ Trotzdem sei immer noch Fachpersonal nötig.
Die Messmaschine in Kombination mit den Fertigungsmaschinen automatisiert zu beschicken, darin sieht Skuratowicz die Zukunft – ebenso wie im Geschäftsmodell Messtechnik on demand. „Wir wären bereit dafür.“
Trend geht zu Automatisierung
Dass der Trend in der Qualitätssicherung in Richtung Automatisierung geht, bestätigt auch Thomas Minten, Sales Director Europe bei Scantech Digital. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Hangzhou bietet tragbare 3D-Handscanner, optische 3D-Messsysteme und automatisierte Messsysteme an und ist laut Minten Marktführer für handgeführte optische Messtechnik in China. Automatisierung werde nicht nur durch den Fachkräftemangel getrieben, sondern auch durch das Bestreben, monotone Tätigkeiten zu reduzieren. Allerdings rechne sich Automatisierung bei optischen 3D-Messsystemen aktuell meist erst bei Losgrößen größer als 20 Teilen.
Auch Minten sieht einen Trend zur optischen 3D-Messtechnik. Sie erlaube schnelle und präzise Messdatenerfassung. Als Beispiel zeigte er die Inspektion eines Flansches für Windkraftanlagen. Der Vorteil gegenüber taktilen Verfahren sei, dass die resultierende Punktewolke auch Informationen zwischen den Messpunkten enthält. Die taktile Messung behalte aber aufgrund der höheren Genauigkeit ihre Berechtigung.
Als Neuheit präsentierte Minten Nimbletrack, ein komplett kabelloses 3D-Scanningsystem, das sich als praktisch für kleine bis mittlere Bauteile erweisen kann. Mit 60 fps liefere es 2,4 Millionen Messpunkte pro Sekunde – immerhin halb so viel, wie mit Kabel am Roboter erreicht werde.
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