„Das Ziel muss eine ganzheitliche Sicht auf Qualität sein“

Welche Trends sehen Sie aktuell in der Qualitätssicherung?

Eine wichtige Entwicklung ist aus meiner Sicht die Weiterführung von Maschinendaten in die Cloud, wo die Informationen direkt in Qualitätsprozesse eingespeist werden. Die fortschreitende Digitalisierung von Produktionsunternehmen in Richtung Smart Factories ist hierfür ein treibender Faktor – der Themenfokus liegt dabei auf KI und Cloud. Wichtig ist, diese Technologien mit Inhalten und Strategien zu verbinden. Kurzum: einen klaren, strukturierten Digitalisierungsfahrplan auszuarbeiten. Das Ziel muss eine ganzheitliche Sicht auf Qualität sein.

Cloud-native CAQ-Software und Daten-Ökosysteme, die auf offenen Standards basieren, bieten der Qualitätssicherung in Industrieunternehmen große Vorteile: Sie lassen sich optimal in existierende IT-Landschaften einbinden und können Informationen aus unterschiedlichen Systemen vernetzen. Mit mobilen Endgeräten sind sie ortsunabhängig auch am Shopfloor bedienbar. KI „trendet“ mehr denn je. Sie kann, intelligent eingesetzt, entscheidende Wettbewerbsvorteile bringen. Jedoch haben nur wenige eine solide Vorstellung davon, welche konkreten Potenziale Künstliche Intelligenz besitzt und welche Use Cases sich davon ableiten lassen. Eine tiefergehende Zielanalyse ist daher notwendig, damit KI-Integration in der Qualitätssicherung produktiven Mehrwert stiftet. Ein Beispiel hierfür wäre ein KI-gestützter 8D-Prozess.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Qualitätssicherung und wie adressiert Ihr Unternehmen dieses Thema?

Mit Fabasoft Approve als werksübergreifendes CAQ-System digitalisieren Unternehmen qualitätsrelevante Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette konform zu Methoden-Frameworks wie FMEA, 8D, APQP, NCR oder CAPA. Die in Approve integrierte KI kann technische Dokumente und deren Inhalte automatisiert erkennen, daraus Informationen extrahieren und analysieren sowie intelligent zu einer 360-Grad-Sicht verknüpfen. Über NLP – also Natural Language Processing – können so Mitarbeitende in der Qualitätssicherung in natürlicher Sprache mit technischen Daten kommunizieren. Die KI-Suchfunktion liefert generative, semantische Ergebnisse – auch wenn schlecht gescannte PDFs nach einer ganz bestimmten Zertifikatsnummer durchsucht werden müssen. Dieses Konzept schafft Übergänge von unstrukturierter Information hin zu effizientem Wissensmanagement entlang der Wertschöpfungskette.

Für den Pumpenhersteller KSB durften wir den vollautomatischen QCP-Generator entwickeln. Dieser schafft Abhilfe bei der zeitaufwendigen Prüfplanerstellung und generiert strukturierte Quality Control Plans quasi auf Knopfdruck. Ein weiterer Use Case, den wir für einen weltweit tätigen Transformatorenhersteller umgesetzt haben, ist Predictive Quality: Approve deckt den PDCA-Cycle an 21 Standorten weltweit ab, liefert datenbasierte Qualitätsvorhersagen und bindet Kunden und Lieferanten direkt in Prozesse ein.

Welche Neuheiten präsentieren Sie dieses Jahr auf der Control?

Ein Highlight, auf welches ich mich sehr freue, ist der Vortrag „So entstehen Prüfpläne auf Knopfdruck” am Donnerstag, 13:40 Uhr, im Forum. Gemeinsam mit Alexander Thumbeck, Technischer Projektmanager bei KSB, gebe ich Einblicke in den Weg zur Smart Factory hinsichtlich ganzheitlicher Digitalisierung technischer Daten und Dokumente im KSB-Pilotwerk Pegnitz sowie des weltweiten Roll-outs. Eine weitere Approve-Revolution im Qualitätsmanagement ist der KI-gestützte 8D-Prozess entlang der Supply Chain. Die KI analysiert durch Lessons Learned Fehler und bietet im 8D-Prozess sofort konkrete Handlungsempfehlungen, beispielsweise für Sofort- und Vorbeugemaßnahmen.