Die Bildverarbeitung in der Produktion profitiert vom Consumer-Bereich, so Michael Sackewitz, Leiter Fraunhofer-Allianz Vision, im Interview zur Control.
Welche Trends sehen Sie aktuell in der Qualitätssicherung?
Bildverarbeitung und berührungslose Mess- und Prüftechnik sind Schlüsseltechnologien für die Produktion von morgen und treibende Kraft für vielfältige Innovationen in der Qualitätssicherung. Die stärksten Impulse kommen aus dem Consumer-Bereich. Insbesondere die technische Entwicklung der Smartphones beflügelt die Erwartungshaltung der industriellen Nutzer. Die Leistungsfähigkeit und der Spektralbereich der zur Bildgewinnung eingesetzten Technologien werden dabei immer größer und die Kombination unterschiedlicher Sensortypen vielfältiger. Zudem wächst die Intelligenz der smarten Datenlieferanten erheblich und wird dezentraler.
Ein gewichtiges Kriterium für QS-Lösungen wird daher die Möglichkeit zur einfachen Prozessintegration sein. In diesem Zusammenhang sind Aspekte wie Miniaturisierung, Modularität und Mobilität Trends der nächsten Jahre. Gleichzeitig verlagert sich die Auswertung der multimodalen Informationsströme immer näher zum Sensor. Edge-Computing reduziert das für die Weiterverarbeitung zu übertragende Datenvolumen signifikant.
Vision-Systeme avancieren so zu den Sinnesorganen einer vernetzten Produktion und übernehmen zunehmend fertigungssteuernde Aufgaben. Die Ausstattung kommender Gerätegenerationen mit der dafür benötigten, eigenständigen Funktionalität, Konnektivität und Kommunikationsfähigkeit ist die logische Voraussetzung. Die wichtigste Marktanforderung sehen wir jedoch in der Flexibilität, also der anwendungs- und ortsungebundenen Einsatzfähigkeit. Mess- und Prüflösungen von morgen werden nicht mehr auf feste Arbeitsschritte oder Aufgaben ausgelegt sein, sondern sich an verschiedene Randbedingungen wie Prüfinhalte, Fehlerklassen oder Gestalt der Prüfobjekte frei anpassen lassen. In vielen Fällen haben die Systeme die notwendige Intelligenz von vornherein bereits implementiert, so dass sie selbstlernend arbeiten können, ohne jeglichen Bedienereingriff. Trainieren statt Programmieren könnte also die Devise der Zukunft lauten. Machine Learning wird als leistungsstarkes Werkzeug unzählige neue Anwendungsbereiche für die Qualitätssicherung mit Bildverarbeitung eröffnen.
Welches Highlight präsentiert Fraunhofer Vision auf der Messe in diesem Jahr?
Der Geschäftsbereich Vision bei Fraunhofer zeigt als Leitexponat eine intelligente Bin-Picking-Lösung, um Schüttgut-Bauteile berührungslos zu vermessen und über ihre topographische Oberflächensignatur eindeutig identifizieren und markerfrei rückverfolgen zu können. Ein KI-gesteuerter Roboter erkennt dabei Lage und Pose regellos vorliegender Bauteile in einer Kiste, pickt diese und positioniert sie korrekt ausgerichtet vor unterschiedlichen Sensoren zur Qualitätskontrolle.
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