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Künstliche Intelligenz beflügelt die Bildverarbeitung

Fraunhofer Geschäftsbereich Vision mit neuen Lösungen für die Qualitätssicherung in der Fabrik
Künstliche Intelligenz beflügelt die Bildverarbeitung

Der Fraunhofer Geschäftsbereich Vision präsentiert auf der Control eine Auswahl aktueller Mess- und Prüfsysteme mit Bildverarbeitung für die Qualitätssicherung in der Produktion. Zu sehen sind Exponate aus den Bereichen Inspektion und Charakterisierung von Oberflächen, optische 3D-Messtechnik, Inline-Messen und Prüfen und Bauteilidentifikation sowie Augmented Reality . Zahlreiche Exponate arbeiten mit Verfahren der Künstlichen Intelligenz oder des Maschinellen Lernens.

Das Highlight auf dem Messestand stammt aus dem Bereich des akustischen Monitorings, mit dem ebenfalls Qualitätssicherung möglich ist – oftmals auch ergänzend zu optischen Prüfverfahren. Präsentiert wird dazu auf der Control ein „Air-Hockey-Tisch“, an dem in einer Partie Air-Hockey die Messebesucher verfolgen können, wie Pucks, die augenscheinlich gleich aussehen und sehr ähnlich klingen, anhand ihrer Geräusche und mithilfe maschineller Lernverfahren zuverlässig unterschieden werden können. Die akustischen Ereignisse treten im Spiel unregelmäßig, sehr schnell, mit kurzer Dauer und einer räumlichen Verteilung auf – ideal für die Analyse mittels maschineller Lernverfahren. Entwickelt wird die Technologie vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Ilmenau.

Insgesamt zehn Exponate auf dem Gemeinschaftsstand drehen sich um Bildverarbeitungstechnologien und Oberflächeninspektion. Dazu gehört die Inline-Prüfung großer Oberflächen hinsichtlich Reinheit und Beschichtung: Das Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM in Freiburg hat dafür den Fluoreszenz-Scanner F-Scanner 1Dmini entwickelt. Das System detektiert Verunreinigungen auf ausgewählten Bereichen großer Bauteile quantitativ und mit hoher Ortsauflösung im Produktionstakt. Neben der Reinheitsprüfung eignet sich der F-Scanner 1Dmini auch zur Schichtdickenmessung, zum Beispiel von (organischen) KTL-Beschichtungen, oder zur Ölauflagenmessung in Umformprozessen.

Ebenfalls vom Fraunhofer IPM stammt eine Lösung für die vollständige optische Prüfung von Massenbauteilen im freien Fall. Die Prüfsysteme der Serie Inspect 360° analysieren produktionsbegleitend Geometrie und Oberflächenbeschaffenheit von Bauteilen im freien Fall und ermöglichen damit erstmals eine typenunabhängige, vollständige optische Prüfung von Massenbauteilen. Auf der Control 2023 wird mit dem Inspect 360 HR (High Resolution) ein System zur präzisen Inspektion von Halbzeugen hinsichtlich der Eigenschaften Geometrie und Oberflächendefekte bis zu einer Fehlergröße von 30 µm gezeigt. Die Bauteile werden über ein einfaches Zuführsystem einzeln in eine Hohlkugel befördert und im freien Fall mithilfe von Kameras gleichzeitig aus allen Richtungen inspiziert. Geprüft werden können Metallbauteile aus Umform-, Stanz-, Schmiede- und Gussprozessen oder Kunststoffteile sowie hybride Bauteile aus Verbundmaterialien.

Kein Problem bei
glänzenden Oberflächen

Von der Autolackierung bis zum Smartphone-Display: Bevor Waren die Produktionsstätte verlassen, muss ihre Qualität geprüft und sichergestellt sein. Doch Kontrollen von reflektierenden Oberflächen sind herausfordernd. Einfache fotografische Verfahren können hier aufgrund von Spiegelungen nicht eingesetzt werden, und manuelle Qualitätsprüfungen sind zeit- und kostenintensiv. Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in St. Augustin zeigt auf der Control ein patentiertes System, das glänzende oder diffus reflektierende Oberflächen komplett automatisiert kontrolliert.

Ebenfalls für die Inspektion spiegelnder Oberflächen hat das Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Karlsruhe ein Deflektometrie-Verfahren entwickelt. Es eignet sich für die Prüfung ebener oder gekrümmter spiegelnder Oberflächen. Damit können geprägte, polierte, lackierte oder glasierte Oberflächen aus Kunststoff, Metall, Glas und anderen Materialien untersucht werden. Als Ergebnis stehen Informationen über Lage, Größe und Art von funktionalen oder ästhetischen Defekten sowie bei Bedarf über die Form und Welligkeit der Oberfläche zur Verfügung. Mögliche Einsatzbereiche für das Verfahren finden sich überall da, wo defektfreie Flächen geringer Rauheit benötigt werden. Am Control-Messestand wird ein transportables System für die Prüfung von bis zu 30 x 10 cm² großen Werkstücken zu sehen sein.

Am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT in Aachen wurde ein High-Speed-Mikroskop (HSM) entwickelt, mit dem im Rahmen einer optischen 100-Prozent-Qualitätskontrolle in kurzer Zeit mikroskopische Strukturen großflächig untersucht werden können. Die Technik kann bei Proben verschiedenster Art, von Mikroelektronik bis zu Stammzellen, zum Einsatz kommen.

Die KI-basierte Bildverarbeitung hat das Potenzial, auch sehr komplexe Inspektionsaufgaben zu lösen. Sie benötigt jedoch eine große Anzahl an gelabelten Trainingsdaten. Die Anomaliedetektion stellt durch signifikant weniger Trainingsdaten eine geringere Einstiegshürde dar. Das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK in Berlin demonstriert auf der Control interaktiv die Chancen der Anomaliedetektion für die optische Inspektion.

Das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik mit Sitz in Kaiserslautern stellt ein robotergestütztes Oberflächeninspektionssystem zur vollständigen Prüfung gedrehter und gefräster Metallteile vor. Das System dient als beispielhafte Anwendung für die objektive und vollständige Erfassung und Bewertung der Oberfläche, unabhängig von der Oberflächentextur. Die Besonderheit liegt dabei darin, dass komplexe Metallobjekte inspiziert werden können, auch wenn nicht genügend Fehlerproben für das Training des maschinellen Lernens zur Verfügung stehen. Die Lösung basiert auf einer fotorealistischen Bildsimulation mit parametrischer Modellierung von Defekten und Oberflächentextur. Darüber hinaus wird die Positionierung des Roboters für eine vollständige Oberflächenprüfung mit Hilfe der virtuellen Prüfplanungssoftware V-POI sichergestellt.

Highspeed-Prüfung
transparenter Objekte

Am Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Karlsruhe werden Sichtprüfsysteme unter anderem zur industriellen Inspektion von transparenten Materialien entwickelt. Auf der Control wird mit dem System Purity eine Lösung zur 100-Prozent-Hochgeschwindigkeitsprüfung transparenter Objekte im Durchlauf bei einer Materialstromgeschwindigkeit von bis zu 3 m/s präsentiert. Die Prüfung basiert auf eindeutigen und genormten Merkmalen und erfolgt mit großer Schärfentiefe. Fehler wie Spannungen oder Einschlüsse im Material werden zuverlässig erkannt. Adressiert werden Glasproduzenten, Folienhersteller, Hersteller optischer Komponenten oder Kunststoffproduzenten.

Die am Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS in Dresden entwickelte Laser-Speckle-Photometrie (LSP) ist ein neuartiges Verfahren für die Inline-Überwachung industrieller Prozesse. Das robuste und kostengünstige System analysiert Oberflächeneigenschaften und zieht daraus Rückschlüsse auf Oberflächendefekte, Porosität oder thermische Eigenschaften für fast alle Materialklassen.

Marquis ist ein am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt entwickeltes System zur nutzergeführten Qualitätsabsicherung in der Produktion, basierend auf den Technologien des Augmented Reality und des maschinellen Lernens. Bei der Control wird ein entsprechender Montagearbeitsplatz für den nutzergeführten Zusammenbau komplexer Produktkonfigurationen präsentiert. Die Software erkennt sowohl, um welches Bauteil es sich handelt, als auch, ob es Abweichungen von den Soll-Maßen gibt.

Zwei Exponate zur
optischen 3D-Messtechnik

Zwei Exponate auf dem Gemeinschaftsstand adressieren die optische 3D-Messtechnik. Beide stammen vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena: Die berührungslose Erfassung der Oberflächenform transparenter Objekte ist eine große technische Herausforderung. Mit dem Sensor Goquality3D haben Forscher am Fraunhofer IOF einen Sensor entwickelt, der diese Aufgabe lösen kann. Das System kombiniert die Methoden der Infrarot-Laserprojektion und der Thermographie und ermöglicht so erstmals die berührungslose räumliche Erfassung sowohl transparenter Objekte als auch von Bauteilen mit spiegelnden oder lichtabsorbierenden Oberflächen. Anwendungen sind speziell in großindustriellen Fertigungsprozessen wie etwa in der Halbleiter- oder Automobilbranche denkbar.

Eine weitere Entwicklung des Fraunhofer IOF ist der Scanner Goscout3D zur mobilen und voll automatisierten 3D-Messung von Objekten: Virtuelle 3D-Modelle realer Objekte, sogenannte digitale Zwillinge, bieten zahlreiche Vorteile, sei es für die Digitalisierung oder in der Qualitätskontrolle der industriellen Fertigung. Doch je komplexer ein Objekt, umso schwerer lässt sich dessen Form messen und in ein 3D-Modell überführen. Der tragbare Sensor Goscout3D ermöglicht eine besonders flexible 3D-Erfassung von Objekten. Ein an den Sensor angeschlossenes Display ermöglicht die Live-Vorschau und gibt Feedback über die zu erwartende Bildqualität.

Insgesamt fünf Exponate widmen sich der zerstörungsfreien Prüfung: Der Millimeterwellen-scanner Sammi 3.0 (Stand Alone Millimeter Wave Imaging), entwickelt vom Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR, erzeugt dreidimensionale Abbildungen verschiedenster Materialien, wodurch deren innere Strukturen sichtbar werden. Das System basiert auf einem Millimeterwellenradar und arbeitet im Bereich von 70 GHz bis 90 GHz. Eine typische Anwendung ist die Inspektion 3D-gedruckter Kunststoffobjekte, jedoch können auch andere Produkte wie beispielsweise verpackte Lebensmittel untersucht werden.

Röntgentomographie für große Objekte

Im Jahr 2020 hat das European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble/Frankreich, mit einem neuen einzigartigen Synchrotron (der Extremely Brilliant Source EBS), ein System in Betrieb genommen, das der weltweiten Wissenschaftsgemeinschaft hochenergetische Röntgenstrahlen mit noch nie dagewesener Brillanz und Kohärenz zur Verfügung stellt, um die Struktur von Materialien in ihrer ganzen Komplexität bis in den Nanometerbereich zu untersuchen. Bei der Control 2023 stellt das Fraunhofer Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT als einer der Kooperationspartner des ESRF mit Beam-line 18 die neuen technischen Möglichkeiten vor, die sich durch die Verfügbarkeit hochauflösender Röntgenbilder von Flugzeug- oder Autoteilen, Batterien oder Verbundwerkstoffen eröffnen.

Die geplante Nutzungsdauer von Bauwerken kann nur erreicht werden, wenn qualitätsgesicherte Ausführungen sowie die während der Nutzungsphase notwendigen Erhaltungsmaßnahmen aufeinander abgestimmt sind. Daher ist es oftmals notwendig, bauteilspezifische Kennwerte nicht-invasiv mit einer hohen Genauigkeit der Messwertaufnahme und Verortung zu erfassen. 3D-Smartinspect vom Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP ist ein intelligentes Assistenzsystem mit interaktiver Visualisierung für Labor- und Serviceaufgaben in der zerstörungsfreien Prüfung. Es digitalisiert handnahe Prüfungen.

Das System besteht aus einer kostengünstigen Webcam, einem Rechner mit spezieller Software und kann optional mit einer Hololens kombiniert werden. Nach einer kurzen Einrichtung verfolgt das System die Bewegung des Prüfkopfs und protokolliert Prüfpositionen und Messsignale. Auf diese Weise werden vor allem Prüfaufgaben im Feld erleichtert, wie die Überprüfung sicherheitsrelevanter Industriekomponenten oder Infrastruktur.

Auf der Control 2023 wird exemplarisch die assistierte Ultraschallinspektion mit anschließender Rekonstruktion der Daten wird demonstriert. Das Ergebnis kann in Form einer standardisierten digitalen Bauteilakte im sogenanntn Diconde-Format (Digital Imaging and Communications for Non-Destructive Evaluation) gesichert werden. Das Assistenzsystem ermöglicht es so in den verschiedensten industriellen Anwendungsgebieten, digitale Zwillinge mit In-situ-Qualitätsdaten zu versorgen, etwa im Bauwesen, im Transportsektor oder in Luft- und Raumfahrt.

Messen, simulieren und prüfen mit Ultraschall

Das Fraunhofer IKTS entwickelt kundenspezifische Ultraschall-Prüfsysteme, Komponenten und Algorithmen, validiert Ultraschallverfahren und bietet Prüfdienstleistungen an. Auf der Control sind Neuentwicklungen der PCUS Pro-Gerätefamilie zu sehen, die für die schnelle automatisierte und bei Bedarf robotergestützte Prüfung in der Metallverarbeitung sowie in den Bereichen Bahn- und Automobilbau, Kraftwerks- oder auch Windkrafttechnik optimiert ist. So prüft das kompakte Ultraschall-Frontend PCUS Pro HF mit hohen Prüffrequenzen bis 100 MHz.

Zwei Exponate zur hyperspektralen Bildgebung runden das Angebot auf der Control ab: Der Einsatz berührungsloser Inspektionssysteme nimmt im industriellen Umfeld stetig zu. Dabei werden zunehmend auch multimodale Kameras nachgefragt. Sie sollen zeitgleich klassische 2D-Bildinformationen, aber auch 3D-, spektrale oder Polarisationsinformationen in Echtzeit erfassen können. Forschende des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena haben vor diesem Hintergrund eine besonders kompakte und polarisations-empfindliche Multimodalkamera entwickelt, die Bildinformationen in neun Spektralkanälen erfasst. Diese soll künftig unter anderem eine effektive Qualitätskontrolle und vorausschauende Wartung in der Industrie 4.0 ermöglichen. Weitere Anwendungen sind im Umwelt- und Agrarmonitoring sowie in der Biomedizin denkbar.

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg hat in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Centre for Applied Photonics CAP ein inline-fähiges, laserbasiertes Infrarotspektroskopie-Messsystem entwickelt, das mit Hilfe von Machine Vision gezielt Proben wie zum Beispiel Blisterverpackungen für Tabletten erkennt und innerhalb von wenigen Millisekunden kontaktfrei verifiziert, sodass verunreinigte oder fehlerhaft bestückte Exemplare aussortiert werden können. Haupteinsatzgebiete des neuen Messsystems liegen im Bereich der Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie.

Fraunhofer Vision, Halle 7, Stand 7301


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