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Das richtige Maß im Visier

Messtechnik für die Prüfung von Waffen
Das richtige Maß im Visier

Zur Sicherstellung der gemessenen Ergebnisse legt man im einzigen akkreditierten deutschen Beschussamt in Ulm größten Wert auf die Messtechnik. Neben hohen Qualitätsanforderungen und wirtschaftlichen Aspekten ist die intuitive Bedienbarkeit entscheidend. Zum Einsatz kommen eine Wellenmessmaschine und Software von Schneider Messtechnik.

Das Aufgabenspektrum des Beschussamts Ulm ist umfangreich: So werden im Beschusswesen die gesetzlich vorgeschriebenen Maßhaltigkeits-, Kennzeichnungs- und Sicherheitsprüfungen an jeder Feuerwaffe oder jedem Gerät nach den Maßgaben des Beschussgesetzes durchgeführt, gleiches gilt für Munition. Ebenso wird die regelmäßige Inspektionskontrolle zur Überwachung von Munitionsherstellern vollzogen.

Die Ulmer prüfen zusätzlich auch Materialien und Gegenstände für den Personen- und Objektschutz. Hier werden beschusshemmende Materialien wie Stahl und Glas genauso wie Konstruktionen und Fahrzeuge untersucht. Letztere werden manchmal nicht nur auf Durchschusshemmung, sondern auch auf den Explosionsschutz hin geprüft. Körperschutz-Ausrüstung wie beispielsweise ballistische oder Stichschutzwesten werden ebenfalls getestet und zertifiziert.

Als akkreditiertes Prüflabor muss das Beschussamt Ulm die Mess- und Prüfmittel an das nationale Normal der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) anschließen. Das heißt, die Ulmer haben eine Rückführungskette, die sich lückenlos, beispielsweise von der Lehre bis zum nationalen Normal, belegen lässt.

Selbstverständlich genießt unter diesen Rahmenbedingungen die technische Ausstattung höchste Priorität. Aber auch Themen wie Effizienz und Zeitersparnis spielen nicht nur in der Industrie eine zentrale Rolle.

Diese Faktoren waren auch Teil des Anforderungsprofils, als das Beschussamt auf der Suche nach einer neuen Messmaschine war. „Unser Ziel lautete, in eine Messmaschine zu investieren, die über eine intuitiv zu bedienende Software verfügt und außerdem in Sachen Genauigkeit alle Forderungen erfüllt“, berichtet Bernhard Groner, der Qualitätsbeauftragte des Beschussamts Ulm. „Schließlich reden wir hier bei Verschlussabständen zwischen minimaler und maximaler Lehre teilweise von einem Zehntel, was genau der Herstellungstoleranz entspricht“, so Groner.

Die Lehren verschleißen aber in ihrem Gebrauch, sodass eine Gebrauchstoleranz zu berücksichtigen ist. Die Ständige Internationale Kommission für die Prüfung von tragbaren Feuerwaffen (CIP) gibt Maße vor, die Referenzlehren haben sollen, und beispielsweise im Bereich k5 liegen. Dies bedeutet – je nach Durchmesser – ungefähr fünf bis sechs Tausendstel. Daher wussten die Ulmer, in welcher Genauigkeitsklasse sie eine Maschine für die zu messenden Längen und Durchmesser benötigen.

Hohe Messgenauigkeit nicht nur bei Durchmessern, sondern auch bei Längen

Nachdem alle Kenndaten und Kriterien der an der Ausschreibung teilnehmenden Anbieter gesichtet und bewertet wurden, fiel die Entscheidung auf die Messsoftware Saphir sowie die Wellenmessmaschine WMM 300 von Dr. Heinrich Schneider Messtechnik (EMO: Halle 6, Stand D37)

„Die WMM 300 ist eine präzise Wellenmessmaschine zur schnellen Messung rotationssymmetrischer Objekte bis 300 mm Länge und maximal 80 mm im Durchmesser“, erläutert Uwe J. Keller, Bereichsleiter Marketing von Schneider Messtechnik. „Ihr wesentlicher Vorteil gegenüber vergleichbaren Systemen ist die hohe Messgenauigkeit nicht nur bei Durchmessern, sondern auch bei Längen, kleinsten Konturen, Radien und Einstichen an rotationssymmetrischen Messobjekten.“

Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit der präzisen Auflichtmessung von Bohrungen, Nuten und sonstigen, nicht im Durchlicht messbaren Konturen und Elementen. Je nach Modell kann auch der taktile Messtaster TP 200 oder der scannende Messtaster SP25 integriert werden – alternativ auch ein chromatischer Weißlichtsensor. Dann wird aus der 2D- eine 3D-Wellenmessmaschine. Die WMM-Serie kann Längen bis 2.200 mm und Durchmesser bis 400 mm abdecken.

Zum Einsatz kommt die Kombination aus WMM 300 und Saphir bei der Vermessung von Lehren, die zur Waffenprüfung genutzt werden. Mit diesen werden das Patronenlager beziehungsweise die Laufinnengeometrie (Feldzug Profil) geprüft.

Bevor Waffen in Umlauf gebracht werden dürfen, müssen sie – neben der Kennzeichnung zur eindeutigen Identifizierung, Zuordnung und Rückverfolgbarkeit – einer Sicherheitsprüfung unterzogen werden. Die Sicherheit für den Verwender wird durch die sogenannte Beschussprüfung gewährleistet. Diese beinhaltet strenge Anforderungen an Haltbarkeit, Funktionssicherheit und Maßhaltigkeit einer Waffe.

Zur Bestimmung jener Maßhaltigkeit verfügt das Beschussamt Ulm über mehr als 200 Lehrensätze für unterschiedliche Kaliber sowie spezielle Mess- und Prüfmittel. Oftmals liegen die Toleranzen im Tausendstelmillimeterbereich – bei circa 5 mm bis 13 mm Durchmesser im Toleranzfeld k5.

Prüfung von gebrauchten Waffen

Eine typische Anwendung der Lehren betrifft umgebaute oder reparierte Waffen. Zunächst wird die Waffe der Vorprüfung unterzogen, bei der geschaut wird, ob die Kennzeichnung dem § 24 Waffengesetz entspricht. Dann wird die Maßhaltigkeit mit den Lehren geprüft.

Anschließend wird die Waffe in den Beschusskammern mit spezieller Beschussmunition – hierbei handelt es sich um Überdruckmunition – beschossen. In der Nachprüfung wird nochmals mittels Lehren geprüft, ob sich maßliche Veränderungen ergeben haben. Wenn soweit alles passt, geht es an die Lasermaschine oder zum Stempeln und die Ulmer bringen die Beschusszeichen als Zeichen der bestandenen Prüfung an.

Für die Zukunft plant das Beschussamt die Erweiterung der Messaufgaben. So könnten dann die Lehren für Schrotläufe ebenfalls mit der WMM 300 geprüft werden.

Schließlich hat sich die Messtechnik bewährt. „Wir können nun einen ganzen Lehrensatz mit Programmerstellung in zehn Minuten messen und schaffen damit an einem Tag zehn bis 15 Mal mehr als zuvor. Schon alleine durch diese beeindruckende Zeitersparnis amortisiert sich die Anschaffung der Messmaschine sehr schnell“, sagt Groner. „Zudem überzeugt uns, dass die angepasste Software 90 bis 95 Prozent der Lehren abdeckt, obwohl diese von der Größe her sehr unterschiedlich sind.“ ■


Der Autor

Theo Drechsel

im Auftrag von

Dr. Heinrich Schneider Messtechnik

www.dr-schneider.de


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