Entwickelt wurde der neue Schnittstellenstandard OPC UA CS Cutting Tools von Mitgliedsunternehmen des VDMA und des VDW sowie Endkunden. Er schließt eine Lücke in der Kommunikation zwischen Werkzeugschleif- und Messmaschinen. „In vielen Unternehmen sind hierfür noch proprietäre Schnittstellen im Einsatz“, sagt Steffen Kluth, Product Manager beim Maschinenhersteller Anca Europe. Diese fehlende Durchgängigkeit der Standardisierung führt dazu, dass die Systemvernetzung aktuell mit großem Aufwand verbunden ist.
Allein der Kostenaufwand für die Entwicklung individueller Schnittstellen ist sehr hoch. In der Regel liegt er zwischen 30 und 50 Arbeitstagen – und zwar jeweils für Anwender, Hersteller und Softwareentwickler. Dieser Aufwand tendiert mit Anwendung der Standardisierung gegen Null. „Der Fachkräftemangel ist ein Megaproblem beim Werkzeugschleifen und war ganz klar ein Treiber für die Entwicklung von OPC UA for Cutting Tools“, betont Bernd Schwennig, Strategic Product Manager Metrology bei Walter Maschinenbau. „Ziel muss es sein, künftig den gesamten Prozess vom Rohling bis zur Entsorgung, also den gesamten Lebenszyklus, in einer einheitlichen Sprache zu verfolgen.“
Standard in Kürze für Schleif- und Messmaschinen verfügbar
Schon jetzt können Hersteller und Anwender vom Einsatz von OPC UA CS Cutting Tools profitieren. Mitte Mai hat die Arbeitsgruppe den Entwurf des Standards verabschiedet und zur Veröffentlichung als sogenannter Release Candidate beim VDMA und der OPC Foundation vorgelegt. Im Juli wird das VDMA-Einheitsblatt im DIN-Anzeiger veröffentlicht. Nach dieser Veröffentlichung hat die Fachöffentlichkeit 60 Tage Zeit, ihre Einwände und Verbesserungsvorschläge zu äußern.
Nach Verabschiedung steht der Standard in deutscher und englischer Sprache allen Unternehmen zur Verfügung. „Bei der Entwicklung des Standards war es sehr hilfreich, auf zwei bereits bestehende Companion Specifications für Werkzeugmaschinen und geometrische Messsysteme zurückgreifen zu können“, so Gert Jan Hartog, Chief Product Officer beim Schweizer CNC-Maschinenhersteller Rollomatic. Diese Companion Specifications konnte die Arbeitsgruppe in OPC UA for Cutting Tools einfließen lassen. Dazu zählen etwa Informationen über den Maschinenzustand, über das Werkzeug oder über geometrische Messergebnisse. „Mit Cutting Tools gelingt uns jetzt der Closed Loop, da wir den gesamten Lebenszyklus eines Werkzeugs abdecken können“, freut sich Hartog.
OPC UA for Cutting Tools ist schnell und einfach integriert
Endanwender wie der Präzisionswerkzeughersteller Paul Horn blicken der Implementierung des neuen Standards schon mit großer Erwartung entgegen. „Es war sehr sinnvoll, auch die Anwender bei der Entwicklung des neuen Standards mit ins Boot zu nehmen“, sagt Leo Asprion, zuständig für Industrie 4.0 bei Paul Horn. „Die Standardisierung ermöglicht es uns, die Prozesse deutlich zu vereinfachen und gleichzeitig effizienter zu gestalten.“ Hierfür müssen Nutzer keine besondere Voraussetzung erfüllen. Die Systeme müssen lediglich OPC-UA-fähig sein und Companion Specifications unterstützen. Zudem ist der neue Standard einfach per plug and play zu integrieren und mit dem übergeordneten Steuerungssystem zu verbinden.
Auch Jörg Wiengarn, Entwicklungsleiter Mechanik und Software bei Haimer Microset, schließt sich an: „Dieser Standard wird die Prozesse stark vereinfachen. So können unsere Kunden das Beste aus der Maschine rausholen.“ Er ist kürzlich zum Arbeitskreis hinzugestoßen und sieht großes Potenzial darin, durch die Implementierung von Standardschnittstellen im Unternehmen die Bearbeitungsprozesse künftig noch weiter zu optimieren und die Produktivität zu steigern.
Interessierte können sich auf der AMB 2024 vom 10. bis 14.09.2024 am Umati-Stand (Halle 9 C45) im Rahmen des Vortragsprogramms über OPC UA CS Cutting Tools informieren.
