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Software-Anbieter setzen auf die Cloud

Trends im Qualitätsmanagement
Software-Anbieter setzen auf die Cloud

Qualitätsmanagement funktioniert zunehmend abteilungs- und unternehmensübergreifend. Das hat Einfluss auf die eingesetzte Software. Die Cloud macht die Lösungen zentral für alle relevanten Nutzer verfügbar. Und die Anbieter statten ihre Produkte mit zusätzlichen Funktionen wie etwa für das Lieferantenmanagement aus.

Der Shutdown aufgrund von Corona hat zwar viele Teile des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft zunächst lahm gelegt. Doch die Veränderungsprozesse, die vor der Krise aktiv waren, gehen weiter. Das gilt vor allem für die Digitalisierung.

Deren Geschwindigkeit könnte sich möglicherweise sogar noch erhöhen, glaubt Lutz Krämer, Bereichsleiter Produkte bei Babtec. „Viele bisherige Geschäftsmodelle sind in Frage gestellt, Veränderungen sind an der Tagesordnung“, sagt Krämer. „Vermutlich gilt in Zukunft noch mehr das Motto: Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“

Das bezieht sich auch auf das Qualitätsmanagement. Der Grad der Digitalisierung hänge hier aber nicht allein vom Einsatz moderner Technologie ab, so Krämer. Entscheidend sei es, in den relevanten Handlungsfeldern das Qualitätsmanagement mit den Möglichkeiten der Digitalisierung neu zu denken. „Sind diese aus Sicht des jeweiligen Unternehmens identifiziert, kann Software bei der Umsetzung der Lösung erfolgreich helfen.“

Nach Meinung von Alexander Künzer aus der Geschäftsführung von Consense gibt Software sogar die Antworten auf die entscheidenden Fragen in Sachen Digitalisierung. Für die Frage „Wie digital ist meine Kommunikation?“ stünden Qualitäts- und Integrierte Managementsysteme bereit, die Tätigkeiten digital erfassen und mit denen sich die Zusammenarbeit von Mitarbeitern unterstützen lässt. Und wer sich mit der Digitalisierung seiner Prozesse beschäftigt, dem können etwa Software-Systeme weiterhelfen, mit denen sich eine elektronische Vorgabedokumentation umsetzen lässt.

Jüngere Mitarbeiter haben andere Anforderungen

Die Digitalisierung wird auch durch die Altersstruktur der Nutzer vorangetrieben. „Der heutige Qualitätsmanagement-Beauftragte ist deutlich jünger als noch vor einigen Jahren“, sagt Künzer. Und dort, wo zunehmend junge Menschen in den Unternehmen arbeiten, die mit der Digitalisierung groß geworden sind, werde ganz selbstverständlich damit umgegangen und anders gearbeitet. „Jüngere Mitarbeiter haben andere Anforderungen. Sie sind gewohnt, von überall Zugang zu ihren wichtigsten Informationen zu erhalten und erwarten das auch im Job.“

Auch auf die Frage „Wie digital ist meine Infrastruktur?“ gibt es laut Künzer eine Antwort. Und die lautet: die Cloud. Sein Unternehmen habe dafür die Weblösung Consense Portal im Angebot. „Die Unternehmen digitalisieren mit uns ihre Infrastruktur, mieten Leistung und Service und erhalten ihre Managementsysteme aus der Cloud“, so der Geschäftsführer.

Consense ist nicht der einziger Anbieter, der Software aus der Wolke bereit stellt. Auch die anderen Hersteller setzen zunehmend auf das flexible IT-Konzept.

So hat etwa Plato seine Plattform E1ns in die Cloud gehoben. Sein Unternehmen stelle damit die Weichen für den digitalen Wandel im Engineering und biete dank der tiefen Methodenintegration bereits im Vorfeld ein Höchstmaß an Produktqualität, meint Andreas Großmann, CEO von Plato.

Bislang sei die Plattform in der Regel Mittel- bis Großunternehmen vorbehalten gewesen. „Mit der Multi-Tenant-E1ns-Cloud wenden wir uns nun auch an Interessenten, die keine eigene IT beziehungsweise IT-Administratoren haben“, erklärt Großmann. Der Leistungsumfang lasse sich den individuellen Bedürfnissen und Budgets der Firmen flexibel anpassen. „So haben Mitarbeiter wie etwa FMEA-Anwender die Möglichkeit, nur die Module zu buchen, die sie auch tatsächlich benötigen – ohne Installationsaufwand, IT-Kenntnisse und Lizenzgebühren.“

Cloud-Dienste werden ausgebaut

Auch nach Meinung von Professor Norbert Böhme spielen Cloud-Nutzung und Web-Fähigkeit von Software eine zunehmend wichtigere Rolle. Mit dem Release 15 der CAQ-Software CASQ-it biete sein Unternehmen entsprechende Möglichkeiten, so der geschäftsführender Gesellschafter von Böhme & Weihs.

Diese Themen stehen auch im Mittelpunkt der weiteren Strategie des Software-Herstellers. „In Zukunft werden wir natürlich dem steigenden Bedarf an Vernetzung von Unternehmen Rechnung tragen und die Web-Fähigkeit unserer CAQ- und MES-Lösungen weiter ausbauen, um die Qualitätssicherung entlang globaler Wertschöpfungsketten sicherzustellen“, so Böhme. „In diesem Zusammenhang werden wir auch die Nutzungsmöglichkeiten für Cloud-Dienste und Software-as-a-Service-Lizenzmodelle weiter ausbauen.“

Besonderes Augenmerk legt sein Unternehmen dabei auch auf den Aspekt Security. „Unser mehrstufiges, tief in den Programmcode integriertes Sicherheitssystem sichert dabei mit Multifaktor-Authentifizierung CASQ-it effektiv gegen unberechtigte Zugriffe ab.“

Böhme spricht im Zusammenhang mit Cloud Computing nicht zufällig von den globalen Wertschöpfungsketten. Denn die Cloud wird von den Softwerkern als Basis für die Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinweg gesehen. „Aktuell erleben wir den schrittweisen Ausbau der globalen Vernetzung“, so Böhme. Die Unternehmen wollten bei der Qualitätssteuerung direkt mit Ihren Geschäftspartnern zusammenarbeiten. Das setze voraus, dass Lieferanten und Kunden in die eigenen Prozesse mit eingebunden werden könnten. „Das kann zum Beispiel sein, dass der Lieferant seine Warenausgangsprüfung direkt im CAQ-System seines Kunden als Wareneingangsprüfung durchführt und seine Reklamationen direkt im Reklamationssystem seines Kunden bearbeitet.“

Mit Software aus der Cloud lässt sich diese Vernetzung realisieren. „Damit ermöglichen Unternehmen ihren Geschäftspartnern den abgesicherten Zugriff auf einen Teil ihrer Qualitätsprozesse, ohne die CAQ-Software selbst bei sich installiert haben zu müssen“, erklärt Böhme. „Man gewährt seinem Lieferpartner nur noch einen Zugangslink mit besonders eingeschränkten Zugriffsrechten.“

Supply-Chain-Netzwerk rückt in den Fokus

Die Software-Anbieter nehmen die Lieferkette ins Visier. „Das Qualitätsmanagement hat sich traditionell auf die interne Prozesssteuerung und -verbesserung – also auf die Verbesserung innerhalb der Organisation – konzentriert. Zunehmend rückt jedoch die Systemsicht auf das Supply-Chain-Netzwerk in den Fokus“, berichtet Stefan Weber aus der Geschäftsleitung von iqs.

Das Ausmaß des digitalen Wandels zeige sich auch in der Lieferkette. Mit der Weiterentwicklung zur digitalen Supply Chain wird laut Weber deutlich, dass die Veränderungen der heutigen Märkte bis zum Lieferanten reichen. Alle Prozesse in der Lieferkette müssten von Beginn an für einen gelungenen Qualitätsregelkreis an die aktuelle Informationslandschaft angepasst werden. „Um dieser Herausforderung gerecht zu werden und den notwendigen Veränderungsprozess zu bewältigen, müssen deshalb nicht nur die Qualitätsprozesse, sondern vor allem auch die Kommunikation zwischen Kunde und Lieferanten durchgängig digitalisiert werden.“

Laut Weber sieht iqs seine Aufgabe darin, die Unternehmen dabei zu unterstützen, die Qualitätsprozesse der gesamten Lieferkette intensiver zu verzahnen. Dazu werde die spezielle Lösung Supply Chain Quality Center ständig weiter entwickelt. Sie stellt laut Weber ein zentrales Instrument dar, das gezielt auf die Bedürfnisse der Zusammenarbeit zwischen Kunden und Lieferant abgestimmt ist. Auch sie ist als Web-Lösung verfügbar.

Babtec hat bereits sehr früh das Lieferantenmanagement in die Qualitätsstrategie miteinbezogen. Mit dem Qube bietet der Software-Hersteller schon seit längerem eine cloud-basierte Plattform für „eine gemeinsame unternehmensübergreifende Qualität“, wie es Krämer formuliert.

Der Aufbau stabiler Liefernetze sei elementar, um auch in der Zukunft erfolgreich agieren zu können. Und die Normenanforderung, Lieferanten systematisch auszuwählen und zu entwickeln, werde zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Moderne Software kann dafür laut Krämer einen wirkungsvollen Beitrag leisten. „Zum Beispiel unterstützt ein transparentes Lieferanten-Onboarding – mithilfe partnerschaftlich eingesetzter Tools wie Audit, Aufgabenmanagement, Erstbemusterung und Dokumentenbereitstellung – die Beteiligten auf allen Seiten“, erklärt der Experte. „Anstatt Qualität nur zu simulieren, hilft Offenheit und Umgang auf Augenhöhe“, so Krämer. Die dabei zum Einsatz kommende unternehmensübergreifend eingesetzte Software bietet jederzeit Transparenz und Orientierung.

Daten-Silos machen Zusammenarbeit unmöglich

Vernetzung ist aber nach wie vor auch innerhalb der Organisation gefragt. „Nicht erst seit der Revision der ISO 9001:2015 wissen wir, dass Qualitätsmanagement alle im Unternehmen adressiert“, sagt Krämer. Software für das Qualitätsmanagement dient daher zunehmend als Informationsgrundlage für verschiedene Abteilungen und Mitarbeiter.

„Daten-Silos verhindern eine Priorisierung der richtigen Investitionen in der Fehlervermeidung und machen eine Zusammenarbeit von Management, Führungskräften und Mitarbeitern in Unternehmen und Organisationen unmöglich“, mahnt Großmann von Plato. Und Krämer fügt hinzu: „Die Integration aller relevanten Qualitätsaufgaben in einer Software, das ist unser Ziel. Damit diese integrierte Gesamtlösung im Unternehmen wirkungsvoll zum Einsatz kommt, ist beste Konnektivität an unternehmensinterne, vorhandene Softwaresysteme notwendig – zum Beispiel SAP.“

Prozess- und Qualitätsdaten fließen zusammen

Für Böhme spielt auch die Verknüpfung der CAQ-Software mit dem MES eine wichtige Rolle. Dies sei eine der größten Herausforderungen im Qualitätsmanagement. „Dank der sich immer weiter entwickelnden Sensoriken und Methoden zur Datenübertragung fließt ein riesiger Datenstrom im Fertigungsleitstand zusammen. Diese Daten wurden bisher größtenteils zur Überwachung der Produktionsmittel genutzt“, so Chef von Böhme & Weihs.

Mit neuen Softwarelösungen könnten die Prozessdaten jetzt auch direkt online in die Qualitätsdaten mit einfließen. So ermögliche zum Beispiel die Vernetzung der Software-Tools von Web.MES und CASQ-it von Böhme & Weihs die Qualitätsabweichungen bis hinunter zur Shopfloor-Ebene in Echtzeit einzugrenzen. „Damit lässt sich in Prozesse eingreifen, bevor es beispielsweise zu Stillständen in der Produktion kommt.“ ■

Neues über Produkte und Trends zum Thema Qualitätsmanagement-Software erfahren Sie auch im Webinar „QS-Systeme/Software“, das am 5. Mai im Rahmen der Reihe „Webinare statt Control“ stattfindet.


Der Autor

Markus Strehlitz

Redaktion

Quality Engineering



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