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Bunte Truppe

10 Jahre Ludwig-Erhard-Preis
Bunte Truppe

Nach den harten Anfangsjahren setzt sich die anspruchsvolle Auszeichnung für Spitzenleistung im Wettbewerb zunehmend durch. Acht Unternehmen werden ausgezeichnet.

Birgit Otto, BSc M.A. BO Consult Ostfildern

Scheinwerferlicht, Siegermusik und rauschender Applaus der etwa 500 Gäste auf dem Weg ins Rampenlicht – nicht für Schlagerstars und Popidole, sondern für Menschen wie du und ich: ein Zahnärzteteam aus Bielefeld, Pflegeheimleitungen aus Attendorn und Berlin, Hersteller von Elektroinstallationstechnik aus Lüdenscheid, von Pumpen aus Wahlstedt oder von Holzbearbeitungsmaschinen aus Schopfloch, ein Autozulieferer aus dem Siegerland, ein Gebäudereiniger aus Hamburg und Multimediaspezialisten aus Dresden.
So bunt war die Gruppe der Sieger, die am 15. November 2006 in Berlin im Rahmen des diesjährigen Ludwig-Erhard-Preises zur Auszeichnung von Spitzenleistung im Wettbewerb (kurz: LEP) ausgezeichnet wurde. Zur 10-Jahres-Feier hatte sich die Initiative Ludwig-Erhard-Preis (iLEP) nicht lumpen lassen, Sponsoren aufgetrieben und ein richtiges Fest veranstaltet: ein gut gemischtes Tagesprogramm, viel Raum für den persönlichen Austausch beim gemeinsamen Essen und als Abschluss das gemeinsame Abtanzen zu den Rhythmen einer Live Band.
Gelebter Excellence-Gedanke
Ganz oben auf dem Treppchen stand in der Kategorie „Große Unternehmen“ (GU) Busch-Jaeger Elektro aus Lüdenscheid. Den Erhalt des Preises kommentierte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Heinz-Peter Pfaffenholz, mit den Worten: „Sie ist für uns ein in höchstem Maße motivierender Ansporn für die Zukunft!“ Der unter dem Schlagwort „Be Just Excellent“ eingeschlagene Weg habe zur konsequenten Umsetzung der Excellence Gedanken geführt, bestätigten Assessorenteam und Jury. Die Investition in ein Logistikzentrum in Deutschland zeige, dass man auch an diesem Standort erfolgreich sein könne.
In der Kategorie „Mittlere Unternehmen“ (MU) ging die Goldmedaille an die T-Systems Multimedia Solutions aus Dresden. Hier freute man sich besonders über die doppelte Bestätigung aus der Bewerbung auf europäischer und deutscher Ebene. Noch nie, so die Jury, habe sich ein Bewerber so eindeutig als Favorit für den Ludwig-Erhard-Preis durchsetzen können wie T-Systems Multimedia Solutions. Drei Jahre in Folge der Branchenbeste und die Verdreifachung des Umsatzes innerhalb von fünf Jahren sprechen eine klare Sprache für ein Unternehmen des Neuen Marktes, der viele Mitbewerber längst verschluckt hat.
Zweite Plätze gingen an die Grundfos Pumpenfabrik GmbH in Wahlstedt (GU), die besonders für ihre Wertevermittlung an Mitarbeiter gelobt wurde, und das Pflegeunternehmen domino-world e.V. Gesundheits- und Soziale Dienste aus Birkenwerder bei Berlin. Hier beeindruckten das Assessorenteam die klare Strategie und die finanziellen Erfolge in einem schwierigen Wachstumsmarkt. Nach seinem Erfolg im Jahr 2004 erreicht auch das Werk Wissen der Kautex Tex-tron GmbH & Co. KG in diesem Jahr einen hervorragenden zweiten Platz. Überglücklich nahmen die Teammitglieder die Trophäe in ihre Hände. „Wir kommen wieder – wir machen weiter!“ versprachen sie unter dem Beifall des Publikums. Auch die „alten Excellence-Hasen“ Schöttelndreier, Dr. Rapsch und ihr Bielefelder Zahnarztpraxisteam konnten sich über eine erneute Auszeichnung freuen. Hier beeindruckte die Konsequenz, mit der sich die Praxis durch Prophylaxeangebote vom staatlich gesteuerten Gesundheitssystem unabhängig gemacht hat.
Einen dritten Platz bei den Großunternehmen errang die schwäbische Homag Holzbearbeitungssysteme AG aus Schopfloch. Die Jury lobte hier besonders die Mitarbeiterentwicklung und –beteiligung. Auch das Pflegeheim Seniorencentrum St. Liborius aus Attendorn im Sauerland errichte bei der ersten LEP-Bewerbung auf Anhieb einen dritten Rang bei den Kleinunternehmen.
Ob dritter, zweiter, erster Platz, als großes, mittleres oder kleines Unternehmen, im Industrie- oder Dienstleistungssektor tätig, spielte nicht wirklich eine Rolle. Bejubelt wurden alle Finalisten. Freudig erregt und zu Recht auch stolz waren sie auf das, was sie geleistet hatten. Alle hatten den Mut gehabt, sich einem sehr anspruchsvollen Bewerbungsprozess auszusetzen. Der Ludwig-Erhard-Preis wird an Organisationen vergeben, die ihr Managementsystem auf dem EFQM-Excellence Modell aufbauen und nachweisen können, dass sie damit nachhaltig im Wettbewerb Erfolg haben.
Ehrenamt für Excellence
Überprüft wird dies anhand einer Peer-Bewertung von in diesem Modell geschulten Assessoren aus den unterschiedlichsten Branchen, die ehrenamtlich im Team zusammenarbeiten. Jedes Team prüft pro Jahr einen Bewerber anhand einer schriftlichen Bewerbung und bei entsprechend erreichter Punktzahl auch durch einen Vor-Ort-Besuch auf Herz und Nieren. Welche positiven Trends gibt es bezüglich der Interessengruppen der Organisation? Wie hängen sie mit dem Vorgehen zusammen? Wie stringent sind Strategie und Prozesse mit den Ergebnissen verzahnt? Gibt es vorbildliche Verfahren, die anderen Organisationen auf dem Weg zu mehr Wettbewerbsfähigkeit nützlich sein könnten? Das sind die Fragen, die die Assessorenteams beschäftigen, denn die preiswürdigen Organisationen sollen Vorbilder sein für andere.
Virtueller Schirmherr: Wirtschaftsminister Glos
Etwa 16 Tage ehrenamtlicher Arbeit investiert jeder Assessor jedes Jahr – ein Bürgerengagement, über das man sich im Wirtschaftsministerium, das für den Ludwig-Erhard-Preis die Schirmherrschaft innehat, überrascht und erfreut zugleich zeigte. In den vergangenen Jahren hatten die Wirtschaftsminister in persona nicht ins Ludwig-Erhard-Haus gefunden. Zum 10-jährigen Jubiläum gab es immerhin eine Videobotschaft von Wirtschaftsminister Michael Glos.
Stellvertretend für den Wirtschaftsminister verteilte Peter Hintze, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMWi, die Urkunden und Trophäen. Der LEP-Jury Vorsitzende Prof. Dr. med. Wolfgang Vogt vom Deutschen Herzzentrum München verlas die Begründung der Assessorenteam und der Jury für die Ehrung. Durchgehender Tenor: Alle Ausgezeichneten hatten Nachhaltigkeit nachgewiesen, ob in ihren Kundenbeziehungen, im Umgang mit ihren Mitarbeitern oder in der Zusammenarbeit mit Partnern.
Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten
Die Verleihungsveranstaltung am Abend war der Höhepunkt einer ganztägigen Veranstaltung, die dieses Jahr vor allem darauf ausgerichtet war, allen Beteiligten ein Forum für den persönlichen Austausch, das gemeinsame Feiern und das Über-den-Tellerrand-hinaus-schauen zu bieten, das den Ludwig-Erhard-Preis gerade heute so wertvoll macht.
Die Referenten am Tage waren bunt gemischt: Prof. Dr. Günter Hertel von der DaimlerChrysler AG setzte weniger durch seinen recht generellen Vortrag als durch sein Bekenntnis, dass er gerade Mandarin lerne, einen klaren Akzent, wo die Märkte der Zukunft liegen. Mit Paul Germoets, der bei der EFQM für den Awardprozess verantwortlich ist, wurde endlich auch ein sichtbares Zeichen der Kooperation zwischen iLEP/DGQ und der EFQM gesetzt.
Service mit TUNE
Klaus Kobjoll vom EFQM/LEP Preisträger Schindlerhof zeigte eindrucksvoll, dass die Excellencereise mit dem Preisgewinn natürlich nicht aufhört. Für den Service-Fachmann auf Excellence-Niveau zählt die Stimmung, die ein Dienstleister entlang der Servicekette erzeugen kann. Beim Schindlerhof hat man sich auch schon ein Messwerkzeug gebaut, um diese emotionalen Werte zu messen: TUNE. Mit Hilfe dieses Messwerkzeugs soll sichergestellt werden, dass die Kundenzufriedenheit auch emotionale Aspekte abdeckt: Hat mich das Unternehmen begeistert? Hat alles geklappt? Fühlte ich mich wohl? Wurde ich positiv aufgeladen? Wenn wir als Kunden viermal „Ja!“ sagen könnten, dann seien wir von unserem Dienstleister in eine Stimmung von Zufriedenheit versetzt worden, argumentierte Kobjoll. Wer versucht, sich diese vier Fragen beim Supermarkt, an der Tankstelle oder beim nächsten Arztbesuch zu beantworten, wird erfahren, dass wir noch viele Überzeugungstäter wie Klaus Kobjoll benötigen, um Deutschland in Bezug auf den Service richtig zu „tunen“.
Der Dekan der Bundespolizei, Patrik Boland, mit seiner sehr eindringlichen Beantwortung der Frage „Braucht eine Organisation eine Vision?“ schloss sich als nächster Redner an. Fast ein Zwischenruf zwischen zwei Vorträgen und doch wieder eines der wunderbaren Cross-over Erlebnisse, die bei Excellence möglich sind.
Es grüßt Ihr sehr ergebener Maschinenbauer
Thomas Wagner, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Fahrstuhlherstellers OTIS, einem der beiden ersten Ausgezeichneten im LEP 1996, legte eindrücklich dar, dass selbst für ein herstellendes Unternehmen wie OTIS produktbezogenes Qualitätsmanagement allenfalls noch die Basis für Spitzenleistung sein könne: Der wahre Wettbewerbsvorsprung definiere sich heute über Service Excellence.
Das habe Konsequenzen. „Wir haben ein verhaltensorientiertes Mitarbeiterauswahlsystem entwickelt,“ verrät Wagner. Dies sei natürlich nur ein Baustein in einem umfassenden Programm zur weltweiten Einführung von Service Excellence bei OTIS, zu dem auch das Benchmarking mit exzellenten Organisationen anderer Branchen gehört. Als etablierter Maschinenbauer könne man zum Thema Service prima von Dienstleistungsfachbetrieben wie Ritz-Carlton oder ups lernen. Wer die Excellence-Sprache beherrsche, käme mit vielen unterschiedlichen Organisationen leicht ins Gespräch, begründet Wagner die Anwendung des EFQM-Excellence Modells in seinem Unternehmen.
Dr. Horst Friedrich Wünsche, der Geschäftsführer der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V. leitete mit mahnenden Worten des Namensgebers für die Veranstaltung auf die Preisverleihung am Abend über.
Globale Excellence und Innovation
Wer Innovationen in Geschäftserfolge ummünzen möchte, muss in der Lage sein, Ideen und Geschäftsmodelle rasch in funktionsfähige Organisationen zu übersetzen. Die ganzheitliche Sichtweise von Business Excellence wirkt integrativ. Es vernetzt unterschiedlichste Einheiten eines Unternehmens und das über Landesgrenzen und Kontinente hinweg. Warum sonst sollten zahlreiche Unternehmen mit den unterschiedlichsten Unternehmensteilen an Wettbewerben verschiedener Länder teilnehmen?
Knorr-Bremse, 2005 im LEP und EEA erfolgreich wurde 2006 mit einer Tochter Gewinner des tschechischen Excellencepreises. Bei Grundfos holte die deutsche Tochter 2006 beim LEP Silber, die dänische Mutter beim EEA Gold und eine Auszeichnung für exzellente Leistungen für ihr gesellschaftliches Engagement. BMW errang mit unterschiedlichen Produktionseinheiten 2005 LEP-Gold und EEA-Silber. Bei T-Systems waren zwei Töchter im LEP 2005 und 2006 erfolgreich. Last but not least, TNT, das inzwischen zahlreiche Business Excellence Auszeichnungen weltweit eingesammelt hat. Zuletzt stand die TNT Express GmbH Deutschland als EEA-Gewinner 2006 ganz oben auf dem Treppchen.
Vielfalt nimmt zu
Der Kreis der Excellenceanhänger wächst. Er wird immer bunter und damit anregender. Der Projektleiter der Initiative Ludwig-Erhard-Preis, Dr. André Moll, ist zuversichtlich für 2007: „Wir haben schon heute mehr Interessensbekundungen potenzieller Bewerber als je zuvor.“ Die Projektleitung sucht deshalb noch EFQM-geschulte Assessoren, die bereit sind, sich 2007 ehrenamtlich in den Prozess einzubringen.
Weitere Information für Bewerber und Assessoren sowie downloads der Vorträge von Klaus Kobjoll und Dr. Thomas Wagner unter: www.ilep.de
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