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Digitalisierung verändert die Mess- und Prüftechnik

Quality Day
Digitalisierung verändert die Mess- und Prüftechnik

Digitalisierung verändert die Mess- und Prüftechnik
Der einführende Roundtable am Quality Day diskutierte über Status Quo und Zukunft der Digitalisierung in der Qualitätssicherung (von oben links nach unten rechts): Markus Strehlitz, Sabine Koll (beide Redaktion Quality Engineering), Dirk Klenner (Hexagon), Lukas Hengster (Fabasoft), Michael Balke (Werth), Ismail Söyleyici (Aptean) und Jens Keil (Visometry). Bild: Quality Engineering
Der Trend zur Digitalisierung drückt längst auch der Qualitätssicherung ihren Stempel auf. Welches Potenzial Software-basierte Lösungen eröffnen und welche rechtlichen Fallstricke es zu beachten gilt, darüber diskutierten Branchenexperten beim Quality Day von Quality Engineering, der am 30. Januar in virtueller Form stattfand.

» Dr. Frank-Michael Kieß

Wareneingangskontrolle auf Papier, Prüfpläne in Form von Excel Sheets – in Zeiten von Smartphone und Cloud mutet das anachronistisch an. Digitalisierung eröffnet die Chance, Datenbrüche in der Fertigungskette zu reduzieren und durch intuitive Bedienung und Automatisierung von Messsystemen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Wie sich eine unternehmensübergreifende Qualitätskontrolle in einem gemeinsamen CAQ-System als Software-as-a-Service (SaaS) umsetzen lässt, erläuterte Lukas Hengster, Head of Sales and Business Development beim Linzer Softwareanbieter Fabasoft. Er stellte klar, dass bei getrennten Systemwelten Prüfinformationen, etwa in schon in der Wareneingangskontrolle, teils per E-Mail oder telefonisch ausgetauscht würden. Dies koste Zeit und berge die Gefahr von Fehleingaben und Dateninkonsistenz. Abhilfe könne einen Cloud-basierte Softwarelösung schaffen, auf die alle am Prozess Beteiligten via Browser zugreifen können. Zulieferer, Hersteller und Kunden erhielten so stets Zugriff auf die aktuellen Daten. Wichtig seien in diesem Zusammenhang ausgefeilte Berechtigungskonzepte, die regeln, wer worauf Zugriff hat. Und dass der Ort, wo die Daten gehostet werden, dem jeweiligen nationalen Recht unterliege.

In der Realität ist jedoch oftmals noch kein CAQ- oder MES-System vorhanden. So jedenfalls beschreibt Ismail Söyleyici, Account Manager bei Aptean, die Ausgangslage in vielen Unternehmen. „Oft finden wir noch Excel und Papier in der Qualitäts- und Produktionskontrolle vor.“ So seien die Anwender damit beschäftigt, ständig zwischen diversen Softwareinseln hin und her zu springen, um die notwendigen Daten einzusammeln. In seinem Vortrag zeigte Söyleyici auf, wie ein durchgängiges MES-System alle Prozesse von der Projekterstellung bis zur Reklamationsbearbeitung unterstützen kann. Er nahm die Zuhörer mit auf eine spannende Reise durch den PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act) als ein universelles Modell zur Optimierung des Qualitätsmanagements in Unternehmen, das letztlich einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess beschreibt.

Multisensorik auf dem Vormarsch

Über technologische Trends in der Messtechnik und eigene Produktinnovationen berichtete Michael Balke, Leitung Business Development bei Werth. So setze sich die Multisensorik immer mehr durch. Vom einfachen Tischgerät bis hin zum hochpräzisen KMG mit großem Messvolumen lassen sich bei Werth nicht mehr nur klassische taktische und optische Messungen durchführen. Mit bis zu 12 unterschiedlichen Sensoren kann eine Fülle von Merkmalen auf einem Gerät erfasst werden.

Außerdem warf Balke einen Blick auf neue Entwicklungen in der Computertomografie (CT). Werth bietet mittlerweile auch kleine, kaum mehr als schreibtischgroße Geräte an, die hohe Messgeschwindigkeit beí hoher Auflösung bieten. Ein integriertes Werkstückwechselsystem erlaubt mannlose Bedienung für schichtübergreifende Messungen ohne zusätzliche Robotik. Mit einer neu entwickelten Submikrometer-Fokusröhre sind auch Auflösungen im nm-Bereich möglich.

Generell sieht Balke steigende Anforderungen an die Messtechnik – durch komplexere Werkstücke, engere Toleranzen und steigende Dokumentationspflicht. Daneben gehe der Trend klar zur Messung vieler Punkte, um verschiedene Merkmale zugleich zu definieren und zu analysieren.

Wie Unternehmen mit automatisierter Messtechnik dem Fachkräftemangel entgegenwirken und gleichzeitig Fertigungsprozesse optimieren können, erläuterte Dirk Klenner, Business Development Sales & Automation beim Messtechnik-Multi Hexagon. Als Beispiel zeigte er die Roboter-geführte Automationszelle Presto. Sie kombiniert einen Laserscanner mit Software, die in der Lage ist, die Pfade, die später in der realen Welt gebraucht werden, virtuell zu erstellen. Dazu führt man ein virtuelles Abbild der Zelle samt Aufnahme und Prüfmerkmalen ein und lässt automatisiert oder teils mit händischem Eingriff einen Pfad planen. Robotik-Kenntnisse sind dafür nicht erforderlich. Der Bediener vor Ort muss das Programm dann nur noch ausführen.

Eine Zukunftstechnik, die im Begriff ist, viele industrielle Bereiche zu transformieren, ist Augmented Reality (AR). Mit einem Überblick über beispielhafte Applikationen zeigte Jens Keil, Head of Product Experience/Founder bei Visometry, das Innovationspotenzial von AR in der Qualitätskontrolle auf. Indem CAD-Daten in Echtzeit und vor Ort auf das Bild des Bauteils überlagert werden, mutiert das Tablet zum Prüfwerkzeug. Fertigungsprozesse lassen sich so optimieren, beschleunigen und flexibler machen.

Dass die digitale Transformation für die Unternehmen allerdings nicht nur technische Chancen, sondern auch rechtliche Fallstricke mit sich bringt, machte Stefan Hesse, Leiter des Bereichs Digital Business bei der Kanzlei Reuschlaw, in seiner Keynote deutlich. Neben der Datenschutzthematik sind dies insbesondere die steigenden Anforderungen an die IT-Sicherheit. Die Anfang vergangenen Jahres in Kraft getretene NIS2-Richtline (Network and Information Security Directive) der EU wird aktuell in nationales Recht umgesetzt und betrifft nicht nur IT-Dienstleister, sondern auch Unternehmen, die im verarbeitenden Gewerbe aktiv sind, sei es im Maschinenbau, in der Medizintechnik oder im Automobilsektor – und das schon ab 50 Beschäftigten und einer Jahresbilanzsumme über 10 Millionen Euro. Ein großer Teil der deutschen Industrie ist also betroffen. Die Unternehmen müssen sich mit den Themen Cyber-Risikomanagement, Kontrolle und Überwachung sowie Umgang mit Zwischenfällen und Geschäftskontinuität befassen – sonst drohen Haftung und Sanktionen.

Rechtliche Vorgaben fördern Cloud-Services

Sich auf Lösungen im eigenen Serverraum zurückzuziehen, wo man „alles im Griff“ zu haben glaubt, ist für Kessler keine so gute Idee. „Wir sehen einen klaren Trend, IT-Services an professionelle Dienstleister auszulagern.“ Denn für Unternehmen sei es zunehmend schwierig, die Cybersecurity-Zusagen, die man von Cloud-Anbietern bekommt, auch mit On-Premise-Systemen umzusetzen.

Unternehmen sollten sich auf einen höheren Regelungsbedarf einstellen, auch im Verhältnis zu den Akteuren in der Lieferkette und zu den Dienstleistern. Cybersicherheit müsse einen viel höheren Stellenwert haben als bisher, organisiert geregelt und durch Verträge abgesichert werden. Zugleich sei dies nur ein Vorgriff auf kommende Regularien zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), die die Unternehmen neuerlichen Haftungsrisiken aussetzen dürften.


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