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EFQM-Excellence 2010

Überarbeitetes EFQM-Excellence Modell – EEA Prozess nach neuem Modell
EFQM-Excellence 2010

Die Revision zielt auf mehr Klarheit, auch für Nicht-Qualitätsfachleute: Keine Industrie- und QM-typischen Formulierungen mehr, eindeutige Ableitung der Kriterien von den Grundkonzepten, Einbindung aktueller Trends, neuartige RADAR-Logik.

Auch gute Dinge müssen in die Werkstatt. Das gilt auch für das EFQM-Excellence Modell. Beim diesjährigen EFQM Forum am 28. und 29. September 2009 in Brüssel wurde das „EFQM Excellence Modell 2010“ vorgestellt. Die Revision ging auf eine Mitgliederbefragung zurück und wurde durch eine Gruppe ehrenamtlich arbeitender EFQM-Mitglieder unter Einbeziehung der EFQM Interessensgruppen aus Mitgliedern, Lernnetzwerken, Assessoren, Partnern, Trainern und EU-Vertretern in nur vier Monaten verwirklicht.

Grundkonzepte und Teilkriterien klar verbunden
Nach wie vor basiert das Modell auf den acht Grundkonzepten. Aber nun spiegeln sich diese Grundkonzepte bis hin zu gleichen Formulierungen in den 32 Teilkriterien wider.
Dem Revisionsteam wurde klar, dass sich Trends, die im bisherigen Modell mit geradezu hellseherischer Gabe in den 1980ern benannt wurden, inzwischen verwirklicht hatten und im Modell entsprechend verankert werden mussten: Kreativität und Innovation etwa, die bisher als Minimalanforderung bei der Prozessverbesserung versteckt waren, und nun als zentraler Prozess weit über die technische Produktentwicklung hinaus gewürdigt werden.
Sowohl die breite gesellschaftliche Diskussion über Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen als auch über notwendige interne und externe Regulierungsmechanismen finden im EFQM-Excellence Modell 2010 ihren Platz. So wird bereits im letzten Grundkonzepttitel, Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft übernehmen, klar, dass ein solcher Ansatz mehr bedeutet als Müll trennen und Flaschen sammeln.
Um in Sachen Regulierung keinen Zweifel aufkommen zu lassen, wer hier den Hut auf hat, macht das EFQM-Excellence Modell 2010 im Grundkonzept „Ausgewogene Ergebnisse erzielen“ und im Teilkriterium 1c klar: „Führungskräfte exzellenter Organisationen stellen die Transparenz des Berichtswesens für die wesentlichen Interessengruppen, inklusive entsprechender Regulierungsbehörden, entsprechend deren Erwartungen sicher.“
Agilität und Risikomanagement
Wurde im bisherigen Modell das Thema Risikomanagement von Assessoren wie Anwendern gerne auf das Teilkriterium Finanzen (4b) reduziert, so zieht es sich im revidierten Modell durch die Kriterien 1b, 2c und 4b. Die Führung ist verantwortlich, im Managementsystem und im Strategieentwicklungsprozess die Komponente Chance/Risiko zu berücksichtigen.
„Agility“ war bisher vor allem Hundesportfreunden vertraut, nun werden auch Organisationen agil: Bei aller Systematik im Vorgehen, die auch das neue Modell selbstredend fordert, wird Wert gelegt auf zeitnahe, strategische Entscheidungen durch Führungskräfte, prompte Umsetzung und die Flexibilität, Dinge schnell anzupassen.
Am deutlichsten blitzt die QM-Vergangenheit des EFQM Excellence Modells in der einzigen größeren Veränderung im Kriterium 5, Prozesse, wider. Langjährige Modellanwender erinnern sich: Das EFQM-Modell nahm in der Erstfassung keinen Bezug zum Kernleistungsprozess! In einer ersten Revision wurden daher im Kriterium 5 Prozessmanagement und der Prozess zur Erbringung der Kernleistung einer Organisation verheiratet.
Weil die Vorgabe für die Arbeitsgruppe war, die Anzahl der (9) Kriterien beizubehalten, bleibt es bei dieser Zwangsehe. Aber dem Kernleistungsprozess und besonders der Vermarktung wird mehr Raum eingeräumt. Damit ist das Modell an dieser Stelle besonders für Manager ohne Qualitätsexpertise besser verständlich.
Lieferanten mit ins Boot
Im bisherigen Modell wurden Lieferanten zwar in der Überschrift zum Kriterium 4 erwähnt, aber nicht weiter angesprochen. Im neuen Modell sind sie gemeinsam und im Kontrast zu Partnern (4a) zu behandeln. Das Modell fordert von Partnern den Willen zur gemeinsamen Wertschöpfung und zum systematischen Aufbau von Netzwerken.
Interessant die Prominenz des Begriffs „Netzwerk“: Die EFQM selbst bezeichnet sich als „Mitgliedernetzwerk“. Lernnetzwerke wurden als wichtige Interessensgruppe der EFQM identifiziert. Das Grundkonzept „Kreativität und Innovation fördern“ fordert Bildung von und Engagement in Netzwerken. Im Ressourcen-Teilkriterium (4e) wird Vernetzung klar als strategische Entscheidungshilfe definiert. Da erscheinen Surfen, Chatten und Bloggen im Internet unter ganz anderem Licht!
Was muss auf die Ergebnisseite, fragte sich so mancher Neuling früher verzweifelt und schielte auf die Ansatzpunkte im Modell. Assessoren kämpften sich durch Grafiken, deren Kontext zum Vorgehen fragwürdig blieb.
Das neue Modell nimmt klar Stellung: Statt der beispielhaften Ansatzpunkte werden generische Ergebnisgruppen genannt. Der Nutzer muss den logischen Zusammenhang der für seine Organisation wichtigen Leistungstrends bestimmen. Die RADAR Logik für die Ergebnisse fordert zuerst den Nachweis von Relevanz und Nutzen (z.B. durch Segmentierung) und dann der tatsächlichen Trends, Ziele, Vergleiche und Ursachen.
Auch die oft diskutierte Frage nach Effektivität und Effizienz ist im neuen Modell eindeutig beantwortet: 6b, 7b, 8b und 9b müssen anhand von Leistungsindikatoren klare Nachweise für Effizienzsteigerungen enthalten.
Ab sofort: Nur noch 2010
Der EEA-Prozess 2010 wird bereits nach dem neuen Modell geführt werden. Die Bewerbung muss im neuen Format sein. Die EFQM hat allen Bewerbern persönliche Unterstützung zugesagt. Die EFQM bietet kostenpflichtige update- Schulungen, die für Assessoren, die 2010 im EEA-Prozess teilnehmen möchten, verbindlich sind.
Das neue Modell wird derzeit ins Deutsche übersetzt. Teilnehmer des Deutschen Excellence Forums mit der 13. Ludwig-Erhard-Preis Verleihung erhalten es am 26./27. November 2009 in Berlin. Anschließend ist es über die DGQ, die Nationale Partnerorganisation der EFQM in Deutschland, erhältlich.
Auch der Ludwig-Erhard-Preis wird 2010 nach dem neuen Modell verliehen. Doch Bewerber können ihre Unterlage auch in traditionellen Fassungen einreichen. Update-Schulungen sind im Kontext der Briefings für aktive LEP-Assessoren kostenlos.
Weitere Infos:

Interview

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„Die Modellrevision wurde von einer Gruppe ehrenamtlich zusammenarbeitender Menschen aus unterschiedlichen Organisationen unternommen – ist diese Form der Teamarbeit über nicht profitorientierte Organisationen hinaus richtungsweisend?“
„Eine Mitgliederorganisation wie die EFQM lebt selbstverständlich allein durch das Ehrenamt. Aber dieses mit- und voneinander Lernen über Grenzen hinweg kann traditionelle Unternehmen ermuntern, sich zu öffnen. Wer bei der EFQM mitarbeitet, lernt internationale Zusammenarbeit en passant!“
„Welche Pläne haben Sie als neuer CEO der EFQM für 2010?“
„Es ist paradox: Wir verlieren wie viele andere Vereinigungen Mitglieder zu einer Zeit, in der das Modell immer öfter eingesetzt wird. Die Mitglieder sind untereinander sehr aktiv. Aber es wird meine Aufgabe sein, das EFQM Excellence Modell über unsere derzeitigen Mitgliederorganisationen hinaus weithin sichtbar zu machen. Dabei liegen mir besonders die Nachwuchsführungskräfte am Herzen. Es muss uns gelingen, EFQM als das Grundwerkzeug für Manager zu etablieren, weit über die Welt der Q-Experten hinaus und egal in welcher Branche. So werden wir auch als Mitgliedernetzwerk noch attraktiver.“
Das Gespräch führte Birgit Otto
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