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Einfache Diagnose per App

Erhebung von Messdaten in Kundenfahrzeugen
Einfache Diagnose per App

Zu komplex, zu teuer, zu wenig Speicherkapazität – mit diesen Datenlogger-Problemen kämpfte Getrag Ford Transmissions in der Vergangenheit, wenn im laufenden Betrieb Messdaten über den Zustand von Doppelkupplungsgetrieben gesammelt werden sollten. Eine Datenlogger-Lösung, die ein Fünftel traditioneller Produkte kostet und die Daten von 120 Tagen speichert, sorgte für Abhilfe.

Ein Taxiunternehmen in England mit mehreren hundert Fahrzeugen brachte den Stein ins Rollen: „Der Taxi-Betrieb stellt immer extreme Herausforderungen für Getriebe dar: Der Motor wird häufig ein- und ausgeschaltet, es herrschen hohe Temperaturen, meist ist das Fahrzeug auf Kurzstrecken im Einsatz“, sagt Andreas Schneider, Verantwortlicher für die Messtechnik bei Getrag Ford Transmissions (GFT) in Köln. „Deshalb sind wir sehr daran interessiert, an diesen Fahrzeugen Kundenmessungen an den Doppelkupplungsgetrieben der Power-shift-Baureihe durchzuführen, um Informationen über den Zustand des Getriebes im echten Dauerbetrieb zu erhalten.“ Mittels an das Getriebesteuergerät angeschlossener Sensoren gilt es, Daten etwa über Schaltwege, Drücke der Hydraulik, Drehzahlen oder Drehmomentwerte zu erhalten – inklusive möglicher Fehlercodes.

Allerdings konnten die im Unternehmen verfügbaren Datenlogger gerade einmal die Informationen von 20 Stunden speichern. Dann musste das Fahrzeug zum Auslesen der Daten entweder in die Werkstatt – oder ein Techniker zum Kunden. Beides war auf Dauer nicht praktikabel. Deshalb machte sich GFT auf die Suche nach einem Datenlogger mit größerem Speichervolumen, der zudem preisgünstig und einfach zu handhaben sein sollte. Die geeignete Lösung fand man in dem Datenlogger Smartcanlog von Optimeas. Er basiert auf einer leistungsfähigen ARM-Plattform und verfügt über einen isolierten, ISO-11898 konformen CAN-Anschluss. Er unterstützt derzeit als Protokolle RAW-CAN und Multiplex-CAN. Letzteres wird von den Steuergeräten der Getrag-Getriebe verwendet. Das Gerät ist mit einem Micro-SD-Einschub ausgestattet, in dem der Getriebespezialist Speicherkarten mit 64 GB verwendet.
GFT zeichnet insgesamt 140 Kanäle über das Multiplex-Verfahren auf, maximal 200 MB Daten sammelt der Datenlogger so pro Stunde. Diese werden um den Faktor 10 komprimiert, so dass rund 0,5 GB pro Tag zusammenkommen. Damit lassen sich die Daten von etwa 120 Tagen auf dem Smartcanlog speichern. Schneider: „Verglichen mit der bisherigen Lösung ist dies ein Riesenfortschritt für uns – zumal die Parametrierung so einfach funktioniert.“ Dazu wird die Micro-SD-Karte an den PC oder das Notebook angeschlossen, um eine DBC-Datenbankdatei und eine Konfigurationsdatei aufzuspielen. Die DBC-Datei gibt Aufschluss darüber, welche Daten das Getriebe sendet. In der Konfigurationsdatei ist unter anderem festgelegt, wie groß die Datenblöcke sein sollen und ob die Daten gezippt werden sollen oder nicht.
Die Funktion des Loggers wird somit durch die Software festgelegt. Um dessen Einsatz so einfach wie möglich zu machen, entwickelt Optimeas diese exakt für die Anforderungen der Anwendung und des Kunden. Im Prinzip läuft damit auf dem Smartcanlog eine App, die flexibel angepasst werden kann. Beispielsweise lassen sich auch Vorauswertungen von Messergebnissen bereits auf dem Logger realisieren – oder auch der Anschluss an eine ODB2-Diagnose-Schnittstelle, wenn ein direktes Verbinden mit dem Steuergerät nicht möglich ist. Auch Prüfstände lassen sich damit flexibel erweitern. Zudem können Softwareupdates so binnen Minuten realisiert werden. In Zukunft können Kunden ihre Software mit einem App-Loader selbst auf den Datenlogger aufspielen.
Dann muss die Karte nur noch in den Logger gesteckt werden. Den Austausch oder das Stecken einer neuen SD-Karte erkennt der Logger selbstständig, schließt eine eventuell laufende Erfassung ab, konfiguriert gemäß den Informationen aus der DBC-Datei die Messung und startet automatisch die Erfassung. Der Smartcanlog interpretiert die vorhandene DBC-Datei und entschlüsselt damit die empfangenen CAN-Botschaften vollständig und kanalweise. Die Daten werden, mit einem Zeitstempel versehen, gemeinsam in eine Datendatei auf der SD-Karte gespeichert. Das entstehende Datenformat ist mit einer Videoaufzeichnung vergleichbar, so dass auch bei abruptem Abbruch der Messung alle Daten bis zum letzten Datenpunkt lesbar sind.
„Der große Vorteil für uns ist der wesentlich geringere Aufwand“, betnt Schneider. „Anstatt ständig Techniker vor Ort zum Kunden zu schicken, ist dies nun nur noch bei der ersten Inbetriebnahme notwendig, um die Verkabelung durchzuführen und den ortsansässigen Mitarbeitern zu erklären, auf was sie bei einem eventuellen Wechsel des Loggers in ein anderes Fahrzeug beachten müssen. Dann laufen die Messdaten automatisch auf, ein Support ist nicht mehr nötig.“
Ob das Gerät Daten mitschreibt, überwacht GFT heute mittels einer akustischen Überwachung. In der nächsten Gerätegeneration, so der Plan wird Optimeas den Smartcanlog mit einer optischen Überwachung ausstatten.
Durch sein hohes Speichervolumen sowie seine geringe Komplexität ist der Smartcanlog auch eine gute Lösung für Erprobungsfahrten – ganz gleich, wo diese auf der Welt stattfinden. Nach Ende der Fahrten wird einfach die Speicherkarte gezogen – und die Messergebnisse können ausgelesen werden. Auch die klimatischen Bedingungen spielen keine Rolle, denn der Smartcanlog steckt für den Flotteneinsatz in einem spritzwassergeschützten Automotive-Gehäuse. GFT bringt das kleine Gerät mit den Maßen 13 cm x 7,5 cm x 3 cm in der Regel im Innenraum von Fahrzeugen an.
„Der Smartcanlog erfüllt unsere Anforderungen perfekt. Und gemessen an seinem Funktionsumfang ist er preislich sehr attraktiv. Im Vergleich zu traditionellen Lösungen kostet er nur ein Fünftel“, sagt Schneider. Außerdem kann GFT die Funktionalität des Datenloggers flexibel erweitern. So denkt Schneider darüber nach, auch externe Daten wie Temperaturen, Spannungen oder Ströme zu messen. Dazu wird Optimeas das System um analoge Eingänge erweitern. Alternativ können auch CAN-Messmodule mit dem CAN-Knoten verkabelt, und so diese Daten mit dem Logger erfasst werden. ■
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