Für die Audits gerüstet

In Audits zur ISO 9001-Zertifizierung müssen auch mittelständische Industriebetriebe den planmäßigen Ablauf ihrer Prozesse lückenlos nachweisen können. Unterstützung bieten hier Smart-Industry-Lösungen. Sie erleichtern die Prozessführung und ermöglichen zugleich die automatische Dokumentation aller Vorgänge.

Um eine möglichst hohe Qualität ihrer internen Abläufe sicherzustellen und Spielräume für künftige Verbesserungen auszuloten, setzen viele Industriebetriebe auf ein systematisches Qualitätsmanagement (QM). Zum Standard haben sich dabei QM-Systeme auf Grundlage der DIN EN ISO 9001 entwickelt. Diese Norm verlangt von den Anwendern, konsequent in Prozessen zu denken und die optimale Ausprägung ihrer internen Abläufe exakt zu definieren. Die korrekte Umsetzung der Vorgaben wird alle drei Jahre in speziellen Audits überprüft.

Um die Audits erfolgreich zu bestehen und die vor allem für Zulieferbetriebe wichtige QM-Zertifizierung neuerlich zu erhalten, müssen Unternehmen die Normenkonformität ihrer Prozesse lückenlos nachweisen können. Das ist vor allem für mittelständische Industriebetriebe eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe. Denn dort hängt die vorgabenkonforme Durchführung und Dokumentation aller Abläufe noch stark von menschlicher Arbeits- und Konzentrationsleistung ab.

Ein typisches Beispiel ist die mittelständische Serienfertigung elektronischer Baugruppen. Hier werden einzelne Arbeitsschritte meist manuell ausgeführt und von zahlreichen Mess- und Prüfvorgängen begleitet, die teils fakultativ, teils gesetzlich vorgeschrieben sind. Diese oft filigranen handwerklichen Arbeiten fachgerecht durchzuführen und zu dokumentieren, erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.

Entlastung schaffen hier Smart-Industry-Lösungen, wie sie zum Beispiel von der Euromicron-Tochter Elabo angeboten werden. Das Unternehmen hat mit dem Elabo Informationsmanagement (EIM) eine Software entwickelt, die es ermöglicht, die Fertigung elektronischer Baugruppen umfassend zu steuern und dabei quasi im Hintergrund auch die Dokumentationspflichten nach DIN EN ISO 9001 zu erfüllen.

Ansatzpunkt der Lösung ist dabei die Arbeit der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Alle Konstruktions- und Messparameter, alle Montageanleitungen, Schalt- und Prüfpläne, die dort definiert bzw. erstellt worden sind, werden mit Hilfe von EIM in einer zentralen SQL-Datenbank archiviert. Von dieser Datenbasis ausgehend lenkt EIM alle Prozesse, indem es für Materialbeschaffung und Lagerhaltung, Fertigung und Qualitätssicherung sowie Service und Wartung die jeweils prozessrelevanten Datensätze extrahiert und an den einzelnen Arbeitsplätzen zur Verfügung stellt.

In diesem Zusammenhang können dann auch spezielle prozesssteuernde Funktionalitäten realisiert werden, welche die normgerechte Durchführung und Dokumentation der internen Abläufe umfassend unterstützen. So lassen sich via EIM alle Mess- und Prüfinstrumente automatisch gemäß der F&E-Vorgaben parametrisieren.

Denkbar ist auch, auf dem Arbeitsplatz-PC automatisch eine detaillierte Darstellung der jeweils durchzuführenden Fertigungsschritte einzuspielen und dem Techniker die Möglichkeit zu geben, die Ausführung der Schritte via Eingabeprotokoll zu dokumentieren.

Darüber hinaus kann mit Hilfe der Software verhindert werden, dass der Techniker einzelne Arbeits-, Prüf- und Dokumentationsschritte auslässt oder unvollständig durchführt. Eine entsprechende Voreinstellung vorausgesetzt, wird dann zum Beispiel ein Messvorgang blockiert, wenn zuvor bestimmte Montageanweisungen nicht befolgt worden sind oder deren Umsetzung nicht einwandfrei protokolliert wurde. Wird eine Zwischenmessung versäumt, lässt sich im Gegenzug die Durchführung des nächsten Montageschritts verhindern. Dazu kann etwa die Stromzufuhr einer Lötstation unterbrochen oder der Zugriff auf die nächste Folie einer Montageanleitung unterbunden werden.

Die umfassende Unterstützung der korrekten Durchführung und Protokollierung aller Arbeits- und Prüfschritte erleichtert es dem Techniker, die jeweiligen Qualitätsvorgaben einzuhalten. Darüber hinaus wird die oft mühselige, noch heute vielfach papiergestützte Dokumentation der Vorgänge vereinfacht, da alle Mess- und Prüfergebnisse auch automatisch aufgezeichnet werden können.

Quasi nebenbei entstehen so zugleich Datensätze, die für die Arbeit der F&E-Abteilungen nützlich sind. So können etwa Fehlerstatistiken, die anlässlich der Fertigung generiert werden, auf Schwächen im Konstruktionsplan hinweisen und wertvolle Anregungen bei der künftigen Entwicklungsarbeit geben. Die verbesserten Konstruktionsdaten gehen dann wieder in die Fertigungs- und Qualitätssicherungsprozesse ein. Veränderte Mess- und Prüfparameter werden automatisch auf die jeweiligen Instrumente übertragen.

Rechtssichere Archivierung

Durch den Einsatz von EIM wird auch der DIN-EN-ISO-9001-Zielsetzung Rechnung getragen, durch ein konsequentes Qualitätsmanagement Optimierungspotenziale freizulegen. Dieser Zielsetzung dient auch, dass überholte Datensätze von EIM nicht einfach gelöscht, sondern vielmehr langfristig archiviert werden. Die rechtliche Vorschrift, Konstruktions- und Prüfpläne mindestens zehn Jahre vorzuhalten, um eine fachgerechte Reparatur und Wartung älterer Produkte sicherzustellen, lässt sich damit einfach umsetzen.

Die Unterstützung einer DIN-EN-ISO-9001-konformen Prozessführung und -dokumentation kommt letztlich nicht nur den Unternehmen, sondern auch den Auditoren der Zertifizierungsstellen zugute: Zum einen sind die einzelnen Prozesse durch ihre Dokumentation in Form von Datensätzen leichter nachvollziehbar als bei der klassischen handschriftlichen Dokumentation. Zum anderen ist Dokumentenechtheit gewährleistet, da nachträgliche Manipulationen oder Ergänzungen der Aufzeichnungen quasi ausgeschlossen sind. Aufgrund solcher Vorteile spricht einiges dafür, dass die Prüfung automatischer, prozessbegleitend erstellter Dokumentationen die Zukunft des DIN EN ISO 9001 Audits sein wird. Wer Smart-Industry-Lösungen einsetzt, ist darauf schon heute vorbereitet. ■