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Kampf um Produktivität

Six Sigma bei Siemens Personal Computer
Kampf um Produktivität

Im Kampf um Marktanteile im weltweiten Computergeschäft setzt der Augsburger Computerhersteller auf statistische Methoden zur Prozessoptimierung und wurde so zum Vorreiter einer Six-Sigma Welle im Siemens Konzern.

Birgit Otto BSc MA,BO Consult, Business Excellence Moderation, Ostfildern

Montag, 13 Uhr. Black Belt Treffen. Es geht um Green Belts, Master Black Belts, Projekte und Wellen. Karate bei Siemens? Mitnichten! Die versammelten Black Belts sind die Kerntruppe einer Bewegung, mit der man beim Augsburger PC-Hersteller um drastische Produktivitätssprünge kämpfen will. Hierzu nutzt man die vom US-Unternehmen Motorola in den 80er Jahren entwickelte Six Sigma Methode.
„Six Sigma ist nichts anderes“ so Diplom Betriebswirt Ralf Becker, „als der Versuch, durch ein Team mit Hilfe statistischer Methoden einen Prozess zu untersuchen, zu messen und darauf aufbauend, deutlich zu verbessern. Das Endergebnis ist höhere Produktivität.“ Ralf Becker ist auf dem Weg zur Ausbildung als Master Black Belt und somit zuständig für Schulungen und für Unterstützung von Six Sigma Projektteams.
Für Siemens Personal Computer Systeme in Augsburg gehört die steife Brise des weltweiten Wettbewerbs zum Alltag: Die Forderung des Marktes, kundenspezifische PCs in immer kürzeren Lieferzeiten bereitzustellen, und der enorme Druck, den die zunehmende Vermarktung von Computern und Software über das Internet erzeugt, zwingen den Hardwareproduzenten zu einer noch nie dagewesenen Prozessorientierung.
Noch spuken traditionelle Vorstellungen von Menschen und Abteilungen, die sich bequem in Organisationscharts abbilden lassen, in den Köpfen. Aber die Zukunft gehört schlanken, hoch produktiven Prozessen, die wie ein Räderwerk zusammenspielen. Gerade angesichts der Geschichte des Unternehmens–1992 aus der Verschmelzung mit Nixdorf entstanden und immer bereit für eine strategische Partnerschaft- wird verständlich, wenn Senior Logistic Controller Hans-Joachim Schlichting verschmitzt zusammenfasst: „Man hat uns gesagt, vergesst die Organisation, vergesst zu wem wir gehören – kümmert euch um den Prozess!“ Schlichting ist einer von mehr als 30 „Black Belts“, die in den vergangenen zwei Jahren bei Siemens in Augsburg ausgebildet wurden, um mit Hilfe der vor allem in den USA bereits weit verbreiteten Six Sigma Methode Geschäftsprozesse um Größenordnungen zu verbessern.
Die Ausbildung zum Black Belt dauert vier Wochen, jedoch verteilt auf einen Zeitraum von vier Monaten, da jeder Black Belt Anwärter sofort ein Projekt aus seinem Arbeitsbereich bearbeitet. Diese Kombination aus Theorie und Praxis sei besonders wirksam. „Es ist das Besondere an der Six Sigma Methode“, so Peter Dippold, verantwortlich für das Ordermanagement PC, „dass Prozess-Insider die Technik erlernen und anwenden“. Während externe Berater zwar bei grundlegenden Veränderungen, wie Re-Engineering oder der Einführung von Softwaresystemen gute Arbeit leisten könnten, wisse doch niemand besser, wo die Verbesserungspotentiale liegen, als diejenigen, die tagein, tagaus die Verantwortlichen für die Prozesse seien. „Wir Black Belts stöbern ja nicht ganz neue Probleme auf, die sind allen längst bekannt. Aber wir haben jetzt eine Durchbruchsmethode, wie wir diese Probleme angehen, wie wir unsere Messpunkte anlegen, was wir messen und wie wir die Ergebnisse präsentieren,“ so Hans-Joachim Schlichting mit Zustimmung seiner Black Belt Kollegen. „Zugegeben, ich war anfangs skeptisch, wie ich das Black Belt Programm und meine riesige Aufgabe, die Schnittstelle zwischen Vertrieb und Einkauf sowie Disposition und Produktion durch ein geeignetes Planungssystem zu harmonisieren, unter einen Hut bringen sollte.“ erinnert sich Peter Dippold und fährt lächelnd fort: „Aber die Six Sigma Methode hat vielen Beteiligten die Augen geöffnet über das, was sie tun und zwar so wohl, was sie gut machen, als auch darüber, wo es immer wieder schief geht. Sie hat vielen Vorurteilen durch Zahlen, Daten, Fakten den Garaus gemacht.“ Aber auch Dinge, die bisher nur als Bauchgefühl und damit als die Meinung eines Einzelnen transportiert worden seien, hätten durch die Kraft des Faktischen neuen Schwung erhalten.
Nun rollt in Augsburg nach sieben Black Belt Wellen die Green Belt Welle an, bei der etwa 250 weitere Personen in einer etwas schlankeren Form an die statistischen Methoden zur Prozessverbesserung heran geführt werden. Die Schulung ist eine Kombination aus 3 mal 2 Tagen Lernen und konkreter Projektarbeit über einen Zeitraum von drei Monaten. Die Black Belts geben ihr Wissen als Trainer den Green Belts weiter.
„Wir wollen mehr Menschen mit diesem Prozessdenken und dieser Durchbruchsmethodik infizieren“, so Willi Kotte, zuständig für TQM und Mitglied der Geschäftsleitung, „und ihnen das Werkzeug in die Hand geben, um die natürliche Variabilität ihrer Prozesse zu erfassen und sich bei der Verbesserung auf die Ursachen zu konzentrieren, die zu großen Prozessschwankungen führen.“
Die Black Belts sind von den Vorteilen der Methode überzeugt. Nun stehen sie vor der Aufgabe, diese Überzeugung in die Breite der Belegschaft zu tragen. „Wir sind natürlich keine Wunderheiler oder Supermen, die die Verantwortung für massive Produktivitätssprünge locker pfeifend schultern“, so Willi Kotte, „aber wir haben das Wissen, um systematischen Prozessverbesserungen zum Durchbruch zu verhelfen“. So steht die Black Belt Mannschaft zur Hilfe für die Kolleginnen und Kollegen bereit, die Prozessverantwortung haben. Erfolgreich wird man gewesen sein, wenn die ehrgeizigen Ziele, die man sich für das aktuelle Geschäftsjahr gesetzt hat, erreicht worden sind. Keine leichte Aufgabe, aber nur mit regelmäßigen, deutlichen Produktivitätszuwächsen sichert sich Siemens PC die Zukunft im harten Elektronikmarkt und kann Arbeitsplätze und Know How in Deutschland halten.
Six Sigma steht inzwischen auch siemens-weit auf den Schulungsplänen. Information über Schulungsangebote und Six Sigma allgemein erhalten Sie unter der unten genannten Kennziffer.
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