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Papierkram abgeschafft

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Papierkram abgeschafft

Papierkram abgeschafft
Bild 1: Ankopplung des CAQ-Systems RQM an SAP R/2
Der Einsatz eines CAQ-Systems kann Zeit und Kosten für Prüfplanung, Prüfen, Reklamationsabwicklung und -verfolgung sowie für die zugehörigen Auswertungen erheblich reduzieren. Kein Papier mehr und zentral abgelegte sowie verfügbare Daten machen dies möglich. CAQ gestattet außerdem aufschlußreiche Auswertungen mit wenig Aufwand.

Wolfgang Bauer, Speyer, Robert Novotni, Tettnang, und Winfried Montnacher, München

Die Firma Mann+Hummel beschäftigt weltweit ca. 8 000 Mitarbeiter. Der Standort Speyer mit ca. 580 Mitarbeitern gehört zum Geschäftsbereich Industriefilter. Hier werden hauptsächlich Filterelemente, Systemkomponenten und Luftentölelemente gefertigt. Ende 1996 wurde im Wareneingang das CAQ-System RQM von einem Münchner Hersteller mit den Modulen Prüfplanung, Lieferantenbewertung, Wareneingangsprüfung und Auge eingeführt. Das Auge ist ein Auswertegenerator, mit dem jeder Anwender ohne Programmierkenntnisse direkt auf die hinterlegten Datenbanktabellen zugreifen und Auswertungen selbst generieren kann.
Das DV-Konzept
Datenverarbeitungstechnisch ist das System in der Client-Server-Architektur ausgelegt: Das heißt, es gibt eine zentrale Datenbank, den MicroSoft SQLServer. Die eigentliche Anwendung läuft nicht auf einem zentralen Rechner, sondern auf dem jeweiligen Anwender-PC, dem sogenannten Client. Die Clients hatten ursprünglich die Betriebssysteme Windows 3.11 und ´95. Aus internen Gründen mußte auf Windows NT umgestellt werden. Die angeschlossen Steinwald-Meßboxen zur Online-Meßwertübernahme mußten allerdings mit 32bit-NT-Treibern nachgerüstet werden.
Das CAQ-System ist über eine Schnittstelle an SAP R/2 angebunden (s. Bild 1), das auf einem Großrechner IBM ES 9000 mit der Datenbank DB/2 liegt, während die CAQ-Datenbank (MS SQLServer) auf einem NT-Server untergebracht wurde. Eine Konfiguration, bei der der Datenbankserver des CAQ-Systems ebenfalls auf der ES 9000 liegen würde, wäre grundsätzlich auch möglich.
Software-Zusammenspiel
Die Anstöße zu Wareneingangsprüfungen kommen vom PPS-System SAP R/2 (PPS = Produktionsplanungssystem). Einmal täglich werden die in R/2 gebuchten Wareneingänge mit den Daten Wareneingangs-, Lieferanten-, Teile-Nr. und Stückzahl durch ein Programm, das in Visual Basic implementiert wurde, an das CAQ-System RQM übergeben und die Prüfaufträge erzeugt. Die zugehörigen Lieferanten- und Teilestammdaten werden ebenfalls in regelmäßigen Zeitabständen übertragen.
Prüfpläne und Prüfablauf
Für die Implementierung der Prüfpläne wurde folgender Weg gewählt: bei erstmaliger Anlieferung eines Teils erfolgt die Erstellung des zugehörigen Prüfplans. Dazu wird auf einen Standard-Erstprüfplan (Hülsenprüfplan) zurückgegriffen, der anschließend editiert wird. Hierfür stehen Kopier- und Löschfunktionen zur Verfügung. Für gleiche Merkmale von Teilefamilien gibt es die Möglichkeit Gruppenprüfpläne zu nutzen.
Die im CAQ-System hinterlegten Prüfpläne brauchen selbstverständlich nicht mehr in Papierform kopiert und archiviert werden. Es gibt heute praktisch keinen Aufwand mehr für das Kopieren und Verteilen von Prüfplänen und Prüfanweisungen, da die Prüfanweisungen während des Prüfablaufs angezeigt werden können.
Zum Prüfen wird ein Teil der Meßergebnisse online über Steinwald-Meßboxen eingelesen. Dafür wurden Meßmittel mit RS232 – Schnittstelle beschafft. Eine merkmalbezogene Dynamisierung der Prüfschärfe reduziert den Aufwand zusätzlich. Dabei wird in vielen Fällen, je nach Lieferant und Teil, zu Skip Lot übergegangen. Während der Bearbeitung von Prüfaufträgen oder auch im Falle einer Unterbrechung kann der Status der Prüfaufträge online im CAQ-System geprüft werden.
Bereitstellung der Informationen
Insgesamt bündelt das CAQ-System eine Fülle unterschiedlichster Informationen wie Prüfpläne, -anweisungen, -ergebnisse, WE-Daten und Lieferantendaten, die vorher an verschiedenen Plätzen dokumentiert waren. Heute kann jeder über diesen CAQ-Arbeitsplatzrechner auf diese Daten zugreifen. So hat beispielsweise der Einkauf über einen Infoarbeitsplatz Zugriff auf die Lieferantenbewertung, die vom CAQ-System aus den Prüfergebnissen automatisch erstellt wird. Er nutzt diese für systematische Verbesserungen bei den problematischsten Zulieferteilen und Lieferanten.
Im Falle eines fehlerhaften Loses erstellt das System einen Fehlerbericht, der die Anzahl der Fehler, die Merkmale, ggf. die Meßwerte, den Lieferanten und alle weiteren relevanten Angaben enthält. Zur Lieferantenbewertung und für den Fehlerbericht greift das CAQ wieder auf die aus dem PPS SAP R/2 übernommenen Stammdaten.
Auge um Auge
Der Nutzen der zentral vorhandenen Information wird durch das Auge noch gesteigert.
Es bietet vor allem Mitarbeitern der Qualitätssicherung die Möglichkeit, unterschiedlichste Daten auszuwerten, ohne dabei auf die Hilfe anderer Abteilungen angewiesen zu sein. Die Ermittlung der Durchlaufzeit im Wareneingang kann so beispielsweise einfach überwacht und dadurch verringert werden. CAQ benötigt hierfür das Datum des Wareneingangs und das der Prüfauftragsbeendigung als Datenbanktabellen (s. Bild 2). Sie können als auszuwertende Spalten in die selbst erstellte Auswertung übernommen werden. Für jede auszuwertende Spalte können weitere Festlegungen wie Verdichtung getroffen werden und verschiedene Tabellenspalten lassen sich durch Formeln miteinander verknüpfen.
Akzeptanz der Mitarbeiter
Die Mitarbeiter in der Wareneingangsprüfung haben sich sehr schnell die notwendigen Kenntnisse angeeignet und arbeiten sehr gerne mit CAQ. Die EDV begrüßt es, daß das System nicht auf einer selbstgestrickten Datenbank aufgebaut ist, sondern mit unterschiedlichen Datenbanken – in diesem Fall mit dem MS SQLServer – arbeiten kann.
Dies ermöglicht das Prinzip Software-Standards mit einer offenen Systemarchitektur einzusetzen. Als Datenbankserver können alle SQL-fähigen Datenbanken eingesetzt werden. Bei dem folgenden Anwender ist dies Oracle.
Einsatz in der Sensorik und Steuerungstechnik
Die Firma ifm electronic hat weltweit 2 000 und am Standort Tettnang 800 Mitarbeiter mit den Funktionen Entwicklung, Produktion und Logistik. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt hochwertige Sensorik und Steuerungstechnik für den industriellen Einsatz. Ein weiteres Produkt ist das industrielle Kommunikationssystem ecosys asi.
Schon 1991 führte das Unternehmen unter DOS das CAQ-System RQS ein. 1996 stieg man auf das Windows-System RQM um. Die alten Datenbestände wurden dabei übernommen. Auch hier liegt datenverarbeitungsseitig standardmäßig eine Client- / Server-Architektur vor, wobei als Datenbankserver in diesem Fall Oracle zum Einsatz kommt und die Clients unter Windows ´95 betrieben werden.
Das CAQ-System besteht aus zwölf Anwender-PC´s im Wareneingang mit den Modulen Prüfplanung, Wareneingangsprüfung, Lieferantenbeurteilung und Reklamationen. Eine Anbindung an ein PPS-System wurde jedoch nicht vorgenommen.
Weniger Aufwand und weniger Fehler
Das frühere aufwendige Verteilen und Einziehen von Prüfplänen und Prüfanweisungen mit zugehöriger Dokumentenlenkung wurde mit CAQ hinfällig. Auch hier vereinfacht die Verwendung von Gruppenprüfplänen die Prüfplanung zusätzlich.
Während des Prüfablaufs werden selbstverständlich Sollwerte, Toleranzen, Prüfschärfe usw., aber auch Hinweise zur Ausführung der Prüfung angegeben, und in vielen Fällen erfolgt eine Online-Meßwerterfassung über MIS-Boxen von etew und über IEEE-Schnittstelle. Aufgrund dieser Faktoren wurde der gesamte Prüfablauf reproduzierbarer, so daß beim Prüfen selbst keine Fehler mehr auftreten.
Durch automatische Dynamisierung der Prüfschärfe, Skip Lot oder das Ausblenden verschiedener Merkmale reduziert sich der Prüfaufwand und die Durchlaufzeit verringert sich erheblich.
Auswertungen und Lieferantenmanagement
Alle Prüfergebnisse entstehen im CAQ-System und werden unmittelbar in die Datenbank übernommen. Die Prüfergebnisse stehen somit sofort in einer Form bereit, die wirksame und unaufwendige Auswertungen ermöglicht. Die Softwarepakete von RQM enthalten dazu zahlreiche Auswerte-Algorithmen: Aus den Prüfergebnissen des Wareneingangs wird zu jedem Lieferanten und für jeden von ihm gelieferten Teiletyp die Qualitätskennzahl gebildet. „Top-down“-Pareto-Analysen liefern dann nacheinander die Lieferanten und Zulieferteile mit dem größten Verbesserungspotential und bei welchen Merkmalen dieser Teile die Schwerpunkte für Korrekturmaßnahmen zu setzen sind.
Im Falle von Reklamationen können Prüfplan oder Prüf- und Liefervereinbarungen angepaßt werden; bei der Änderung eines Prüfplans kann sofort in einer eigenen Maske auf ggf. vorhandene Reklamationen zu dem bearbeiteten Teil/Typ zugegriffen werden. Hier kommen die Synergieeffekte zwischen den Modulen Prüfplanung und Reklamationsmanagement und der zentralen Datenbank zum Tragen.
Die Wirksamkeit von sogenannten Abstellmaßnahmen läßt sich wiederum anhand der Entwicklung der Zulieferteilequalität, die in die Qualitätskennzahl abgebildet wird, unmittelbar überwachen, wodurch der Qualitätskreis geschlossen wird.
Reklamationsmanagement
Reklamationen aus Produktion oder Wareneingang werden mit dem Modul Reklamationsmanagement erfaßt. Es überwacht und dokumentiert Ursachen, Abstellmaßnahmen, Verantwortliche und Termine. Insbesondere Terminverfolgung und Überwachung der Maßnahmen wird durch den 8D-Report dieses Softwarepakets, durch Übersichtslisten und online-Erledigungsvermerke erheblich erleichtert.
Lieferanten-Anschreiben, Berichte usw. werden derzeit noch in Papierform verteilt. Die im RQM-System enthaltenen Standardformulare wurden dazu an ifm-Belange angepaßt. Als nächster Schritt ist die Verteilung solcher Dokumente über e-mail geplant.
Weitere Informationen A QE 301
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