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Produktionsziel Qualität

QM-Erweiterungen in SAP R/3
Produktionsziel Qualität

Essentielle Vorraussetzung für den internationalen Wettbewerb sind Produktqualität und Qualitätssicherheit. Spezialisierte Qualitätsmanagement-Informationssysteme (QMIS) bieten die geforderten Funktionalitäten, auch bei der Erfüllung strenger branchenspezifischer Qualitätsnormen. Hier stoßen etablierte Warenwirtschaftssysteme oft an ihre Grenzen. Wer seit Jahren in der Branche tätig ist, kann auf den reibungslosen Ablauf seiner kontinuierlich optimierten Geschäftsprozesse nicht verzichten. Er muss gesammelte Stammdaten weiterhin nutzen können. Das QMIS muss sich den vorhandenen Prozessen anpassen und nicht die Prozesse dem QMIS. Das Beispiel eines führenden Zulieferers für die Automobilindustrie zeigt, wie ein vorhandenes und funktionierendes ERP-System durch die Integration von QM-Funktionalitäten diese neuen Aufgaben erfüllt.

Die Wichtigkeit von Türen und Heckklappen als Zuliefererprodukte für die Automobilindustrie wird auf den ersten Blick oft unterschätzt. Innovative Produktionstechniken realisieren die benötigte Stabilität mit einem verringerten Gewicht und senken den Kraftstoffverbrauch. Modulbauweise senkt bei Heckklappen die Reparaturkosten nach Auffahrunfällen und führt zur Einstufung des Fahrzeugs in eine niedrigere Beitragsklasse bei der Kfz-Versicherung. Durch das Aufbringen lackierter Oberschalen auf eine stets gleiche Rahmenkonstruktion können individuelle Farbwünsche flexibler und kostengünstiger berücksichtigt werden. Weil Türen und Heckklappen im Alltag mechanisch stark beansprucht werden und als Teil des Fahrgastraumes hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen (Crashverhalten) sind die Anforderungen der Automobilhersteller an die Qualität der zugelieferten Teile in diesem Bereich sehr hoch. Überwachung und Nachweis der geforderten Qualitätssicherheit lassen sich beim Zulieferer nur mit Hilfe eines durchgängigen Qualitätsmanagements wirtschaftlich verwirklichen. Das gilt insbesondere, wenn unterschiedliche Modelltypen verschiedenster Baujahre als Ersatzteile für die Reparatur von Gebrauchtfahrzeugen verfügbar sein müssen.

Türsysteme und Strukturelemente
Die 1998 aus dem Metallbereich der YMOS AG entstandene Wagon Automotive GmbH in Waldaschaff gehört zum 6500 Mitarbeiter starken Wagon-PLC-Konzern und ist heute Marktführer bei Türsystemen und Strukturelementen in Leichtbauweise für Kraftfahrzeuge (Bild 2). Das aus einem 1926 gegründeten Kleinbetrieb gewachsene Unternehmen beliefert seit 1948 die Automobilindustrie.
Dabei ist der Standort Waldaschaff mit seinen ca. 1000 Mitarbeitern nicht nur Produktionsstandort, sondern zugleich Engineering-Zentrum und Headquarter für Zentraleuropa. Entwickelt werden hauptsächlich Karosserie- und Türstrukturen sowie Rahmen, Zierteile und Crashsysteme.
Bis zur Übernahme durch Wagon-PLC setzte YMOS SAP R/2 ein. Nach der Übernahme waren wichtige Zentralfunktionen nicht weiter verfügbar. Um das Vakuum zu füllen, wurde ein autarkes QMIS-System notwendig. Seit November 1999 arbeitet Wagon mit dem ausgewählten CAQ-System CASQ-it 9000 vom Böhme & Weihs. Im April 2001 wurde SAP R/3 eingeführt.
ERP für Erfassung und Dokumentation
Die Stärke eines Enterprise-Ressource-Planning (ERP) Systems ist die lückenlose Erfassung und Dokumentation von Material- und Warenflüssen: Eingehende Bestellungen werden mit vorhandenen Lagerbeständen verglichen und generieren automatisiert die Aufträge zur Produktion der benötigten Einheiten. Weil auch alle zur Produktion erforderlichen Ausgangsmaterialien und -teile in der Datenbank erfasst sind, erfolgen auch die Bestellungen von Verbrauchsmaterial automatisiert über das ERP-System. Vor dem Einsatz von R/3 erfolgte eine ausführliche Analyse der geforderten Fähigkeiten; so konnte SAP ein System liefern, das auf den Bedarf eines Automobilzulieferers wie zum Beispiel Wagon Automotive angepasst war. Das von SAP entwickelte ERP-System R/3 wurde weitverbreiteter Standard. Diente es zunächst als Stücklistenprozessor für rechnergestützte Erfassung und Dokumentation von Material- und Warenflüssen, bietet es heute auch Steuerungs- und Analysefunktionen.
Funktionsbreite und Funktionstiefe
R/3 besitzt seinen Status als Software-Standard u. a. durch die große Funktionsbreite. Spezialisierte Einzellösungen haben mehr Funktionstiefe, als auf Funktionsbreite angelegte Systeme. Funktionstiefe ist erforderlich, wenn die Verbesserungspotentiale in qualitätsrelevanten Prozessen lückenlos entdeckt und genutzt werden sollen. So basieren Kostenanalysen auf einer möglichst detaillierten Qualitäts- und Betriebsdatenerfassung, wie sie nur ein spezialisiertes QMIS liefert. Die normgerechte Planung, Überwachung und Dokumentation der Produktqualität nach den von der Automobilindustrie vorgegebenen strengen Qualitätsnormen erfordert Spezialfunktionen. Ein für die Steuerung von Material- und Warenflüssen konzipiertes System bietet diese nicht im benötigten Umfang. So erkannte die Wagon Automotive GmbH schnell die Notwendigkeit eines Informationsnetzwerks mit den speziell für die Überwachung und Dokumentation der Qualitätssicherheit nötigen Funktionen und Kapazitäten. Zugleich musste jedoch die weitere Verwendbarkeit gegebener Strukturen und vorhandener(Stamm-)Daten uneingeschränkt sichergestellt werden können.
Planen, Prüfen und Analysieren
Ein modernes QMIS bietet Funktionalitäten für die Bereiche Prävention, Prüfwesen, Fehlermanagement und Managementinformation. Prozesse können so von vornherein so geplant und gebildet werden, dass ein Höchstmaß an Qualitätssicherheit verbunden mit maximaler Effizienz und größter Wirtschaftlichkeit erreicht wird. Im Bereich Prüfwesen sorgen gezielt eingesetzte Prüfroutinen für die Einhaltung der zulässigen Toleranzen. Gleichzeitig werden die Prüfkosten durch ergonomisch in den Produktionsprozess integrierte Prüfungen reduziert. Die automatisch erstellten Dokumentationen (Prüfpläne und -berichte) bilden das Bindeglied zwischen Produktion, Qualitätsmanagement, Verkauf und Reklamationswesen. Fehler werden unmittelbar erkannt und Fehlerreaktionen erfolgen, bevor teure Folgekosten entstehen. Die gleichzeitige Fehleranalyse ermöglicht einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) mit deutlich verbesserten Ergebnissen im PPM-Bereich. Das Management erhält zeitnahe, transparente Informationen als Basis für gesicherte Entscheidungen bei verkürzten Reaktionszeiten. Durch die lückenlose Vernetzbarkeit der einzelnen Module lässt sich sogar ein TQN (Total Quality Network) aufbauen, das sämtliche qualitätsrelevanten Vorgänge erfasst, dokumentiert und steuert.
Die bisherige „R/3-Integration“ vieler Softwarelösungen besteht darin, die Datenformate von SAP in das eigene System einlesen und anschließend verarbeiten zu können. Dadurch wird SAP R/3 auf Stücklistenprozessor und Datenbank reduziert: Bidirektionaler Informationsaustausch findet nicht statt, da R/3 die von den Speziallösungen weiterverarbeiteten Daten nicht mehr zurück übernehmen kann.
Das Systemhaus Böhme & Weihs geht einen anderen Weg: QM-Funktionen werden durch einen Assistenten als Einzelfunktionalitäten in Form von QM-Favoriten direkt in R/3 installiert. Diese Standard Plug-Ins eröffnen so dem SAP-Anwender komfortable Werkzeuge zum Planen, Prüfen und Analysieren.
R/3 Integration in Theorie und Praxis
Die große Sortimentstiefe der Wagon Automotive GmbH macht die Lagerhaltung vorgefertigter Produkte unwirtschaftlich und bedingt daher eine flexible Produktion, die nur mit einer geeigneten Softwarelösung realisierbar ist. Unter Verwendung von SAP R/3 gelang es, die Differenzzeit zwischen Bestellung und Lieferung auf sechs Stunden zu reduzieren. So generiert die Kundenbestellung über SAP automatisch den Ausdruck der entsprechenden Produktionslisten.
Wer Automobilhersteller beliefert, muss seine Qualitätssicherheit durch Zertifizierungen nachweisen. Da zuvor kein vollwertiges CAQ-System verwendet wurde, erfolgten die notwendigen Dokumentationen am Anfang mit Kartenlesern. Wagon Automotive stieß jedoch schnell an die Grenzen dieser Methode. Die in R/2 gegebenen QM-Funktionen wurden durch ihre eingeschränkte Flexibilität als verbesserungsfähig eingestuft, da ihre optimale Nutzung eine Umstellung vieler Geschäftsprozesse erfordert hätte. So entschied man sich zunächst zur Einführung eines separaten QMIS mit einem Stammdatenabgleich durch ASCII-Import. Eine Funktionsweise, der sich auch heute noch viele als „SAP-R/3-kompatibel“ bezeichnete Systeme bedienen.
Die Wahl fiel 1999 auf CASQ-it 9000 aus dem Hause Böhme & Weihs. Mit ihrer großen Datenkapazität stellt die Systemlösung den erforderlichen schnellen Informationsfluss sicher. Der erste erfolgreiche Einsatz des Systems war in den Bereichen Qualitätsdatenerfassung (QDE) und Prüfmittelwesen (PMW). Später kam die Wareneingangsprüfung (WE) zur Abwicklung von Lieferanten-Prüfaufträgen dazu. Die Prüfdatenerfassung erfolgt inzwischen papierlos über CAQ-Terminals. Dabei sind große Datenmengen – wie sie bei der Erfassung von SPC-Daten auftreten – kein Problem. Ohne zusätzlichen Dokumentationsaufwand gibt es quantitative Aussagen zu Einkauf, Verkauf und Fehlerraten – als Basis für ppm-Auswertungen. Die Verbindung zwischen dem QM-System und SAP R/3 erfolgt über eine RFC-Standardschnittstelle. Dies gewährleistet den reibungslosen Informationsfluss in beide Richtungen.
Integration schnell und einfach
1999 wurde das Qualitätsmanagement System CASQ-it 9000 eingeführt. Neben dem CAQ-Projektteam waren die betroffenen QS-Bereiche und die IT-Abteilung beteiligt. Die Erwartungen an das System bzw. den Anbieter waren hauptsächlich:
ldie Integration unterschiedlicher – speziell an die Anforderungen der Automobilzulieferindustrie angepasster – Funktionalitäten,
– benutzerfreundliche, ergonomische Arbeitsweise mit selbsterklärender Oberfläche und dadurch geringe Einarbeitungszeit,
– Investionssicherheit,
– die Möglichkeit von Schnittstellen zu ERP-Systemen,
– eine qualifizierte und umfassende Beratung.
So wurde die Kopplung beider Systeme durch das CASQ-it Connect-Modul ohne zusätzlichen Anpassungsaufwand realisiert. Nach eingehender Voranalyse stand die Systemverbindung in kürzester Zeit. Zudem erfreut sich das neu entstandene Gesamtsystem uneingeschränkter Akzeptanz seitens der Anwender. Es lassen sich Workflow-Objects als SAP R/3 Favoriten aufnehmen, so dass die Zusatzfunktionalitäten direkt aus dem gewohnten R/3-Umfeld aufgerufen werden können (Bild 3). Damit entfallen auch kosten- und zeitintensive Umschulungen; die erforderlichen Kenntnisse werden im Rahmen der üblichen betrieblichen Weiterbildung vermittelt.
Bevor man sich für das CAQ-System entschied, wurden zahlreiche Produkte verglichen und bewertet. Dabei stand die Ergonomie der Anwendung im Vordergrund. Entscheidungswichtig waren jedoch auch die Verfügbarkeit sämtlicher benötigter Funktionalitäten und eine langfristige Wartungssicherheit. Die erweiterten QM-Funktionalitäten werden aus R/3 heraus durch einen einfachen Mausklick aufgerufen. Für die Zukunft ist ein weiterer Ausbau der Analyse- und Schnittstellen-Funktionalitäten vorgesehen. Bedeutend ist auch die Tatsache, dass der Einsatz des QM-Systems alle Voraussetzungen für Zertifizierungen (QS-9000-tauglich) bereitstellt.
Während sich SAP früher gegen die Integration von Fremdsystemen sperrte, beabsichtigt der Hersteller nun eine Umstellung seiner Politik hin zur Zulassung geprüfter Partnererweiterungen. Denn Standard-Plug-Ins, die die Möglichkeiten von R/3 ohne Customizing-Aufwand so unmittelbar erweitern können, vergrößern nicht zuletzt den Einsatzbereich der SAP-Produkte.
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